Tigers neue Karriere
Nein, hier geht es nicht um Tiger Woods, der kommende Woche beim PNC Invitational mit Sohn Charlie mal wieder den Schläger schwingen lässt, sondern um seinen deutschen Namensvetter Tiger Christensen. Der vielversprechende Nachwuchsstar, der in der Amateur-Weltrangliste zuletzt auf Platz 27 stand, hat vor drei Wochen überraschend den Wechsel ins Profilager verkündet. Nachdem er bei der Qualifying School als einziger Deutscher den Cut geschafft und damit eine Spielberechtigung für die Challenge Tour erreicht hatte, fasste er den Entschluss, nicht an die University of Arizona zurückzukehren. "Es war eine sehr schwierige Entscheidung für mich, aber nach einem Marathon in der DP World Tour Q School habe ich die Möglichkeit angenommen, meine professionelle Karriere in Europa zu beginnen. Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt, aber ich werde immer eine Wildcat sein. Bear Down", schrieb der 21-Jährige in einem Abschiedsstatement an seine Kommilitonen. Der neue Karriere-Abschnitt beginnt für Christensen bereits in dieser Woche: Dank einer Sponsoren-Einladung teet er bei der AfrAsia Bank Mauritius Open auf und schnuppert erste Luft auf der DP World Tour.
Korn Ferry Ultra
Nachdem sich Jonas Baumgartner in der letzten Woche für die Final Stage der Qualifying School zur PGA Tour qualifiziert hatte, nutzte er tatsächlich die Chance, seine Ausgangslage noch einmal zu verbessern. Mit einer spektakulären Schlussrunde von 5 unter Par schob der frischgebackene Uni-Absolvent sich noch von Platz 75 auf Platz 26 vor und sicherte sich eine der Karten für die Korn Ferry Tour. Besser noch: Als 26. schaffte er es gerade noch in die Kategorie, bei der er von den ersten beiden Reshuffles (die Umpositionierung in der Kategorie anhand der bis dato erzielten Ergebnisse) ausgeschlossen ist und damit bei den ersten 12 Turnieren der Saison garantiert ins Feld kommt. Eine gute Ausgangslage, um es Thomas Rosenmüller und Jeremy Paul gleich zu tun, die sich in diesem Jahr über die Korn Ferry Tour auf die PGA Tour spielten.
Der nächste Matsuyama?
Dass der Sprung vom Amateur zum Profi nicht immer leicht ist, zeigt das Beispiel Takumi Kanaya. 2019 war der Japaner für 55 Wochen die Nummer 1 der Amateur-Weltrangliste - lediglich zwei Spieler besetzten diesen Platz länger. Und als er kurz nach dem Wechsel ins Profilager im November 2020 das prestigeträchtige Dunlop Phoenix Tournament gewann, schien der ganz große Durchbruch nur eine Frage der Zeit. Der ließ allerdings dann doch auf sich warten. 2022 verpasste Kanaya in der Qualifying School die Karte zur DP World Tour um drei Schläge, und sobald er außerhalb Asiens aufteete, war am Freitag meistens schon wieder Schluss. Selbst als er 2023 in der Geldrangliste der Japan Tour in den Top 3 landete und sich dadurch ein Spielrecht für die DP World Tour erkämpfte, gab er dieses kampflos auf, indem er nur zwei Mal startete. Doch nun scheint er doch das Land der aufgehenden Sonne verlassen zu wollen. In diesem Jahr gewann Kanaya dank zwei Turnieren sogar die Geldrangliste der Japan Tour und nutzte einen anderen, damit verbundenen Vorteil: den Zugang zur zweiten Stufe der PGA Tour Q-School. Nachdem er diese überstand und im Finale auf Platz 3 landete, ist er für 2025 ein vollwertiges Mitglied auf der US Tour und hofft die in ihm gesetzten Erwartungen endlich zu erfüllen.
Mixed Signals
Im Rahmen des Grant Thornton Invitationals, das Patty Tavatanakit und Jake Knapp knapp vor Tom Kim und Jeeno Thitikul gewinnen konnten, gab Antony Scanlon (Direktor der International Golf Federation) im
Interview mit dem Golf Channel einen Einblick in die Golfpläne für die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles. Anfang 2023 wurde bei der IOC ein Antrag für ein Mixed-Event eingereicht und wird dort aktuell geprüft. Die Pläne sähen laut Scanlon so aus, dass die Männer von Mittwoch bis Samstag spielen und am Sonntag/Montag dann ein 36-Loch-Mixed-Event mit Fourball und Klassischem Vierer stattfindet, bevor die Damen übernehmen. Auf diese Weise würde verhindert, dass die großen Touren zwei Spielwochen für die Olympischen Spiele blockieren müssten. Die USA sind aufgrund der Popularität von Herren- und Damen-Golf natürlich ein idealer Ort, um ein Mixed-Event auszuprobieren und das Turnier würde ein noch exklusiveres Starterfeld bieten als die Einzelwettbewerbe, da jedes Land laut Scanlon nur ein Duo an den Start schicken soll.
The Walking Dead: The Ones who LIV
In der vergangenen Woche hat sich LIV Golf zwei neue Mitglieder gesichert - und das ganz ohne dreistellige Millionenzahlungen. Beim LIV Promotions Event holte sich Chieh-po "Max" Lee über 72 Löcher (!) den Sieg und eine Mitgliedschaft auf der Goldesel-Tour. Der 30-jährige aus Taiwan ist vermutlich nicht unbedingt derjenige, den LIV auf dem Wunschzettel hatte, immerhin war er auf der Asian Tour gerade mal 23. beim Schlagdurchschnitt und 223. in der Weltrangliste. Neben ihm tritt auch der Koreaner Yubin Jang 2025 bei LIV an - und das ganz ohne Qualifying School. Tatsächlich verzichtete der 135. der Weltrangliste sogar auf einen Start im Finale der Q-School zur PGA Tour, weil ihm Kevin Na einen Platz in seinem LIV-Team "Iron Heads" angeboten hat. Finanziell sicher eine gute Entscheidung, aber ob dies sportlich nicht ein Todesstoß ist, hängt wohl sehr von den Verhandlungen zwischen LIV und den anderen Profitouren ab.
Grand Theft Golf Cart
In den floridianischen Villages geht die Angst um: Ein Golf Cart Dieb ist wieder auf freiem Fuß. Jerry Michael Lay hatte im September 2023 in der für seine Golf Carts berüchtigten Community ein Cart entwendet und in seine Einzelteile zerlegt. Es war mindestens der dritte Golf Cart Diebstahl, der dem mehrfach vorbestraften 52-Jährigen nachgewiesen werden konnte. Ein Schwerverbrechen in den Villages, denn wie soll man ohne Golf Cart eine Trump Rallye abhalten?
Fearsome Foursome: Das Team der Woche
Driving: Ryan Van Velzen
Vom Tee war der Südafrikaner überlegen und führte bei der Alfred Dunhill Championship das gesamte Feld an. Mehr als 75% Fairwaytreffer bei mehr als 305 Yards Länge sprechen eine deutliche Sprache. Doch das nützt nichts, wenn man die perfekte Ausgangslage nicht nutzen kann. An der 18 war Van Velzen in geteilter Führung als er aus dem Fairway seinen Annäherungsschlag nicht zum halten bringen konnte, im Wasser landete und den Sieg verspielte.
Approach: Matti Schmid
Keine Frage: der Deutsche wird mit seinem Auftritt bei der Dunhill Championship nicht zufrieden sein. Lediglich in der ersten Runde blieb er unter Par, danach ging es beständig abwärts. Etwas Trost sollte er darin finden, dass sein langes Spiel stimmt. Mit 7,5 gewonnen "Approach"-Schlägen belegte Schmid Platz vier im Feld. Der Rest war allerdings für die Tonne: auf den Grüns ließ er fast alles wieder liegen und mit dem Driver war er vogelwild.
Short Game: John Parry
Der Engländer spielte auf seinen letzten 8 Bahnen eins über Par und landete schließlich einen Schlag hinter Norris, der ihm auf den Back 9 vier Schläge abnahm. Dabei kämpfte Parry wie ein Wilder und scramblete besonders in der ersten und dritten Runde wie ein Besessener ums Par. Mit 1,45 gewonnenen Schlägen pro Runde lag nur Landsmann Dale Whitnell noch vor ihm.
Putting: Shaun Norris
Obwohl die DP World Tour die Statistiken des Dunhill-Gewinners nicht erfasst hat, war sein Putten ein Schlüssel zum Erfolg. Nichts illustriert dies besser als sein langer Putt an der 2, den er vom Vorgrün lochte. Immer wieder lief sein Broomstick-Putter heiß, sodass er sich sogar an der 7 einen desaströsen Chip ins Wasser leisten konnte und trotzdem mit einem Schlag Vorsprung gewann.
Schwarz-Rot-Golf: Die deutschen Stars der Woche
Marcel Schneider
15. Dunhill Championship (71-72-69-68) €20.700
Matti Schmid
59. Dunhill Championship (68-73-75-75) €4.575
Abgeschnitten
Dunhill Championship
Nicolai von Dellinghausen MC (72-75)