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Bei der Sony Open auf Hawaii lieferten sich Russell Henley und Hideki Matsuyama das gesamte Wochenende lang ein Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem sich jedes Par wie ein Bogey anfühlte. Matsuyama spielte im Laufe der Woche insgesamt 26 Birdies, wohingegen Henley 23 Birdies und drei Eagles gelangen. Am Ende dieses Schlagabtauschs lagen beide Spieler nach 72 Löchern mit 257 Schlägen gleichauf, dem tiefsten Gesamtscore in der Geschichte der PGA Tour. Der Japaner setzte sich im Playoff durch und verlieh Henley damit die zweifelhafte Ehre des besten Ergebnisses aller Zeiten, das nicht zum Sieg gereicht hat.Zweifelhafte Ehre
RUSSELL HENLEY
09
Mit der nicht versiegenden Geldquelle des saudi-arabischen Staatsfonds im Hintergrund übergoss LIV Golf einige Spieler und Agenten mit einem wahren Geldregen. Dieser Schauer wird noch wärmer plätschern, denn wenn 2023 insgesamt 14-mal gespielt wird, steigt das LIV-Gesamtpreisgeld von 255 auf 405 Millionen Dollar. Die PGA Tour reagierte darauf mit einer Steigerung des Preisgeldtopfs auf 428 Millionen Dollar, die sich über 47 Events verteilen werden. Preisgeldkönig in diesem Jahr war Rory McIlroy, der mit 26,7 Millionen einen neuen Geldrekord aufstellte, der aber garantiert nicht allzu lange Bestand haben wird.Fuffis im Club
PREISGELDEXPLOSION
08
Angesichts der absurden Summen auf der LIV und der PGA Tour könnten die Preisgelder auf der LPGA Tour als Hartz-IV-Niveau bezeichnet werden. Doch auch bei den Damen war 2022 ein spürbarer Anstieg der Preisgelder zu beobachten. So spielten Lydia Ko und ihre Kolleginnen im Rahmen der fünf Major-Turniere um eine Gesamtsumme von 37,8 Millionen Dollar, ein Betrag, der vor vier Jahren noch nicht einmal halb so hoch ausfiel. Bei vier der fünf Major-Turniere durfte sich die Siegerin über einen siebenstelligen Betrag auf dem Scheck freuen, lediglich Jennifer Kupcho wurde mit ihrem Sieg bei der Chevron Championship nicht direkt zur Millionärin. Dieses Problem behob die Amerikanerin umgehend mit zwei weiteren Siegen auf der LPGA Tour 2022.Zweiklassengesellschaft
GENDER PAY GAP
07
Acht Birdies, zwei Eagles und nur ein Bogey waren der Stoff, aus dem Romain Langasques Traumrunde zum Auftakt der Alfred Dunhill Links Championship gestrickt war. Das Resultat: eine 61 und ein eingestellter Platzrekord auf dem Old Course von St. Andrews. Der an der Côte d'Azur geborene Franzose konnte mit dem äußerst schottischen Wetter am nächsten Tag jedoch überhaupt nichts anfangen. Spielbedingungen wie in einer Autowaschanlage führten zu einer schmerzhaften 80 in Carnoustie. Satte 19 Schläge mehr als am Vortag - Rekord auf der European Tour! Nur Andrés Romero erwischte es einst auf der PGA Tour noch härter: Bei der Shriners Open 2013 in Las Vegas ließ er auf seine 61 zum Auftakt eine 81 am Freitag folgen.What a difference a day makes
ROMAIN LANGASQUE
06
Seit 39 Jahren und mehr als 1.700 offiziellen Turnieren wird auf der PGA Tour bereits von jedem Spieler jeder Score auf jedem einzelnen Loch erfasst und in dieser Zeitspanne schaffte es kein Einziger, bei einem Event mit einem Triple-Bogey oder schlimmer loszulegen und am Ende doch als Sieger dazustehen. Im August 2022 gelang dieses Kunststück gleich zwei Profis. Shootingstar Tom Kim begann die Wyndham Championship mit einem lupenreinen Schneemann auf Loch 1. Trotz des Quadrupel-Bogeys feierte der Südkoreaner 71 Löcher später seinen ersten Sieg auf der PGA Tour. Bei der Tour Championship in East Lake ging Rory McIlroy ohnehin schon mit sechs Schlägen Rückstand auf den Führenden Scottie Scheffler ins Rennen und gönnte sich dazu noch ein Triple-Bogey auf der Eins - Rory gewann trotzdem.Mund abputzen ...
TOM KIM & RORY MCILROY
05
Als Scottie Scheffler bei den Phoenix Open im Play-off gegen Patrick Cantlay seinen ersten PGA-Tour-Sieg erkämpfte, nahm in Amerika kaum jemand Notiz, schließlich wurde wenige Stunden später der Super Bowl angepfiffen. Nur 42 Tage später war Scheffler nach weiteren Triumphen beim Arnold Palmer Invitational und beim Dell World Match Play bereits die Nummer eins der Welt. Keinem anderen Spieler gelang es nach seinem Debütsieg, derartig schnell an die Weltspitze vorzustürmen. Als Referenz: Tiger Woods benötigte nach seinem Debütsieg 252 Tage bis an den Sonnenplatz der Weltrangliste. Als frisch gebackene Nummer eins reiste Scheffler dann nach Augusta und wir alle wissen, wie dieser Trip endete.Man of the Year
SCOTTIE SCHEFFLER
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Auch bei den Frauen waren die British Open das bemerkenswerteste Major des Jahres. Nicht nur weil Ashleigh Buhai sich in einem Play-off über vier Löcher gegen In-Gee Chun durchsetzte, es war gleichzeitig der erste Sieg der Südafrikanerin auf der LPGA Tour - nach 221 Starts. Die Women's British Open scheinen sich damit zur optimalen Bühne für Spätzünderinnen zu entwickeln, denn bereits im vergangenen Jahr gewann Ryann O'Toole im Vereinigten Königreich ihren ersten Titel auf der LPGA Tour und ließ sich dafür satte 228 Starts Zeit. Über so viel jugendlichen Tatendrang kann Max Kieffer nur müde lächeln, schließlich gewann der Düsseldorfer in dieser Saison im 249. Anlauf endlich sein erstes Turnier im europäischen Oberhaus.Nur keine Hektik
SPÄTZÜNDER
03
Martin Borgmeier hämmerte sich im Oktober an die Spitze der Long-Drive-Szene und krönte sich in der Wüste von Nevada zum Weltmeister seiner Zunft. Im Finale bezwang der Hüne aus Paderborn mit einem Hieb von 426 Yards (389,5 Meter) keinen Geringeren als Bryson DeChambeau. In der zweiten Runde der Waste Management Phoenix Open ließ Scott Stallings allerdings selbst diese beiden Prügelknaben alt aussehen, als er seinen Ball auf Loch 15 sage und schreibe 460 Yards (420,6 Meter) die Spielbahn hinunterdrosch. Zugegeben: mit tatkräftiger Unterstützung des Cartwegs. Doch was soll's? Der längste Drive der PGA-Tour-Saison 2022 war ihm mit meilenweitem Vorsprung sicher.Langstreckenflug
BORGMEIER & STALLINGS
02
Sahith Theegala begann das Jahr 2022 als Nummer 381 der Weltrangliste weit unterhalb jedes Radars von Fans oder den Medien. Fünf Top-Ten-Ergebnisse später, darunter ein geteilter zweiter Platz bei der Travelers Championship, hat sich das Blatt grundlegend gewendet und als zwischenzeitlich 51. der Welt ist der Kalifornier eine der Wohlfühlgeschichten der vergangenen Saison. Die unumstrittene Krone in dieser Disziplin gebührt jedoch Ben Griffin, der 2021 noch als Kreditsachbearbeiter malochte und seine Profikarriere schon so gut wie abgeschrieben hatte. Als Nummer 1.744 der Welt begann er das Jahr 2022 und marschierte mit drei zweiten Plätzen auf der Korn Ferry Tour schnurstracks zur PGA-Tour-Karte. Dort angekommen wurde er bei der Wyndham Championship Vierter und steht mittlerweile auf Rang 170 in der Weltrangliste, 1.574 Plätze besser als noch vor zwölf Monaten.Aufsteiger
THEEGALA & GRIFFIN
01
Das Duell zwischen Cam Smith und Rory McIlroy am Finalsonntag der Open Championship war nicht nur der Höhepunkt der vergangenen Golfsaison, es war schlicht geschichtsträchtig. Rory ist nämlich der erste Spieler der Major-Historie, der sich nach drei Runden als Führender schlafen legte, am darauffolgenden Tag alle 18 Grüns in Regulation traf und trotzdem am Ende mit leeren Händen dastand. Kein Wunder, wenn der Gegner die Back Nine mit fünf aufeinanderfolgenden Birdies beginnt und mit -20 den Rekord für das beste Ergebnis bei einem Major einstellt. Als Champion Golfer of the Year sorgte Cam Smith ganz nebenbei noch dafür, dass sich zum ersten Mal überhaupt alle vier Major-Titel im Besitz von Spielern befinden, die ihren 30. Geburtstag noch nicht gefeiert haben.