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Quick-Interview

Matt Wallace

Von Fritz Lüders, Fotos: Getty Images

Mit drei Siegen diese Saison ist Matt Wallace der Überflieger auf der European Tour. Sein unaufhaltbarer Sprint vom Nobody hin zum Top-Star wäre beinahe sogar mit dem Ryder Cup gekrönt worden. Doch dann kam es in Dänemark zu einem Drama...

GolfPunk: In den letzten Monaten wurdest du plötzlich zu einem der besten Golfer Europas. Wie verrückt waren die vergangenen Wochen für dich?
Für mich war alles sehr aufregend, weil ich jede Woche neue Länder kennenlernte, verschiedene Turniere spielte, meinen ersten Cut beim Major schaffte, mein erstes WGC spielte und so weiter. Zum Glück hatte und habe ich ein tolles Team hinter mir, das alles bestens für mich vorbereitete, weshalb ich mich ganz auf mein Spiel konzentrieren konnte. Wir haben jeden Tag hart gearbeitet und uns von einem positiven Erlebnis zum nächsten gehangelt.

Hast du dein Team vor zwei Jahren ausgetauscht oder wieso kam es plötzlich zu dem rasanten Aufstieg?
Gerade heute sah ich auf Facebook eine Erinnerung von 2016. Damals gewann ich mein sechstes Turnier auf der Alps Tour. Und jetzt, zwei Jahre später, spiele ich bei einem WGC in China! Ich bin mir sicher, dass der Erfolg damals entscheidend war, weil ich plötzlich wusste, dass ich mehr kann, und mehr erreichen wollte. Ein weiterer Turning Point war dann meine Schwungumstellung, danach wurde schlagartig alles besser.

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ICH BIN SCHON JETZT MEHR ALS BEREIT FÜR DEN RYDER CUP 2020!
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Denkt man an einige deiner Kollegen, hat eine Schwungumstellung oftmals zuerst viel Verunsicherung und schlechte Resultate zur Folge. Wieso half dir die neue Technik sofort?
Weil mir klar war, was ich wollte, und ein Aufgeben für mich niemals infrage kam. Von Schwung zu Schwung schlug ich bessere Bälle und das gab mir die nötige Sicherheit. Auch heute noch probieren wir, meinen Schwung stets besser zu machen. Aber ich sehe es so: Wenn ich konstant gute Bälle schlage und am Finaltag um den Sieg mitspiele, dann schalte ich auf den Back Nine auf Autopilot. Mein Wille ist dann wichtiger als meine Technik. Ich bin mir sicher, dass Kampfgeist und Entschlossenheit am Ende Sieger machen. Natürlich muss man auch gut schwingen, aber mit Druck umgehen zu können und den unbedingten Willen zu zeigen ist letztendlich wichtiger.

Bei deinem letzten Sieg in Dänemark hattest du extremen Druck. Schließlich schaute dir Ryder-Cup-Kapitän Thomas Bjørn am Grün zu und war gerade dabei, sich zu entscheiden, wen er mit nach Frankreich nimmt. Warst du sehr enttäuscht, dass er dich trotz deines Erfolgs nicht mitnahm?
Es ins Team zu schaffen war eines meiner größten Ziele. Und ja, ich war nach meinem Sieg enttäuscht, dass er mich nicht mitnahm. Es hat mich ehrlich gesagt sogar ziemlich überrascht. Trotzdem habe ich nichts Schlechtes über Thomas Bjørn zu sagen, ich respektierte die Entscheidung und wir stehen in sehr guter Verbindung zueinander. Alle Spieler, die er mitnahm, hatten es absolut verdient. Alle spielten großartig. Und der Erfolg gab ihnen und Thomas sowieso recht. Ab jetzt gilt es für mich, die Enttäuschung als Antrieb zu nutzen, um 2020 dabei zu sein.

Andererseits bist du aber auch ein recht neuer Spie ler für die meisten Europäer und hast kaum Majors gespielt. Wärst du denn schon bereit gewesen für einen Ryder Cup?
Auf jeden Fall! Ich habe bei zwei Majors mit nur einem Schlag den Cut verpasst. Beim letzten wurde ich 19. Ich wollte dann nach meinen zwei Siegen auf der European Tour dieses Jahr unbedingt das dritte Turnier in Dänemark gewinnen, um Thomas Bjørn Kopfschmerzen zu bereiten. Ich gab alles und gewann. Ich liebe solche Drucksituationen und bin schon jetzt mehr als bereit für den nächsten Ryder Cup!

Nach deinen ersten zwei Siegen in diesem Jahr hast du den Cut bei den nachfolgenden Turnieren nicht geschafft und auch nach deinem Erfolg in Dänemark fielst du in ein kleines Loch. Wie kommt es zu solchen Leistungseinbrüchen nach Turnier gewinnen?
Das hat verschiedene Gründe. Nach Dänemark bekam ich die Nachricht, dass ich beim Ryder Cup nicht da bei sein werde. Das war ein starker Dämpfer. Viele Leute können nicht nachvollziehen, auf was für einem Hoch man sein kann und wie man dann nur kurze Zeit später in ein so tiefes Loch fallen kann. Da reichen manchmal schon schlechte Nach richten oder ein verpasster Flug. Außerdem kosten Siege auch verdammt viel Energie. Dann freut man sich in der Woche darauf schon, wenn man den Cut schafft. Die Batterien sind da einfach leer.

 

Steckbrief

Alter: 28 Jahre
Profi seit: 2012
Wohnort: London
Lieblingsverein: Manchester United
Erfolge:
• 2018 Made in Denmark (European Tour)
• 2018 BMW International Open (European Tour)
• 2018 Hero International Open (European Tour)
• 2017 Open de Portugal (European Tour)

Inzwischen bist du 44. in der Weltrangliste. Wann wirst du auf die PGA Tour wechseln?
Noch habe ich keine Ambitionen, zur PGA zu wechseln. Wie du gerade schon sagtest, bin ich noch sehr neu auf der European Tour, und derzeit ist sie perfekt für mich. Ich möchte meine Basis in Europa haben und hier so gut spielen, wie es geht. Ich werde erst zur PGA Tour wechseln, wenn ich dort um Siege mitspielen kann. Ich will nicht dorthin gehen und erst lernen, wie die Tour funktioniert. Falls ich zur PGA wechsle, dann will ich dort auch gewinnen!

Was ist golferisches dein nächstes Ziel?
Ich möchte unbedingt die Top 50 halten und damit meine Eintrittskarte fürs Masters bekommen. Ich will aber lieber in die Top 30 anstatt 49. zu sein.

In London hast du eine riesige Auswahl an erfolg- und traditionsreichen Fußballclubs. Warum um alles in der Welt bist du ManU-Fan geworden?
Weil mein Vater aus Manchester kommt, da hatte ich leider keine Wahl. [lacht] Ich versuchte anfangs, Chelsea-Fan zu sein, aber das hat er mir nicht durchgehen lassen. Was reizt dich noch außer Fußball und Golf? Ich interessiere mich dafür, wie der Verstand funktioniert und wie er die eigene Leistungsfähigkeit beeinflusst. Ich lese viele Bücher über die menschliche Psychologie und Motivation. Das Wissen hilft mir in Drucksituationen.

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