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USA – Teil 2

Sweet Carolina

Von Rüdiger Meyer, Fotos: Rüdiger Meyer

Der "War on the Shore" sowie Rory McIlroys Triumphzug bei der PGA Championship 2012 haben den Ocean Course zu einer Prestige-Anlage gemacht. Der bis auf 7.200 Meter Länge dehnbare Platz ist zweifelsohne ein golferischer Test der Spitzenklasse. Jeder Fehler wird gnadenlos bestraft und bei starkem Wind sind selbst die vorderen Tees für die meisten Amateurgolfer eine Nummer zu groß. Und doch stellt sich während der Runde auf den perfekt manikürten Fairways eine gewisse Monotonie ein. Natürlich ist alles klug konzipiert und clever angelegt, aber eine Sache fehlt dann doch: Charakter!

Den hat Charleston dank seiner gut erhaltenen Architektur im Übermaß. Die 1670 von Briten als Charles Towne gegründete Stadt ist der Nukleus des ersten großen amerikanischen Traumas: der Bürgerkrieg. Am 12. April 1861 griffen konföderierte Soldaten die Unionstruppen in Fort Sumter an. Tatsächlich erlebte Charleston den Bürgerkrieg sogar zweimal. 1985 entstand hier die Bürgerkriegs-Edelschnulze "Fackeln im Sturm" mit Patrick Swayze. Und selbst heute noch finden sich überall in South Carolina Erinnerungen an den Bürgerkrieg in Form von umstrittenen Statuen bis hin zur fragwürdigen Zurschaustellung des Blood Stained Banner im heimischen Garten. Sogar der Golfsport zollt dem Krieg Tribut. So hat der Secession Golf Club in Beaufort seine Abschläge nach Generälen und seine Löcher nach Schlachten aus dem Krieg benannt.

USA: Immer mobil: Der Smart parkt im KofferraumUSA: Immer mobil: Der Smart parkt im Kofferraum
Immer mobil: Der Smart parkt im Kofferraum

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"ENDLICH MAL JEMAND MIT HIRN!", RIEF MIR DER STARTER ENTGEGEN. "TOBACCO ROAD IST DAFÜR DA, UM ZU FUSS ENTDECKT ZU WERDEN."
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Bei meinem nächsten Stopp geht es hingegen deutlich friedlicher zu. Ich reise nach North Carolina. Doch nicht etwa das Golfermekka Pinehurst ist mein Ziel, sondern zwei Plätze in der unmittelbaren Umgebung, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Tobacco Road im Norden und Mid Pines im Süden.

SANDKASTENSPIELE


Das fast 100 Jahre alte Donald-Ross-Design Mid Pines versprüht aus jeder Pore das Flair der goldenen 20er. Ein Gang durch das Clubhaus führt vorbei an einer sehr speziellen Sammlung von Golf-Fotos. Von Legenden wie Julius Boros, der einst Head-Pro war, bis zur Herrentruppe, die seit 20 Jahren hier abschlägt, ist alles vorhanden. Das Clubhaus ist Teil des historischen "Mid Pines Inn", das majestätisch hinter dem 18. Loch thront und dem Golfer auf dem Tee der 18 ein wohlig-warmes Gefühl in der Magengegend beschert. Davor hat Donald Ross 17 hochklassige Löcher gestaltet, die sich sanft an das wellige Terrain anschmiegen und die Pinien am Fairwayrand perfekt einbinden. Mid Pines entstand als Resort Course und ist dank vieler Features, die an Augusta National erinnern, für Golfer aller Klassen spielbar. Und dennoch bietet er mit einem Slope-Rating von 135 genügend Anspruch, um in diesem Jahr die US Senior Women's Open ausrichten zu können. Vor allem aber ist er trotz der Höhenunterschiede gut zu Fuß zu bewältigen, sodass ich meine Runde mit einem Mitglied in unter drei Stunden bewältigen konnte.

USA: Pittoresk: Walter hatte lange an seiner Modelleisenbahn gebastelt
Pittoresk: Walter hatte lange an seiner Modelleisenbahn gebastelt
Auch in Tobacco Road ließ ich die Flotte an Golfcarts links liegen und entschied mich für einen Push-Trolley. Eine Wahl, die auf viel Zustimmung stieß. "Endlich mal jemand mit Hirn!", rief mir der Starter entgegen. "Tobacco Road ist dafür da, um zu Fuß entdeckt zu werden". Wie rar dies offenbar ist, wurde mir deutlich, als er während der Runde noch fünfmal mit seinem Cart vobeikam, um meine Eindrücke zu erfahren. Die Antwort dürfte ihn zufriedengestellt haben. Der auf einem ehemaligen Sandabbaugebiet entstandene Platz von Revoluzzer Mike Strantz, der seine Designfirma nicht umsonst Maverick Golf Design genannt hat, bietet unvergleichbare Features. Wo sonst gäbe es Par 3 mit einer mannshohen Welle darin (Loch 3), Risk-Reward-Löcher mit einem 200 Meter langen Bunker (Loch 5), acht Meter (!) tiefe Grünbunker (Loch 11) oder blinde Grüns, die so schmal sind wie die Düne davor hoch (Loch 13)?

Es gibt nicht wenige, die sich über eine solche Art des Designs beschweren. Aber genau das ist es, was Mike Strantz wollte. Der Architekt, der all seine Plätze auf dem Rücken eines Pferdes abritt, sah sich als Künstler. Und gute Kunstwerke polarisieren, lassen aber niemanden kalt. Allein aus diesem Grund darf Tobacco Road auf keiner Golf-Tour durch die Carolinas fehlen. Noch Jahre später hat man jedes Loch parat - sei es, weil eine aussichtslose Lage im Hindernis für posttraumatischen Stress oder das betörende Design für feuchte Träume sorgt. Was könnte man sich mehr von einer Runde Golf wünschen?

 

Golfplätze in der Region

TOBACCO ROAD

TOBACCO ROAD

18 Löcher, Par 71, 5.995 Meter

Adresse:
442 Tobacco Road
Sanford NC 27332
Tel. +1 877.284.3762
www.tobaccoroadgolf.com

Greenfee:
95 Euro bis 150 Euro

Bis zu seinem Krebstod mit 50 designte Mike Strantz nur sieben Golfplätze. Aber jeder davon ist unverwechselbar. Der 1998 eröffnete Tobacco Road ist sein Magnum Opus. Mit wilden Grüns und gigantischen Bunker-Landschaften ist es kein Platz, der jedem gefällt. Aber niemand, der ihn gespielt hat, wird ihn jemals vergessen.

Killerloch:
Par 5 sind oft Birdie-Chancen. Nicht so die 524 Meter lange 13. Zwei 90-Grad-Knicke sorgen dafür, dass selbst Longhitter kaum das Grün mit dem zweiten Schlag erreichen. Und selbst konservatives Spiel garantiert nicht das Par. Denn das schmale Grün sieht man erst, wenn man darauf steht. Davor warten hohe Dünen, dahinter eine Straße.
www.tobaccoroadgolf.com

MID PINES

MID PINES

18 Löcher, Par 72, 6.147 Meter

Adresse:
1010 Midland Road
Southern Pines NC 28387
Tel. +1 910.692.2114
www.midpinesinn.com

Greenfee:
75 Euro bis 190 Euro

Mid Pines ist nicht nur wegen Designer Donald Ross eng mit Pinehurst No. 2 verbunden. Ohne das Resort hätte es Mid Pines nie gegeben. Weil Pinehurst in den 20ern die riesige Nachfrage nicht befriedigen konnte, expandierte man nach Southern Pines, wo der sandige Boden perfektes Terrain bot - und Einheimische heute lieber spielen.

Killerloch:
Das 400 Meter lange Loch 3 ist laut Scorekarte nur die siebtschwierigste Bahn. Doch vom Tee sieht das anders aus. Zwar braucht es kein Riesen-Carry, um den Teich zu überwinden. Er ist dennoch als psychologische Hemmschwelle groß genug, um zu überpowern und den Ball links in die Pinien oder rechts ins Gestrüpp zu jagen.
www.midpinesinn.com

KIAWAH ISLAND

KIAWAH ISLAND

Adresse:
1000 Ocean Course Drive
Kiawah Island, SC 29455
Tel. +1 843.266.4670
www.kiawahresort.com

OCEAN COURSE
18 Löcher, Par 72, 6.726 Meter

Greenfee:
340 Euro (plus Caddie)

Der speziell für den Ryder Cup 1991 errichtete Platz erlaubt von jedem Loch einen Blick auf den Ozean. Man merkt ihm aber jederzeit an, dass er für Profis errichtet wurde. Wenn der Wind bläst, ist er mit seinen vielen Forced Carrys brutal schwer. Aber selbst bei Windstille erfordert er bei jedem Schlag höchste Konzentration.

Killerloch:
Pete Dye und Bahn 17 haben eine besondere Beziehung. Das Inselgrün von Sawgrass ist seine berühmteste Kreation, dieses Par 3 steht ihm nur wenig nach - und ist bedeutend schwerer. Der Schlag zum Grün (202 m von hinten, 170 m für Amateure) ist komplett carry über Wasser. Ein feuchtes Grab für unzählige Bälle.
www.kiawahresort.com

KIAWAH ISLAND

SEA PINES RESORT

Adresse:
11 Lighthouse Lane
Hilton Head Island SC 29928
Tel. +1 1.800.732.7463
www.seapines.com

HARBOUR TOWN
18 Löcher, Par 71, 6.491 Meter

Greenfee:
330 Euro (260 Euro Twilight)

Jack Nicklaus ist heute einer der profiliertesten Golfplatz-Designer. In Harbour Town hat er an der Seite von Pete Dye erstmals einen Zeh ins Wasser getaucht. Profis loben, dass der Platz jeden Schlag fordert. Amateure erfreuen sich am fairen Platzdesign, dem Spanischen Moos und natürlich am Leuchtturm.

Killerloch:
Die 18 ist nicht nur das berühmteste Schlussloch der PGA Tour, sie ist auch eines der härtesten. Der Carry über den Sumpf vom Tee ist zwar machbar, die Probleme beginnen aber danach. Zu weit links? Nass! Zu kurz? Nass! Zu lang? Ein schmaler, tiefer Bunker. Wer sich den Score nicht versauen will, spielt rechts und auf Bogey.
www.seapines.com

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