GEWINNER: Tommy Fleetwood
Dass Tommy Fleetwood nicht umsonst der europäische Publikumsliebling ist, bewies er auch in diesem Jahr. Im Ryder Cup ist auf ihn einfach immer Verlass. Seine Bilanz steht momentan bei 9 Siegen, 3 Niederlagen und 2 Unentschieden. Wenn man Tommy in jeder Paarung einsetzen dürfte, wäre der Ryder Cup schon vor den Singles entschieden.
VERLIERER: Keegan Bradley
Vor dem Ryder Cup war die Diskussion groß, ob Keegan Bradley einer Doppel-Belastung als Spieler und Kapitän gewachsen wäre. Nach dem ersten Tag muss man sich fragen, ob er überhaupt der Herausforderung als Kapitän gewachsen ist. In einem Zeitalter, in dem Statistiken jeden Teil des Spiels analysieren können, in den Foursomes mit Harris English und Collin Morikawa die Paarung an den Start zu schicken, die die Daten-Gurus von Datagolf als schlechtmöglichste Paarung eingeschätzt haben, ist fragwürdig. Die Paarungen morgens aber so zu wählen, dass die kürzeren US-Hitter an den gerade Löchern abschlagen obwohl gerade dort Longhitter Vorteile haben ist fahrlässig.
GEWINNER: Jon Rahm
Rahm ist das, von dem die Europäer bis heute glauben, Seve Ballesteros sei es gewesen: ein unschlagbarer Spanier. Mit seinen beiden Siegen am Vormittag und Nachmittag bei denen er mit brillanten Eisenschlägen und unglaublichen Putts zum perfekten Zeitpunkt glänzte, ist er jetzt im neunten Vierer-Auftritt in Folge ungeschlagen. Seine gesamte Bilanz Stand heute: 8 Siege, 3 Unentschieden, 3 Niederlagen. Mit anderen Worten: Rahm hat 67,85% aller möglichen Punkte im Ryder Cup gewonnen. Zum Vergleich: Seve kommt nur auf 60,8%.
VERLIERER: US Fans
Jedes Jahr das Gleiche: Die Europäer denken sich kreative Songs aus, verspotten die Amerikaner wenn sie aufgrund der Spielsituation plötzlich kleinlaut werden ("Is this a Library?") und den in Flaggen, Adlern und anderen patriotischen Devotionalien gehüllten US-Fans fällt nichts besseres ein als "USA! USA!" zu gröhlen. Wobei: Halt. Eine Sache fiel ihnen doch noch ein: "Fuck You Rory"-Gesänge. Stay Classy!
GEWINNER: Patrick Cantlay
Für die Europäer ist er eine Hassfigur seit publik wurde, dass er Geld für seine Auftritte im Ryder Cup haben möchte. Aber sportlich liefert er ab wie kaum ein anderer seiner Teamkollegen. Im Foursome war er es, der eine völlige Nullnummer der Amerikaner verhinderte und auch im Fourball war er die treibende Kraft, die für den halben Punkt sorgte. Schwer vorstellbar, dass Keegan Bradley ihn auch nur eine Vierer-Session aussetzen lassen wird.
VERLIERER: Rasmus Hojgaard
Bereits bei der BMW PGA Championship ließ der Däne die Alarmglocken schrillen. Seine Drives gingen überall hin, nur nicht aufs Fairway und sein Ergebnis war so weit vom Cut entfernt, dass er heute nur einen Start erhielt, weil Luke Donald sich offenbar vorgenommen hatte, allen in seinem Team am ersten Tag einen Einsatz zu geben. Am Samstag wird der Däne allerdings sicher nicht mehr als ein Cheerleader sein und versuchen seinen Schwung für Sonntag zu ordnen.
GEWINNER: Sepp Straka
Es war eine große Frage, wie der Österreicher nach seiner familienbedingten Auszeit zurückkommen würde. Immerhin war sein letzter Eindruck ein abgeschlagener letzter Platz bei der Tour Championship. Zwar war ihm zwischendurch ein wenig Rost anzumerken, aber immer wenn es darauf ankam, war er zur Stelle. An Loch 2 verhinderte er mit einem Chip-in, dass die Amerikaner davonziehen konnten, am drittletzten Loch versenkte er einen Monsterputt zum Birdie und an der 16 stellte er mit einem exzellenten Schlag ins Grün die Amerikaner kalt.
VERLIERER: Bryson DeChambeau
DeChambeau mag der Spiritual Leader der Amerikaner sein und über die Medien einen Kleinkrieg mit Rory McIlroy angefangen haben, aber um ein wirklicher Leader zu sein, braucht es mehr als am ersten Tee den Drive kurz vor dem Grün abzulegen. Bryson war sicherlich keiner der sportlichen Schwachpunkte seines Teams, aber wer Ansprüche als Leader hat und am Ende ohne Punkt wieder nach Hause kommt, muss erst einmal kleiner Brötchen backen.
GEWINNER: Rory McIlroy
Rory McIlroy auf der anderen Seite ließ seinen großen Worten Taten folgen. Zwar musste man in der Nachmittags-Session kurz befürchten, dass ihn wieder das Zittern bei kurzen Putts eingeholt hatte, aber das war nur von kurzer Dauer. Am Morgen wie am Nachmittag lochte er unfassbar viele lange Putts (auch wenn ihn der verpasste letzte ärgerte) und brillierte mit langen Drives und coolen Eisenschlägen. Europa ist Rorys Team, keine Frage!
VERLIERER: Scottie Scheffler
Seit letztem Jahr wird Scottie Scheffler aufgrund seines unfassbaren Laufs immer wieder mit Tiger Woods verglichen. Auch beim Ryder Cup ist er dem Tiger auf den Fersen. Der Letzte, dass ein Weltranglisten-Erster beide Vierer-Matches am ersten Tag verlor war Tiger Woods 2002. Scheffler hat im Ryder Cup jetzt 2 Siege, 3 Unentschieden und 4 Niederlagen und damit eine ebenso überraschend negative Bilanz wie Woods.
GEWINNER: Cameron Young
Der Hometown Hero ist seinem Captain's Pick absolut gerecht geworden. Dass er und Justin Thomas am Nachmittag den einzigen vollen Punkt der Amerikaner holten ist vor allen Dingen ihm zu verdanken. Ein Eisen nach dem anderen nagelte er perfekt aufs Grün und einen Putt nach dem anderen versenkte er sicher. Vier der amerikanischen Lochgewinne gingen auf sein Konto. Wenn Young morgen nicht zwei Matches spielt, ist Keegan Bradley nicht zu helfen.
VERLIERER: Europas Vizekapitäne
Wenn es so weiter geht und die Europäer vor dieser Kulisse einen Auswärts-Sieg holen, müsste man Luke Donald eigentlich zum Kapitän auf Lebenszeit machen und keiner der hoffnungsvollen Anwärter auf das Kapitänsamt kommen zum Zug.
GEWINNER: Matt Fitzpatrick
Viele wollten den Engländer wegen seiner negativen Ryder-Cup-Bilanz nicht im Team haben. Einem Sieg standen bisher sieben Niederlagen gegenüber. Jetzt hat er seinen zweiten Sieg und da nicht auf dem Rücken von Ludvig Aberg. Drei Mal schlug er sein Eisen so nah an die Fahne, dass der Schwede nur noch eine Kick-In-Distanz hatte und an der 15 machte Matty Ice den Sack mit einem nervenstarken Putt dicht.
VERLIERER: Donald Trump
Machen wir uns nichts vor: Donald Trump ist für den Ausgang des Ryder Cups eigentlich völlig Banane. Aber einer Sache kann man sich sicher sein. Wenn die Amerikaner nach der Demütigung am Morgen in der Nachmittags-Session unter den Augen des US-Monarchen mehr Punkte als die Europäer gesammelt hätten, wäre 5 Minuten nach dem letzten Match ein Post auf Truth gegangen, indem er den Erfolg für sich beansprucht hätte. Dass ausgerechnet sein Fistbump-Buddy Bryson DeChambeau leer ausging, ist bezeichnend.
VERLIERER: Shotmaking
Bei den Majors bleiben oft die unglaublichen langen Schläge in Erinnerung wie etwa Rorys unfassbare Monster-Draws mit seinen langen Eisen in Augusta. Auch wenn der Ryder Cup die geilste Golfveranstaltung der Welt ist, muss man kreatives Shotmaking hier mit der Lupe suchen. Ja, Jon Rahms Schlag aus dem brutalen Rough aufs Grün am Morgen war brillant und auch Tyrrell Hattons Befreiung von einem Ast vor dem Ball hat Spaß gemacht. Fakt ist jedoch, dass es in Bethpage Black nur darauf ankommt, den Drive möglichst weit zu hauen und dann das Wedge (oder am Par 5 ein Eisen) so nah wie möglich an die Fahne zu hauen und am Ende ist das Ganze einfach nur ein Putting-Contest.