Featured StoriesFeatured Stories

Top Ten

Die fiesesten Spitznamen

Von Rüdiger Meyer, Fotos: Christoph Ratjen

Eigentlich sollte man meinen, dass mit Verlassen des Schulhofs und Beginn des Berufslebens das Martyrium aller Übergewichtigen, Langsamen oder schlichtweg komischen Vögel ein Ende hat. Falsch gedacht! Wir präsentieren: die zehn fiesesten Spitznamen in der Geschichte des Profigolfs.

10: SKIPPY – AL GEIBERGER
10

SKIPPY

AL GEIBERGER

Al Geiberger ist den meisten bekannt, weil er die erste 59 in der Geschichte der PGA Tour spielte. Doch sein Spitzname war nicht etwa "Mr. 59", "Record Breaker" oder Ähnliches. Bereits vor seiner magischen Runde hatte sich Geiberger einen anderen Spitznamen gesichert. Und schuld waren seine Essgewohnheiten, bei denen heutige Ernährungswissenschaftler entsetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würden. Denn Geiberger verspeiste während der Runde immer Sandwiches mit Erdnussbutter. Und weil Skippy die bekannteste Marke des Brotaufstrichs war, hatte der Kalifornier seinen Spitznamen weg.

09

ALL DAY

GLEN DAY

Es gehört schon einiges dazu, auf der PGA Tour eine Strafe wegen Slow Play zu bekommen. Seit 1995 gab es dort neun Runden unter 60, aber nur zwei Zeitstrafen. Eine davon ging an Glen Day. Tatsächlich war er so langsam, dass er ausgerechnet vom selbst nicht gerade als Schnellspieler bekannten Jack Nicklaus den Spitznamen "All Day" angehängt bekam. Der Name war so einprägsam, dass er schnell Eingang in TV-Übertragungen fand - und Day ihn nutzte, um seine Golfbälle zu markieren.

08

OHIO FATS

JACK NICKLAUS

Wer im Golfsport genug geleistet hat, kann seinen Spitznamen selber bestimmen: Eldrick "Tiger" Greg "The Shark" Norman oder Jack "Golden Bear" Nicklaus. Doch bevor sie den Golfsport dominierten, hatten ihre Kollegen deutlich fiesere Spitznamen für sie parat. So wurde Tiger Woods von seinem Stanford-Golfteam "Urkel" genannt - nach dem tollpatschigen Nachbarn aus der Sitcom "Alle unter einem Dach", vermutlich der einzige andere Afroamerikaner, den die Kollegen außer Tiger kannten. Noch übler erwischte es jedoch Jack Nicklaus. Weil er Publikumsliebling Arnold Palmer den Rang streitig machte, übergoss ihn Arnie's Army mit Hass und versuchte, den damals pummeligen Nicklaus mit "Ohio Fats"- oder "Fat Jack"-Rufen aus der Ruhe zu bringen.

07: BUGS BUNNY – DON MASSENGALE
07

BUGS BUNNY

DON MASSENGALE

Spitznamen aufgrund optischer Merkmale sind die simpelste Form des Gruppen-Mobbings. Mason Rudolph trug den Beinamen "Spy", weil seine Brille ihn wie einen Geheimagenten aussehen ließ (heute würde er vermutlich "Harry Potter" heißen). Julius Boros wurde wegen seines kräftigen Baus und dunklen Gesichts "Moose" gerufen, Craig Stadler hieß wegen seines prägnanten Barts "The Walrus". Doch keiner war fieser - und treffender - als der Spitzname "Bugs Bunny" für Don Massengale, den er mit seinen zwei auffälligen Schneidezähnen verdiente, die nach jedem Schlag aus seinem zusammengekniffenen Mund herausragten.

06: DEADMAN – JACK MCGOWAN
06

DEADMAN

JACK MCGOWAN

Jack McGowan dürfte selbst für die meisten Golf-Insider ein unbekannter Name sein, schließlich gewann er nur einmal auf der PGA Tour: bei der Mountain View Open 1964. Doch bei den Caddies war der Amerikaner bekannt wie ein bunter Hund. Denn alle amüsierten sich über eine besondere Eigenheit. Kaum hatte McGowan einen schlechten Schlag, fing er das Lamentieren an: "Oh Mann, ich bin tot. Ich bin tot. Da drüben bin ich tot. Einfach nur tot." Kein Wunder, dass die Caddies ihn fortan "Deadman" nannten.

05

DRESSES

AARON BADDELEY

Bei manchen Spitznamen braucht es ein paar Minuten, bis der Groschen fällt. So etwa beim Spitznamen "Dresses" für Aaron Baddeley. Wurde er so genannt, weil er mal in Frauenkleidern erwischt wurde? Oder weil er sich gerne herausputzt? Nein, das Gegenteil. Denn Tourkollege Dean Wilson fiel auf, dass Baddeley immer in Lumpen auf der Driving Range und dem Platz unterwegs war. Clevererweise machte sich Wilson dabei zunutze, dass der Australier bereits zwei Drittel des Spitznamens im Ausweis stehen hatte. "Dresses" fungiert daher wie ein Mittelname: Aaron "Dresses" Baddeley - Aaron kleidet sich schlecht.

04

TWO CHIP

T.C. CHEN

Die Zweckentfremdung von Initialen ist ein dankbares Einfallstor für fiese Spitznamen. Bei dem Taiwanesen T.C. Chen stehen die Initialen eigentlich für Tzechung. Doch nach einem Fauxpas bei der US Open 1985 bekamen die Buchstaben eine ganz neue Bedeutung. Dank des ersten Albatros in der Geschichte der US Open ging er als Führender in die Finalrunde. Dann verfehlte er an Loch 5 das Grün, blieb beim Chip im Rough hängen und traf im Durchschwung den Ball ein zweites Mal. Der Titel war dahin und aus Tzechung Chen wurde "Two Chip" Chen.

03

THE FOUR STROKE PENALTY

CHI

Spitznamen beziehen sich in der Regel auf etwas dem Spieler Inhärentes, sei es sein Aussehen, eine Eigenart oder sein Spiel. Doch der Spitzname von Chi-Chi Rodríguez nimmt in erster Linie auf dessen Wirkung in Richtung seiner Mitspieler Bezug. Der Puerto Ricaner war einer der größten Spaßvögel auf der PGA Tour und ein enormer Publikumsliebling. Wo immer er sich auf dem Platz befand, war die Hölle los. Er alberte mit den Zuschauern, tanzte über das Grün und warf seinen Hut. Nicht selten verloren die Mitspieler den Faden ob dieser Mätzchen. Für sie war eine Paarung mit Rodríguez wie eine "Four Stroke Penalty".

02: AVIS – PAYNE STEWART
02

AVIS

PAYNE STEWART

1962 versuchte die Mietwagenfirma Avis verzweifelt, den Abstand zu Marktführer Hertz zu verringern. Eine clevere Werbeagentur nahm das Underdog-Image an und kreierte den Slogan "When you're only No.2, you try harder". Obwohl Payne Stewart bereits 1982 sein erstes Turnier auf der PGA Tour gewann, hing auch ihm das Label des ewigen Zweiten an. Er verlor seine ersten fünf Play-offs, warf mehrere Major-Siege weg und landete zwischen 1984 und 1987 achtmal auf dem zweiten Platz, ohne zu siegen. Genug Beweise für die Caddies, um Stewart hinter vorgehaltener Hand "Avis" zu rufen.

01: THE MAN WITH THE PLASTIC ARM – JOHNNY MILLER
01

THE MAN WITH THE PLASTIC ARM

JOHNNY MILLER

Es ist sicherlich keine Ehre, den gleichen Spitznamen wie "Desert Fox" Erwin Rommel zu haben. Aber für Johnny Miller, der die Bezeichnung für seine großen Erfolge bei Turnieren in der Wüste erhielt, war es noch die angenehme Alternative. Denn hinter seinem Rücken hatte Tourkollege Lanny Wadkins einen ganz anderen Spitznamen gefunden: "The Man with the Plastic Arm". Was man im ersten Moment für ein Kompliment für seinen Schwung halten könnte, ist in Wahrheit eine Breitseite in Richtung von Millers - nun ja, nennen wir es - gesundem Selbstvertrauen gewesen. Gegenüber "Golf Digest" erklärte Wadkins den Hintergrund: "Johnny findet immer einen Weg, sich selbst auf die Schulter zu klopfen."

Featured Stories