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Die angenehmsten Orte der Welt

Henri-Chapelle

Von Rudi Schaarschmidt, Fotos: PR, Rudi Schaarschmidt

Wer an Belgien denkt, denkt sofort an Waffeln, Fritten, das Atomium und über 1.500 verschiedene Biersorten. Weniger an großartige Golfplätze. Höchste Zeit, daran etwas zu ändern.

Was gibt es Schöneres, als im privaten Freundeskreis eine Gruppe auf die Beine zu stellen, die sich in zwei Teams aufteilen lässt und jedes Jahr an einem Golf-Wochenende um einen völlig überdimensionierten Pokal kämpft, der aus der gemeinsamen Mannschaftskasse bezahlt wurde und meistens einen bizarren Namen trägt? Die Spielformen sind dabei frei wählbar, wobei nicht selten der im Vergleich gegen diesen Wettkampf plötzlich völlig irrelevante Ryder Cup als Vorbild dient.

Je länger die Tradition dann besteht, desto schwieriger wird die Suche nach einer passenden, bestenfalls ausgefallenen und mit dem Auto erreichbaren Destination, die schließlich gewissen Ansprüchen genügen muss: Der Golf-Freak muss einen guten Platz vorfinden, der auch bei mehrmaligem Spielen interessant bleibt. Der Komforttyp braucht eine entsprechende Unterkunft, die direkt am Golfplatz ist und in der er sich wohlfühlt und gut schlafen kann. Und der Gourmet möchte sich nach getaner Arbeit auf dem Golfplatz entsprechend kulinarisch verwöhnen. Für alle, denen ich bis hierhin aus dem Herzen gesprochen habe, kommt hier ein Geheimtipp aus Belgien: Golf Henri-Chapelle!

In Zeiten, in denen der europäische Gedanke mehr und mehr zu schwinden scheint, ist dieser Golfclub ein leuchtendes Gegenbeispiel für Völkerverständigung. Nur 15 Kilometer südwestlich von Aachen liegt diese Golfoase in den Ausläufern der Eifel, die hier in die Ardennen übergehen. Im dementsprechend hügeligen Teil des Dreiländerecks Deutschland-Belgien-Niederlande kommen die Clubmitglieder aus allen drei Ländern. Das Clubmagazin ist zweisprachig (Deutsch und Französisch). Club-Präsident Frank Wierts kommt aus Deutschland und ist ein Controller mit Handicap 8 - zwei Attribute, die in dieser Funktion durchaus hilfreich sind. Yannick Schintz ist Belgier und kümmert sich als quer eingestiegener Clubmanager mit demselben Herzblut um alle Belange dieser 45-Loch-Anlage, die von einem niederländischen (Joan Dudok van Heel) und einem belgischen (Bruno Steensels) Architekten erbaut wurde. Und mit dem nahe gelegenen Golfclub im niederländischen Maastricht besteht für Hotelgäste eine Greenfee-Kooperation, was das Angebot um 27 Löcher erweitert.

Die angenehmsten Orte der Welt: Abstand halten - sonst riskiert man einen Duck-Hook! (r.)Die angenehmsten Orte der Welt: Abstand halten - sonst riskiert man einen Duck-Hook! (r.)
Abstand halten - sonst riskiert man einen Duck-Hook! (r.)

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STEENSELS UND DUDOK VAN HEEL HABEN LÖCHER ENTWORFEN, DEREN DESIGNS SICHER NICHT DEM LEHRBUCH FÜR GOLFARCHITEKTUR ENTSTAMMEN, ABER GERADE DESHALB SO EINZIGARTIG SIND.
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Im vergangenen Jahr feierte der Club sein 35-jähriges Jubiläum. 1989 wurden die ersten neun Löcher des heutigen Championship-Course Les Viviers (Par 72) eröffnet, bevor der Platz wenig später auf 18 Löcher erweitert wurde. Das gleiche Prozedere galt auch für den Bau des zweiten Platzes, den kürzeren Charlemagne (Par 70), für den aber seltsamerweise dasselbe Greenfee aufgerufen wird. Für Anfänger ohne Platzreife spielbar sind die neun Löcher des Chapelle-Kurses (Par 31), der neben sieben Par 3-Löchern zwischen 62 und 159 Metern auch zwei längere Bahnen (372 und 406 Meter) aufweist, die als Par 5 gespielt werden. Abgerundet wird das Angebot durch eine großzügige Driving Range, die sich mit einigen Abschlagsplätzen aus einer Halle heraus auch bei miesestem Wetter für launige Trainings-Events anbietet. Für alle Ansprüche und Spielstärken ist damit bestens gesorgt und trotz vieler Club-Turniere bestehen für Spontanbesucher dadurch immer Möglichkeiten zu spielen.

Etwas gewöhnungsbedürftig sind die Grüns. Nicht wegen ihrer mehr oder weniger sichtbaren Breaks, sondern aufgrund ihrer Geschwindigkeit. Das Problem mit dem berüchtigten Dollar-Spot hat man mittlerweile gut in den Griff bekommen, die Grüns sind treu. Aber einen spürbaren Tick langsamer, als man es möglicherweise aus dem Heimatclub gewohnt ist. Es dauert den ein oder anderen Drei-Putt, bis die Arme den Befehl des Gehirns, dem Ball etwas mehr Tempo mitzugeben, widerspruchslos umsetzen. "In Belgien gibt es strengere Auflagen für die Golfplatzpflege. Mit unseren rein öko-biologischen Möglichkeiten haben wir nicht dieselben Optionen wie die Kollegen in den Nachbarländern, die auch mal auf die chemische Keule zurückgreifen können", erklärt Clubchef Wierts.

Das Glanzstück des Komplexes ist der Viviers-Course, der sicher zu den abwechslungsreicheren Plätzen zählt. Nicht eine Spielbahn gleicht einer anderen und es sind teilweise amtliche Höhenunterschiede zu bewältigen. Von den höher gelegenen Spielbahnen bieten sich Fernblicke bis in die Eifel hinein und auf den Botrange, die mit 649 Metern höchste Erhebung Belgiens. Daher steht für alle Nicht-Bergziegen eine riesige Buggyflotte parat. Steensels und Dudok van Heel haben Löcher entworfen, deren Designs sicher nicht dem Lehrbuch für Golf-Architektur entstammen, aber gerade deshalb so einzigartig sind.

Die angenehmsten Orte der Welt: Typisch Belgien: Selbst der Golfplatz wird zum Velodrom (l.)Die angenehmsten Orte der Welt: Typisch Belgien: Selbst der Golfplatz wird zum Velodrom (l.)
Typisch Belgien: Selbst der Golfplatz wird zum Velodrom (l.)
Lediglich exemplarisch dafür sei das skurrile Dogleg der 6 (304 Meter, Par 4) herausgepickt, für die es mindestens so viel taktische Überlegungen wie praktisches Vermögen benötigt. Vom Abschlag geht es bergab auf ein schmales, geneigtes Fairway. Jeder Fade oder Slice ist unrettbar in einem steil aufragenden Hang voller undurchdringbaren Gehölzes verloren. Der Abschlag rollt nach dem Aufkommen noch weit und zwangsläufig auch entgegen dem nach rechts verlaufenden Dogleg nach links herunter. Um eine mehr oder weniger passable Spiellinie für den Schlag ins Grün haben zu wollen, müssen mindestens 150 Meter, maximal aber 210 Meter geschlagen werden, da die Bahn in gerader Spiellinie durch eine frontale Baumreihe begrenzt wird. Der zweite Schlag muss dann blindlings im rechten Winkel eine senkrechte Wand hinauf gespielt werden in ein dahinter liegendes Grün, das eher breit als tief ist. Die Spannung ist jedes Mal groß, wenn man sich den Hang hinaufgekämpft hat, um zu sehen, wie nah oder weit der Ball von der Fahne entfernt liegt.

Jeder kennt es, wenn nach einem Turnier alle auf der Clubterrasse zusammenkommen und sich gegenseitig von ihren mehr oder weniger interessanten Erlebnissen auf dem Platz berichten. Henri-Chapelle bietet dafür mit Sicherheit mehr Stoff als die meisten anderen Plätze.

 
Wohnen

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GOLF & HOTEL HENRI-CHAPELLE

Clubhaus und Hotel liegen direkt nebeneinander. Das Clubhaus bietet neben Konferenzräumen für bis zu 250 Personen eine gemütliche Bar, ein schickes Restaurant und eine schöne Panoramaterrasse mit Blick auf den Platz. Das Hotel verfügt über elf klimatisierte Doppelzimmer in verschiedenen Kategorien. Alles wurde erst kürzlich modern renoviert, wobei größter Wert auf Optik, Funktionalität und Nachhaltigkeit gelegt wurde. In Verbindung mit Übernachtung(en) bietet der Club attraktive Golfpakete an.

Golfplätze in der Region

Golf Henri-Chapelle Viviers Course

Golf Henri-Chapelle Viviers Course

18 Löcher, Par 73, 6.057 Meter

Adresse
Rue du Vivier 3
4841 Henri-Chapelle, Belgien
Tel. +32 (0)87.881991
www.golfhenrichapelle.be

Greenfee
75 Euro, 85 Euro am Wochenende

Selten findet man einen Golfplatz, dessen Bahnen so abwechslungsreich sind. In den hügeligen Ardennen gelegen verlaufen die Bahnen mit einigen interessanten Doglegs rauf und runter und bieten viele grandiose Ausblicke. Wer performen will, sollte mit Schräglagen klarkommen. Da es den ein oder anderen blinden Schlag gibt, hilft Platzkenntnis hier noch mehr als anderswo. Und Taktik schlägt Kraftmeierei. Aufgrund der ökologischen Düngevorgaben in Belgien sind die Grüns nicht die schnellsten, deshalb aber nicht weniger anspruchsvoll. Kurzatmige sollten über einen Buggy nachdenken, denn der Platz ist körperlich fordernd.

Killerloch
Auf der zweiten Bahn geht es ständig bergauf, weshalb sich dieses Par 4 deutlich länger anfühlt als 352 Meter. Der Drive muss in den Knick des Doglegs platziert werden, wo ein Bunker auf zu riskante Versuche und eine Hecke auf zu lange Drives warten. Von dort wird einem mit dem langen Eisen in ein schmales Grün kein Fehler verziehen.
www.golfhenrichapelle.be

Golf Henri-Chapelle Charlemagne Course

Golf Henri-Chapelle Charlemagne Course

18 Löcher, Par 70, 4.926 Meter

Greenfee
75 Euro, 85 Euro am Wochenende

Der kleine Bruder ist weniger hügelig und auch zu Fuß gut machbar. Zudem ist er deutlich kürzer und selbst von den hinteren Tees nur knappe 5.000 Meter lang, sodass man den Driver im Grunde getrost stecken lassen kann. Weil aber sechs der zehn Par-4-Bahnen unter 280 Meter lang sind, werden Longhitter immer wieder zum Angriff verleitet - auf allerdings deutlich kleinere Grüns. Klar ist: Wer diesen ebenfalls abwechslungsreichen Platz nicht unterschätzt und gute Eisen schlägt, kann hier richtig gut scoren.

Killerloch
Da Länge auf diesem Platz nie das Problem ist, musste sich der Architekt andere Gemeinheiten ausdenken. Die 11. Bahn (Par 4, 326 Meter) bietet einige Möglichkeiten, sich auf dem Weg zum Grün in einem der insgesamt zwölf teilweise großen und tiefen Fairway- und Grünbunker zu verlieren.

De Maastrichtsche

De Maastrichtsche

18 Löcher, Par 72, 5.967 Meter

Adresse
Dousbergweg 100
6216 GC Maastricht, Niederlande
Tel. +31 (0)43.3281740
www.internationalgolfmaastricht.com

Greenfee
77,50 Euro, 88,50 Euro (Wochenende)

Ungefähr 35 Kilometer von Henri-Chapelle entfernt wartet eine 27-Loch-Anlage mit angegliedertem Ferien-Resort, die eine Partnerschaft mit Henri-Chapelle pflegt. Das Motto auf dem Championship-Course lautet: "Abschlagen in den Niederlanden, putten in Belgien", denn gleich mehrfach überquert man die Grenze. Es ist kein klassischer Heideplatz, kein typischer Parkland- und auch kein echter Links-Course, sondern ein Hybrid. Vor allem aber ist es kein Platz, auf dem Longhitter Vorteile hätten. Stattdessen wird das kurze Spiel auf die Probe gestellt. Die Fairways werden von hohen, aber lichten Gräsern im Desert-Style gesäumt, die einen den Ball finden lassen, das Spielen aber erschweren - so soll Rough sein. Die Grünkomplexe sind großartig. Leicht erhöht mit seitlichen Auslaufzonen, von Bunkern gut verteidigt und tricky onduliert - das Grünanspiel und ein gut aufgelegter Putter sind die Schlüssel zum Erfolg.

Killerloch
Der Drive auf der Schlussbahn (360 Meter, Par 4) ist optisch und praktisch knifflig. Die perfekte Landezone auf dem abfallenden Fairway für den Schlag ins gut verteidigte Grün ist nicht üppig, denn links lauert eine Ausgrenze und rechts stören ein Bunker und ein Baum.
www.internationalgolfmaastricht.com

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