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Les Bordes Golf Club

Einmal ist besser als keinmal

Von Jan Langenbein, Fotos: PR

Eine der legendärsten Golfadressen des europäischen Festlands öffnet ihre Pforten für das gemeine Volk. Der dem Pöbel lange unzugängliche Les Bordes Golf Club erlaubt nun, Fuß auf den sagenumwobenen Old Course zu setzen - in vielfacher Hinsicht ein einmaliges Erlebnis.

Dass Golfer in vielen Dingen wie kleine Kinder ticken, ist nichts Neues. Ein neues Spielzeug? Muss ich haben! Mein Spielkamerad kann den Ball weiter werfen? Es wird so lange keine Ruhe gegeben, bis das Kräfteverhältnis wieder geradegerückt ist! Etwas ist absolut nicht zu haben? Brauche ich unbedingt!

Was einst das neue Fahrrad, die Urkunde bei den Bundesjugendspielen oder ein Film auf VHS war, den die Eltern für absolut unangebracht hielten, ist Jahrzehnte später der neue Driver zu Beginn jeder Saison, ein Longest-Drive-Sonderpreis und die Sehnsucht danach, ans erste Tee in Golfclubs gelassen zu werden, deren erlauchte Mitglieder das gemeine Volk am liebsten von der Anlage verbannen möchten.

Bekanntermaßen findet man diese Form von ultraexklusiven Erwachsenenspielplätzen vorzugsweise in den Vereinigten Staaten. Wo es offiziell nie eine Form von Adel gab, braucht es schließlich andere Werkzeuge, um sozialen Status und Rangzugehörigkeit zu manifestieren. Für Mitglieder nahezu mythischer Orte wie Augusta National, Pine Valley oder Cypress Point spielt Golf oft nur eine untergeordnete Rolle - "Member" zu sein, wo andere nicht einmal den Parkplatz betreten dürfen, ist der eigentliche USP dieser Clubs.

Hinter nahezu unüberwindlichen Mauern versteckte Traum-Golfplätze waren allerdings nie ein ausschließlich amerikanisches Phänomen. Auch in Europa gab es schon immer Golfanlagen, die nur ganz wenigen Auserwählten - oder in manchen Fällen sogar nur einer einzigen Person - zugänglich waren. Das im französischen Loiretal gelegene Les Bordes zählt seit seiner Eröffnung 1987 ganz ohne Zweifel zum kleinen Kreis dieser sagenumwobenen Orte.

Les Bordes Golf Club:

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WELTLICHE BEGRIFFE WIE ,STARTZEIT' ODER ,LANGSAMES SPIEL' SIND AUF DEM HEILIGEN BODEN VON LES BORDES SELBSTVERSTÄNDLICH FREMDWÖRTER.
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Hier fasste einst Baron Marcel Bich den kühnen Plan, seinem privaten Jagdrevier nahe der im zwölften Jahrhundert gegründeten Gemeinde Beaugency einen Golfplatz zu spendieren. Als Mitbegründer und Eigentümer des BIC-Konzerns spielte Geld - dank der in aller Welt berühmten Kugelschreiber und Feuerzeuge - selbstverständlich keine Rolle und so wurde der Texaner Robert von Hagge engagiert, inmitten eines riesigen Walds einen 18-Loch-Championship-Course zu bauen, der international neue Standards setzen und den Golfsport in Frankreich auf ein neues Level heben sollte.

Der Amerikaner machte sich mit unbegrenztem Budget sogleich ans Werk, schaffte es aber trotzdem, seinen Auftraggeber an den Rand der Ohnmacht zu bringen, als er dem Baron mitteilte, dass allein die Baukosten für Loch 4, ein Par 3, die in den 80er-Jahren unfassbare Summe von einer Million Dollar übersteigen würden.

Als der heute Old Course genannte Platz in Les Bordes 1987 fertiggestellt war, hatte Baron Bich nicht nur sein persönliches Spielzeug, das einzig ihm und seinen Freunden zur Verfügung stand, Golfer in aller Welt hatten auch ein neues Sehnsuchtsziel. Denn die Kunde dieses sagenhaften und absolut unerreichbaren Spielplatzes in der französischen Provinz verbreitete sich dank Mund-zu-Mund-Propaganda in den darauffolgenden Jahren über die gesamte Golfszene.

Ohne eine persönliche Einladung des Barons oder die Qualifikation für eines der hier regelmäßig abgehaltenen Turniere für die besten Amateure des Landes war eine Startzeit schwerer zu bekommen als eine Privataudienz beim Dalai Lama. Zeitgleich mit dem Image der unerreichbaren Nobelwiese wuchs jedoch auch der Ruf dieser 18 Löcher als der wahrscheinlich schwerste Golfplatz des gesamten Kontinents.

Les Bordes Golf Club: Neues Geschäftsmodell: Golfclub und Puff in einem? (l.)Les Bordes Golf Club: Neues Geschäftsmodell: Golfclub und Puff in einem? (l.)
Neues Geschäftsmodell: Golfclub und Puff in einem? (l.)
Als der Übervater von Les Bordes 1994 starb, blieb die Anlage zunächst in Familienbesitz und verschloss sich der Öffentlichkeit noch mehr. Einige Besitzer später übernahm das amerikanische Private-Equity-Unternehmen RoundShield Partners LLP das französische Golf-Xanadu und investierte im großen Stil, um das heutzutage als Les Bordes Estate geführte Anwesen zu einem der besten und der exklusivsten Country Clubs der Welt zu machen.

Neben einigen Dutzend traumhaften Villen, Pferdestallungen, Tennisplätzen und einem beheizten (!) See steht den mittlerweile 300 Mitgliedern aus aller Welt seit 2021 ein zweiter 18-Loch-Platz zur Verfügung. Der von keinem Geringeren als Gil Hanse designte New Course ist mit seinem natürlichen Heathland-Look das absolute Gegenteil des perfekt manikürten und sehr amerikanisch anmutenden Old Course.

Wo von Hagge dank dichten Roughs, noch dichteren Walds und unzähliger Seen, Teiche und Bachläufe absolute Präzision zur Grundvoraussetzung für einen halbwegs erträglichen Golftag machte - an dessen Ende selbst bei persönlicher Bestleistung die Balltasche garantiert leer sein wird -, lässt Hanse den wenigen Glücklichen, die dieses Meisterwerk spielen dürfen, mehr Platz vom Tee und lädt zum Spiel mit Winkeln zur Fahne und wilden Bounces auf mächtig ondulierten Fairways und Grüns ein.

Jack Laws, Director of Golf in Les Bordes, beschreibt sein Traumduo von Meisterschaftsplätzen mit einer kulinarischen Metapher: "Der Old Course ist der beste fettige Burger, den du je gegessen hast, während der New Course wie Fine Dining ist - Michelin-Sterne-Küche für Feinschmecker. Beide sind gleichermaßen fantastisch, bieten aber ganz unterschiedliche Erlebnisse."

Kein Wunder, dass die Nummer eins der Welt Scottie Scheffler Les Bordes im Sommer 2024 zu seinem Base-Camp machte, um sich hier, 160 Kilometer von Paris entfernt, für das olympische Golfturnier vorzubereiten.

Als nach diesem Trainingslager mit Familie im Schlepptau auf dem ebenfalls von Robert von Hagge designten Albatros Course von Le Golf National olympische Medaillen verteilt wurden, nahm sich Scheffler selbstverständlich die goldene mit nach Hause. Bessere Trainingsbedingungen als in Les Bordes wären schließlich kaum denkbar gewesen.

Les Bordes Golf Club:
Doch nun die gute Nachricht für all diejenigen, denen beim Gedanken an fettige Burger und einen der gleichzeitig schönsten und schwersten Golfplätze Europas bereits das Wasser im Mund zusammenläuft: Das legendäre Schild mit der Aufschrift "Club Privé" am schmiedeeisernen Tor zum Les Bordes Estate ist längst nicht mehr so unnachgiebig wie noch in den 90er-Jahren.

Um die astronomisch hohen Investitionen in die Anlage zu rechtfertigen, haben die amerikanischen Besitzer beschlossen, weitere Mitglieder in Les Bordes aufzunehmen und potenziellen Interessenten einmalig im Leben die Chance zu geben, den Club und seinen sagenhaften Old Course zu erleben.

In den 24 Stunden auf der Anlage, die von zwei Golfern mit 1.800 Euro erkauft werden können, stehen alle kulinarischen, kulturellen und sportlichen Einrichtungen des Clubs samt einem exquisiten Golf-Cottage am 18. Grün des Old Course zur Verfügung. Weltliche Begriffe wie "Startzeit" oder "langsames Spiel" sind auf dem heiligen Boden von Les Bordes selbstverständlich Fremdwörter. Da sich selten mehr als ein Dutzend Golfer auf der Anlage befinden, hat jeder jederzeit freies Geleit auf allen Spielbahnen. Lediglich der New Course ist und bleibt den zahlenden Mitgliedern vorbehalten - da hilft kein Bitten und Betteln an der Golf-Rezeption.

Dafür drücken die netten Damen im Pro-Shop ein Auge zu, wenn man sich als Gast auf dem "Members only"-Tisch mit Schlägerhauben und Polohemden eindeckt, wie wir selbst herausfinden konnten. Sollte nach maximal sieben Tagen in Les Bordes - länger kann das "Once in a Lifetime"-Angebot nicht wahrgenommen werden - die Lust auf Gil Hanses New Course so groß und der Verfügungsrahmen der Kreditkarte noch gegeben sein, dann wartet Jack Laws in seinem Büro darauf, die Vorzüge einer vollen Mitgliedschaft in Les Bordes noch einmal zusammenzufassen. Und dann ist man nur noch eine Unterschrift und eine substanzielle Überweisung davon entfernt, das wahrscheinlich exklusivste Golfangebot ganz Europas seine neue Heimat nennen zu dürfen.

 
GUT ZU WISSEN

GUT ZU WISSEN

"ONCE IN A LIFETIME"

Wer erleben möchte, wie es hinter den Mauern eines der exklusivsten Golfclubs der Welt zugeht, kann ab dieser Saison das "Once in a Lifetime"-Angebot für potenzielle Clubmitglieder und künftige Hausbesitzer wahrnehmen und alle Vorteile genießen, die normalerweise Mitgliedern vorbehalten sind. Für 1.800 Euro pro Nacht können zwei Personen eine Runde auf dem Old Course spielen, den von Gil Hanse designten Zehnloch-Kurzplatz genießen und alle weiteren Angebote des Anwesens wie die Pferdestallungen, Badeseen, Wanderwege und Weltklasse-Restaurants nutzen. www.lesbordesestate.com/oial

WOHNEN

Gäste haben die Wahl zwischen einer Unterkunft in einem der von Michaelis Boyd renovierten Golf-Cottages oder einer Cour-du-Baron-Villa mit vier oder fünf Schlafzimmern. Die Cottages bieten komfortable und geräumige Unterkünfte in einer spektakulären Lage mit Blick auf den Old Course. Die Cour-du-Baron-Villen sind moderner und befinden sich im Herzen des Anwesens. Scottie Scheffler quartierte sich hier übrigens 2024 ein, um sich auf die Olympischen Spiele in Paris vorzubereiten - mit Erfolg.

Die passend zur Mitgliedschaft millionenschweren Villen von Les Bordes werden übrigens schlüsselfertig und vom Stardesigner höchstpersönlich eingerichtet übergeben. Wer für all diesen Luxus seinen Bausparvertrag nicht kündigen möchte, wird aber garantiert auch nach einem im Leben einmaligen Ausflug nach Les Bordes glückselig nach Hause fahren, den Golf-Buddys mit verklärtem Blick vorschwärmen, wie die Crème de la Crème des weltweiten Golfjetsets ihrem Lieblingssport nachgeht - um dann brav im Sekretariat des Heimatclubs wie eh und je wieder Startzeiten für die kommenden Wochenenden zu buchen. Schließlich kann keine noch so perfekte Anlage die Zeit mit den besten Freunden auf dem Heimatplatz übertreffen.

Golfplätze in der Region

OLD COURSE

OLD COURSE

18 Löcher, Par 72, 6.443 Meter

Adresse
Les Petits Les Grand Rondis
41220 Saint-Laurent-Nouan
Frankreich
Tel. +33 2.54.877213
www.lesbordesgolfclub.com

Greenfee
1.800 Euro im "Once in a Lifetime"-Paket für zwei Personen (inkl. Übernachtung)

Als der Texaner Robert von Hagge 1987 nach den Vorstellungen von Baron Marcel Bich 18 Löcher in den Sologne-Wald im Loire-Tal modelliert hatte, war allen, die sich glücklich genug schätzen konnten, diesen extrem privaten Golfplatz mit eigenen Augen sehen zu dürfen, klar, dass hier etwas ganz Besonderes entstanden war. Die Legende dieses für Otto Normal-Golfer unzugänglichen Parkland-Traums wuchs in den folgenden Jahren stetig und nun steht inmitten einer atemberaubenden Seenlandschaft dieser moderne Klassiker, der immer noch zu den besten und feinsten Plätzen Europas zählt, zumindest theoretisch allen Golfern einmal im Leben offen.

Killerloch
Bahn 7 ist ein 507 Meter langes Par 5, das sich wie die Hakenhand eines Piraten um einen See biegt. Wer hier mit dem zweiten Schlag aufs Grün möchte, muss sich einem der heroischsten Schläge über Wasser des gesamten Kontinents stellen.
www.lesbordesgolfclub.com

NEW COURSE

NEW COURSE

18 Löcher, Par 72, 6.663 Meter

Greenfee
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Im Jahre 2021 bekam der legendäre Old Course von Les Bordes einen weiteren Golfplatz an die Seite gestellt und dafür war einer der heißesten Golfplatz-Designer natürlich gerade gut genug. Gil Hanse, berühmt durch seine Designs in Streamsong und Pinehurst, baute in Frankreich auf sandigem Boden mit reichlich Fescue und Ginster einen Heideland-Platz, der im Gegensatz zum Old Course ein beinahe Links-ähnliches Spiel fordert. Breitere Fairways und weniger Wasser lassen eine Runde hier weniger klaustrophobisch erscheinen, doch der harte Untergrund und die stark ondulierten Grüns können hier auch ohne Ballverluste für schwindelerregende Scores sorgen.

Killerloch
Laut Scorekarte ist die 17 zwar eine der einfachsten Bahnen des Platzes, doch wer auf diesem Par 3 von den sechs mannstiefen Bunkern rund um die Fahne, die zusammengenommen deutlich größer als das Grün selbst sind, nicht mächtig eingeschüchtert wird, ist eine verdammt coole Socke.

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