10
Die persönlichen Streitigkeiten zwischen dem Nordiren und dem kontroversen Amerikaner begannen erst 2023, doch sieben Jahre zuvor lieferten sie sich beim Ryder Cup in Hazeltine eines der größten Einzelmatchs aller Zeiten. Bereits am ersten Tee war die Stimmung elektrisch: Europas Fans sangen zum Klang des Eurodance-Hits "Freed from Desire" den brillanten Vers "Rory's on Fire, Patrick Reed is terrified!", während von der anderen Seite dumpfe "U! S! A!"-Rufe schallten. An Loch 5 brachen dann alle Dämme. Reed drivte das Grün des Par 4 und lochte zum Eagle und Match-Ausgleich. Danach hauten sich die beiden drei Löcher lang die Birdies nur so um die Uhren und ließen die Zuschauerkulisse bis zu Reeds 1up-Sieg völlig eskalieren.RORY MCILROY VS. PATRICK REED
(2016)

09
Vor dem Ryder Cup in Valderrama wirkte Colin Montgomerie weniger wie ein Profigolfer und eher wie ein Stand-up-Comedian, der den gnadenlosesten Roast aller Zeiten plante. Frustriert über die "Mrs. Doubtfire"-Rufe, die ihm nach einem wenig schmeichelhaften Kommentar vom Ex-Teamkollegen David Feherty anhingen, drehte der Schotte den Spieß um. Er wünschte sich, dass Masters-Versager Scott Hoch einen kurzen Putt lochen müsste, sagte, Phil Mickelson sei unzuverlässig, behauptete, Europa habe zwölf Spieler, die Tiger Woods schlagen könnten, und ätzte, Brad Faxon mache gerade eine Scheidung durch und sei mental nicht bei der Sache. Das US-Team war fuchsteufelswild, aber Monti unterstrich seine plumpen Attacken durch Leistung, holte aus vier Vierern drei Punkte und sicherte mit einem Unentschieden im letzten Match den entscheidenden halben Punkt zum Sieg - und schenkte dabei Hoch seinen letzten Putt.COLIN MONTGOMERIE VS. TEAM USA
(1997)

08
Bereits 1929 war es zu einem ersten Eklat gekommen, als das britische Team seinen US-Gegnern die Benutzung von Stahlschäften verbot, die bis dahin nur von der USGA, aber nicht von der R&A genehmigt waren. Vier Jahre später kochten erneut die Emotionen hoch. Als die Kapitäne ihre Aufstellungen austauschen sollten, bat US-Kapitän Walter Hagen um eine Verschiebung, da er sich noch kein Bild von seinem Team machen konnte. In der Annahme, alles sei nur ein Missverständnis, setzte man das Ganze für den nächsten Tag neu an - nur um erneut von Hagen versetzt zu werden. Als Taylor daraufhin drohte, die britische Mannschaft zurückzuziehen, erschien Hagen dann doch noch.WALTER HAGEN VS. JOHN HENRY TAYLOR
(1933)

07
Als Spanier war Seve Ballesteros bestens bewusst, wie man einen Stier reizen kann. Und so ließ Seve nichts unversucht, um das US-Team in den Wahnsinn zu treiben. 1987 erwischte es Curtis Strange, wie er sich im Buch "Us Against Them" erinnerte: "Am ersten Loch wollte ich ihn verdammt noch mal umbringen!" Was war passiert? Vor dem Turnier hatten sich beide Mannschaften geeinigt, dass man nicht auf der gedachten Puttlinie hinter dem Loch stehen darf, um die Linie für Rückputts unbeschädigt zu halten. Als Strange seinen Vierergegner José María Olazábal darauf hinwies, griff dessen Spielpartner Ballesteros ein und beschwerte sich. Nach kurzer Diskussion ging Seve zurück zu seinem Ball, chippte ihn kurzerhand ins Loch und ballte seine Faust mit Blick auf Strange. "Ich wollte ihn töten, aber war kurz davor, ihm zu applaudieren", gestand der Amerikaner.SEVERIANO BALLESTEROS VS. CURTIS STRANGE
(1987)

06
Das US-Duo war 2014 und 2016 nahezu unbesiegbar und holte im Vierer vier Siege und zwei Unentschieden bei nur einer Niederlage. Doch hinter den Kulissen brodelte es zwischen beiden, spätestens als Reed auf eine Frage nach Spieth' Stärke sarkastisch antwortete: "Das kann ich nicht sagen, mein Rücken schmerzt noch vom letzten Ryder Cup" - andeutend, dass er Jordan durchschleppen musste. Beim Ryder Cup 2018 wurde das unschlagbare Duo dann plötzlich von Kapitän Jim Furyk auseinandergerissen. In der Pressekonferenz darauf angesprochen gab Reed den Schwarzen Peter weiter: "Ich habe kein Problem mit Jordan. Das Problem liegt offensichtlich darin, dass Jordan nicht mit mir spielen wollte." Spieth verkniff sich einen Kommentar und offenbar hatte Reed auch mehr Beef mit seinem Kapitän, der ihn zweimal nicht einsetzte: "So erfolgreich wie ich im Ryder Cup bin, halte ich es nicht für clever, mich zweimal auf der Bank zu lassen."PATRICK REED VS. JORDAN SPIETH
(2018)

05
Wer glaubt, Slow Play sei ein modernes Problem, hat den Ryder Cup im Lindrick Golf Club nicht erlebt. Im Einzel zwischen dem Schotten Eric Brown und dem Amerikaner Tommy Bolt lag Brown drei Löcher vorn, als er ein unfaires Spiel seines US-Gegners witterte. Bolt soll absichtlich sein Spiel verlangsamt haben, um dem Schotten den Zahn zu ziehen. Doch Brown war selbst geschult in psychologischer Kriegsführung und schickte seinen Caddie ins Clubhaus, um einen Stuhl zu holen, auf den sich der Schotte während Bolts Schlagvorbereitung demonstrativ setzte. Nachdem Brown 4&3 gewonnen und damit seinen Beitrag zum ersten britischen Sieg seit 24 Jahren geleistet hatte, verweigerten die beiden den obligatorischen Händedruck.ERIC BROWN VS. TOMMY BOLT
(1957)

04
Obwohl die Europäer gemeinhin als große, glückliche Familie gelten, gab es auch in ihrem Team eine große Verstimmung, die aus dem desaströsen Ryder Cup 2008 resultierte. Die mit Abstand höchste europäische Niederlage nach 27 Jahren lasteten die meisten dem Führungsstil von Kapitän Nick Faldo an, was dieser nie verkraftete. 2014 fand Faldo als TV-Kommentator einen anderen Sündenbock und erklärte, Sergio García sei 2008 "nutzlos" gewesen, korrigierte die Wortwahl einen Tag später jedoch auf "mies". García konterte trocken, er würde sich "nicht auf Faldo Niveau herab begeben", und fand in den beiden Nordiren Graeme McDowell und Rory McIlroy schnell prominente Fürsprecher für seine Sicht.NICK FALDO VS. SERGIO GARCIA
(2008)

03
Selten stand ein Ryder Cup so kurz davor, in eine Massenschlägerei auszuarten, wie in Rom. Das US-Team hatte nach den ersten drei Sessions eine Abreibung wie noch nie bekommen. Schlimmer noch: Reporter berichteten, Patrick Cantlay würde aus stillem Protest über fehlende finanzielle Kompensationen ohne Cap spielen. Ein gefundenes Fressen für Europas kreative Fans, die "Go West" von den "Pet Shop Boys" zu "Hats off to your bank account" umdichteten. Das US-Team nahm die Spöttereien als Motivation, gewann die ersten beiden Matchs, und als Cantlays Vierer gegen Rory McIlroy auf die 18 ging, eskalierte das Ganze. Kaum hatte Cantlay seinen Birdie-Putt gelocht, stolzierte sein Caddie Joe LaCava wie ein kahl rasierter Gockel über das 18. Grün und provozierte Rory vor dessen Putt zum Teilen. Als sich Rory und LaCava auf dem Parkplatz trafen, musste der Nordire in ein Auto gedrängt werden, damit er in Marco Simone nicht spontan einen "Fight Club" eröffnete.RORY MCILROY VS. JOE LACAVA
(2023)

02
Die größte US-Blamage beim Ryder Cup in Gleneagle war nicht etwa die heftige Abreibung durch die Europäer, sondern die abschließende Pressekonferenz, die zur Generalabrechnung wurde. "Wir haben gute Spieler, aber Europa hat im Moment die besseren", warf Kapitän Tom Watson seiner Mannschaft den Fehdehandschuh hin und Phil Mickelson nahm ihn unmittelbar auf. "Paul Azinger hat es 2008 geschafft, jeden Spieler in seine Entscheidungen einzubeziehen", konnte sich Phil einen Seitenhieb gegen Watsons Führungsstrategie nicht verkneifen. "Leider haben wir uns von diesem erfolgreichen Plan abgewendet. Vielleicht sollten wir wieder dazu zurückkehren." Wie sich nachträglich herausstellte, war das Ganze eine Reaktion auf ein Team-Meeting am Vortag, in dem Watson unter anderem lästerte: "Ihr seid Nieten im Vierer", und ein Geschenk seines Teams an ihn ausschlug.PHIL MICKELSON VS. TOM WATSON
(2014)

01
Diese Privatfehde zog sich gleich über zwei Ryder Cups hin. Alles begann damit, dass Paul Azinger und Seve Ballesteros bei der umkämpften 1989er-Ausgabe das erste Einzel bestreiten mussten. Am zweiten Loch wollte Seve seinen Ball wechseln, weil dieser leicht beschädigt war, doch Azinger verweigerte seine Einwilligung. Der Spanier revanchierte sich, indem er behauptete, Azinger habe an der 18 einen illegalen Drop getätigt. Zwei Jahre später trafen die beiden gleich zweimal im Vierer aufeinander und erneut kam es zu Unstimmigkeiten. Ballesteros und Olazábal bezichtigten ihre US-Gegner Azinger und Beck, illegalerweise die Bälle gewechselt zu haben. Im Anschluss nannte Seve seinen US-Rivalen einen Lügner, wohingegen der wiederum dem Spanier vorwarf, bei Azingers Schlägen bewusst gehustet zu haben.