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Die angenehmsten Orte der Welt

Madeira

Von Wolfgang Block, Fotos: PR

Die portugiesische Inselgruppe Madeira gehört mit ihren Klippen, Vulkanen und Schluchten zu den faszinierendsten Landschaften Europas. Klar, dass auch die drei Plätze der Insel Golfsport der spektakulären Art bieten.

Wer wissen möchte, welche Sportart in Madeira die Beliebtheitsskala anführt, muss nur auf sein Flugticket schauen. Schließlich trägt der International Airport von Funchal nicht etwa den Namen eines Politikers oder Künstlers von Weltruhm, sondern den von Cristiano Ronaldo. Der fünfmalige Weltfußballer ist Funchals berühmtester Sohn und mit Golf lediglich in Kontakt gekommen, als er das Clubhaus von Oitavos Dunes kaufen und abreißen lassen wollte, weil es den Ausblick von seiner neuen Luxusvilla in Cascais stört.

Doch wir sind nicht nach Madeira gekommen, um durch das Cristiano-Ronaldo-Museum zu schlendern oder die berüchtigte Büste von CR7 zu suchen, die 15 Monate im Flughafen stand und im Internet für eine Welle des Spotts sorgte. Unser Ziel sind die dreieinhalb spektakulären Golfplätze der portugiesischen Inselgruppe. Dreieinhalb, weil Sir Nick Faldo aktuell an einer vierten Wiese arbeitet, die das Potenzial hat, Madeira auf der Sehnsuchtsliste von Golfern zahlreiche Plätze nach oben zu katapultieren.

Die angenehmsten Orte der Welt:
Ponta do Pargo liegt an der westlichen Spitze der Insel 300 Meter über dem Meeresspiegel und spielt mit Bahn 16 auf einen Leuchtturm zu. "Es gibt keine zwei Löcher, die gleich wären, und ich glaube wirklich, dass sie sich selbst beim einmaligen Spielen alle einprägen", schwärmt Faldo über seinen neuen Platz, dessen Eröffnung für 2026 anvisiert ist. Er ist nicht der einzige europäische Major-Sieger, der auf Madeira seine Visitenkarte hinterlassen hat. 2004 verewigte sich Severiano Ballesteros mit Porto Santo - einem Platz, der ebenfalls leichte Anleihen von Pebble Beach hat. Dass er trotzdem ein kleiner Geheimtipp geblieben ist, liegt an seiner etwas isolierten Lage. Porto Santo liegt rund 40 Kilometer nordöstlich der Hauptinsel und ist nur mit einem 20-minütigen Flug oder einer zweistündigen Fährfahrt erreichbar. Dieser Aufwand macht sich allerdings spätestens auf den Back Nine des Platzes bezahlt. Zwischen Stränden und Vulkankratern hat Seve, der ansonsten nicht gerade für seine exzellenten Designs bekannt ist, ein abwechslungsreiches Layout komponiert, das mit den Löchern 13 bis 15 ein solches Crescendo erreicht, dass es sich lohnt, eine Nacht auf Porto Santo zu bleiben, um den Platz am nächsten Morgen noch einmal zu spielen.

Die angenehmsten Orte der Welt: Vorfreude beim Golfer: Birdie im Anflug (l.)Die angenehmsten Orte der Welt: Vorfreude beim Golfer: Birdie im Anflug (l.)
Vorfreude beim Golfer: Birdie im Anflug (l.)
Aber auch wer sich bei seinem Madeira-Ausflug auf die 741 Quadratkilometer große Hauptinsel beschränkt, kommt golferisch voll auf seine Kosten - insbesondere beim Kauf des Madeira Golf Passport, mit dem man drei Runden für 390 Euro spielen kann (vier Runden inklusive Porto Santo sind nur 25 Euro teurer). Die beiden Golfclubs der Insel verkörpern dabei zwei unterschiedliche Phasen des Golf-Booms in Madeira. Santo da Serra bildet den historischen Kern, Palheiro entstand sechs Jahrzehnte später. Was die beiden eint, ist ihr dramatisches Setting. Palheiro liegt nur 20 Autominuten von Funchals Stadtkern entfernt, aber 500 Meter erhöht. Entsprechend atemberaubend ist der Blick, den man an einigen Löchern über die Hauptstadt der Autonomen Region Madeira hat. Von hier oben sehen Funchals 100.000 Einwohner nicht einmal wie Ameisen aus und selbst die anlegenden Kreuzfahrtschiffe wirken so klein, dass man sie mit Daumen und Zeigefinger in die Luft heben möchte.

Die angenehmsten Orte der Welt:
Der 1993 von Cabell B. Robinson designte Platz ist der einzige auf Madeira, der bisher noch kein Austragungsort der European Tour war. 2009 und 2010 war Porto Santo Schauplatz der Madeira Islands Open, 16 Jahre davor machte sie Station in Santo da Serra. Anfang der 1930er war hier der erste Neunlochplatz der Insel entstanden, der von Koryphäen wie John Henry Taylor und Alf Padgham eröffnet wurde. Doch erst als die amerikanische Architektenlegende Robert Trent Jones die Neunlochanlage in ein Resort mit 27 Löchern verwandelte, wurde Madeira als ernsthafte Adresse für internationale Touristen wahrgenommen - und für gestandene Golfprofis. 1993 gingen bei der Madeira Islands Open Namen wie Sam Torrance oder Paul McGinley an den Start - und schafften es beim Sieg von Ryder-Cup-Teilnehmer Mark James nicht, unter Par zu bleiben. Ihr größter Gegner damals ist bis heute unverändert geblieben: der Wind. Durch ihre exponierte Lage auf 660 Metern über dem Meeresspiegel bieten vor allem die Löcher der Machicound Desertas-Schleifen Wind die volle Angriffsfläche, auf der anderen Seite ist dafür das Panorama wie von einer anderen Welt. Schluchten, Berge, Buchten und die in der Ferne aufblitzenden kleineren Inseln lassen den Score auf der Runde beinahe zur Nebensache werden. Keine Frage: Golf auf Madeira ist fast schon ein spirituelles Erlebnis, das sich dank der subtropischen Lage zwölf Monate im Jahr genießen lässt. Im kältesten Monat Februar liegt die durchschnittliche Tagestemperatur in Funchal noch bei 17 Grad Celsius und selbst im regenreichsten Monat Dezember gibt es gerade einmal neun Regentage - wobei es in Porto Santo im Schnitt ein Grad kühler, dafür aber auch etwas trockener ist. Wenn 2026 Ponta do Pargo eröffnet, sollte man allerdings vorsichtshalber doch eine Weste und Regenjacke ins Golfgepäck packen. Im Westen Madeiras wird meistens erst im Juli die Marke von 20 Grad Celsius geknackt und von April bis Oktober sind sechs bis acht Regentage die Regel. Da kann man nur hoffen, dass das Design von Nick Faldo den Erwartungen gerecht wird und in Zukunft dafür sorgt, dass es einem während der Runde warm ums Herz wird.

 
WOHNEN

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MELIA MADEIRA MARE

Direkt am Atlantik gelegen bietet das Fünfsternehotel alles, was man von einem Luxushotel erwartet. Die 220 Zimmer ab 35 Quadratmeter verfügen über einen privaten Balkon, zu großen Teilen sogar mit Meerblick. Dank direkten Zugangs zur Strandpromenade ist der Weg zum Atlantik kürzestmöglich, aber wer eine noch schnellere Entspannung will, hüpft einfach in den hoteleigenen Außenpool, die Sauna oder das türkische Bad. Und wer sich für die Golfrunde am nächsten Tag stärken möchte, kann auf das Buffet-Restaurant "Mare Nostrum" sowie den Ŕ-la-carte-Tempel "Il Massimo" zurückgreifen.

Golfplätze in der Region

PALHEIRO GOLF

PALHEIRO GOLF

18 Löcher, Par 72, 6.086 Meter

Adresse
Rua do Balancal 29, 9060-414 Funchal, Madeira, Portugal
+351 291.790120
palheironatureestate.com

Greenfee
120 Euro

Im frühen 19. Jahrhundert wurde das Palheiro Estate als Jagdlodge gegründet. Heute geht man hier nur noch auf Birdie-Jagd. Hoch über Funchal legte der Amerikaner Cabell B. Robinson 1993 18 reizvolle Bahnen zwischen Pinienwäldern und Schluchten an, auf deren unkonventionellen Neunlochschleifen man gut mit seinen Kräften haushalten sollte, schließlich finden sich auf den Back Nine vier der insgesamt fünf Par-5-Bahnen.

Killerloch
Ein von den Backtees 529 Meter langes Par 5 flößt schon von den reinen Zahlen her Ehrfurcht ein. Doch die Bahn 12 spielt sich zu allem Überfluss auch noch bergauf. Das Einfachste ist noch der Tee-Shot ins leichte Dogleg nach links, der eine gewisse Streuung erlaubt. Der zweite Schlag muss jedoch auf ein schmales Fairway-Band navigiert werden und für den Schlag ins Grün nimmt man lieber einen Schläger mehr, da die gesamte linke Hälfte von tückischen Grünbunkern verteidigt wird und rechts eine False Front wartet.
www.palheironatureestate.com

PORTO SANTO GOLF

PORTO SANTO GOLF

18 Löcher, Par 73, 6.434 Meter

Adresse
Sitio das Marinhas, Apartado 14 9400-162 Porto Santo, Madeira, Portugal
+351 291.983778
portosantogolfe.com

Greenfee
102 Euro

Porto Santo erfordert eine zweistündige Fährfahrt oder einen kurzen Flug von der Hauptinsel und lockte wegen ihres ewig langen Sandstrands lange Zeit nur Sonnenanbeter an. Doch 2004 eröffnete hier ein spektakuläres Design von Severiano Ballesteros, das fast die gesamte Breite der Insel einnimmt. Die mehr in der Mitte der Insel liegenden Front Nine sind da nur ein leichter Aufgalopp für die deutlich stärkeren Back Nine, auf denen Seve die Klippenlage stark ausnutzt.

Killerloch
Von Loch 13 bis 15 erlebt Porto Santo sein Crescendo. Die drei Klippen-Löcher sind eine Art Mini Pebble Beach und jedes einzelne wäre auf 90 Prozent der Golfplätze das Signature Hole. Die 13 und 15 sind nicht nur von der Länge her völlig unterschiedliche Par 3, aber unser Favorit ist die 14, ein bis zu 359 Meter langes Par 4. XXL-Hitter können bei Rückenwind direkt das Grün angreifen, alle anderen spielen das Dogleg um eine mächtige Schlucht herum. Die goldene Regel des Lochs lautet dabei von Tee zu Grün: zu weit rechts führt in den Abgrund.
www.portosantogolfe.com

SANTO DA SERRA

SANTO DA SERRA

3x 9 Loch, Par 36
Machico: 3.136 Meter
Desertas: 3.105 Meter
Serras: 3.194 Meter

Adresse
Santo António da Serra, 9200-152 Machico, Madeira, Portugal
+351 291.550100
santodaserragolf.com

Greenfee
140 Euro

Bereits in den 1930ern wurde in Santo da Serra Golf gespielt, doch Touristen hätte man mit der fast buchstäblichen Wiese kaum angelockt. 1991 wurde daher Robert Trent Jones gebeten, einen echten 18-Loch-Platz zu bauen - und er begeisterte damit so sehr, dass er sieben Jahre später für die Neunlochschleife Serras zurückgerufen wurde. 300 Meter über der Bucht von Machico thronend bieten die 27 Löcher spektakuläre Ausblicke. Allerdings sollte man sich nicht zu sehr ablenken lassen, denn der Austragungsort der Madeira Islands Open ist ein echter Test.

Killerloch
Serras ist nicht gerade der Neunloch-Course, mit dem man starten will, beginnt er doch mit zwei der schwierigsten Bahnen der ganzen Anlage: Während die 2 einfach ein langes Par 4 bergauf ist, hat die 1 noch ein paar mehr Tricks auf Lager. Das bis zu 518 Meter lange Par 5 hat auf der linken Seite der Drive-Landezone drei tückische Fairway-Bunker und vor dem Grün einen kleinen Teich. Doch selbst wer auf Nummer sicher geht, einen Schläger mehr wählt und die Grünbunker verfehlt, kann noch nicht durchatmen, da auf dem Doppelgrün mit Loch 6 ein ewig langer Putt warten kann.
www.santodaserragolf.com

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