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Stroke of a Genius

Charl Schwartzel 2011

Von Rüdiger Meyer, Fotos: Getty Images

Mit vier Birdies auf den letzten vier Löchern entschied der Südafrikaner das 75. Masters für sich. Doch die zwei Schläge Vorsprung verdankte er auch einem Sensationsschlag an Loch 3.

Ort: Augusta National (USA) Turnier: The Masters Tournament Datum: 10. April 2011 Schläger: Sand Wedge

Vorgeschichte


Charl Schwartzel hatte sich langsam, aber sicher ins Rampenlicht vorgearbeitet. 2010 beendete der Südafrikaner sein Masters-Debüt mit einem beachtlichen 30. Platz. Der Auftakt zu einer Major-Saison, in der er als einer von nur elf Spielern in allen vier Turnieren den Sprung ins Wochenende schaffte und im Aggregat aller 16 Runden mit Abstand der beste Spieler war. Nachdem er im Januar 2011 seinen Titel bei der Joburg Open verteidigt hatte, wechselte Schwartzel auf die PGA Tour, wo er vor dem Masters bei allen fünf Starts souverän den Cut schaffte, als 29. der Weltrangliste in das erste Major des Jahres ging und bei den Buchmachern mit einer Quote von 50 : 1 zu den 20 Favoriten gehörte.

Ausgangslage


In den ersten drei Runden des Masters lavierte sich Schwartzel abseits des Rampenlichts durch. Alle hatten nur die zwei großen Namen des Golfsports im Blick: Tiger Woods, der nach zwei Runden auf Platz drei lag und trotz einer schwachen Runde drei in Schlagdistanz war, und Rory McIlroy, der nach Runden von 65, 69 und 70 mit vier Schlägen Vorsprung führte und auf bestem Weg war, seine Masters-Flaute zu beenden. Schwartzel ging als geteilter Zweiter mit K. J. Choi in den Finaltag und chippte an der 1 gleich mal zum Birdie ein. Nachdem er das Par 5 nicht zu einem weiteren Birdie hatte nutzen können, ging es auf die 3, wo er einen perfekten Drive in die Mitte des Fairways platzierte.

Traumschlag


Die 3 gehört traditionell zu Augustas leichteren Bahnen. Mit nur 320 Metern ist es das kürzeste Par 4 und das Grün ist zwar schmal, hilft aber bei der traditionellen Fahnenposition am Sonntag. "Ich wusste, dass ich den Ball nur rechts von der Fahne spielen muss, damit die Neigung ihn mitnimmt", erzählte Schwartzel in der Pressekonferenz. Hinzu kam, dass er sich die ideale Distanz gelassen hatte. "Ich hatte genau 104 Meter, was für mich ein perfektes Sand Wedge ist." Schwartzel traf den Ball butterweich und ließ ihn Pin High vier Meter neben der Fahne aufkommen. Nach zwei Hüpfern setzte der Spin ein und der Ball rollte mit einem kleinen Rechtsschlenker perfekt in die Mitte des Lochs.

Wechselspiel


Weil Rory McIlroy an Bahn 1 ein Bogey notiert hatte, fand sich Schwartzel nach seinem Eagle plötzlich schlaggleich in Führung wieder. Allerdings ließ er unmittelbar ein Bogey folgen und kam danach mit zehn Pars in Folge nicht von der Stelle. Das Rampenlicht gehörte anderen - im Guten wie im Schlechten. McIlroy träumte bereits vom Gang in Butler's Cabin, fand sich dort aber viel zu früh wieder: Sein Drive an der 10 ging so weit links, dass er alle Siegchancen mit einem Triple-Bogey verspielte. Stattdessen lagen zwischenzeitig Tiger Woods, Ángel Cabrera, Jason Day und Adam Scott in Führung - bis Charl Schwartzel an der 15 heißlief und als erster Spieler einen Masters-Sonntag mit vier Birdies in Folge beendete.

Nachspiel


Als Schwartzels Sechsmeter-Putt zum Birdie an der 18 fiel, waren zwar Cabrera und McIlroy noch auf der Runde, am Sieg des Südafrikaners blieben aber keine Zweifel. Mit zum Himmel gereckten Armen und einem Bear Hug für Caddie Greg Hearmon feierte Schwartzel auf dem Grün, bevor er dahinter seine frisch angetraute Ehefrau Rosalind küsste. Als Phil Mickelson ihm in Butler's Cabin das Grüne Jackett überstreifte, realisierte Schwartzel noch nicht, dass sich sein Leben völlig verändert hat. Plötzlich besaß er 1,44 Millionen Dollar mehr auf dem Konto, lag in den Top Ten der Weltrangliste und hatte sich einen so großen Namen erarbeitet, dass er 2022 von LIV Golf angeheuert wurde.

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