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Top Ten

Master(s) of Disaster

Von Rudi Schaarschmidt, Fotos: Getty Images

Sieben Top-Ten-Ergebnisse bei 15 Turnierteilnahmen sind für einen Profigolfer ein Grund zum Feiern. Handelt es sich beim Hauptdarsteller um Rory McIlroy und bei der Bühne um den Augusta National Golf Club, wird diese Darbietung allerdings zum Drama. Wir präsentieren: Rorys schmerzhafteste Knieschüsse und Totalaussetzer beim Masters Tournament.

10: 2015 – 4. PLATZ
10

2015

4. PLATZ

Nach Siegen bei der Open und der PGA Championship im Jahr zuvor hatte Rory beim Masters 2015 die Chance, einen lupenreinen Major-Hattrick einzufahren und gleichzeitig den Karriere-Grand-Slam einzutüten. Sein neues Selbstbewusstsein formulierte er vor dem Turnier: "Augusta ist ein einschüchternder Ort, wenn man das erste Mal hierherkommt. Ich hatte das Gefühl, dass ich manchmal etwas zu viel Respekt davor gezeigt habe." Nach einer soliden 71 am Donnerstag lief der Titelfavorit mit einer desaströsen 40 auf den Front Nine am Freitag, die er mit einem Doppel-Bogey abschloss, sogar Gefahr, den Cut zu verpassen. Auf den zweiten neun erinnerte sich Rory daran, dass er zu diesem Zeitpunkt der beste Golfer der Welt war, und bekam mit vier Birdies und einem Eagle gerade noch einmal die Kurve.

09

2022

2. PLATZ

Zugegeben, einen zweiten Platz in eine Liste der größten McIlroy-Desaster beim Masters zu packen, ist frech. "Enttäuschend" trifft als Attribut auf die beiden 73er-Runden, mit denen Rory das Turnier 2022 eröffnete, eher zu, bedeutete dieser Stolperstart schließlich, dass er mit satten zehn Schlägen Rückstand auf den Führenden Scottie Scheffler praktisch chancenlos ins Wochenende ging. Für ein Jahrhunderttalent wie Rory McIlroy hätte seine famose 64 am Sonntag gekrönt von dem eingelochten Bunkerschlag an der 18 normalerweise für ein Grünes Jackett gereicht. Er selbst konnte der sonntäglichen Aufholjagd viel Positives abgewinnen: "Das war das erste Jahr seit langer Zeit, in dem ich Freude in Augusta empfand. Es war, als hätte ich eine mentale Barriere überwunden."

07: 2017 – GETEILTER 7.
07

2017

GETEILTER 7.

"Ich muss meinen Golfball wechseln", lautete Rorys frustriertes Fazit nach Runde 4 beim Masters 2017. "Ich hatte die gesamte Woche über das Gefühl, dass mein Golfball im Wind merkwürdige Dinge tut. Mein Schwung ist so gut wie schon lange nicht mehr und auch mein Putten fühlt sich sehr gut an, lediglich meine Drives waren in dieser Woche nicht so, wie sie hätten sein sollen." Mit dieser Selbstanalyse traf er den Nagel auf den Kopf, waren es doch die Abschläge, eigentlich die effektivste Waffe in seinem Arsenal, die am Donnerstag und Freitag eine Platzierung in Schlagweite zu den Führenden verhinderten. Eine starke Finalrunde, bei der Mitspieler Matt Kuchar ein Ass auf der 16 spielte, brachte zwar ein weiteres Top-Ten-Ergebnis ein, mit dem Sieg hatte McIlroy 2017 aber zu keiner Zeit etwas zu tun.

06

2014

GETEILTER 8.

Die Ego-Kränkungen begannen 2014 bereits am Freitag, als bei einer hässlichen 77er-Runde erneut eine markerschütternde 40 auf den zweiten neun zu verkraften war. Der damit verbundene Absturz auf dem Leaderboard bedeutete, dass Rory am Samstag mit Augusta-National-Mitglied Jeff Knox als Zähler auf die Runde ging. Knox wies mit 70 Schlägen die damalige Nummer neun der Welt in ihre Schranken, denn McIlroy brachte eine 71 ins Clubhaus. Am Sonntag lief Rory zu großer Form auf, stolperte allerdings tollpatschiger als Donald Duck über die Par-5-Löcher, ließ dort mindestens vier Schläge liegen und haderte mit einer weiteren vergebenen Chance: "Es war eine frustrierende Woche, denn ich hatte vom Abschlag bis zum Grün das Gefühl, genauso gut zu spielen wie die Führenden."

05: 2012 – GETEILTER 40.
05

2012

GETEILTER 40.

Nach der kompletten Kernschmelze im Jahr zuvor - dazu kommen wir noch - und der Tatsache, dass Rory das Masters 2012 mit einem Doppel-Bogey am ersten Loch begann, war es umso beeindruckender, dass sich der Nordire zur Halbzeit mit lediglich einem Schlag Rückstand auf die Führenden Fred Couples und Jason Dufner auf dem geteilten dritten Platz des Leaderboards wiederfand. Ein erneutes Doppel-Bogey auf Bahn 1 am Samstag läutete dann jedoch ein absolutes Horrorwochenende ein, das bis heute das schlimmste in Rorys Karriere bleiben sollte. Drei Doppel-Bogeys und neun Bogeys auf 36 Löchern bei einem Major sind der Stoff, aus dem Profigolfer-Albträume gemacht sind. Der zweite Knieschuss in Augusta innerhalb von zwölf Monaten sollte Rory noch lange zu schaffen machen.

04: 2013 – GETEILTER 25.
04

2013

GETEILTER 25.

Rundenergebnisse von 72 und 70 ließen McIlroy 2013 mit nur vier Schlägen Rückstand aussichtsreich ins Wochenende starten. Doch dann pushte Rory seinen Abschlag auf Loch 11 zunächst rechts in die Bäume, hackte sein Wedge von den Piniennadeln ins Wasserhindernis links des Grüns und ließ auf den Drop einen viel zu langen Chip folgen, der ein Up-and-down beinahe unmöglich machte. Triple-Bogey! Auf Loch 15 rollte sein zweiter Schlag vom Grün zurück ins Wasser, was die zweite Sieben innerhalb von fünf Löchern bedeutete. Ein weiteres Bogey auf der 16 ließ ihn sogar mit einer unvorstellbaren 80 flirten, doch dieses Desaster konnte mit zwei abschließenden Pars abgewendet werden. "Die Spielräume für Fehler sind minimal auf diesem Platz", erklärte Rory resignierend.

03: 2021 & '23 – VERPASSTE CUTS
03

2021 & '23

VERPASSTE CUTS

Sportfans und die Presse neigen dazu, knapp verpasste Siege als schmerzlichste Niederlagen oder Karrieretiefpunkte auszumachen. Hanebüchen, schließlich sind die wahren Lowlights der deutschen Nationalmannschaft nicht die Finalniederlagen gegen England, Italien, Argentinien oder Brasilien, sondern blutleere Auftritte wie 2022. Deshalb sind die echten Schandflecke in Rory McIlroys Masters-Bilanz die verpassten Cuts 2021 und 2023. Ein Golfer gesegnet mit beinahe unvergleichlichem Talent, ausgestattet mit Lkw-Ladungen voller Erfahrung und der Freiheit, sich auf das wichtigste Turnier des Jahres so vorzubereiten, wie er es möchte, schafft es nicht in Wochenende? Unverzeihlich! Oder wie er seine Leistung 2023 in der zweiten "Full Swing"-Staffel selbst beschrieb: "I played like dogshit that week."

02

2018

GETEILTER 5.

Da verpasste Cuts kein die Massen elektrisierendes TV-Drama bieten, sind es unerklärliche Unfälle wie die Finalrunde 2018, die für immer im kollektiven Gedächtnis haften bleiben. Alles war angerichtet: Eine phänomenale 65 am Moving Day sicherte dem Nordiren einen Platz in der letzten Paarung des Tages, in der sich nebenbei die Möglichkeit bot, Rache für die Niederlage in den Singles beim Ryder Cup 2016 zu üben. Doch dann feuerte McIlroy seinen ersten Drive in absolutes Niemandsland, das nie zuvor ein Golfer betreten hatte, verschob auf der zwei einen kurzen Eagle- Putt und ließ ein hässliches Bogey auf Bahn drei folgen. Am Ende stand eine schäbige 74 und die Herren in den Grünen Jackets stellten schockiert fest, dass sie von nun an Patrick Reed einmal im Jahr zum Essen einladen müssen.

01: 2011 – GETEILTER 15.
01

2011

GETEILTER 15.

Als ein 21 Jahre junger und pausbäckiger Rory 2011 zu seinem dritten Start in Augusta anreiste, hatte er bereits auf der European wie auch der PGA Tour gewonnen und war auf Rang sieben der Weltrangliste geklettert. Mit einer 65 stürmte er bereits am Donnerstag an die Spitze des Leaderboards und ging drei Tage später mit komfortablen vier Schlägen Vorsprung in den Sonntag. Doch nach einem holprigen Start schmolz dieser nach neun Löchern bedenklich und mit Tiger Woods und Charl Schwartzel im Nacken hookte McIlroy seinen Abschlag auf Loch 10 so weit nach links, dass sein Ball zwischen Peek Cabin und Berckman Place, wo die Saison über Clubmitglieder nächtigen, zu liegen kam. Ein markerschütterndes Triple-Bogey war die Folge dieses Aussetzers. Nur noch körperlich anwesend verputtete Rory auf Loch 12 zum Doppel-Bogey und versenkte auf der 13 einen Ball im Wasser auf dem Weg zu einer 80 - bis heute sein höchstes Rundenergebnis an der Magnolia Lane.

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