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Next Gen Stars – Teil 2

The Kids Are Alright

Von Rüdiger Meyer, Fotos: USGA

WELT BESTE


Wenn jemand eine Wette auf den nächsten Golf-Superstar abschließen möchte, gibt es für Jackson Koivun sicher die schlechtesten Quoten. Seine Dominanz zeigt sich in der Amateur-Weltrangliste, wo sein Vorsprung auf vier der direkten Verfolger, Ben James, Ethan Fang, Jase Summy und Preston Stout, größer ist als deren Abstand zu Platz 32.

PRESTON STOUT

2025 gewann Stout die Zählspiel-Qualifikation bei der US Amateur Championship, wo er im Achtelfinale dem Schotten Niall Shiels Donegan unterlag. Die Revanche folgte beim Walker-Cup-Sieg der Amerikaner. Dass Stout dort mit Ethan Fang im Vierer spielte, ist kein Zufall. Beide sind Texaner und führten gemeinsam die Oklahoma State University zum College-Titel. Dabei zeigte Stout gegen das Team aus Großbritannien und Irland Tiger-Woods-Parallelen: Er verlor beide Vierer, gewann aber beide Einzel überzeugend.

JASE SUMMY

Neben Jackson Koivun war der 21-Jährige einer der Erfolgsgaranten für den amerikanischen Walker-Cup-Triumph in Cypress Point. Mit drei Punkten aus vier Matches steuerte Summy die meisten Zähler zum US-Erfolg bei. Der Texaner macht im kommenden Jahr seinen Abschluss an der University of Oklahoma, wo er in seinem Senior-Jahr noch ein paar Erfolge sammeln will, um sich von Platz vier an die Spitze des PGA Tour University Ranking zu schieben und sich so die volle Spielberechtigung für die PGA Tour zu sichern.

Next Gen Stars: Ethan Fang (l.), Preston Stout (r.)Next Gen Stars: Ethan Fang (l.), Preston Stout (r.)
Ethan Fang (l.), Preston Stout (r.)

ETHAN FANG

Dass der 20-Jährige 2025 die Amateur Championship in Royal St. George's gewann, ist nicht nur beachtlich, weil er erst der zweite US-Sieger in den letzten 45 Jahren war. Für Fang war es auch das erste Mal überhaupt, dass er seinen Fuß auf europäischen Boden setzte. Für den Texaner die Krönung eines Jahres, das ihm den College-Titel mit seinem Uni-Team von der Oklahoma State sowie den Walker-Cup-Titel bescherte, zu dem Fang eineinhalb Punkte beisteuerte. 2026 wird aber noch besser für Fang, weil er sich das Startrecht für das Masters und die US Open in Shinnecock Hills gesichert hat.

JACKSON KOIVUN

Scottie Scheffler mag über all seinen Kollegen thronen, aber mit Jackson Koivuns Dominanz bei den Amateuren kann auch er nicht mithalten. Der 20-Jährige hat bereits eine Karte für die PGA Tour in der Tasche, sobald er Profi wird. Dass er noch nicht gewechselt hat, wirkt wie Geldverschwendung. Koivun war bei seinen letzten vier Starts auf der PGA Tour Elfter, Sechster, Fünfter und Vierter und verzichtete auf 800.000 Dollar Preisgeld, unter anderem weil er beim Walker Cup spielen wollte. Für Patrick Cantlay sicher unverständlich...

The Kids Are Alright: Michael La Sasso (l.), Tommy Morrison (r.)The Kids Are Alright: Michael La Sasso (l.), Tommy Morrison (r.)
Michael La Sasso (l.), Tommy Morrison (r.)

TEAM PLAYER


Als Teil der diesjährigen Walker-Cup-Teams hatten diese vier die seltene Ehre, den legendären Cypress Point Golf Club spielen zu dürfen, zugleich übten sie schon mal für den Ryder Cup. Schließlich sammelten auch Bryson DeChambeau, Matt Fitzpatrick, Justin Thomas, Jordan Spieth, Tommy Fleetwood, Patrick Cantlay, Rory McIlroy und unzählige andere im Walker Cup erste Erfahrungen im Kontinentalwettstreit.

MICHAEL LA SASSO

Der Schwung des amtierenden College-Champions der USA wird in keinem Lehrbuch auftauchen. Der Rückschwung endet auf halber Strecke und vor dem Durchschwung macht er eine Schleife, die selbst Jim Furyk neidisch werden lässt. Der Konstanz seines Schwungs tut dies keinen Abbruch. Der 21-jährige Ole-Miss-Student ist aktuell Zweiter des PGA Tour University Ranking und hat berechtigte Hoffnungen, gleich nach dem Studium auf der großen Tour durchstarten zu können.

CHARLIE FORSTER

Was für die Amerikaner das PGA Tour University Ranking ist, ist für Europäer das Global Amateur Pathway Ranking, das Nicht-Collegestudenten einen Weg auf die DP World Tour ermöglicht. Zwar ging der 22-jährige Engländer an die Uni, blieb nach dem Abschluss aber noch Amateur. Dass seine größten Amateur-Erfolge denen von Justin Rose als Amateur ähneln, wirkt fast prophetisch. Rose bildete mit Ian Poulter ein kongeniales Ryder-Cup-Duo; Forster spielte mit Poulters Sohn Luke bei der St. Andrews Trophy sowie im Walker Cup und holte dreieinhalb Punkte aus vier Matches.

TYLER WEAVER

Der Engländer war bis vor Kurzem bester Europäer im World Amateur Golf Ranking und daher auch der Anker für das britisch-irische Team beim Walker Cup. Kapitän Dean Robertson schickte den 20-Jährigen in allen vier Sessions als Ersten raus, wodurch er immer auf US-Schwergewicht Jackson Koivun traf und am Ende nur einen Punkt holte. Das Talent des Weltranglisten-Elften ist aber unbestritten. Der Sohn eines Jockeys studierte an der Florida State und wurde gleich "Freshman of the Year" seiner Division, was ihn in die Fußstapfen von Brooks Koepka treten ließ.

TOMMY MORRISON

Der Neunte der Amateur-Weltrangliste teilt sich einen Spitznamen mit Baseball-Legende Randy Johnson: "the Big Unit". Der 21-Jährige misst für einen Golfer ungewöhnliche 2,07 Meter, hat die Statur eines Schranks und haut den Ball meilenweit. 2024 gelang ihm das Kunststück, als erster Amerikaner die European Amateur Championship zu gewinnen, und bei der anschließenden Open in Royal Troon schaffte er den Cut. Aktuell befindet sich Morrison im Abschlussjahr an der University of Texas und zählt als Fünfter des PGA Tour University zu den Spielern, die auf einen Karriereanschub durch eine feste Spielberechtigung hoffen können.

Next Gen Stars: Luke Poulter (l.), Charlie Woods (r.)Next Gen Stars: Luke Poulter (l.), Charlie Woods (r.)
Luke Poulter (l.), Charlie Woods (r.)

GROSSE NAMEN


In den sportlichen Fußstapfen eines erfolgreichen Vaters zu wandeln ist nie leicht. Jack Nicklaus' Sohn Gary schaffte es nie auf die PGA Tour und Butch Harmon, Sohn von Masters-Sieger Claude, kam erst als Golflehrer zu Weltruhm. Die andere Seite der Medaille bilden Peter Alliss und Ignacio Garrido, die ihren Vätern in den Ryder Cup folgten, oder Bill Haas. Diese vier Jungs hoffen auf Ähnliches.

JACKSON BYRD

Jonathan Byrd ist vielleicht nicht der bekannteste Golfstar, aber er gewann immerhin fünfmal auf der PGA Tour, war Achter beim Masters und verdiente zwischen 2002 und 2020 fast 20 Millionen US-Dollar Preisgeld. Sein 19-jähriger Sohn Jackson folgte seinem alten Herrn in diesem Jahr an die Clemson University und vertrat die USA schon 2023 im Junior Ryder Cup sowie beim Junior Presidents Cup 2024. Dass er 2025 bei der Myrtle Beach Classic auf der PGA Tour den Cut schaffte, lässt vermuten, dass der aktuelle 146. Platz im World Amateur Golf Ranking nur eine kleine Zwischenstation sein wird.

JOHN DALY II

Der Sohn von Golf-Exzentriker John Daly schrieb eine der Feelgood-Geschichten der diesjährigen US Amateur Championship: Etwas überraschend zog der 22-Jährige, der wie einst sein Vater die University of Arkansas besucht, ins Viertelfinale ein. Schon 2021 hatte er für Aufsehen gesorgt, als er mit seinem Vater das Duo Tiger und Charlie Woods bei der PNC Championship besiegte. Für noch mehr Schlagzeilen sorgte allerdings, dass John Daly II wie sein Vater von der für ihre leicht bekleideten Serviererinnen bekannten Restaurantkette Hooters gesponsert wird.

LUKE POULTER

Während sein Vater mit Anfang 20 noch Schokoriegel im Pro-Shop verkaufen musste, kann sich Luke Poulter voll auf seine Golf-Karriere konzentrieren. Der 21-Jährige ist aktuell 26. des World Amateur Golf Ranking, gewann beide Vierer im diesjährigen Walker Cup und ist aktuell eines der vielversprechendsten europäischen Golftalente - auch wenn er bei der US Amateur Championship in der ersten Runde gegen den Sohn eines schottischen Golfjournalisten verlor. Die Feder ist manchmal dann doch mächtiger als das Schwert.

CHARLIE WOODS

Kaum einer hat es schwerer als der 16-jährige Tiger-Nachwuchs. Jeder seiner Golf-Auftritte wird akribisch beobachtet, jedes Hole-in-one (von denen er 2025 zwei schaffte) gilt als Beleg dafür, dass er Papa nacheifern kann. Allerdings sollte man die Kirche im Dorf lassen. Als 907. der Amateur-Weltrangliste ist er nur einer von vielen, auch wenn ihn die American Junior Golf Association als einen der Top-Ten-Spieler unter 18 Jahren führt. Sollte Charlie es unter dem Brennglas auf die Tour schaffen, wäre dies ähnlich hoch einzuschätzen wie Tigers Major-Siege.

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