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Turkish Airlines Open, 2019

Top Ten

Darf's ein bisschen mehr sein?

Von Patrice Schumacher & Jan Langenbein, Fotos: Getty Images

Spannender als jeder "Tatort": Es gibt keine bessere Sonntagsunterhaltung als ein gepflegtes Play-off unter Profigolfern. Diese zehn Verlängerungen wird so schnell kein Beteiligter vergessen.

10

Turkish Airlines Open

Bereits das erste Sudden-Death-Loch vergangenes Jahr in Belek halbierte die Anzahl der Teilnehmer von sechs auf drei, doch die Sonne war längst untergegangen. Dennoch einigten sich Tyrrell Hatton, Matthias Schwab und Kurt Kitayama darauf, das Play-off unter Flutlicht weiterzuspielen, und schrieben somit Geschichte, denn zum ersten Mal fand die Entscheidung eines Profiturniers nach Sonnenuntergang statt. Aber nicht nur die äußeren Umstände machten die Spannung aus. Zwei Millionen Dollar lagen für den Sieger und eineinhalb Millionen für den Zweitplatzierten bereit, doch da sich am Ende fünf Spieler den zweiten Rang teilen sollten, blieben für jeden von ihnen "nur" knapp 390.000 Euro. Der 1,80 Meter lange Putt, den Matthias Schwab am vierten Extraloch verschob, machte also nicht nur Tyrrell Hatton zum Sieger, sondern kostete den Österreicher auch satte 1.420.023,58 Euro.

09

Dutch Open 2019

Als die 60. Auflage der Dutch Open in die Verlängerung ging, wollte die Mehrzahl der Zuschauer nur noch nach Hause, so schrecklich war das Wetter bereits den ganzen Tag. José María Olazábal, Ronan Rafferty und Roger Chapman kannten jedoch keine Gnade und trugen auf den Löchern 16, 17 und 18 des Links-Platzes in Kennemer eines der längsten Play-offs in der Geschichte der European Tour aus. Obwohl Chapman bereits am ersten Loch ausschied, duellierten sich die beiden verbliebenen Sieganwärter bis 20:30 Uhr. Wurde dabei großartiges Golf gespielt? Mitnichten. Am Ende gewann Olazábal mit einem Doppel-Bogey auf dem neunten Extraloch. Die stürmischen Böen und der peitschende Regen waren derart apokalyptisch, dass dem Spanier ein Ergebnis von 7 über Par allein auf den Play-off-Löchern zum Sieg reichte.

08

Polish Open 1989

Den Titel des längsten Sudden-Death-Play-offs der Golfgeschichte halten seit 1931 Cary Middlecoff und Lloyd Mangrum, die bei der Motor City Open auch nach elf Extralöchern keinen Gewinner ermitteln konnten und sich im Dunkeln auf einen geteilten Sieg einigten. 87 Jahre später waren der Franzose Mathieu Decottignies Lafon und der Tscheche Ondrej Lieser bei der Polish Open im Rahmen der Pro Golf Tour drauf und dran, diesen Rekord einzustellen. Insgesamt zehnmal spielten die beiden das 150 Meter lange 18. Loch des Gradi Golf Club in Brzezno, ehe der Franzose mit einem Birdie nicht nur seinen zweiten Saisonsieg in der dritten Liga des europäischen Profigolfs feierte, sondern als Sieger des zweitlängsten Sudden-Death-Play-offs aller Zeiten auch ein klein wenig Golfgeschichte schrieb

07: Mercedes Championships 2018 –
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Mercedes Championships 2018

13 wütende Nachrichten auf der Mobilbox: MC Hammer wollte sein Outfit zurückhaben
Mit einem Tiger Woods auf dem Höhepunkt seines Könnens hatte sich Ernie Els einen denkbar harten Gegner für den Saisonauftakt des neuen Jahrtausends auf Hawaii ausgesucht. Bereits auf der letzten regulären Spielbahn des Turniers notierten die in geteilter Führung liegenden Kontrahenten jeweils ein Eagle auf der Scorekarte und läuteten damit ein Scoring-Festival der Superlative ein. Es ging zurück an den Abschlag des über 600 Meter langen 18. Lochs des Plantation Course von Kapalua. Auch während des ersten Play-off-Lochs erreichten beide das Grün des Par 5 mit dem zweiten Schlag und spielten jeweils Birdie. Erst auf der nächsten Spielbahn, Loch 10 des Platzes, konnte sich Tiger Woods mit einem Birdie durchsetzen. Das Ergebnis von vier unter Par auf den letzten drei Löchern des Tages ließ Els keine Chance.

06: Kingsmill Championship 2000 –
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Kingsmill Championship 2000

Süßwarenladen: Die Belegschaft fremdelt noch mit den neuen Arbeitsuniformen
Nur eineinhalb Meter trennten Paula Creamer auf dem 72. Loch der Kingsmill Championship 2012 von ihrem zehnten Titel auf der LPGA Tour und ihre Gegnerin Jiyai Shin hatte den Sieg mental bereits abgehakt. Doch unglaublicherweise verschob die Dominatorin des US-Frauengolf der Nullerjahre den Elfmeter zum Sieg und fand sich in einem Play-off wieder. Insgesamt achtmal duellierten sich die beiden auf der 18 und spielten dabei ein Par nach dem anderen, ehe die Dunkelheit eine Entscheidung auf den nächsten Tag verschob. Am nächsten Tag, 16 Stunden nach Beginn des Stechens, entschied die Südkoreanerin den Marathon von Virginia am neunten Extraloch dann endlich und tankte damit so viel Selbstvertrauen, dass sie eine Woche später auch gleich die Women's British Open gewinnen konnte.

05

Million Dollar Challenge 1981

Ebenso wie Besitzer Sol Kerzner Künstler wie Frank Sinatra und Elton John mit astronomischen Gagen in sein Resort nach Südafrika lockte, verfehlte auch das Preisgeld von einer Million Dollar seine Wirkung bei den besten Golfern der Welt nicht. Die erste Ausgabe des Showturniers in Sun City bestand aus fünf Teilnehmern: Johnny Miller, Seve Ballesteros, Jack Nicklaus, Gary Player und Lee Trevino. Nach vier gespielten Runden musste ein Play-off zwischen Miller und Ballesteros über den Sieger entscheiden und der Amerikaner legte auf dem Par 3 fulminant los. Sein Eisen 6 landete 1,20 Meter neben der Fahne. Doch das beeindruckte Seve kaum, der Spanier nagelte seinen Ball zwölf Zentimeter nah ans Loch. Diesen beiden Birdies folgten sieben Löcher, die hart umkämpft mit Par geteilt wurden, ehe der Spanier sich am neunten Extraloch einen Drei-Putt leistete und Miller damit die 500.000 Dollar Siegprämie überließ.

04

Shriners Hospitals for Children Open 2010

Drei Play-off-Löcher waren nicht genug, um aus dem Trio Jonathan Byrd, Vorjahressieger Martin Laird und Cameron Percy den Sieger zu ermitteln. Da die Dunkelheit bereits über der Wüste von Las Vegas hereinbrach, entschied man sich, den vierten Versuch einer Entscheidung aus Zeitgründen auf dem 170 Meter langen 17. Loch zu unternehmen. Und dann ging alles ganz schnell: Jonathan Byrd griff zum Eisen 6 und lochte mit dem besten Schlag seiner Karriere zum Hole-in-One ein. Seine beiden Konkurrenten versuchten zwar noch, das Kunststück zu wiederholen, doch landeten beide im Wasser. Es war der erste Play-off-Sieg auf der PGA Tour, der mit einem Ass besiegelt wurde, und so viel Showtalent veranlasste sogar Turniergastgeber Justin Timberlake, auf dem Grün ehrfürchtig auf die Knie zu gehen.

03: The Masters 2012 –
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The Masters 2012

Die Tatsache, dass Seve Ballesteros 1987 beinahe ein drittes Grünes Jackett gewonnen hätte, ist vollkommen in Vergessenheit geraten, doch der Spanier war tatsächlich der dritte Mann im legendären Play-off mit dem spektakulärsten Schlag, der jemals ein Major beenden sollte. Seve verabschiedete sich am ersten Extraloch mit einem Bogey und so blieben Hometown Hero Larry Mize und Greg Norman übrig. Auf dem 11. Grün angekommen, hatte der Australier einen 15-Meter-Putt zum Birdie, malte
sich jedoch gute Chancen aus, das Turnier mit zwei Putts zu gewinnen, sah sich sein Gegner doch einem äußerst kitzligen Chip aus 45 Metern mit dem lauernden Teich direkt hinter der Fahne gegenüber. Falsch gedacht, denn Mize spielte den Chip seines Lebens und versetzte ganz Georgia in ein Delirium.

02

US Open 1931

Ehe die USGA das Play-off-Format 2018 auf zwei Löcher änderte, drohte den Führenden bei einem Gleichstand am Sonntagnachmittag das Nachsitzen am Montag bei einer weiteren Runde Major-Golf. Doch selbst diese Hardcore-Prüfung war bereits eine entschärfte Version des ursprünglichen Martyriums namens US Open Play-off. Als sich George von Elm mit einem Birdie auf dem 72. Loch einen Platz im Play-off gegen Billy Burke bei der US Open 1931 sicherte, standen am Folgetag noch 36 Löcher Nachspielzeit auf dem Programm. Auch danach teilten sich die beiden jedoch die Führung. Die Folge: erneute 36 Löcher, um den Titelträger zu ermitteln. Burke gewann am 72. Extraloch und gab danach zu Protokoll, im Laufe des Turniers 32 Zigarren geraucht zu haben, was ihm half, die Windrichtung immer richtig einzuschätzen. Kurze Zeit später reduzierte die USGA übrigens die Länge aller zukünftigen Play-offs auf "gnädige" 18 Löcher.

01: US Open 2008 –
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US Open 2008

Tag am Strand: Nur einer hatte an das passende Schuhwerk gedacht
Was muss in Tiger Woods' Kopf vorgegangen sein, als er den Putt aus knapp vier Metern auf dem 72. Loch der US Open in Torrey Pines versenkte? Pure Ekstase - das zeigten die Fernsehbilder. Doch gleichzeitig dämmerte ihm sicher auch, dass er am nächsten Tag 18 weitere Löcher auf einem gebrochenen Bein über den Platz humpeln musste. Und selbst das reichte nicht, denn nach der montäglichen Runde gegen Rocco Mediate lagen beide Kontrahenten even par und ein 19. Loch war nötig, einen Sieger zu finden. Mit einem Par gegen Mediates Bogey am 19. Extraloch besiegelte Woods seinen 14. Major-Titel, der lange Zeit ebenso unmöglich wie unausweichlich erschien. Mit diesem Sieg zementierte Woods endgültig seinen Rang in den höchsten Sphären des Sportolymps neben Jordan, Ali und Pele. Rocco Mediate konnte sich nach vielen Überstunden damit trösten, Teil des besten Play-offs der Golfgeschichte gewesen zu sein.

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