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Neuseeland

Führ mich zum Schotter

Von Rüdiger Meyer, Fotos: Rüdiger Meyer

Für einen Golfurlaub auf Neuseelands Nordinsel braucht es eine gut gedeckte Kreditkarte, einen Mietwagen mit unempfindlichem Lack und eine hohe Leidensfähigkeit.

"Once in a Lifetime" lautete über Jahre hinweg der Name des Angebots, mit dem der neuseeländische Privatclub Tara Iti ausländische Gäste anlockte, ehe das Mitgliederkontingent 2022 voll war. "Once in a Lifetime" mag in gewisser Weise auch als Motto für einen Urlaub am anderen Ende der Welt dienen. Schließlich dauert es auf dem Luftweg mehr als 24 Stunden, um von Deutschland aus Auckland, die größte Stadt des Landes, zu erreichen. Als vor rund 15 Jahren die atemberaubenden Bilder von Cape Kidnappers mit seinen auf Felsfingern in den Pazifik führenden Fairways in diesem Magazin zu sehen waren, stand für mich fest, dass ich auf jeden Fall einmal im Leben zum Golfen nach Neuseeland müsste. Was folgte, war ein jahrelanges Sparen. Einerseits von Urlaubstagen, um nicht gleich nach der Ankunft wieder in den Flieger nach Hause steigen zu müssen, andererseits von Geld, um diesen Trip auch finanzieren zu können. Unglücklicherweise hat sich diese Kalkulation jedoch mit jedem Jahr verändert. Nicht nur machte die Inflation das Abenteuer Neuseeland immer kostspieliger, gefühlt kam mit jedem Jahr auch ein weiterer Kiwi-Golfplatz für die Bucketlist hinzu. Aber da "Man lebt nur zweimal" leider nur für James Bond gilt, war es in diesem Jahr endgültig Zeit, Tees mit Köpfen zu machen.

Als ich aufgrund von zwölf Stunden Zeitunterschied um fünf Uhr morgens übermüdet die Sonne hinter der Skyline von Auckland aufgehen sehe, frage ich mich, ob es vielleicht zu ambitioniert ist, gleich am ersten Tag eine Runde Golf spielen zu wollen. Umso mehr, als ich einige Stunden später sicher bin, mich hoffnungslos verfranst zu haben und meine Startzeit auf dem South Course von Te Arai zu verpassen. Als ich Kilometer um Kilometer über Schotterstraßen rutsche und lautstark mein Navi verfluche, öffnet sich hinter einer Kurve plötzlich der Blick auf eine grüne Oase. Hier, nur gut 70 Autominuten nordöstlich von Auckland und doch mitten im Nirgendwo, ist mit dem Te Arai Links eine öffentliche 36-Loch-Anlage entstanden, die in der südlichen Hemisphäre ihresgleichen sucht.

Neuseeland:

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ACHT BAHNEN FÜHREN AM MEER ENTLANG UND SORGEN FÜR EIN VISUELLES REIZGEWITTER, DAS SELBST MICHAEL BAY IN SEINEN ,TRANSFORMERS'- FILMEN NICHT ERREICHEN KANN.
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Kopf hinter dem Projekt ist der milliardenschwere Investmentbanker Ric Kayne, der mit Tara Iti 2015 einen Privatplatz eröffnet hat, der seither einen Stammplatz auf den Listen der besten Golfplätze der Welt hat. "Te Arai ist anders als Tara Iti, weil wir es mit der Welt teilen", verkündete Kayne zur Eröffnung des öffentlichen Südkurses im Jahr 2015 - wo bei "die Welt" angesichts von mittleren dreistelligen Rundenpreisen vielleicht ein etwas hoch gegriffenes Wort ist. Doch jeder Gedanke ans Greenfee verfliegt spätestens am vierten Tee des Südkurses. Das Dogleg nach rechts verzaubert nicht nur mit dem ersten richtigen Blick auf den Ozean, auch ist das bergab führende Fairway ein Boost für mein Ego. Als meine Golfuhr nach dem Drive 290 Meter anzeigt, kann ich (der ich schon happy bin, wenn zumindest eine Zwei vorne steht) plötzlich verstehen, wie leicht Golf sein muss, wenn man Kraft wie Popeye nach einer Dose Spinat hat. Als ich danach mein Wedge einen Meter an die Fahne haue und Applaus von einem Dachdecker an einer der bisher glücklicherweise nur vereinzelt stehenden Villen ernte, schwebe ich wie auf Wolken gen Grün, fasse mir zum Golfgruß an die Mütze - und meide den Blick meines kurzzeitigen Fans, als ich den Putt prompt verschiebe.

Doch wer stört sich schon an Ergebnissen, wenn man einen nahezu perfekten Golfplatz spielen kann? Acht Bahnen führen am Meer entlang und sorgen für ein visuelles Reizgewitter, das nicht einmal Michael Bay in seinen "Transformers"-Filmen hervorrufen kann. Die von Ben Crenshaw und Bill Coore gestalteten 18 Bahnen bieten den perfekten Mix aus sportlichen Herausforderungen und frustfreiem Spiel und die Fairways und Grüns sind so makellos wie kaum sonst wo auf der Welt. Ein Umstand, der mit einem Haken verbunden ist: Weder mit Metall- noch mit Softspikes kommt man auf die Anlage.

Neuseeland: Neuseeländisches Sprichwort: Man sieht den Wald vor lauter Hügeln nicht (r.)Neuseeland: Neuseeländisches Sprichwort: Man sieht den Wald vor lauter Hügeln nicht (r.)
Neuseeländisches Sprichwort: Man sieht den Wald vor lauter Hügeln nicht (r.)
Auch wenn es von Bandon Dunes über Streamsong bis Barnbougle mittlerweile ein halbes Dutzend Resorts gibt, die in einzigartiger Lage Golfplätze von Coore/ Crenshaw und Tom Doak anbieten, ist Te Arai doch etwas Besonderes. Allein schon, weil Neuseeland selbst für Amerikaner zu weit weg ist, um die Fairways zu stürmen wie Bostoner Bürger mit Tee beladene Schiffe. Dass Plätze wie Te Arai nicht selbstverständlich sind, weiß auch Ryan Fox. "Wir haben enormes Glück, solch gute Plätze zu haben", verrät mir der Neuseeländer am Rande der BMW International Open. Fox, aktuell 64. der Weltrangliste, führt Te Arai als seinen Heimatplatz und hat sich bereits in dessen Annalen verewigt: "Ich habe letztes Jahr mit einer 60 auf dem South Course den Platzrekord gesetzt." Da er kurz davor auch in Tara Iti den Platzrekord erspielte, muss er nur noch auf dem Nordkurs nachziehen, um das Triple perfekt zu machen. Beim Vergleich der drei Weltklasseplätze gibt sich Fox diplomatisch: "Tara Iti ist der beste Platz, den wir haben, allerdings ist es sehr knapp." Wie knapp, zeigt seine Antwort auf die Frage, wie er zehn Runden auf die drei Plätze verteilen würde. "Ich würde vier auf Tara Iti spielen und je drei auf dem North und dem South Course von Te Arai."

Eine Einschätzung, die sich je nach persönlicher Präferenz leicht in die eine oder andere Richtung verschieben kann. Wer optisches Spektakel bevorzugt, wird womöglich den Südplatz höher einstufen, insbesondere wenn er - wie ich nach einer erneuten von Jetlag geplagten Nacht - den Platz in den goldenen Glanz eines Sonnenaufgangs getaucht sieht. Wer dagegen auch beim Drive etwas mehr gefordert werden möchte, bevorzugt eher die beiden Plätze von Tom Doak.

Neuseeland: Sensation: Protoyp von Jeff Bezos' Rakete entdeckt
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Das Tee des Nordkurses ist lediglich einen kleinen Schotterstraßen-Transfer vom Te Arai-Clubhaus entfernt. Im Oktober 2023 eröffnet wirkt bei meinem Besuch vieles noch provisorisch: Ein Gerüst umzäunt ein kleines Baugebiet, der Starter haust in einem kleinen Gartenhäuschen und die Waste Areas warten noch darauf, dass sie Halt von einigen Gräsern bekommen. Doch der Platz selber ist alles andere als provisorisch - und ein spannender Gegenentwurf zum South Course.

Als Coore und Crenshaw sich das Land für ihren Platz aussuchen durften, gingen sie nach dem gleichen Motto vor wie ein Bauunternehmer auf Sylt: Meer ist mehr. Als nun Doak seine 18 Löcher planen musste, war nur noch wenig Strandgrundstück verfügbar. Entsprechend verläuft der North Course inlandig - mit Ausnahme der Auftakt- und Schlusslöcher. So ist Te Arai North vielleicht nicht das Topmodel, in das man sich auf den ersten Blick verguckt, dafür aber die charmante Person von nebenan, bei der sich die anfängliche Sympathie schnell in eine hoffnungslose Liebe verwandelt. Ein Grund liegt in dem sehr natürlich ondulierten Untergrund, deren Wellen das Team um Tom Doak subtil veränderte. Ihr Ziel war es, die Höhenunterschiede des Geländes auszunutzen und am höchsten Punkt eine spektakuläre Teebox zu errichten, die einen majestätischen Blick über den Pazifik und den Te Arai Links ermöglicht. Allerdings stellte sich heraus, dass der prominente Hügel ein sogenanntes "Maori pa", also ein Hügelfort der Maori und damit eine heilige Stätte, gewesen ist. Aus diesem Grund befinden sich das Grün der Bahn fünf und der sechste Abschlag jetzt am Fuß des Forts. Ein Kompromiss, der keinerlei Einfluss auf die spielerischen Qualitäten des Nordplatzes hat, dessen Hauptattraktion die unter anderem von der Deutschen Angela Moser fantastisch geformten Grünkomplexe sind. Sie verlocken regelrecht dazu, nach Absolvieren der Bahnen von verschiedensten Ecken die abenteuerlichsten Chips und Putts an die Fahne zu legen. Etwas, wofür ich genügend Zeit habe, weil die Gruppe vor mir so langsam spielt, als würde ihr der Platz gehören. Was mir als genervter Gedanke durch den Kopf geht, bekommt am Halfway-House plötzlich eine ganz andere Bedeutung, als ich den Marshal auf die Spielgeschwindigkeit anspreche: "Ich weiß, aber das ist einer der ersten Investoren in den Platz." Statt mich aufzuregen, denke ich mir zwei Dinge. Erstens: Es gibt schlimmere Orte für eine fünfstündige Golfrunde, als bei 20 Grad und strahlendem Sonnenschein Te Arai North zu spielen. Zweitens: Ich habe ein mögliches In, um eine Runde in Tara Iti zu spielen. Und tatsächlich: Am nächsten Morgen habe ich eine Tee Time auf dem Platz, mit dem alles begann.

Golfplätze in der Region

TE ARAI LINKS SOUTH

TE ARAI LINKS SOUTH

18 Löcher, Par 72, 6.256 Meter

Adresse
11 Te Ara Whenua Miharo Kotiti,
Tomarata 0974
Tel. +64 9.883.4600
www.tearai.com

Greenfee
225 Euro (Juli bis September), 300 Euro (Oktober), 477 Euro (ab November)

Als Bill Coore und Ben Crenshaw den ersten Platz von Te Arai bauten, hatten sie freie Wahl beim Gelände. Entsprechend entschieden sie sich für den direkt am Meer gelegenen Teil, sodass mehr als die Hälfte der Löcher direkt an den Pazifik grenzen, der von 14 Bahnen zu sehen ist. Das spektakuläre Stück Links-Land wartet mit großzügigen, sehr natürlich ondulierten Fairways auf und fordert durch die facettenreichen Grünkomplexe dennoch auch Single-Handicapper.

Killerloch
Ein 443 Meter langes Par 4 auf der Scorekarte flößt erst ein mal Ehrfurcht ein. Auf dem Tee sieht die Sache aber schon anders aus. Zum einen, weil man beim atemberaubenden Ausblick auf das Meer alles um sich herum vergisst, zum anderen, weil das Fairway in der Landezone nach rechts wegbricht. Wer diese Speed-Pocket trifft, hat ins Grün nur noch ein Wedge - muss dabei aber einkalkulieren, welchen Einfluss der immer noch starke Höhenunterschied auf den Schlag hat.
www.tearai.com

TE ARAI LINKS NORTH

TE ARAI LINKS NORTH

18 Löcher, Par 71, 6.337 Meter

Greenfee
225 Euro (Juli bis September), 300 Euro (Oktober), 477 Euro (ab November)

Der erst im letzten Oktober eröffnete Nordplatz von Tom Doak wirkt oberflächlich wie der unattraktive Bruder, läuft doch der Großteil der Bahnen inlandig und wird nur am Anfang und am Ende der Runde von den Ozeanlöchern umklammert. Doch wie so oft wird auch hier fehlende Schönheit durch Charakter ausgeglichen. Die klug konzipierten Bahnen bieten ebenso viel Spielspaß wie spielerische Herausforderungen und fördern die Kreativät der Golfer wie Fingerfarben die von Kindern.

Killerloch
Neben einem historischen Hügel, der einst als Fort der Maori diente, thront der Abschlag von Bahn 6 hoch über dem Kurs. Von hier aus führt das 413 Meter lange Par 4 steil bergab auf ein Grün, das seinesgleichen sucht. Hinter dem Grün befindet sich ein kleiner Kamm, der optisch ein bisschen wie eine Snowboard-Halfpipe wirkt und ein ideales Hilfsmittel ist, um einen Chip auf extrem kreative Weise an die Fahne zu befördern.

KAURI CLIFFS

KAURI CLIFFS

18 Löcher, Par 72, 6.528 Meter

Adresse
139 Tepene Tablelands Road
Matauri Bay, Northland 0245
Tel. + 64 9.407.0060
www.kauricliffs.com

Greenfee
290 Euro (September/Oktober), 415 Euro (November bis Mai), 315 Euro (Juni bis August)

2004 war die Geburtsstunde für High-End-Golf in Neuseeland. Damals eröffneten Cape Kidnappers und der Schwesterplatz Kauri Cliffs, die dank vieler Helikopteraufnahmen zum Inbegriff von Golf Porn wurden. Architekt David Harman legte seine 18 Löcher auf einem riesigen Gelände spektakulär zwischen Schluchten und Klippen an. Einziger Nachteil: Bereits die Driving Range bietet einen so tollen Blick, dass man fast nicht auf das erste Tee möchte.

Killerloch
Kaum ein Platz hat derart viele Signature Holes wie Kauri Cliff. Kein Ausblick ist dabei besser als der auf der 155 Meter kurzen Bahn 7. Nicht nur der Fernblick auf die Cavalli Islands sorgt für Herzrasen, auch der Schlag über eine Schlucht, der bei schwierigen Windbedingungen durchaus mal das Zücken eines Fairwayholzes bedeutet, sorgt für schweißnasse Handflächen.
www.kauricliffs.com

KAURI CLIFFS

TARA ITI

18 Löcher, Par 72, 6.440 Meter

Adresse
Tara Iti Drive
Mangawhai 0975
www.taraiti.com

Greenfee
auf Anfrage

Der 2015 eröffnete Tara Iti Golf Club katapultierte sich direkt nach seiner Eröffnung auf die Liste der besten Golfplätze der Welt. Der spektakuläre Blick auf den Pazifik und auf die Hen and Chicken Islands begleitet einen die gesamte Runde, auf der sich grüne Fairways durch weißen Dünensand schlängeln. Nach einem jahrelangen "Once in a Lifetime"-Angebot ist der Platz mittlerweile privat, aber ein freundliches Auftreten in Te Arai, wo auch viele Tara Iti-Mitglieder ihre Runden ziehen, kann Türen öffnen.

Killerloch
Die 461 Meter lange Bahn 6 führt am nahesten am Ozean entlang, der durch ein erhöhtes Tee noch mehr ins Auge fällt. Doch das Par 4 ist nicht nur ein optischer Leckerbissen. Um das hinter einem Bunker versteckte Grün ideal anzugreifen, sollte man den Ball aggressiv auf die linke Hälfte des Fairways spielen. Ein delikater Schlag, da der Wind vom Meer aus bläst und sich durch die Drive-Landezone eine enorme Welle zieht.
www.taraiti.com

KINLOCH GOLF CLUB

KINLOCH GOLF CLUB

18 Löcher, Par 72, 6.734 Meter

Adresse
261 Kinloch Road,
Kinloch, Taupo 3377
Tel. +64 7.377.8482
www.thekinlochclub.com

Greenfee
280 Euro (November bis März), 210 Euro (April bis Oktober)

Jack Nicklaus' einziger Signature Course in Neuseeland wurde 2007 eröffnet und hat einen deutlich sportlicheren Anspruch: Die schmalen Fairways und das unerbittlich hohe Rough legen die Priorität auf Genauigkeit. Der "Golden Bear" verwandelte eine ehemalige Schaffarm in einen linksartigen Platz, der wunderbar zwischen einer Bergkette und Lake Taupo liegt und trotz seines hohen Anspruchs immer den Spielspaß gewährleistet.

Killerloch
Die 521 Meter lange 6 trägt nicht umsonst den Namen Kowhiringa. Was wie der Ausruf der Ninja Turtles klingt, ist das Maori-Wort für "Optionen". Die bietet das Par 5 mehrfach, denn nach knapp 400 Metern splittet sich das Fairway gleich in drei Teile. Der linke ist von dickem Rough verteidigt und eine Bunkerkette liegt mittig zwischen den anderen beiden Fairways, von denen man mit einem Pitch das unwegsame Gelände überwinden kann.
www.thekinlochclub.com

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