Die größte Veränderung in Tschimperles Amtszeit war allerdings der Bau von WINSTONlinks und die damit verbundenen neuen Herausforderungen für das 18-köpfige Greenkeeperteam. Nicht nur gab es plötzlich die doppelte Anzahl an Bahnen zu bewirtschaften, der Links-Platz musste zudem aufgrund anderer Grassorten auch anders gepflegt werden. "Das Fescue-Gras auf dem Links wacht später im Jahr auf, dafür ist es jetzt im Herbst am kräftigsten. Das ist auch der Grund, warum wir die Hauptpflegemaßnahmen auf dem Links eher im Oktober machen. Für das Fescue-Gras bedeutet dies im Herbst weniger Stress", erklärt Tschimperle. Überhaupt ist Fescue genügsamer: "Es braucht weniger Dünger und Wasser und muss nicht so oft und tief gemäht werden."
»Für uns sind die Robotermäher eine Riesenhilfe, um die Platzqualität zu sichern. Dank der Mähroboter sehen die Fairways jetzt jeden Tag der Woche gleich gut aus.«
Zudem konnte der WINSTONlinks durch die wendigen Helfer in den von Golfplatzarchitekt David Krause ursprünglich geplanten Zustand versetzt werden. Er träumte davon, zwischen den stilgebenden Hügeln nur eine Schnitthöhe Gras zu haben, aber aufgrund des großen Wendekreises der herkömmlichen Mäher musste man einen Streifen Semirough stehen lassen. Der gehört mittlerweile der Vergangenheit an. Und auch was die Nachhaltigkeit angeht, die sich der Club auf die Fahne geschrieben hat, sind die Roboter von Vorteil wie Tschimperle betont: "Seit dem Umstieg auf die solarbetriebenen Mäher sparen wir 5000 Liter Diesel im Jahr, was für die Umwelt und auch für das Budget ein großer Unterschied ist." Zudem gibt es keine Lärmbelästigung mehr und der Oberflächendruck, der auf den Rasen einwirkt, ist zigfach geringer als bei herkömmlichen Mähern.
Weil die Roboter nicht an Arbeitsverträge gebunden sind und auch kein Familienleben haben, sind sie jederzeit dienstbereit. Auf dem WINSTONlinks wird vorwiegend nachts gemäht, damit die Spieler nicht gestört werden. Dienstbeginn an der 1 ist für die Roboter kurz nach 15 Uhr wenn die letzten Startzeiten durch sind, auf der 18 laufen sie von etwa 21 Uhr bis zum nächsten Tag am Mittag. Die damit verbundene Frage nach der Gefahr für die Tierwelt kann Tschimperle zum Glück unmittelbar entkräften. "In den 17 Jahren, die ich hier bin, habe ich noch nie einen Igel auf dem Fairway gesehen - weder lebend noch tot."
Trotz aller Vorteile gilt für die Roboter auf den Grüns aber das Gleiche wie für Golfer bei Frost: Betreten verboten. Bei der Feinrasur braucht es eben doch noch das menschliche Gespür. Zudem sind beim Mähen der Grüns wichtige Daten über den Zustand des Platzes ablesbar. "Wir sammeln das Schnittgut und vergleichen mit dem anhand von Wetter und Grassorte errechneten "Growth Ratio", ob wir drüber oder drunter sind", erklärt Tschimperle. "So können wir beispielsweise ermitteln, ob wir düngen müssen." Die immer größer werdende Abhängigkeit von Technik hat aber nicht nur Vorteile. "Greenkeeper sind ohnehin schon schwer zu finden, aber jetzt braucht es auch Leute, die mit der Technik umgehen können." Und im Idealfall auch in der Lage sind, kleine Reparaturen an den Geräten durchzuführen, denn die Corona-Zeit ist bis heute ein Stock im Getriebe der Industrie. "Wir müssen selbst heute noch 4-8 Wochen auf Ersatzteile warten, wenn etwas kaputt geht", klagt Tschimperle. Von den Preisen ganz zu schweigen. Kostete ein neuer Mäher vor fünf Jahren noch etwa 60.000 Euro, sind heute mittlerweile schon 160.000 Euro fällig. Und auch Düngemittel und Pflanzenschutzmittel haben in den letzten Jahren kräftig im Preis angezogen.
Da trifft es sich gut, dass "Pflanzenschutzmittel wirklich nur die letzte Wahl bei uns sind", wie Jordan Tschimperle versichert. "Maximal zwei-drei Anwendungen im Jahr und dann auch nur auf den Grüns. Die Nutzung von biologischen Mitteln ist viel stärker geworden. Nicht nur, um die Symptome zu bekämpfen, sondern um direkt an die Ursache zu gehen und die Pflanzen zu stärken." Ganz klar: Bei Tschimperle steht das Clubmotto "Keep Green" im Vordergrund - sowohl zum Wohl der Gräser als auch zum Wohl der Golfer, die zwölf Monate im Jahr bei den bestmöglichen Bedingungen spielen wollen. Deshalb ist es auch im November und Dezember bei WINSTONgolf möglich, wie im Sommer zu spielen. Einzig die Auswahl der Teeboxen und die Fahnenpositionen sind eingeschränkt. "Auf dem WINSTONopen haben wir grundsätzlich fünf Abschläge, im Winter lassen wir aber nur von blau und orange spielen um die Tees zu schonen. Und auf den Grüns stecken wir die Fahnen vorne, weil die meisten Golfer in der Regel zu kurz als zu lang schlagen. So können wir die Pitchmarken ins Vorgrün verschieben und auf großen Teilen der Grüns den Verkehr reduzieren."