U.S. Open 2025 - Comeback-Sieg für JJ Spaun

U.S. Open 2025

Comeback-Sieg für JJ Spaun

16.06.2025 | Von Rüdiger Meyer

J.J. Spaun ist der Gewinner der 125. US Open. Dank eines magischen Tags mit dem Putter und einer großen Portion Unterstützung vom Wettergott.

Momentum. Ein Wort, das seit Jahrzehnten zu Diskussionen im Sport führt. Die einen streiten die Existenz von Ereignissen ab, die zu entscheidenden Stimmungsumschwüngen im Sport führen können, die anderen sind fest davon überzeugt, dass bestimmte Momente das Erfolgspendel in die andere Richtung schwenken lassen können. Nach der spektakulären Finalrunde der US Open 2025 fällt es allerdings schwer, die Momentum-Leugner ernstzunehmen.

Nach drei Runden hatte sich ein Leaderboard voller Novizen und Außenseitern herauskristallisiert. Unter den Top 10 gab es mit dem Zweitplatzierten Adam Scott gerade einmal einen Spieler, der bereits ein Major gewonnen hatte. Den Rest der Spitzengruppe bildeten mit Sam Burns, Viktor Hovland, Tyrrell Hatton, Robert MacIntyre und Cameron Young fünf Ryder Cupper, die noch auf den Durchbruch bei Majors warten, das vielversprechende Jungtalent Rasmus Neergaard-Petersen aus Dänemark, der Mexikaner Carlos Ortiz, der noch nie bei einem Major in den Top 50 war, PGA-Tour-Rookie Thriston Lawrence aus Südafrika und J.J. Spaun. Der Amerikaner hatte bei der Players Championship mit seiner Playoff-Niederlage gegen Rory McIlroy ein Ausrufezeichen gesetzt und ging als 25. der Weltrangliste ins Turnier, wurde bei den Buchmachern aber mit einer Siegquote von 250:1 als absoluter Außenseiter gehandelt.

Auf den ersten neun Löchern schien es, als hätte Las Vegas mal wieder einen goldenen Riecher gehabt. Spaun begann seine Runde mit drei Bogeys am Stück (auch, weil ein brillanter Annäherungsschlag die Fahne traf und vom Grün rollte) und packte an der 5 und 6 noch weitere Schlagverluste drauf. Zwar lag er bei brutalen äußeren Bedingungen nur vier Schläge hinter Sam Burns zurück, doch das berühmte Momentum sprach gegen ihn, auch weil seine Körpersprache wie das Wetter war: niedergeschlagen. Doch dann hatte der Wettergott ein Einsehen und überflutete die Grüns von Oakmont. 96 Minuten lang war das Turnier unterbrochen und J.J. Spaun nutzte die Zeit wie kein anderer. Man hätte dem 35-Jährigen nachsehen können, wenn er sich einfach nur eine Mütze Schlaf geholt hätte. Schließlich hatte sich seine kleine Tochter nachts übergeben und einen frühmorgendlichen Abstecher zu einer Apotheke nötig gemacht. Stattdessen stülpte sich Spaun neue Klamotten und eine neue Einstellung zur Runde über. "Ich kam als ein neuer Mann zurück", erzählte Spaun Journalisten von den 96 Minuten, die sein sportliches Leben veränderten.

Als das Horn zur Wiederaufnahme der Runde ertönte, begann Spaun zwar nur mit drei Pars am Stück, verkürzte dennoch den Abstand nach vorne, weil Sam Burns an der 11 ein Doppelbogey unterlief. Als Spaun auf dem einzigen Par 5 der Back 9 als einziger Spieler aus der Spitzengruppe ein Birdie gelang, lag er plötzlich wieder in geteilte Führung und mit einem weiteren Birdie an der 14 fand er sich an der Stelle wieder, die er nach seiner 66 in der ersten Runde inne hatte: alleine führend. Doch das Auf und Ab war noch nicht vorbei. Spauns Bogey an der 15 sorgte dafür, dass fünf Spieler schlaggleich in Führung lagen und sich die ersten darauf vorbereiteten, dass die US Open erst am Montag in einem Playoff entschieden würden. Doch Spaun hatte noch was im Köcher. Während sich Ortiz und Burns mit Doppelbogeys an der 15 endgültig aus dem Titelrennen verabschiedeten, hatte Burns an der 17 den Drive seines Lebens und erreichte das Par 4 mit dem ersten Schlag: Birdie! Als er auch die 18 in Regulation erreichte, schien der US Open Titel nur Formsache zu sein, doch ein Zwei-Putt aus 20 Metern auf den trickreichen Grüns von Oakmont ist alles andere als ein Selbstläufer. Doch Spaun hatte in dieser Woche ein Geheimwaffe. Mit seinem Zero-Torque-Putter von L.A.B.-Golf hatte er nach der Regenpause bereits Putts aus 7 und 12 Metern gelocht und als sein Ball an der 18 den Schläger verlief, flüsterte der US-Kommentator "Zwei Putts zum Siegen" bevor seine Stimme sich überschlug: "Wie wäre es mit einem?" rief er als der Ball ins Loch plumpste und J.J. Spaun und sein Caddie Mark Carens mit einem Regenschirm über das Grün tanzten wie Gene Kelly in "Singin in the Rain". Die US-Open hatte ihren Sensationssieger - und die Sportjournalisten einen weiteren Beweis, dass Momentum sehr wohl existiert.

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