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Top Ten

Schrei ich oder schrei ich nicht?

Von Jan Langenbein, Fotos: Getty Images

Wenn Bubba Watson zu Klaus Kinski, John Daly zu Liam Gallagher und Sergio García zum HB-Männchen wird, dann wirkt selbst John McEnroe wie ein unschuldiger Chorknabe. Dies sind die zehn berühmtesten Wutausbrüche in der Geschichte des Profi-Golfs.

10: Jessica Korda – U.S. WOMEN'S OPEN 2013
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Jessica Korda

U.S. WOMEN'S OPEN 2013

Neun Löcher waren während der dritten Runde der US Women's Open 2013 im Sebonack Golf Club gespielt und Jessica Korda hatte sich bereits 40 Schläge an diesem Tag gegönnt. Genug, um ihrem langjährigen Caddie Jason Gilroyed auf dem Weg zum zehnten Abschlag mitzuteilen, dass seine Dienste nicht länger gewünscht werden. Glücklicherweise befand sich Kordas Freund Johnny DelPrete, seines Zeichens Golfprofi auf der Web.com Tour, unter den Zuschauern. "Johnny, schnapp dir meine Tasche und auf geht's!", lautete die unmissverständliche Anweisung seiner besseren Hälfte und die Back Nine wurden mit neuem Personal in Angriff genommen. Jessicas abgeklärt kühler Kommentar nach der Runde: "Wir hatten ein paar Meinungsverschiedenheiten und mir passte nicht, wie die Dinge gelaufen sind. Ich brauchte einen Wechsel, um wieder Spaß auf dem Golfplatz zu haben."

09

Robert Allenby

CANADIAN OPEN 2015

Als Caddie von Robert Allenby mitten im Turnier gefeuert zu werden scheint noch eine Spur unzivilisierter abzulaufen als im Hause Korda. Bis heute ist jedoch nicht vollkommen klar, wer bei den Canadian Open wen in die Wüste schickte. Fest steht, dass Allenby nach einem hitzigen Wortgefecht über die Spielstrategie und Schlägerwahl seinen Caddie Mick Middlemo mit dem wenig schmeichelnden Ausdruck "fat cunt" betitelte, woraufhin dieser verständlicherweise die Fassung verlor und seinen Arbeitgeber zum Treffen auf dem Parkplatz herausforderte, um die Sache dort unter vier Fäusten zu klären. Dazu kam es zwar nicht, dass Allenby jedoch unter den Caddies der Tour in etwa so beliebt ist wie das Ebola-Virus, dürfte nicht verwundern.

08

John Daly

AUSTRALIAN OPEN 2008

Eines muss man John Daly lassen: Selbst noch Sekunden bevor ihn die Rage überkommt, bemüht sich das Enfant terrible der PGA Tour stets, höflich zu bleiben. Beweis gefällig? Als Daly bei den Australian Open 2008 genervt vom Kamerablitz eines Fans die Fassung verlor, schlug er den Fotoapparat nicht etwa einfach zu Klump. Er fragte den Hobbyfotografen David Glegg freundlich, ob er seine Kamera gerne wiederhätte, ehe er sie dem verdutzten Australier aus der Hand riss, gegen einen Baum schleuderte und davon schlenderte. "Ich weiß, ich hätte den Blitz ausschalten sollen, und ich bin ihm nicht böse, aber eine neue Kamera hätte ich schon gerne", beschwerte sich Glegg später bei den Turnierverantwortlichen - ohne Erfolg.

07: Tommy Bolt – U.S. OPEN 1960
07

Tommy Bolt

U.S. OPEN 1960

Eine legendär kurze Zündschnur brachte dem Amerikaner und US-Open-Sieger von 1958 die vielsagenden Spitznamen "Thunder" und "Terrible Tommy" ein. Wie viele Golfschläger in den Händen von Bolt ihre letzten Sekunden fristeten, kann kaum beziffert werde, der berühmteste unter ihnen war aber sicherlich der Driver, mit dem Bolt 1960 bei der US Open im Cherry Hills Country Club antrat. Nachdem zwei Abschläge ins Wasserhindernis an der 18 geplumpst waren, flog nicht nur der Schläger hinterher, es entstand auch eines der imposantesten Golffotos aller Zeiten. "Wer noch nie einen Schläger geworfen hat, nimmt das Spiel nicht ernst. Bobby Jones hat mehr Schläger geworfen, als ich je gesehen habe. Sogar Tiger Woods... er lässt seine Emotionen raus. Das muss sein", erklärte ein zumindest teils altersmilder "Thunder" Bolt über 40 Jahre später.

06: Henrik Stenson – BMW CHAMPIONSHIP 2013
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Henrik Stenson

BMW CHAMPIONSHIP 2013

Als der Abschlag auf der letzten Spielbahn des Play-off- Events gespielt und im Wasser gelandet war, schloss Henrik Stenson folgerichtig, dass er den Driver nicht mehr benötigen würde, und zertrümmerte seinen TaylorMade R1 noch auf der Teebox. Zurück im Clubhaus von Conway Farms verließ den Schweden dann jegliches Anger Management und er zerlegte in bester Keith-Moon-Manier seinen Spind im Umkleideraum. Als Gerüchte des Wutanfalls kursierten, gab sein Manager eine Erklärung ab: "Die Frustration manifestierte sich in einem unkontrollierten Moment. Henrik bezahlte den verursachten Schaden und entschuldigte sich bei den entsprechenden Parteien." Wie hoch die Handwerkerrechnung ausfiel, behielten diese für sich.

05

Brenna Cepelak

PORSCHE 959 1989

Eine 20 Jahre alte College-Golferin der University of Arizona war der Grund, warum Nick Faldos zweite Ehe in die Brüche ging - besser gesagt die Affäre, die der sechsfache Major-Sieger mit der beinahe halb so alten Amerikanerin hatte. Drei Jahre hielt die Beziehung zwischen Brenna Cepelak und Nick Faldo, bevor dieser seine spätere Ehefrau Nummer drei kennenlernte und sich deshalb von Cepelak trennte. Diese war mit der Trennung ganz und gar nicht einverstanden und verewigte ihre Wut mithilfe eines Eisen 9 am Porsche 959 ihres ehemaligen Partners. Mehr als 20 Dellen im Blech, zerbrochene Fenster und ein Schaden von mehr als 10.000 Pfund am Supersportwagen, von dem Porsche lediglich 292 Stück produzierte, waren die Folge. Jahre später verkaufte Faldo das Auto für knapp über 100.000 Pfund. Heute ist ein gut erhaltener 959 nicht unter einer Million zu haben. Autsch!

04

Bi-o Kim

DAEGU GYEONGBUK OPEN 2019

Ein nicht auf lautlos gestelltes Smartphone war 2019 der Auslöser für eine der drakonischsten Strafen in der Geschichte des Profi-Golfs. Dieses hatte den Führenden auf dem Leaderboard und Primus der Saisonwertung der Korean Tour Bi-o Kim während seines Abschlags am 16. Loch derart provoziert, dass er sich zu einem Stinkefinger in Richtung Publikum und einem Schlägerwurf hinreißen ließ. Kim gewann zwar das Turnier, allerdings währte die Freude über den Sieg nur kurz, denn wie Tour-Offizielle ihm mitteilten, würde er nicht nur mit etwas mehr als 8.000 Euro Geldstrafe, sondern wegen des Bruchs der Etikette auch mit einer drei Jahre andauernden Sperre belegt. Selbst eine tränenreich und auf Knien vorgetragene Entschuldigung im Fernsehen half nichts. Andere Länder, andere Sitten.

03: Tyrrell Hatton – OPEN CHAMPIONSHIP 2021
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Tyrrell Hatton

OPEN CHAMPIONSHIP 2021

Natürlich gebührt dem hitzköpfigen Engländer in diesen Top Ten ein Ehrenplatz, schließlich widmete die European Tour ihrem aktuellen Rumpelstilzchen sogar eine brillante Aggressionstherapie im Kollegenkreis. Dass es aber gerade die Open 2021 war, die Tyrrell zum Überkochen brachte, ist verwunderlich, schließlich spielte der Engländer vor den heimischen Fans und über Royal St. Georges lachte die Sonne, als läge der Links-Platz an der Côte d'Azur. Doch das alles half während Runde zwei wenig, während er angewidert vom eigenen Unvermögen den Effenberg-Finger in Richtung Fans reckte, sein eigenes Spiel lautstark als "absolutely fucking bullshit" bezeichnete und auf der 18 sein Wedge nach verfehltem Grün in die ewigen Jagdgründe trat.

02: Bubba Watson – ZURICH CLASSIC 2008
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Bubba Watson

ZURICH CLASSIC 2008

Wahrscheinlich schoss der Dampf bereits aus Bubbas Ohren, als er am vorangegangenen Par 4 das Grün gedrivt und doch nach drei Putts lediglich ein Par notieren konnte. Als sich sein Mitspieler Steve Elkington am nächsten Loch erdreistete, ein wenig zu früh loszulaufen, brannten Watson die Sicherungen durch. "Bleib stehen, verdammt! Das hast du gestern schon den ganzen Tag gemacht", brüllte er quer übers Fairway und in die CBS-Mikrofone, "leck mich am Arsch!" Kurz darauf versuchte Elkington im Stile eines Veteranen, die Wogen zu glätten und beruhigend auf Watson einzusprechen. Der war immer noch auf 180 und belegte seinen Kollegen vor laufenden Kameras mit unzitierbaren Schimpfworten. Das brachte dann auch Elkington auf die Palme und nach der Runde weigerte er sich, Watsons Scorekarte zu unterschreiben.

01: Sergio García – WORLD MATCH PLAY CHAMPIONSHIP 1999
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Sergio García

WORLD MATCH PLAY CHAMPIONSHIP 1999

Natürlich ließe sich diese gesamte Liste mit den emotionalen Ausnahmezuständen des Sergio García füllen. Schließlich pflastern zerbrochene Schläger, misshandelte Golfbags, aber auch Tutorials, wie man besser nicht einen Bunker rechen sollte, den Weg des Spaniers. Wie so viele Punkbands hatte allerdings auch der Spanier seine kreativste Phase der expressiven Wut in seinen frühen Jahren. Das beste Beispiel hierfür trug sich im noblen Wentworth Club zu, wo sich García nach einem in die Bäume verzogenen Abschlag kurzerhand einen Schuh vom Fuß riss und in die Zuschauermenge schleuderte. Dort hatte niemand Verwendung für den Treter und warf ihn umgehend zurück auf die Teebox, was García nur noch wütender machte. Leider kam es in diesem Moment niemandem in den Sinn, Austin Powers zu zitieren: "Who throws a shoe? Honestly!" Der passende britische Akzent wäre vorhanden gewesen. Chance vertan!

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