Je länger die Tradition dann besteht, desto schwieriger wird die Suche nach einer passenden, bestenfalls ausgefallenen und mit dem Auto erreichbaren Destination, die schließlich gewissen Ansprüchen genügen muss: Der Golf-Freak muss einen guten Platz vorfinden, der auch bei mehrmaligem Spielen interessant bleibt. Der Komforttyp braucht eine entsprechende Unterkunft, die direkt am Golfplatz ist und in der er sich wohlfühlt und gut schlafen kann. Und der Gourmet möchte sich nach getaner Arbeit auf dem Golfplatz entsprechend kulinarisch verwöhnen. Für alle, denen ich bis hierhin aus dem Herzen gesprochen habe, kommt hier ein Geheimtipp aus Belgien: Golf Henri-Chapelle!
In Zeiten, in denen der europäische Gedanke mehr und mehr zu schwinden scheint, ist dieser Golfclub ein leuchtendes Gegenbeispiel für Völkerverständigung. Nur 15 Kilometer südwestlich von Aachen liegt diese Golfoase in den Ausläufern der Eifel, die hier in die Ardennen übergehen. Im dementsprechend hügeligen Teil des Dreiländerecks Deutschland-Belgien-Niederlande kommen die Clubmitglieder aus allen drei Ländern. Das Clubmagazin ist zweisprachig (Deutsch und Französisch). Club-Präsident Frank Wierts kommt aus Deutschland und ist ein Controller mit Handicap 8 - zwei Attribute, die in dieser Funktion durchaus hilfreich sind. Yannick Schintz ist Belgier und kümmert sich als quer eingestiegener Clubmanager mit demselben Herzblut um alle Belange dieser 45-Loch-Anlage, die von einem niederländischen (Joan Dudok van Heel) und einem belgischen (Bruno Steensels) Architekten erbaut wurde. Und mit dem nahe gelegenen Golfclub im niederländischen Maastricht besteht für Hotelgäste eine Greenfee-Kooperation, was das Angebot um 27 Löcher erweitert.


»STEENSELS UND DUDOK VAN HEEL HABEN LÖCHER ENTWORFEN, DEREN DESIGNS SICHER NICHT DEM LEHRBUCH FÜR GOLFARCHITEKTUR ENTSTAMMEN, ABER GERADE DESHALB SO EINZIGARTIG SIND.«
Etwas gewöhnungsbedürftig sind die Grüns. Nicht wegen ihrer mehr oder weniger sichtbaren Breaks, sondern aufgrund ihrer Geschwindigkeit. Das Problem mit dem berüchtigten Dollar-Spot hat man mittlerweile gut in den Griff bekommen, die Grüns sind treu. Aber einen spürbaren Tick langsamer, als man es möglicherweise aus dem Heimatclub gewohnt ist. Es dauert den ein oder anderen Drei-Putt, bis die Arme den Befehl des Gehirns, dem Ball etwas mehr Tempo mitzugeben, widerspruchslos umsetzen. "In Belgien gibt es strengere Auflagen für die Golfplatzpflege. Mit unseren rein öko-biologischen Möglichkeiten haben wir nicht dieselben Optionen wie die Kollegen in den Nachbarländern, die auch mal auf die chemische Keule zurückgreifen können", erklärt Clubchef Wierts.
Das Glanzstück des Komplexes ist der Viviers-Course, der sicher zu den abwechslungsreicheren Plätzen zählt. Nicht eine Spielbahn gleicht einer anderen und es sind teilweise amtliche Höhenunterschiede zu bewältigen. Von den höher gelegenen Spielbahnen bieten sich Fernblicke bis in die Eifel hinein und auf den Botrange, die mit 649 Metern höchste Erhebung Belgiens. Daher steht für alle Nicht-Bergziegen eine riesige Buggyflotte parat. Steensels und Dudok van Heel haben Löcher entworfen, deren Designs sicher nicht dem Lehrbuch für Golf-Architektur entstammen, aber gerade deshalb so einzigartig sind.


Jeder kennt es, wenn nach einem Turnier alle auf der Clubterrasse zusammenkommen und sich gegenseitig von ihren mehr oder weniger interessanten Erlebnissen auf dem Platz berichten. Henri-Chapelle bietet dafür mit Sicherheit mehr Stoff als die meisten anderen Plätze.

Wohnen
GOLF & HOTEL HENRI-CHAPELLE
Clubhaus und Hotel liegen direkt nebeneinander. Das Clubhaus bietet neben Konferenzräumen für bis zu 250 Personen eine gemütliche Bar, ein schickes Restaurant und eine schöne Panoramaterrasse mit Blick auf den Platz. Das Hotel verfügt über elf klimatisierte Doppelzimmer in verschiedenen Kategorien. Alles wurde erst kürzlich modern renoviert, wobei größter Wert auf Optik, Funktionalität und Nachhaltigkeit gelegt wurde. In Verbindung mit Übernachtung(en) bietet der Club attraktive Golfpakete an.Golfplätze in der Region

Golf Henri-Chapelle Viviers Course
18 Löcher, Par 73, 6.057 MeterAdresse
Rue du Vivier 3
4841 Henri-Chapelle, Belgien
Tel. +32 (0)87.881991
www.golfhenrichapelle.be
Greenfee
75 Euro, 85 Euro am Wochenende
Selten findet man einen Golfplatz, dessen Bahnen so abwechslungsreich sind. In den hügeligen Ardennen gelegen verlaufen die Bahnen mit einigen interessanten Doglegs rauf und runter und bieten viele grandiose Ausblicke. Wer performen will, sollte mit Schräglagen klarkommen. Da es den ein oder anderen blinden Schlag gibt, hilft Platzkenntnis hier noch mehr als anderswo. Und Taktik schlägt Kraftmeierei. Aufgrund der ökologischen Düngevorgaben in Belgien sind die Grüns nicht die schnellsten, deshalb aber nicht weniger anspruchsvoll. Kurzatmige sollten über einen Buggy nachdenken, denn der Platz ist körperlich fordernd.
Killerloch
Auf der zweiten Bahn geht es ständig bergauf, weshalb sich dieses Par 4 deutlich länger anfühlt als 352 Meter. Der Drive muss in den Knick des Doglegs platziert werden, wo ein Bunker auf zu riskante Versuche und eine Hecke auf zu lange Drives warten. Von dort wird einem mit dem langen Eisen in ein schmales Grün kein Fehler verziehen.
www.golfhenrichapelle.be

Golf Henri-Chapelle Charlemagne Course
18 Löcher, Par 70, 4.926 MeterGreenfee
75 Euro, 85 Euro am Wochenende
Der kleine Bruder ist weniger hügelig und auch zu Fuß gut machbar. Zudem ist er deutlich kürzer und selbst von den hinteren Tees nur knappe 5.000 Meter lang, sodass man den Driver im Grunde getrost stecken lassen kann. Weil aber sechs der zehn Par-4-Bahnen unter 280 Meter lang sind, werden Longhitter immer wieder zum Angriff verleitet - auf allerdings deutlich kleinere Grüns. Klar ist: Wer diesen ebenfalls abwechslungsreichen Platz nicht unterschätzt und gute Eisen schlägt, kann hier richtig gut scoren.
Killerloch
Da Länge auf diesem Platz nie das Problem ist, musste sich der Architekt andere Gemeinheiten ausdenken. Die 11. Bahn (Par 4, 326 Meter) bietet einige Möglichkeiten, sich auf dem Weg zum Grün in einem der insgesamt zwölf teilweise großen und tiefen Fairway- und Grünbunker zu verlieren.

De Maastrichtsche
18 Löcher, Par 72, 5.967 MeterAdresse
Dousbergweg 100
6216 GC Maastricht, Niederlande
Tel. +31 (0)43.3281740
www.internationalgolfmaastricht.com
Greenfee
77,50 Euro, 88,50 Euro (Wochenende)
Ungefähr 35 Kilometer von Henri-Chapelle entfernt wartet eine 27-Loch-Anlage mit angegliedertem Ferien-Resort, die eine Partnerschaft mit Henri-Chapelle pflegt. Das Motto auf dem Championship-Course lautet: "Abschlagen in den Niederlanden, putten in Belgien", denn gleich mehrfach überquert man die Grenze. Es ist kein klassischer Heideplatz, kein typischer Parkland- und auch kein echter Links-Course, sondern ein Hybrid. Vor allem aber ist es kein Platz, auf dem Longhitter Vorteile hätten. Stattdessen wird das kurze Spiel auf die Probe gestellt. Die Fairways werden von hohen, aber lichten Gräsern im Desert-Style gesäumt, die einen den Ball finden lassen, das Spielen aber erschweren - so soll Rough sein. Die Grünkomplexe sind großartig. Leicht erhöht mit seitlichen Auslaufzonen, von Bunkern gut verteidigt und tricky onduliert - das Grünanspiel und ein gut aufgelegter Putter sind die Schlüssel zum Erfolg.
Killerloch
Der Drive auf der Schlussbahn (360 Meter, Par 4) ist optisch und praktisch knifflig. Die perfekte Landezone auf dem abfallenden Fairway für den Schlag ins gut verteidigte Grün ist nicht üppig, denn links lauert eine Ausgrenze und rechts stören ein Bunker und ein Baum.
www.internationalgolfmaastricht.com