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Stroke of a Genius

Seve Ballesteros 1983

Von Rüdiger Meyer, Fotos: Getty Images

Für den 25. Ryder Cup interessierten sich nur ein paar Rentner in Florida. Doch Seves meisterhafte Performance hauchte dem Kontinentalwettstreit neues Leben ein.

Ort: Palm Beach Gardens (Florida, USA) Turnier: Ryder Cup Datum: 16. Oktober 1983 Schläger: Holz 3

Vorgeschichte


Anfang der 1980er dümpelte der Ryder Cup vor sich hin. Die amerikanische Dominanz hatte dazu geführt, dass der Pool an Gegnern immer größer wurde. 1973 holten sich die Briten Verstärkung von den Iren, 1979 kamen schließlich die Kontinentaleuropäer hinzu, um die US-Siegesserie zu stoppen. Als der Ryder Cup 1983 nach Palm Beach Gardens kam, hatten die USA 19 der letzten 20 Ryder Cups gewonnen und die Europäer 1981 auf eigenem Boden in Walton Heath mit 18,5 :9,5 vermöbelt. Der Ryder Cup war so langweilig, dass Tickets gerade mal 20 Dollar kosteten und trotzdem nicht weggingen. Die Mitglieder des PGA National zogen es vor, auf einem der anderen Plätze selber zu spielen.

Ausgangslage


Nachdem Seve Ballesteros 1981 den Ryder Cup verpasst hatte, weil er mit der European Tour über Antrittsgelder stritt, holte Tony Jacklin den Spanier 1983 zurück ins Boot. Wie gut die Entscheidung war, zeigte sich in den Vierern, in denen Seve mit dem Engländer Paul Way in vier Matches 2,5 Punkte holte und gemeinsam mit dem Duo Nick Faldo und Bernhard Langer (3 Punkte) dafür sorgte, dass zum ersten Mal in der Geschichte des Ryder Cup ein Duell auf US-Boden mit Gleichstand in den Sonntag ging. Kapitän Jacklin entschied sich daher, für die Einzel voll aufs Ganze zu gehen, und schickte sein bestes Pferd Ballesteros im ersten Match gegen Fuzzy Zoeller los, der bis dato noch nichts gerissen hatte.

Match Play


Schon frühzeitig schien es, als würde das Match seinen erwarteten Weg gehen. Seve legte gegen Außenseiter Zoeller los wie die Feuerwehr. Mit vier Birdies in Folge lag der Spanier bereits nach sieben Löchern 3 auf und schien einen Kantersieg einfahren zu wollen. Doch dann schlug der Masters-Sieger von 1979 zurück: Zoeller gewann die 12 und 13, zog mit einem weiteren Lochgewinn an der 14 gleich und an der 15 mit seinem vierten gewonnenen Loch in Folge davon. Ein Birdie von Ballesteros an der 16 brachte den Ausgleich, sodass beide schlaggleich auf die 18 gingen. Doch Ballesteros verzog seinen Abschlag ins Rough und konnte den Ball von dort nur in den Bunker hacken: Alles schien verloren.

Traumschlag


Als Ballesteros in den Bunker stieg, war die Ausgangslage alles anders als optimal. Zur Fahne blieben 224 Meter und das Grün war besser verteidigt als der Strafraum der italienischen Nationalelf. Auf der rechten Seite des Grüns lauerte ebenso Wasser wie dahinter, doch bekanntermaßen kennt Seve genauso wenig Angst wie Tom Cruise. Der Spanier griff zum Holz 3, nahm Maß, schwang durch und traf den Ball, ohne vorher auch nur ein Sandkorn zu bewegen. Der Ball stieg in die Luft und zeichnete eine atemberaubende Rechtskurve in den Himmel von Florida, die ihn fast 50 Meter nach rechts trug und kurz vorm Grün landen ließ. Ein Up and Down später hatte Seve den halben Punkt gesichert.

Nachspiel


Das geteilte Match fühlte sich für beide Seiten wie ein gewonnener Punkt an: Zoeller war Außenseiter, aber Seve hatte sich am eigenen Schopf aus dem Abgrund gezogen. Bis zum 13 : 13 blieb es ausgeglichen und zwei Matches mussten den Ryder Cup entscheiden. Am Ende verschob Bernard Gallacher einen Putt aus 1,5 Metern, der Tom Watson den Sieg brachte, und Lanny Wadkins sicherte sich durch ein brillantes Wedge ein Unentschieden gegen José María Cañizares. Die 13,5 : 14,5-Niederlage hielt Seve aber nicht davon ab, in die europäische Kabine zu stürmen und zumindest einen moralischen Sieg zu reklamieren. Und tatsächlich setzte ab 1985 eine europäische Siegesserie ein.

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