Featured StoriesFeatured Stories

Nordirland

Open for Business

Von Rüdiger Meyer, Fotos: Rüdiger Meyer

Die diesjährige Open Championship hat Nordirland Hunderttausende Besucher beschert. Doch sie hat auch dazu geführt, dass die Greenfee-Preise verdorben wurden. Wie gut, dass es noch mehr Plätze als die großen drei gibt.

Sportliche Großereignisse haben schon immer als Katalysator für Preissteigerungen gedient. Sobald Olympische Spiele vergeben werden, gibt es ein Wettrennen zwischen den Zuschauern und den Hotels vor Ort: Wer schafft es, Zimmer zu buchen, bevor die Preise angezogen werden? Doch obwohl es einen gewissen Langzeiteffekt gibt, ist die Inflation in der Regel auf das Umfeld des Ereignisses begrenzt. Nicht so im Golf, denn wenn ein öffentlich spielbarer Platz ein Major austrägt, schlägt sich das unmittelbar im Greenfee-Preis nieder. Nichts illustriert dies besser als Royal Portrush. 2017 konnte man den Dunluce Links noch für 190 Pfund spielen. Bereits die Ankündigung der Austragung 2019 führte zu einem Anstieg von 15 Pfund, das Turnier selber packte noch einmal 35 weitere Pfund drauf. Mittlerweile liegt das Greenfee bei 385 Pfund und für kommendes Jahr - schließlich gab es dieses Jahr wieder eine Open - ist bereits die nächste Erhöhung auf 420 Pfund angekündigt. Gegen eine 120-prozentige Preissteigerung in neun Jahren wirkt selbst die russische Inflation im gleichen Zeitraum harmlos.

Nun ist dies insofern noch verständlich, da man in kaum einer anderen Sportart die Möglichkeit hat, in den Fußstapfen der Superstars zu wandeln. Doch in Nordirland hat das Ganze einen Ziehharmonikaeffekt ausgelöst. Der kleine Valley Links in Portrush beispielsweise kostet zwar nur halb so viel wie der Dunluce, die Preissteigerung im gleichen Zeitraum betrug aber fast 450 Prozent. Und auch der Strand Course von Portstewart hat so kräftig an der Preisschraube gedreht, dass das Gewinde nahezu völlig zerstört ist.

Fragt man die Clubs, warum diese Steigerungen so exorbitant sind, gibt es zwei Antworten. Zum einen geht es um die Mitglieder, die verständlicherweise ihre Spielrechte nicht an zahlungskräftige Touristen abtreten wollen. Ist das Greenfee höher, muss der Club für die gleichen Einnahmen weniger Tee Times verkaufen. Der andere Grund liegt in der seltsamen menschlichen Psychologie begründet. Die schmutzige Wahrheit, die Clubchefs nur sagen wollen, wenn ihr Name nicht genannt wird: Wenn das Greenfee niedrig ist, glauben vor allem die amerikanischen Touristen, dass der Platz sich nicht lohnt.

Nordirland: Castle Rock
Castle Rock

»
AM STARTERHÄUSCHEN DES OLD COURSE VON PORTSTEWART WEIST EIN SCHILD DARAUF HIN, DASS DIESES JAHR DIE PREISE ERHÖHT WERDEN MUSSTEN. NEUES GREENFEE: 15 PFUND."
«

Nun ist es vollkommen zweifellos, dass der Dunluce Links von Royal Portrush, der Strand Course von Portstewart und Castlerocks Mussenden herausragende Plätze sind. Die Brillanz des Dunluce hat jeder gerade im Juli gesehen, als Scottie Scheffler mit Präzision und strategischem Denken ein Weltklassefeld in Schach hielt. Die Front Nine von Portstewart, die sich durch Dünen ziehen, von denen Donald Trump in Aberdeen nur träumen kann, werden von vielen als beste Neunlochschleife der Welt bezeichnet. Und auch die Front Nine des Mussenden bietet mit zwei exzellenten Par 3 und wunderbaren Risk-Reward-Löchern viel Spaß fürs Geld. Doch wenn man in der Hochsaison 1.075 Euro für 54 Löcher hinblättert, muss das Vergnügen schon gigantisch sein. Vielleicht ist es angebracht, in Nordirland das zu tun, was gerade auch in der Weltpolitik angebracht ist: das Gegenteil von den Amerikanern.

Dies beginnt bereits bei der größen touristischen Attraktion abseits des Golfsports: dem Giant's Causeway. Die spektakuläre Gesteinsformation, die wie sechseckige Treppenstufen aus der Irischen See aufsteigt, wurde im vergangenen Jahr von fast 700.000 Menschen besucht. Entsprechend sehen die Steine während der Öffnungszeiten des Besucherzentrums mehr wie ein menschlicher Ameisenhügel als wie eine Naturattraktion aus. Doch der Giant's Causeway ist rund um die Uhr zugänglich, und wer nach Feierabend hingeht, ist nahezu allein und kann als zusätzliche Belohnung auch noch einen spektakulären Sonnenuntergang genießen.

Ganz ähnlich sieht es mit den Golfplätzen aus, die direkt neben den großen dreien liegen und auch deren Namen tragen. Nun kann man den Valley Links angesichts der bereits angesprochenen Greenfee-Erhöhung in den letzten zehn Jahren schwerlich als Schnäppchen beschreiben. Dies hat allerdings auch seinen Grund, muss der deutlich kürzere Platz doch gleich drei verschiedene Clubs bedienen. Neben den Mitgliedern von Royal Portrush, die zur Abwechslung eine läuferisch und spielerisch leichte Herausforderung haben wollen, ist der Valley der Heimatplatz des Royal Portrush Ladies Club sowie des Rathmore Golf Club, dessen Clubhaus sogar fast noch mehr Championship-Flair besitzt als das von Royal Portrush. Immerhin haben die beiden Major-Sieger des Orts, Fred Ray und Graeme McDowell, ihre Heimat in dem Club und die ersten golferischen Gehversuche auf dem Valley Links gemacht. Das gerade mal 6.000 Meter lange Layout mag beim Panoramablick von der 16 des Dunluce Links flach und unspektakulär aussehen, doch der Eindruck täuscht. Die Fairways sind so wellig wie eine Kopfsteinpflasterstraße zwischen Paris und Roubaix und die Grüns perfekt zwischen sanften Dünen eingebettet. Und wer verständlicherweise keine 200 Pfund ausgeben möchte, sollte einfach mal in Portrush mit einem Local ins Gespräch kommen. Bei gerade mal 6.000 Einwohnern ist die Chance, ein Rathmore-Mitglied zu finden, sehr hoch.

Nordirland: Touri-Attraktion für 2026: Die Tic-Tac-Toe-OpenNordirland: Touri-Attraktion für 2026: Die Tic-Tac-Toe-Open
Touri-Attraktion für 2026: Die Tic-Tac-Toe-Open
Diesen Weg muss man bei den anderen beiden Plätzen nicht gehen, denn die Greenfee-Inflation ist an ihnen bisher vorbeigegangen. Wobei: So ganz stimmt das nicht. Am Starterhäuschen des Old Course von Portstewart weist ein Schild darauf hin, dass dieses Jahr die Preise erhöht werden mussten. Neues Greenfee in der Woche: 15 Pfund. Und wer angesichts dieser exorbitanten Forderung meint, lieber schwarz zu spielen, bekommt am ersten Tee noch mal eine dringende Warnung. Wer vom Marshall erwischt wird, muss neben dem Greenfee noch mit einer Strafe von 10 Pfund rechnen.

Natürlich kann man für diesen Preis keine perfekt manikürte Wiese wie auf dem Strand Course erwarten: Das Fairway besteht aus diversen Gras- und Unkrautsorten und ist so löchrig wie ein Teenager-Gesicht und auf den gesamten 18 Bahnen findet man nicht einen einzigen Bunker. Doch wie bei Hollywood-Filmen à la "Eine wie keine" täuscht das äußere Erscheinungsbild über die vorhandene Schönheit hinweg. Die ersten fünf und letzten drei Bahnen liegen auf der Wasserseite einer Hauptstraße und haben unter anderem zwei Par 3, die über Wasser gespielt werden, sowie ein Par 4, das in einem Badewannen-Grün endet. Die zehn Bahnen auf der anderen Seite der Hauptstraße sind allerdings eine andere Geschichte. Die 6, ein steil bergauf führendes kurzes Par 4, macht noch massig Spaß, aber von der 7 bis zur 13 wird es sehr generisch. Da trifft es sich gut, dass man von der 6 direkt auf den Abschlag der 14 wandern und so für 15 Pfund Greenfee elf witzige Kurzplatz-Löcher spielen kann - für eine Zocker-Runde mit Freunden eine ideale Lösung. Kein Wunder also, dass der Club trotz der niedrigen Preise und eines versteckten Clubhauses abseits der anderen Portstewart-Plätze vergangenes Jahr einen Greenfee-Umsatz von einer Viertelmillion Pfund gemacht hat.

Weit weniger populär ist erstaunlicherweise der Bann Course von Castlerock. Dies mag daran liegen, dass der Club seine Existenz nicht an die große Glocke hängt. Die meisten Gäste werden vermutlich darauf aufmerksam, wenn sie während der Runde auf dem Mussenden-Platz einige spektakuläre Löcher zu sehen bekommen, die sie kaum erwarten können zu spielen - und dann aber nie bei ihnen ankommen. Was dem in den 1980ern entstandenen Bann an Länge fehlt, macht er durch Charakter und Spielspaß locker wieder wett. Das Par 34 besteht aus drei Par 3, einem Par 5 und fünf kurzen Par 4, die von Weiß zwischen 252 und 335 Metern messen. Dabei müssen sich vor allen Dingen die drei Par 3 hinter ihren Gegenstücken auf dem Mussenden nicht verstecken. Gut versteckt ist allerdings der erste Abschlag: Um den Bann zu erreichen, muss man durch eine Reihe von Holiday Homes an der Driving Range vorbeilaufen und sieht erst einmal ein erstes Fairway voller Bälle, da einige sich nicht an das Driver-Verbot auf der Range halten und die Bahn 1 des Bann als Auslaufzone nutzen. Der Start ist also wenig vielversprechend, aber was danach kommt, kann sich wahrlich sehen lassen.

Nordirland: Royal Portrush
Royal Portrush
Traditionell gilt unter Golfplatzarchitekten in Großbritannien die goldene Regel "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst". Das heißt, die Designer der älteren Plätze haben sich für gewöhnlich den besten Teil des Geländes gesichert, wohingegen moderne Architekten den langweiligeren Rest vorfinden und sich darüber hinaus mit Bauvorschriften und Umweltschutzbedenken auseinandersetzen müssen. In Castlerock hingegen ist alles anders. Als der Mussenden 1901 gebaut und 1908 von Ben Sayers auf 18 Loch erweitert wurde, ließ man den an der Bann-Mündung gelegenen Teil mit den höchsten Dünen außen vor, sodass Frank Pennink sich verwundert die Augen gerieben haben muss, was für ein famoses Stück Land ihm der Club Anfang der 1980er zur Verfügung stellte.

Greenkeeper Billy Kane setzte das Design des 1983 verstorbenen Pennink in die Tat um und sorgte von der 2 bis zur 9 für eine echte Perle. Obwohl es auf dem gesamten Platz lediglich einen einzigen Bunker gibt - "Kelly's Eye" verteidigt das dritte Grün -, ist der Platz gerade bei Wind gar nicht so leicht. Dies liegt daran, dass es einige blinde Schläge auf sehr ondulierte Fairways gibt, bei denen man nie genau weiß, wo der Ball landen wird. Allen voran Bahn 6 ist so ein Fall. Nach der Kuppe fällt das kurze Par 4 steil nach links und unten ab, sodass ein guter Drive in einem kleinen Tümpel links vor dem Grün enden könnte. Auch auf der 8 ist Platzkenntnis von Vorteil, beginnt kurz hinter der Kuppe doch ein Fairway-Teil, der im Nebenjob auch als BMX-Bahn fungieren könnte. Das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen jedoch vier andere Bahnen: Die 3 und die 4, zwei aufeinanderfolgende Par 3 mit kleinen Grüns, sind kleine Meisterwerke, und zu der am River Bann entlanglaufenden Bahn 5 schrieb Ryder-Cup-Spieler Dave Thomas, sie wäre eine "Bereicherung für jeden Golfplatz des Landes". Natürlich ist es ein platter Kalauer zu sagen, dass einen der Platz spätestens mit diesem Loch in seinen Bann zieht, allerdings ist es nun mal nicht von der Hand zu weisen, dass es kaum Schwachstellen gibt. Nachdem man auf der 9 (ein Par 3, dessen rechter Teil des Grüns von einer Düne verdeckt wird) den Ball eingelocht hat, gibt es neben dem Verlangen nach einer weiteren Runde nur eine Hoffnung: Mögen die Amerikaner den Platz nie entdecken.

Golfplätze in der Region

Castle Rock

Castle Rock

MUSSENDEN
18 Löcher, Par 73, 6.200 Meter
260 Euro (August + September), 185 Euro (Oktober), 75 Euro (November bis März)

BANN
9 Löcher, Par 34, 2.237 Meter
65 Euro (September + Oktober), 35 Euro (November bis März)

Adresse
65 Circular Road, Castlerock,
County Londonderry, BT51 4TJ
Tel. +44 (0)28.7084.8314
www.castlerockgc.co.uk

Der 1901 eröffnete und 1919 auf 18 Löcher erweiterte Club profitierte in den 1930ern von einer Beratung durch Architekturlegende Harry Colt, die dem Mussenden seine heutige Form verpasste. An die bockstarken Front Nine mit ihrem Hammelbein (ein 183 Meter langes Par 3 an der Eisenbahn entlang) reicht die zweite Hälfte nicht heran; dafür gibt es seit den 1980ern mit dem Bann einen Neunlochplatz, der kürzer
ist, aber sehr lange in Erinnerung bleibt.

Killerloch
Loch 5 des Bann führt komplett an der Mündung des namensgebenden Flusses entlang. Das 449 Meter lange Par 5 hat einen erhöhten Abschlag, der an einer Düne entlangführt, die das Fairway optisch einengt, und mündet in ein Grün, das auf drei Seiten von Dünen umgeben ist. Ein exzellentes Golfloch, das ohne viel Bohei auskommt.
www.castlerockgc.co.uk

Royal Portrush

Royal Portrush

DUNLUCE LINKS
18 Löcher, Par 71, 6.715 Meter
485 Euro (April bis Oktober 2026)

THE VALLEY LINKS
18 Löcher, Par 71, 5.965 Meter
230 Euro (April bis Oktober 2026)

Adresse
Dunluce Road, Portrush,
County Antrim, BT56 8JQ
Tel. +44 (0)28.7082.3211
www.royalportrushgolfclub.com

Auch wenn der Club bereits 1892 seinen royalen Titel erhielt, wurde die Grundlage für seinen heutigen Ruhm erst 1932 durch die Hände von Harry S. Colt gelegt, der sowohl den Dunluce als auch den Valley in seine heutige Form brachte. Der größte Unterschied zwischen den beiden liegt im Terrain. Der Valley nimmt den tiefer gelegenen Teil des Platzes ein und hat zwar ähnlich wellige Bewegungen im Fairway, aber drum herum weniger hohe Dünen als der nach dem vom fünften Grün aus zu sehenden Dunluce Castle benannte Schwesterplatz. Ironischerweise liegt der Valley näher zum Meer, doch einen Ausblick aufs Wasser bekommt man sogar noch seltener als auf dem Dunluce.

Killerloch
Wenn ein Loch schon "Calamity" heißt, kann man das namensgebende Desaster fast schon einplanen. Bei der Open in diesem Jahr war das 203 Meter lange Par 3 in Runde zwei das zweitschwerste Loch - und die Jungs schlagen mit einem Eisen ab. Der gewöhnliche Amateur greift hier bei meist herrschendem Gegenwind hingegen zum Driver und bringt damit den steil abfallenden Abhang auf der rechten Seite ins Spiel. Wer dort verfehlt, sollte Sicherungsseile und Steigeisen dabeihaben.
www.royalportrushgolfclub.com

Portstewart

Portstewart

THE STRAND
18 Löcher, Par 71, 6.440 Meter
330 Euro (bis September 2025), 225 Euro (Oktober + April), 80 Euro (November bis Mai, Matten)

OLD COURSE
18 Löcher, Par 65, 4.471 Meter
17 Euro (Mo.-Fr.), 23 Euro (Sa. +So.)

Adresse
117 Strand Rd., Portstewart,
County Londonderry, BT55 7PG
Northern Ireland
Tel. +44 (0)28.7083.2015
www.portstewartgc.co.uk

Bereits 1894 öffnete der Old Course mit neun Löchern direkt am Meer. Als der Platz 1934 auf 18 Löcher erweitert wurde, hatte der Strand Course ihm bereits den Rang abgelaufen. In den 1990ern kam sogar noch der Riverside Course hinzu, aber der Strand bleibt dank der unglaublichen Dünenlandschaft auf den ersten neun Löchern das Juwel.
Der Old Course ist das komplette Gegenteil zum High-End-Bruder: zurückhaltend, simpel und so gepflegt, als hätte man am Rasenmäher bei der Cookie-Auswahl auf "nur notwendige" geklickt. Aber die originellen Löcher am Wasser sind ihr Geld mehr als wert.

Killerloch
Kaum eine Bahn flößt so viel Ehrfurcht ein wie die 2 von Portstewart Strand. Die erhöhte Teebox ermöglicht nicht nur einen fantastischen Blick auf die Irische See, sondern illustriert auch die unfassbare Dimension der Düne, die die linke
Seite des Par 4 begrenzt und dem Loch seinen Namen "Devil's Hill" gibt. Auf 335 Metern schlängelt sich die Bahn wie ein S durch die Sandberge, hat zwei klug eingesetzte Bunker, die die sichere Seite des Fairways verteidigen, und endet in einem schmalen, lang gezogenen und erhöhten Grün. Hier muss jeder Schlag stimmen.
www.portstewartgc.co.uk

Featured Stories