Featured StoriesFeatured Stories

Quick-Interview

Florian Fritsch

Von Jan Langenbein, Fotos: Getty Images

Seit 2011 spielt Florian Fritsch auf der European Tour. Dass er es nie auf die PGA Tour schaffte, hat nicht nur Leistungsgründe: Fritsch meidet Flugzeuge wie Edward Snowden amerikanische Polizeibehörden. Ist sein Ziel nicht mit dem Auto erreichbar, kann der 32-Jährige nicht kommen. Doch das heißt nicht, dass Fritsch nur auf mitteleuropäischem Boden spielt. Für ein paar Tage Golf fährt er auch mal bis Nordafrika.

GolfPunk: Vergangenes Jahr hast du Turniere zwischen Skandinavien und Marokko gespielt. Hast du mal deinen Kilometerzähler gecheckt?
Florian Fritsch: 2017 war mein erstes Jahr, in dem ich die 40.000-Kilometer-Marke geknackt habe. [lacht] Am Ende waren es gut 45.000 Kilometer.

»
AM LIEBSTEN FAHRE ICH DURCH SPANIEN. INZWISCHEN KENNE ICH DA FAST ALLE RASTSTÄTTEN.
«

GP: Das ist mehr als einmal rund um den Äquator. Zermürbt dich das nicht?
FF: Erträglicher macht das Ganze, dass ich eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit als die meisten Deutschen habe.Im Schnitt fahre ich 85 km/h. Die klassischen Pendler schaffen so was niemals. Ich habe mal eine Stastistik gesehen, dass Pendler nur die Hälfte schaffen und darum genauso lang im Auto sitzen. Ich habe das Glück, dass ich zu frei wählbaren Zeiten fahre.

GP: Aber ein Raser kannst du ja nicht sein. Schließlich ist es für dich existenziell, den Lappen zu besitzen, oder?
FF: Mein Vater, ein Beamter, hat mich recht gesetzestreu erzogen. Ich bin lieber der Cruiser, nicht der Hobbyraser. Ich habe den Führerschein bisher zum Glück nur ein einziges Mal verloren. Damals bin ich über eine rote Ampel gefahren. Natürlich unabsichtlich, klar.

GP: Die meisten Turniere finden jedes Jahr statt. Hast du inzwischen eine Route, die du am liebsten fährst?
FF: Am liebsten fahre ich durch Spanien, das ist echt ein Traum. Inzwischen kenne ich da fast alle Raststätten. [lacht] Das ist übrigens wirklich wichtig! Man sollte wirklich wissen, wo Mc- Cafés sind. Auch wenn sie nicht die feinste Kulinarik bieten, sind sie eine internationale Konstante auf meinen Reisen in ferne Länder. Dort weiß ich stets, was ich bekomme.

GP: Kommen wir von deinen Reisezielen zu den sportlichen: Was hast du dir für diese Saison vorgenommen?
FF: Ich habe letztes Jahr sehr viele positive Dinge in meinem Spiel gesehen. In der Saison hat sich einiges für mich getan. Am Ende hat die Konstanz etwas gefehlt. Die erste Hälfte war ich nicht gut genug mit dem langen Spiel, in der zweiten Hälfte lief es besser, dafür verwertete ich meine Chancen nicht. Das möchte ich dieses Jahr besser machen.

GP: Du sagst, es hat sich einiges getan. Was genau?
FF: Es geht immer um Ergebnisse, davon war ich stets überzeugt. Aber es gibt sichere Wege, gute Ergebnisse zu erzielen. Wenn man sich vom Aus fernhält, sind Birdies zwar meist Zufall, immerhin riskiert man aber keine Bogeys oder Doppel-Bogeys. Das hilft. Zudem möchte ich stärker an der Stressregulierung auf und neben dem Platz arbeiten.

GP: Ist das der fehlende Baustein, um am Ende ein Turnier zu gewinnen?
FF: Auf jeden Fall. Wir alle stehen stark unter Strom. Ich hatte dazu mal E-Mail- Kontakt mit Henrik Stenson. Vorher war ich der Überzeugung, dass die Jungs, die alles gewonnen haben, einfach da rausgehen und ganz gechillt ihre Runde spielen. Doch Stenson schrieb: "The battle is going on." Zwar auf einem anderen Niveau, aber am Ende ist es egal, ob es um den Monatsbecher oder die Weltspitze geht. Entscheidend ist, mit dem Druck umgehen zu können. Ich habe gelernt, dass das Ego der weltbesten Spieler nicht so sehr an Ergebnisse gekoppelt ist. Die ärgern sich auch über Fehlschläge, aber kommen damit mental gut klar. Nur weil man mal die British Open gewonnen hat, toppt man trotzdem mal wieder einen Ball. Diesen Mut will ich auch haben.

GP: Noch fehlt dir ein großer Turniersieg in deiner Karriere. Meinst du, ein solcher Triumph würde dich erst mal aus der Bahn werfen?
FF: Es würde sich nichts ändern, anders kann ich mir das nicht vorstellen. Ich habe es aber leider noch nicht erlebt. Innerlich würde ich natürlich durchdrehen. Doch auch wenn ich es nie schaffen sollte, kann ich mich damit abfinden und hatte trotzdem eine gute Karriere.

 

Steckbrief

Alter: 32 Jahre
Profi seit: 2008
Wohnort: Heidelberg
Lieblingsverein: FC Bayern München
Erfolge:
• 25 Mini-Tour-Siege
• 2016 Player of the Year PGA of Germany
• 2016 4. Alfred Dunhill Links Championship
• 2017 4. British Masters

Featured Stories