Ein unterhaltsames Par 5 für die Mitglieder, das sie auf verschiedene Arten angehen können, ist in den Augen der Experten ein längeres Par 4. Sie erwarten, dass am Ende eine 4 auf der Scorekarte steht. Die Chance habe ich ihnen als Designer sicherlich geboten.
Vor einiger Zeit wurde ich beauftragt, ein Schlussloch für einen bestehenden Golfplatz in Skandinavien zu entwerfen. Zu diesem Zweck wurde eigens ein neues Grundstück erworben. Die Herausforderung besteht nicht nur darin, eine interessante, schöne und unterhaltsame Spielbahn zu schaffen, sondern diese auch an den bestehenden Platz anzupassen, der umgestaltet werden soll. Im Folgenden möchte ich den Denkprozess zur Erstellung des groben Entwurfs beschreiben. Ich schreibe ganz bewusst "grob", da der Entwurf während der Bauarbeiten vor Ort stets noch verfeinert wird.
Das erste Augenmerk bei einem solchen Auftrag gilt dem Kunden. Um welche Art von Golfanlage handelt es sich und welcher Typ Golfer spielt dort vorwiegend? Der Club verfügt über eine hohe Mitgliederzahl sowie eine 45-Loch-Anlage und wird von vielen Besuchern frequentiert. Fest steht auch, dass es hier keine Pläne gibt, bedeutende Profiturniere auszurichten. Nachdem klar ist, dass das Zielpublikum Amateurgolfer aller Spielklassen sein werden, von denen die Mitglieder diese Bahn auch sehr oft und regelmäßig spielen, fällt es leichter, die Zielsetzung der neu zu gestaltenden Spielbahn zu definieren.
Das Loch sollte einzigartig sein und sich gleichzeitig harmonisch in die Landschaft einfügen. Das ist nicht immer möglich, und wenn doch, darf man nicht halbherzig vorgehen. Es muss die notwendige, manchmal erhebliche Erdmenge bewegt werden, um die geleistete Designarbeit zu tarnen und ein Golfloch natürlich wirken zu lassen. In diesem Fall hatte der Club jedoch Glück mit dem Landerwerb, da das vorhandene Grundstück ein hervorragendes Design zu einem äußerst attraktiven Baupreis ermöglichte.
Der Designprozess beginnt dann mit jeder Menge Fragen: Welche geologischen oder ökologischen Probleme müssen berücksichtigt werden? Möchte ich ein schwieriges Schlussloch oder einen freundlichen Abschluss? Lang oder kurz? Wie sehen die vorherigen Löcher aus? Welche Arten von Spielbahnen existieren bereits? Gibt es in der Landschaft etwas, das das Design und den Charakter des Lochs beeinflussen kann? Wenn nicht, wie schaffen wir ein Loch, das zu den anderen passt, sich abhebt und kostengünstig zu bauen ist?
Ich möchte nicht, dass Golfer vor dem letzten Loch Angst haben, weil sie wissen, dass es ihnen Runde für Runde den Hintern versohlen wird und sie mit einem üblen Gefühl im Magen nach Hause fahren. Also besser keine langen, monströsen Schlusslöcher oder Wasserhindernisse, die zum Ballgrab werden. Mein Ziel ist es, ein interessantes, riskantes und zum Nachdenken anregendes Finish zu schaffen, das mehrere Möglichkeiten bietet, das Loch zu spielen. Sollte ein Spieler jedoch zu viel riskieren, muss die Strafe auf dem Fuße folgen. Durch ein offenes Design voller Optionen und Versuchungen haben Golfer die Chance auf ein gutes Finish und wissen, dass sie für jeden Schlagverlust einzig und allein selbst verantwortlich sind. So freuen sie sich nach einer gespielten Runde bereits auf einen weiteren Versuch - wohl wissend, dass die Chancen auf bessere Scores vorhanden sind.
Die vorhergehenden Löcher sind ein langes Par 5, ein mittellanges Par 4 mit einem anspruchsvollen Abschlag und ein solides, unterhaltsames und dennoch anspruchsvolles Par 3. Das erworbene Gelände ermöglicht es, das zu bauende Schlussloch auf bis zu 550 Meter auszudehnen, wobei der schmalste Teil nur 65 Meter breit ist. Die ersten 200 Meter sind offen und weitgehend baumlos, gefolgt von einem 350 Meter langen Tal zwischen Hängen mit Kiefern- und Birkenwäldern.Vor diesem Hintergrund stellt sich nun die Frage: Wie lang soll die Spielbahn werden und welche Designdetails sollen sie ausmachen?

»DAS WICHTIGSTE ELEMENT EINER GUTEN SCHLUSSBAHN IST DER GRÜNKOMPLEX, DENN HERVORRAGENDE GRÜNS BESTIMMEN, WIE EIN LOCH AM BESTEN VOM ABSCHLAG AUS ANGEGANGEN WERDEN SOLLTE.«
Die Lage des Grüns macht das Loch für Cracks schwierig, da sie das Grün oft mit einem mittleren Eisen angreifen. Die meisten Spieler sollten jedoch mit einem kurzen Eisen und Schlag drei angreifen. "Einfaches Par, kniffliges Birdie" könnte die Devise lauten, die für Amateur-Golfer an einem guten Schlussloch jede Menge Spaß garantiert.
Genügend Raum für ein langes Par 5 wäre zwar vorhanden, doch es gibt bereits ein solches Loch an der 15. Es existiert bereits eine wunderbar natürliche Stelle für eine Teebox für eine Spielbahn von etwa 370 Metern Länge, aber da auf dieser Anlage bereits drei Bahnen mit ähnlicher Länge existieren, wollte ich keine weitere. Ein kurzes Par 4 ergab keinen Sinn, weil es das Gefühl verpasster Chancen aufgrund verschwendeten Landes sowohl am Abschlag als auch am Grün hinterließ. Also entschied ich mich für ein Par 4½: ein Loch von 435 bis 450 Metern mit einem kurzen Fußweg vom 17. Grün, das die meisten Mitglieder wohl mit einer Drei-Schlag-Strategie angehen werden. Obwohl dieses Finish auf der Scorekarte als Par 5 deklariert wird, werden bessere Spieler regelmäßig mit einer Chance konfrontiert, das Grün in zwei Schlägen zu erreichen.
Mein Ziel ist es, erfahrenen Golfern das Leben schwer zu machen. Ich möchte alles Mögliche tun, um Birdies nicht zur Normalität werden zu lassen. Der Trick besteht darin, von allen Schlägen - selbst Recovery-Schlägen rund ums Grün - höchstmögliche Präzision zu fordern. So sehr ich die Cracks auch testen möchte, das Schlussloch muss den meisten Golfern Flexibilität und mit einem guten Annäherungsschlag ein leichtes Par bieten.
Doch widmen wir uns dem Auftakt der zu bauenden Spielbahn: Es wird lediglich ein Back Tee geben, und von den vorderen Abschlägen hat die Bahn maximal 370 Meter Länge. Um guten Spielern den Abschlag zu erschweren, lauern 245 und 270 Meter vom Tee entfernt Fairway-Bunker. Beide sind direkt auf der optimalen Linie zum Loch platziert. Dies folgt der Philosophie von John Low und Dr. Alister MacKenzie, die sagten, Bunker sollten dort angelegt werden, wo der Golfer am wahrscheinlichsten landet. Es liegt an ihm, sie zu vermeiden, und nicht etwa am Architekten, sie anderweitig zu platzieren.
Viele Longhitter legen heutzutage keinen Wert auf ideale Linien, ignorieren die Bunker und feuern ihre Abschläge einfach die linke Seite der Bahn hinunter. Meine Aufgabe ist es, diese Angriffslinie unattraktiv zu gestalten. Die meisten Mitglieder hingegen werden diese ersten Bunker nicht erreichen, und aus diesem Grund gibt es knapp 55 Meter Fairway vor diesen Fallen. Wo sie ihren zweiten Schlag ablegen sollten, wird davon bestimmt, wie schwierig die Annäherung ins Grün ausfallen soll.
Das wichtigste Element einer guten Schlussbahn ist der Grünkomplex, denn hervorragende Grüns bestimmen, wie ein Loch am besten vom Abschlag aus angegangen werden sollte. In unserem Fall ist das Grün etwa 35 Meter tief und 15 Meter breit, weitgehend rechteckig, etwa einen Meter erhöht und diagonal zur Fairway-Mitte angelegt. Je weiter rechts der Abschlag gespielt wird, desto tiefer fällt das Grün aus. Je weiter links, desto schwieriger wird es, den Ball auf dem Grün zu halten. Auch die Kontur des Grüns erfordert Präzision für den langen zweiten Schlag von links.
Ein mäandernder Graben, der von der linken hinteren Seite des Grüns über dessen linke Seite und etwa 50 Meter hinter dem Grün das Fairway hinunter verläuft, stellt zusätzliche Ansprüche an die Spielstrategie. Er dient mehreren Zwecken und fordert Spieler, die mit zwei Schlägen auf das Grün zielen, ebenso wie Golfer, die nach einem Lay-up die Fahne mit dem dritten Schlag attackieren möchten. Im Design verborgen liegt der Nutzen des Grabens: Er fängt Wasser vom Hang oberhalb und links des Grüns auf. Darüber hinaus wird es sich nicht um irgendeinen schnöden Graben handeln. Er wird unregelmäßige Böschungen haben und an seiner tiefsten Stelle wartet ein zwei Meter breiter Sandstreifen auf Bälle - ein Grabenbunker, wenn man so möchte.
Der Rest des Grünkomplexes ist frei von Hindernissen. Viel kurz gemähtes Gras dient als Auslaufzone, von der aus Golfer jede Menge Optionen haben, die Fahne anzuspielen und das Par zu retten. Für bessere Spieler kann kurzes Gras auf einem erhöhten Grün ein größeres Hindernis darstellen als viele Bunker, da gute Golfer ihren Spin bei Bunkerschlägen besser kontrollieren können. Eine Fahne aus dem Vorgrün anzuspielen verlangt dagegen oft mehr Finesse.
Diese Überlegungen sind der Ausgangspunkt für einen Kostenvoranschlag. Dieses Konzept wird allerdings noch nicht in detaillierte Pläne weiterverarbeitet, die während der Bauarbeiten auf dem Feld präzise befolgt werden können. Das Konzept ist alles, womit ich die Erdarbeiten beginne; es dient als grobe Orientierung. Abgesteckt werden lediglich die Abschlagbereiche, das Zentrum des Fairways bei 250 Metern und die ungefähre Mitte des Grüns. Da ich täglich vor Ort bin und meine eigenen Entwürfe umsetze, werden die endgültigen Entscheidungen zu Größe, Form und Höhe auf der Baustelle getroffen. Auf diese Weise können sämtliche Verfeinerungen des ursprünglichen Schemas in Echtzeit vorgenommen und ein optimales Ergebnis erzielt werden. Nur so kann ein Schlussloch entstehen, das Golfer auf Jahrzehnte hinaus fordert und sich optimal in eine bereits bestehende Anlage einfügt.
