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Top Ten

Quotenkiller

Von Rüdiger Meyer, Fotos: Getty Images

Was haben Y.E. Yang, John Daly und Sophia Popov gemeinsam? Allesamt konnten sie Buchmacher in den Ruin treiben und Golffans mit dem richtigen Riecher reich machen. Wir präsentieren: die zehn unglaublichsten Außenseitersiege der Major-Geschichte.

10: Y.E. Yang – 2009 PGA Championship
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Y.E. Yang

2009 PGA Championship

Die biblische Geschichte von David gegen Goliath hat in Y.E. Yang gegen Tiger Woods ein Gegenstück gefunden. Und in diesem Fall war die Steinschleuder ein Gap Wedge. Mit ihm lochte der Koreaner an der 14 und stellte die Golfwelt auf den Kopf. 14-mal zuvor war Tiger Woods als Führender in einen Major-Sonntag gegangen und 14-mal hatte er am Ende triumphiert. Das letzte Mal, dass er überhaupt eine alleinige Führung aus der Hand gegeben hatte, war in seinem dritten Turnier als Profi bei der Quad City Classic 1996. Wie tief der Stachel für Woods saß, ist schwer zu sagen. Fakt ist aber, dass er zehn Jahre brauchte, um nach dieser Niederlage wieder ein Major zu gewinnen.

09: Jack Nicklaus – 1986 Masters
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Jack Nicklaus

1986 Masters

Es wirkt bizarr, jemanden als Überraschungssieger zu bezeichnen, der zuvor schon 17 Majors gewonnen hat. Aber das letzte Mal, dass ein Mann nach seinem 46. Geburtstag ein Major gewonnen hatte, war 119 Jahre her, als Old Tom Morris bei der Open triumphierte. Jack Nicklaus war nur 18 Tage jünger, als er sein sechstes Grünes Jackett gewann. Doch anders als bei den fünf Titeln davor hatte ihn niemand auf der Rechnung. Der letzte Major-Sieg lag bereits sechs Jahre zurück und in der laufenden Saison hatte er mehr verpasste Cuts als Top-50-Platzierungen. Und trotz einer schwachen 74 in der Auftaktrunde holte sich der "Olden Bear", wie er despektierlich genannt wurde, den Sieg.

08

Kel Nagle

1960 Open Championship

Für Australier war der Sieg ihres Landsmanns Nagle vielleicht keine Überraschung, immerhin hatte er seit 1949 pro Saison wenigstens ein Turnier in seiner Heimat gewonnen. Doch abseits des fünften Kontinents hatte er sich noch nie in die Siegerlisten eintragen können. Tatsächlich hatte er trotz seiner 39 Jahre überhaupt erst an drei Majors teilgenommen: Bei den Open 1951 und 1955 belegte er Platz 19 und beim Masters 1960 verpasste er den Cut. Keiner hatte ihn auf dem Zettel, zumal Arnold Palmer auf den Grand Slam zielte. Doch Nagle hielt ihn um einen Schlag in Schach und begann eine sensationelle Open-Serie. In sieben Jahren landete er sechsmal in den Top Five.

07: Darren Clarke – 2011 Open Championship
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Darren Clarke

2011 Open Championship

Dem Nordiren gelang in Royal St. George's, was Colin Montgomerie oder Lee Westwood verwehrt blieb: Er konnte den Makel des besten Golfers ohne Major-Sieg ablegen. Kurz vor seinem 43. Geburtstag hatte niemand Clarke auch nur annähernd eine Chance gegeben. Seine letzte Top Ten bei einem Major lag zehn Jahre zurück und niemand zuvor hatte in diesem Alter sein erstes Major gewonnen. 19-mal hatte er es bereits bei der Open versucht, 53-mal insgesamt war er bei Major-Turnieren erfolglos geblieben. Doch diesmal lief alles für ihn. Nicht schlecht für jemanden, der vor dem Turnier gepoltert hatte: "Ich hasse diesen Sport!"

06

Shaun Micheel

2003 PGA Championship

Der Amerikaner ist ein Mann für die Geschichtsbücher. Als zweitem Golfer überhaupt gelang ihm 2010 bei der US Open ein Albatross. Damit hat er genauso viele Doppel-Eagles wie PGA-Tour- Siege, denn sein Erfolg bei der PGA Championship war die ultimative Eintagsfliege. Außer ihm ist Orville Moody der einzige Spieler, der abgesehen von dem Major kein anderes Turnier auf der PGA Tour oder European Tour gewonnen hat. Dabei half dem 169. der Weltrangliste, dass sich keine großen Namen in Oak Hill in aussichtsreiche Positionen bringen konnten. Am Ende siegte Micheel vor Chad Campbell, Tim Clark und Alex Cejka, die wie Micheel noch nie zuvor auf der PGA Tour gewonnen hatten.

05: Jack Fleck – 1955 US Open
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Jack Fleck

1955 US Open

Was bei der US Open im Olympic Club von San Francisco passierte, wäre heute nicht mehr vorstellbar. Aber vor 66 Jahren war das Fernsehen noch nicht so weit, dass jeder Millimeter und jede Sekunde in die heimischen Wohnzimmer gestreamt wurde. Weil die Finalrunde in einer Morgen- und einer Nachmittags-Session ausgetragen wurde, kam das Feld durcheinander ins Clubhaus. Und als Ben Hogan zur 287 einlochte, gratulierte NBC-Reporter Gene Sarazen zum Sieg und verabschiedete sich von der Übertragung. Dummerweise aber waren noch nicht alle fertig: Der unbeschriebene Jack Fleck schaffte den Gleichstand und siegte am nächsten Morgen im Play-off .

04: Ben Curtis – 2003 Open Championship
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Ben Curtis

2003 Open Championship

Kein Major-Sieger in der Geschichte des Golfsports hatte eine bescheidenere Weltranglistenplatzierung als Ben Curtis. Als 396. marschierte der Amerikaner auf das erste Tee von Royal St. George's, als 35. verließ er drei Tage später das 18. Grün. Noch beeindruckender als der Sprung in der Weltrangliste, in der Curtis Anfang 2003 auf Platz 1.262 stand, war die Tatsache, dass es sein erster Major-Start überhaupt war. Dieses Kunststück gelang seither nur noch Keegan Bradley. Zudem war Curtis der erste Golfer seit Tom Watson 1975, der die Claret Jug im ersten Anlauf eroberte. Hätte jemand vor dem Turnier auf Curtis gewettet, wäre jeder Euro Einsatz das 300-Fache wert gewesen.

03: Francis Ouimet – 1913 US Open
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Francis Ouimet

1913 US Open

Wenn Hollywood aus einem Golfturnier einen Film macht, muss es schon eine ganz besondere Cinderella-Story gewesen sein. In "Das größte Spiel seines Lebens" verkörperte "Transformers"-Star Shia LaBeouf den jungen Francis Ouimet, der als 20-jähriger Amateur das Unmögliche schaffte. Mit Harry Vardon und Ted Ray waren zwei Legenden im Feld, die durchaus als Tiger Woods und Jack Nicklaus ihrer Generation durchgehen könnten. Mit dem zehnjährigen Eddie Lowery als Caddie an seiner Seite zwang er die beiden Legenden ins Play-off , das Ouimet auf seinem Heimatplatz Brookline schließlich mit fünf Schlägen Vorsprung gewann.

02

John Daly

1991 PGA Championship

Beide Major-Siege des exzentrischen Amerikaners fallen in die Kategorie Sensationssieg. Sein erster Major-Erfolg kam jedoch noch mehr aus dem Nichts als sein Open-Triumph 1995. Als neunter Nachrücker in die Turnierwoche gegangen, standen die Chancen schlecht, dass Daly überhaupt ins Feld kommen würde, doch dann kam ihm die Ungeduld von Gregory Price zu Hilfe. Der Kleine wollte unbedingt auf die Welt und zwang seinen Vater Nick zur Aufgabe. Daly erbte nicht nur Nicks Platz im Starterfeld, sondern auch dessen Caddie Jeff Medlin. Und am Ende reckte der 168. der Weltrangliste den Pokal in die Höhe.

01: Sophia Popov – 2020 Women's British Open
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Sophia Popov

2020 Women's British Open

Der letztjährige Sieg von Sophia Popov bei der Women's British Open erfüllt alle Kriterien für einen Sensationssieg. Da wäre zum einen der Außenseiterstatus: Als 304. der Weltrangliste in das Turnier gestartet, übertraf sie die bisherige Rekord-Außenseiterin Anna Nordqvist um gleich 90 Plätze. Dann wäre da ihre Verletzungsgeschichte: Drei Jahre lang quälte sich Popov mit Krankheitssymptomen, bis eine Lyme-Borreliose diagnostiziert wurde; da hatte die 28-Jährige schon mehrfach über ein Karriereende nachgedacht. Und schließlich war sie in mehr als 290 Damen-Majors die erste Deutsche, die am Ende triumphierte.

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