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MaraLago Club 1993: Der Weiße Riese hatte zugelegt

Donald Trump – Teil 2

Bogey Man

Von Jan Langenbein, Fotos: Getty Images

EINEN CLINTON AUF DER KARTE


Donald Trump ist ein guter Golfer. Sollte er es tatsächlich ins Weiße Haus schaffen, wird sich daran seiner Meinung nach auch nichts ändern, denn wie er Freunden in Palm Beach erzählte, würde er selbst als mächtigster Mann der Welt noch mehr Golf spielen als Dwight Eisenhower. Der brachte es als Präsident immerhin auf 200 Ausflüge zum Golfplatz pro Jahr, weshalb in Augusta sogar ein riesiger Baum, den Eisenhower mit nervtötender Regelmäßigkeit traf, nach ihm benannt wurde. "Eisenhower spielte ziemlich viel, doch ich habe einen großen Vorteil. Ich besitze einen Golfplatz keine 30 Minuten vom Weißen Haus entfernt, der absolut fantastisch ist: Trump National im D.C. Was ich meinte, ist, dass ich der beste Golfer aller bisherigen Präsidenten wäre."

Superlative sind in Donald Trumps Behauptungen so selbstverständlich wie das Amen in der Kirche, doch die Zahlen sprechen in diesem Fall für ihn. In Winged Foot wird Trump mit einem Handicap von 3,7 geführt und sein gutes Golfspiel war nach eigenen Angaben einer der Hauptgründe, warum er in den 70ern hier aufgenommen wurde. Der Club hat schließlich eine Reputation als "Player's Club" und verfügt über den höchsten Prozentsatz an Mitgliedern mit einem einstelligen Handicap aller Golfclubs in den USA. Unter den Golfern in Winged Foot ist es jedoch kein Geheimnis, dass sich Trump hin und wieder gerne einen Bill Clinton oder, wie es ausserhalb der republikanisch dominierten Country Clubs heisst, einen Mulligan gönnt.

Trumps Schwung ist eigenwillig, aber effektiv und er schafft mit einer Menge Schlägerkopfgeschwindigkeit das, wofür viele Amateurgolfer ihr letztes Hemd geben würden: Er schlägt einen Draw anstelle eines Fades. Sätze wie "Ich bin ein wirklich guter Golfer. Ich habe 14 Clubmeisterschaften gewonnen und Clubmeisterschaften zu gewinnen ist nicht leicht. Es ist sehr schwer" bekommen jedoch einen leichten Kim-Jong-Ill-Klang, besitzt ihr Absender diese Clubs. Auch Samuel L. Jacksons Erinnerung an eine Runde mit Trump macht die Sache nicht besser: "Donald, Anthony Anderson und ich spielten Golf in Trump National in Jersey. Wir haben beide gesehen, wie er seinen Ball in einen See gehookt hat. Sein Caddie rannte los und brüllte kurze Zeit später: 'Ich habe ihn gefunden, Mr. Trump!' Ich schaute zu Anthony und fragte: 'Hast du es auch spritzen sehen?', und er nickte nur." Auf jeden Charles Montgomery Burns kommt schließlich ein Waylon Smithers, der die Bälle aus dem Rough kickt.

Donald Trump: 'Haben wir denselben Friseur?' (l. Doral 2013) 'Mein Haus, mein Auto, meine Golf Clubs' (r. Trumps Top Ten, 2006)Donald Trump: 'Haben wir denselben Friseur?' (l. Doral 2013) 'Mein Haus, mein Auto, meine Golf Clubs' (r. Trumps Top Ten, 2006)
'Haben wir denselben Friseur?' (l. Doral 2013) 'Mein Haus, mein Auto, meine Golf Clubs' (r. Trumps Top Ten, 2006)

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AUF JEDEN CHARLES MONTGOMERY BURNS KOMMT SCHLIESSLICH EIN WAYLON SMITHERS, DER DIE BÄLLE AUS DEM ROUGH KICKT.
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Donald Trumps Smithers heißt Anthony Senecal und arbeitete 30 Jahre lang als Butler für Trump in dessen Mar-a-Lago Club in West Palm Beach. Einen Versuch Senecals 2009, in den Ruhestand zu gehen, vereitelte Trump mit den Worten: "Tony, in Rente zu gehen ist, wie zu verfallen. Ich sehe dich nächste Saison." Seither arbeitet er als inoffizieller Chronist des Clubs und kann nur mit den Augen rollen, wenn der Boss wieder einmal erzählt, die mit Kinderliedern bemalten Kacheln in einem der pompösen Räume seien Handarbeiten des jungen Walt Disney, und die Falschheit dieser Aussage feststellen. "Wen interessiert's?", lacht Donald Trump dann stets.

Mar-a-Lago verfügt zwar nicht über einen Golfplatz, doch auch hier spielt die Golfbesessenheit des Besitzers eine große Rolle. Senecal erzählte kürzlich in der "New York Times", dass sein Chef den Ball nicht ganz so weit schlägt, wie er auf Pressekonferenzen gerne behauptet, denn wann immer die beiden Golfbälle vom Grundstück des Clubs in den angrenzenden Intracoastal Waterway schlagen, möchte Trump von seinem Angestellten irgendwann wissen: "Tony, wie weit ist das?" - "Das sind ungefähr 275 Yards", antwortet dieser dann. Der Zeitung verriet er, dass es in Wirklichkeit aber nur 225 Yards sind.

Eine kreative Auslegung der Regeln auf dem Golfplatz und ein geschöntes Bild der eigenen Fähigkeiten als Charakterschwäche zu brandmarken wäre eine starke Überhöhung, schließlich handelt es sich um nichts Weiteres als Schwanzvergleiche zwischen Alphatieren. Hässlich wird es jedoch, wenn politische Entscheidungen mit Falschaussagen beeinflusst werden. Trump versprach, 6.000 Arbeitsplätze im Großraum Aberdeen zu schaffen, sollte sein bis dahin abgelehntes Großprojekt genehmigt werden. Trump International Golf Links hat mittlerweile eröffnet, die Anzahl der entstandenen Arbeitsplätze beläuft sich jedoch lediglich auf 200, wie Regisseur Anthony Baxter in seinem Film "A Dangerous Game" aufzeigt.

Geradeheraus widerwärtig sind Trumps Geschäftspraktiken, wenn Existenzen wie die von Michael Forbes auf dem Spiel stehen. Der Farmer und Fischer brachte es zu weltweiter Berühmtheit, indem er sich weigerte, sein neun Hektar großes, an Trumps Golf-Resort in Aberdeen angrenzendes Stück Land zu verkaufen. Forbes widerstand einem Angebot von mehr als 560.000 Euro für sein Land und ein folgendes Jahresgehalt von 62.500 Euro für einen nicht näher definierten Job und trotzte auch einem angedrohten Enteignungsverfahren vonseiten der Trump Organization. "Trump kann sein Geld nehmen und es sich in den Arsch stecken", sprach der Farmer einst der BBC in die Kameras und wurde für seinen Mut, sich mit einem der grössten Immobilieninvestoren der Welt anzulegen, bei den Glenfiddich Spirit of Scotland Awards mit dem Preis "Top Scot" ausgezeichnet. Trump war alles andere als erfreut darüber und kündigte an, von nun an keinerlei Whiskys der Glenfiddich Destillerie William Grant & Sons mehr in seinen Hotels und Clubs auszuschenken. Selbst zwei Jahre später ist er nicht gut auf den Farmer zu sprechen: "Ich weiß nicht, warum er ein Held sein soll. Er hat verloren. Wer ihn je treffen sollte, wird nicht den Eindruck haben, dass er ein Held ist." Auf Whiskys der Marken Glenfiddich, Balvenie, Girvan, Kininvie und Ailsa Bay müssen Trumps Gäste und Kunden weiterhin verzichten.

Bogey Man: 'Steck dir dein Geld in den Arsch!' (Michael Forbes 2012)
'Steck dir dein Geld in den Arsch!' (Michael Forbes 2012)

EIN MAJOR-PLAYER SIEHT ROT


In der Zwischenzeit ist Donald Trumps Fokus von seinem einst so kontroversen Resort-Projekt gewichen. In seinen Augen ist Trump International Golf Links natürlich ein großartiger Erfolg. "Der Platz ist ausgebucht, verzeichnet Geschäftsrekorde und erhält Lobeshymnen. Ich kann nicht einmal Freunden von mir Startzeiten besorgen", behauptete der in einem "Golf Digest"-Interview, wo man die offensichtlich lächerliche Aussage, ein Besitzer könnte auf seinem eigenen Platz keine Freunde aufs erste Tee bekommen, ganz einfach als Lüge entlarvte, indem man in Aberdeen anrief und sich nach Spielmöglichkeiten in den nächsten Tagen erkundigte. Die Antwort des Angestellten im Pro-Shop: "Kein Problem. Wir haben jede Menge freier Startzeiten. Kommt einfach vorbei."

Seit 2014 hat Donald Trump nun ein anderes Spielzeug in Schottland, das ihn mit einer Vertragsunterschrift in eine neue Liga katapultierte: Turnberry. Der legendäre Ailsa Course war bereits viermal Austragungsort der Open Championship und gleich die erste Auflage der Open in Turnberry 1977 lieferte mit Jack Nicklaus' und Tom Watsons "Duel in the Sun" einen der denkwürdigsten Major-Sonntage überhaupt.

Seit Trumps Übernahme des Doral-Resorts in Miami ist er mit der Cadillac Championship mittlerweile Gastgeber eines WGC-Events. Die Austragung eines Major-Turniers wäre im Vergleich dazu allerdings ein Ritterschlag für Donald Trump, den Golfer, und würde die Schmach, in Amerikas exklusivsten Clubs nicht erwünscht zu sein, für das Alphatier Donald Trump zumindest ein wenig schmälern.

Wenige Wochen nach der Bekanntgabe des Turnberry-Deals wurde dieser Traum für Trump Wirklichkeit. Doch ironischerweise ist es nicht der Ailsa Course im Westen Schottlands, der Trump sein erstes Major bescheren wird, sondern sein National Golf Club in Bedminster, wo 2022 die PGA Championship ausgetragen wird, was durchaus verdient ist, denn der von Tom Fazio entworfene und 2004 eröffnete Old Course in Bedminster ist ein 7.560 Yards langes Monster, das auch den höchsten Ansprüchen gerecht wird und von Trump schon früh dazu auserkoren wurde, einmal eines der grössten Turniere der Welt auszutragen.

Auch in Schottland hat Trump seit seinem miesen Auftritt rund um seinen International Golf Links in Aberdeen vieles besser gemacht und Pläne für einen Umbau des Ailsa Course vorgelegt, die von der gesamten Golfwelt mit Wohlwollen aufgenommen wurden. Das Vorhaben, die schwachen Spielbahnen 9, 10 und 11 in Turnberry deutlich aufzuwerten, schwelte bereits seit Jahrzehnten, doch es scheiterte ständig an der Unentschlossenheit der Besitzer. Donald Trump verschwendete keine Zeit und der Umbau ist bereits in vollem Gange. Ein im vergangenen Jahr veröffentlichtes Video zeigt anhand von Computeranimationen, dass der Ailsa Course nun vom großartigen zum Weltklasse-Golfplatz werden kann und Trumps Umbaumassnahmen Turnberrys bestes natürliches Feature, die Nordsee, auf den Löchern 4 bis 11 nun perfekt in Szene setzen. Aus der 9 wird ein Par 3, das nach Ansicht des Bauherrn natürlich "eines der besten Par-3-Löcher auf der Welt werden könnte." Dieser Superlativ scheint allerdings angebracht, wenn selbst der R&A, der Änderungen gegenüber normalerweise so aufgeschlossen ist wie sonst nur der Vatikan, diesen Plänen den Segen erteilt. Wenige Wochen nachdem Trumps Pläne für Turnberry öffentlich gemacht wurden, bekräftigte R&A-Sekretär Peter Dawson, dass es "undenkbar wäre, Turnberry aus der Rotation der Open-Championship-Austragungsorte zu entfernen." Noch gab es keine Bestätigung für eine zukünftige Open auf dem Ailsa Course, doch das schien nur eine Frage der Zeit zu sein. Donald Trump hatte in diesem Fall alles richtig gemacht.

Den kompletter Text findet ihr in der aktuellen GolfPunk-Ausgabe.

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