Für Daniel Brown war Golf an diesem Wochenende nicht einmal annähernd das Wichtigste. Kurz vor dem Beginn der BMW International Open erreichte den 30-jährigen die Nachricht, dass ein enger Freund verstorben ist. Und so war der Engländer nach der Runde gedanklich nicht etwa beim zweiten DP-World-Tour-Sieg seiner Karriere sondern bei seinem Kumpel. "Die letzten zwei Tage habe ich ständig an ihn gedacht. Ich habe versucht, dabei nicht zu emotional zu werden. Ich bin mir nicht ganz sicher, was heute passiert ist. Der ganze Tag war wirklich wie eine außerkörperliche Erfahrung", sagte Brown unter Tränen.
Mit einem Schlag Vorsprung vor Landsmann Jordan Smith in die Runde gegangen, war Brown von Beginn an fokussiert und startete mit zwei Birdies in die Runde. So wurde schnell klar, dass aus dem hinteren Verfolgerfeld niemand mehr in das Rennen um den Turniersieg eingreifen konnte. Stattdessen zogen Brown und Smith immer mehr davon. Auf den Front 9 gab es lediglich zwei Löcher auf denen nicht wenigstens einer von ihnen ein Birdie spielte. Und als Smith auf der 9 sein fünftes Birdie des Tages spielte, gingen die beiden schlaggleich auf die Back 9 von München-Eichenried.
Doch am Ende kam es nicht darauf an, wer die meisten Birdies spielt sondern die wenigsten Bogeys auf der Scorekarte hat. Seit Loch 8 am Samstag war Brown ohne Schlagverlust geblieben und hielt diese Bilanz 28 Löcher durch. Smith hingegen erlaubte sich an der 10, 13 und 14 Fehler, die am Ende das Turnier entschieden. Dank einer blitzsauberen 66 sicherte sich Brown den Titel mit zwei Schlägen Vorsprung vor Smith. Platz 3 ging dabei an den Japaner Kazuma Kobori, der mit einer 63 die Runde des Tages schoss.
Brown war aber nicht der einzige Gewinner des Turniers. Die fünf besten, bisher noch nicht für die Open qualifizierten, Spieler im Race to Dubai sicherte sich ein Ticket für Royal Portrush. Angeführt wird die Liste von Norweger Kristoffer Reitan, der mit einer 68 zwar nicht seine Serie sensationeller Schlussrunden fortsetzen konnte, aber dennoch den mit 200.000 US-Dollar dotierten European Swing der DP World Tour für sich entschied. Die weiteren Startplätze gingen an den Engländer John Parry, Haotong Li aus China, Daniel Hillier aus Neuseeland, der in München den Cut verpasste sowie den Südafrikaner Shaun Norris. Sie profitierten dabei von der Abschlussschwäche des dänischen Newcomers Rasmus Neergaard-Petersen, der mit einer 71 eine der schlechtesten Runden des Tages notierte.
Einen noch schwärzeren Tag erwischten unglücklicherweise zwei Deutsche. Hurly Long spielte eine 76 mit einem Doppelbogey und fünf Bogeys und fand sich am Ende ebenso auf Platz 66 wieder wie Yannik Paul, der sogar eine 77 spielte. Und Marcel Siem setzte sein Horror-Wochenende fort, das ihn mit Runden von 74 und 73 von den erweiterten Titelkandidaten aus den Top 50 fallen ließ. Umso ärgerlicher, da die Schlussrunde gut startete, Siem aber auf den letzten sechs Löchern fünf Bogeys spielte.
Ein Beispiel für Konstanz waren dagegen Marcel Schneider und Martin Kaymer, die auf drei der vier Runden eine 70 spielten. Während Marcel Schneiders einziger "Ausrutscher" mit einer 68 in Runde zwei kam, legte Kaymer an der Stätte seines Triumphs von 2008 am Sonntag eine starke 67 hin und verbesserte sich noch von Platz 34 auf Rang 19 - sein bestes Nicht-LIV-Resultat seit dreieinhalb Jahren. Ebenfalls mit einer 67 spielte sich Matti Schmid sogar noch in die Top 10 und damit auch zurück in die Top 80 der Weltrangliste. Für das schönste deutsche Kapitel der BMW International Open sorgte aber Tim Wiedemeyer. Der gebürtige Münchner, der aktuell an der Texas Tech in den USA spielt, behielt auch am Sonntag seine Nerven und verteidigte mit einer 69 seinen 17. Platz. Für den 20-Jährigen eine Bestätigung, dass das Profigolf ein realistisches Berufsziel ist.

BIO-Sieger Dan Brown (r.) und Leading Amateur Tim Wiedemeyer
BMW International Open 2025
Dan Brown gewinnt, Tim Wiedemeyer überzeugt
07.07.2025 | Von Rüdiger Meyer, Foto(s): BMW GolfsportDie 36. Auflage der BMW International Open wurde zu einem englischen Zweikampf, den am Ende Daniel Brown souverän für sich entschied. Für das deutsche Highlight sorgte dabei Amateur Tim Wiedemeyer, der in den Top 20 landete.