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Top Ten

Die größten Negativrekorde

Von Rüdiger Meyer

Nicht jede Bestleistung ist ein Grund, die Korken knallen zu lassen, und es gibt eine Menge Einträge in die Rekordbücher, die Tour-Pros gerne ausradieren würden. Doch wir lassen keine Gnade walten und präsentieren zum Saisonabschluss 2017 die übelsten Negativrekorde der Golfgeschichte. Top Ten goes Flop Ten!

10: Wild Thing – 32% Fairwaytre
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Wild Thing

32% Fairwaytre

Seve Ballesteros ist einer der besten Golfer aller Zeiten. Aber was er selbst auf dem Höhepunkt seines Schaffens nicht konnte, war, den Ball geradeaus zu schlagen. Nicht umsonst trug er den Spitznamen "Car Park Champion", seit er bei der Open Championship 1979 seinen Abschlag auf der 16 auf einen provisorischen Parkplatz gepfeffert hatte - und trotzdem von dort die Claret Jug holte. Doch auf der Zielgeraden seiner Karriere wurden die Drives des Spaniers immer unberechenbarer. Am allerschlimmsten erwischte es Seve im Jahr 2000. Nicht einmal jeder dritte Drive fand das Fairway. Eine Bilanz, über die sich selbst die meisten Freizeitgolfer ärgern würden. Dass er daraus allerdings immer noch 53 Prozent Greens in Regulation traf, würde selbst an guten Tagen kaum einer von uns schaffen.

09: Mister Miss – 49,5% Gir
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Mister Miss

49,5% Gir

Für einen Profigolfer reichen vier Tage, um aus einer Seuchensaison eine erfolgreiche zu machen. So war es 2008 für Shiv Shankar Prasad: Als er im Oktober sein Heimatturnier Indian Masters gewann, hatte er seinen Jahresverdienst und seine Tourkarte gesichert, obwohl seine Saison zu einer der statistisch schlechtesten gehörte, die je gespielt wurden. Denn Shiv Shankar Prasad schaffte es als einziger Spieler seit Beginn der Aufzeichnung auf PGA und European Tour, in einer Saison weniger als 50 Prozent aller Grüns zu treffen. Und dennoch hätte Johan Edfors, der 75 Prozent aller Grüns traf, ohne zu gewinnen, gerne mit ihm getauscht.

08: Abstiegsplatz – 76,09 Schläge im Schnitt
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Nervenbündel

7 Schläge Vorsprung auf neun Löchern bei den US Open vergeigt

Spoiler Alert: Mike Reasor ist der Einzige, der zweimal in diesen Top Ten auftaucht. Zunächst allerdings lediglich in einer Nebenrolle, denn bei der Caddie-Verlosung vor den US Open 1966 wurde Reasor die Tasche von Arnold Palmer zugelost. Für den 24-Jährigen schien es das goldene Ticket zu sein. Nach zwei Runden hatte Palmer die Spitze übernommen, nach dreien führte er mit drei Schlägen Vorsprung und nach einer 32 auf den Front Nine hatte Palmer sage und schreibe sieben Schläge Vorsprung. Palmers achter Major-Titel war so gut wie sicher, schließlich hatte noch niemand einen solchen Vorsprung verspielt. Doch dann begann die Legende zu bröckeln. Mit fünf Bogeys auf den zweiten neun gab Palmer seine gesamte Führung dahin. Und das Gleiche wiederholte er noch einmal im Play-off, als er nach elf Löchern mit zwei Schlägen führte - nur um am Ende mit vier Schlägen zu verlieren. Acht Jahre später sollte sich Reasor seinen Eintrag in die Annalen des Golfsports dann allerdings mit niemandem teilen müssen. Stay tuned!

07: Abstiegsplatz – 76,09 Schläge im Schnitt
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Abstiegsplatz

76,09 Schläge im Schnitt

Schlechte Runden erwischen jeden Golfer, ganz egal ob Top-Ten-Major-Sieger oder Wochenendhacker. Heute spielt man 42 Stableford-Punkte, morgen plötzlich 17. Doch Marco Bernardini hätte es 2005 auf der European Tour tatsächlich geschafft, sich mit jeder einzelnen seiner Runden hochzuspielen - angenommen, er hätte noch über ein Handicap verfügt. Ja, er hatte tatsächlich eine Runde unter 68 dabei. Aber das geschah in einem Turnier, in dem der Sieger drei 63er-Runden spielte - und Bernardini mit 68-70 den Cut verpasste. Dem standen neun Runden mit mehr als 80 Schlägen gegenüber, angeführt von einer 89 bei den South African Airways Open. Am Ende des Jahres hatte der Italiener einen Schlagdurchschnitt von 76,09 für die Saison. Seit PGA und European Tour Statistiken führen, hatte niemals jemand mehr.

06: Muphy's Law – 7 Putts auf einem Grün
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Muphy's Law

7 Putts auf einem Grün

Uns allen ist noch Ernie Els' Sechsputt auf dem ersten Grün des 2016er-Masters in Erinnerung. Aber es gibt Profis, die noch länger gebraucht haben, um die kleine Kugel in das kleine Loch zu befördern. Wie zum Beispiel Paul Lawrie. Bei den Wales Open 2010 hatte der Open Champion einen Lauf. Nach zehn Löchern hatte er sich von Platz 63 auf 4 vorgearbeitet und trotz eines Besuchs im Bunker das Grün des Par 5 in Regulation erreicht. Sein erster Putt aus 20 Metern verfehlte sein Ziel um nicht mal einen Meter. Und dennoch war es weit genug, um eine Welle zu nehmen und sich in eine Senke zu verabschieden. Drei Versuche brauchte Lawrie, um auf die richtige Ebene zu kommen. Von dort schloss er noch einen Dreiputt an. Am Ende hatte er sieben Putts und einen verpassten Cut zu Buche stehen.

05: Kurzwurst – 218 m Driving Distance
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Kurzwurst

218 m Driving Distance

Rein statistisch gesehen besteht der größte Unterschied zwischen Amateuren und Profis bei den Abschlägen. Genauer gesagt: bei der Länge der Drives. Wir können bei Rückenwind unseren besten Drive aus dem Hut zaubern - und Dustin Johnson haut seinen Ball mit einem Eisen 5 ganz locker an uns vorbei. Wie gut, dass es Michael Brannan gibt. Der vielversprechende Amateur - er war mit 15 Jahren jüngster US-Amateur-Sieger, bis ein gewisser Tiger Woods kam - wurde als Profi von der harten Realität eingeholt. Natürlich spielte er in einer anderen Ära, in der Driver-Köpfe noch klein und Schäfte aus Stahl waren. Aber auch 1982 schlugen die Besten ihre Drives schon 250 Meter weit. Brannan hingegen hing bei einer durchschnittlichen Drive-Länge von 218 Metern fest. So kurz, dass sich heute selbst viele Freizeithacker darüber ärgern würden. Grund genug für Brannan, die Profikarriere 1983 mit 27 Jahren zu beenden.

04: Bogey-Man – 25% Bogey-Wahrscheinlichkeit
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Bogey-Man

25% Bogey-Wahrscheinlichkeit

Profis sind in zwei Dingen besonders gut: Birdies zu spielen und Bogeys zu vermeiden. So hatte Tiger Woods in seiner Übersaison 2001 4,3 Birdies, aber nur 1,75 Bogeys pro Runde. Im Schnitt spielt ein PGA-Tour-Profi 50 Prozent mehr Birdies als Bogeys. Umso schockierender ist es, was Bob Byman 1983 zustande brachte. Der PGA-Tour- und vierfache European-Tour-Gewinner hatte in jenem Jahr die Scheiße am Schläger. Nur an jedem zehnten Loch konnte der Amerikaner ein Birdie notieren. An jedem vierten Loch, das er in der Saison absolvierte, musste er derweil ein Bogey hinnehmen. Kein Spieler seit 1983 spielte mehr.

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Streichergebnis

15 über Par auf einer Spielbahn

Nur die Besten der Besten qualifizieren sich für die vier Major-Turniere. Das bedeutet jedoch nicht, dass es dort nicht auch zu Desastern kommen könnte. Beim Masters ist dies nicht ungewöhnlich, schließlich spielen dort ehemalige Sieger bis weit nach ihrer Blütezeit - wie Billy Casper, der 2005 an der 16 elf über Par spielte. Auch bei der PGA Championship, die Teaching Pros Startplätze einräumt, würde man damit rechnen. Und tatsächlich sorgte ein Club Professional für das schlechteste Loch der jüngeren Major-Geschichte - allerdings bei den US Open. Ray Ainsley hatte sich 1938 für das Turnier in Cherry Hills qualifiziert. Seine Unerfahrenheit wurde ihm schließlich an der 16 zum Verhängnis, wo er den zweiten Schlag an diesem Par 4 in ein Wasserhindernis spielte. Statt einen Strafschlag zu nehmen, wollte er ihn spielen, wie er liegt. Dummerweise bewegte sich der Ball aber mit der Strömung und Ainsley hackte wieder und wieder dran vorbei. Am Ende hatte er eine 19 auf der Scorekarte.

02: Waterboy – 7 Bälle im Teich
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Waterboy

7 Bälle im Teich

Seinen Spitznamen "Wild Thing" verdankt John Daly nicht nur seinen wilden Drives, sondern auch seinen ständigen Wutausbrüchen. Eine davon kam bei den Australian Open 2011. Weil er nach zehn Löchern bereits sieben über Par lag, war die Laune des Hosenclowns ohnehin schon am Boden. Dann spielte er den falschen Ball aus dem Bunker - und wie bei einer Comicfigur konnte man beobachten, wie sich eine Wutwolke über Dalys Kopf zusammenbraute. Sein erster Drive an der Elf landete im Wasser, der zweite flog hinterher. Ein Spielgerät nach dem anderen beförderte er ins Nass. Nach dem siebten nahm Daly seine sieben Sachen, verabschiedete sich von seinen Spielpartnern, ging nach Hause und erklärte seinen Ausstieg via Twitter so eloquent, als hätte es William Shakespeare verfasst: "Wenn dir die Bälle ausgehen, gehen dir die Bälle aus!"

01: Die Hard – 123 Schläge auf der Scorekarte
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Die Hard

123 Schläge auf der Scorekarte

Im Januar dieses Jahres spielte Justin Thomas bei der Sony Open erst eine 59 und im Anschluss eine 64. Die 123 Schläge für 36 Löcher waren ein PGA-Tour-Rekord - und exakt so viele, wie Mike Reasor 1974 bei den Tallahassee Open für 18 Löcher brauchte. Doch Reasor war kein Hochstapler oder Möchtegern-Golfer, der sich ins Feld geschlichen hätte. Der ehemalige Caddie war ein gestandener Profi, der 1971 einen zweiten Platz auf der PGA Tour holte und sich bei der Tallahassee Open sogar ins Wochenende gespielt hatte. Dummerweise ging er nach der Runde auf einen Ausritt, wurde vom Pferd abgeworfen, brach sich zwei Rippen, riss sich das Kreuzband und kugelte sich eine Schulter aus. An Golf war nicht zu denken, aber damals hing die Teilnahme am nächsten Turnier davon ab, dass man den Cut schaffte und das Turnier komplettierte. Also biss sich Reasor durch. Er humpelte über den Platz, schlug den Ball einarmig mit einem Eisen 5 und spielte Runden von 123 und 114 am Wochenende. Eine bemerkenswertere Leistung als die von Justin Thomas.

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