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Rumunza Golf Club

Auf Sand gebaut

Von Jan Langenbein, Fotos: Performance 54

Mitten in Pakistan hat sich ein sechsfacher Major-Sieger einer ganz besonderen Herausforderung gestellt. Gemeinsam mit einer riesigen Mannschaft ist Nick Faldo dabei, den ersten modernen Championship-Platz des Landes zu bauen. Ein Blick hinter die Kulissen.

Pakistan und Golf - das dürfte für die meisten Golfer hierzulande in etwa so gut zusammengehen wie Sauerkraut und Nutella. Doch dazu sei gesagt, dass mit der Gründung des Karachi Golf Club 1888 Pakistan eine längere Golftradition vorweisen kann als Deutschland. Zugegeben, der Golfplatz im Kurpark von Bad Homburg nahm nur wenige Monate später den Spielbetrieb auf, aber das sind nun mal die Fakten.

130 Jahre später steht Andrew Haggar in mitten einer ehemaligen Obstplantage im Speckgürtel von Multan, einer 1,9 Millionen-Einwohner-Stadt im Herzen Pakistans und pflückt eine reife Mango von einem der schattenspendenden Bäume. Sein Blick schweift überflaches, karg bewachsenes Land, doch vor dem geistigen Auge des Golfplatzarchitekten tauchen bereits Grüns auf, wo im Moment noch Buschwerk wächst, und Doglegs, die quer über staubtrockene Trampelpfade verlaufen. Nur für ein Platzelement braucht es keine Fantasie: riesige Bunkerlandschaften. Denn Sand gibt es bereits jetzt in Hülle und Fülle.

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Dazu sei gesagt, dass mit der Gründung des Karachi Golf Club 1888 Pakistan eine längere Golftradition vorweisen kann als Deutschland.
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Wir schreiben das Jahr 2018 und Haggar, Chefarchitekt von Nick Faldos Golfplatzdesign-Company hat seine erste von bisher fünf Reisen hierher angetreten. In wenigen Jahren soll an dieser Stelle nicht nur die beste Golfanlage Pakistans, sondern des gesamten Subkontinents fertiggestellt werden. Andrew hat bereits Golfplätze in der Dominikanischen Republik und in Kambodscha entworfen und zeichnete verantwortlich für das Redesign des Faldo-Platzes in Bad Saarow für die deutsche Ryder-Cup-Bewerbung 2022. Doch ein Projekt in Pakistan ist auch für den Platzdesign-Veteranen ein echtes Abenteuer.

Zwei Jahre später in der Gegenwart angekommen, beobachtet der Architekt von seiner Heimat England aus die Fortschritte im über 6.000 Kilometer entfernten Multan, denn an internationale Reisen ist im Moment nicht zu denken. In Pakistan rollen schon seit Mai 2019 die Bagger und ein Golfplatz, der später einmal den Namen Rumunza tragen soll, wächst bereits deutlich sichtbar aus dem oder besser gesagt in den Sandboden. "Das über 3.500 Hektar große Stück Land, auf dem der Platz entsteht, ist vollkommen flach - ohne jede Höhenunterschiede. Also haben wir die Spielbahnen förmlich in die Tiefe gebaut, was einigen Löchern die Anmutung verleiht, als würden sie durch einen Steinbruch verlaufen."

Rumunza Golf Club: Nichts für Vegetarier: Gruppenbild mit Abendessen
Nichts für Vegetarier: Gruppenbild mit Abendessen
Bis dahin war es jedoch ein weiter Weg, denn der Vorsatz des Designteams, auf der Baustelle ausschließlich vor Ort vorhandene Materialen zu verwenden, erwies sich als schwieriger als gedacht. Zwar erlebt Golf in Pakistan seit mehreren Jahren ein sichtbares Wachstum und Rumunza ist nicht der einzige momentan im Land entstehende Golfplatz, bestimmtes Baumaterial war jedoch erwartungsgemäß schwierig zu bekommen. "Einige golfspezifische Maschinen mussten wir mitbringen, da sie in Pakistan nicht vorhanden waren, und perforierte Drainagerohre zu finden war ebenfalls eine echte Herausforderung", erinnert sich Haggar. Doch gemeinsam mit den Improvisationskünstlern des Bautrupps wurde diese gemeistert.

Mehr als 300 Menschen arbeiten auf der riesigen Baustelle, von denen nur sechs Expats aus England ihr Wissen und Erfahrungen im Golfplatzbau einbringen. Darunter Bauleiter Dave Mathews und einer seiner Shaper, der als Mann auf dem Bulldozer eine wichtige Rolle dabei spielt, wie der Platz am Ende tatsächlich aussehen wird. Der gesamte Rest der Truppe besteht aus Einheimischen, von denen der größte Teil noch nie einen Golfplatz betreten geschweige denn gebaut hat. Darauf ist Haggar sichtlich stolz: "Bei Faldo Design sind wir sehr darauf bedacht, die Menschen der Region mit in ein entstehendes Projekt einzubinden. Kommt auf einer Baustelle eine hauptsächlich einheimische Crew zum Einsatz, erzeugt dies eine großartige Verbindung zu den Anwohnern." Auch sein Bauleiter Dave vor Ort ist von dieser Form der Personalpolitik überzeugt und kann sich auf seine Leute absolut verlassen: "Es ist eine große Freude, mit den Arbeitern aus Pakistan gemeinsam an diesem Golfplatz zu arbeiten. Ihre Professionalität, ihr Fleiß, ihre Freundlichkeit und die Lust, jeden Tag Neues zu lernen, sind einfach fantastisch."

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