Vollkommen jugendfrei: Teletubby-Land bei Nacht
Topgolf Oberhausen – Teil 2
Spielparadies
Von Jan Langenbein, Fotos: TopgolfAm Grundprinzip hat sich seit den Gründerjahren wenig geändert, wie die Baustelle in Oberhausen im Sommer 2021 zeigt. Zehn riesige Betonkreise von mehreren Metern Tiefe finden sich über das gesamte Außenfeld verteilt. Diese an Raketensilos erinnernden Löcher werden schon bald mit Fangnetzen in der Form von Dartscheiben und insgesamt 640 Chiplesern ausgestattet sein. Zusammen mit 14 Hochgeschwindigkeitskameras auf dem Dach ermöglichen es diese Sensoren dem Computerhirn der Anlage, jeden einzelnen Ballflug genau zu verfolgen und wie beim Bowling nach jedem Versuch in Echtzeit einen Score anzuzeigen. Kaum hat ein Ball ein kreisförmiges Ziel im Feld oder das in 200 Metern Entfernung ganz am Ende der Range befindliche Ziel getroffen, meldet der Chip dies an den Server und die Golfer in der "Hitting Bay" wissen sofort, ob es etwas zu feiern gibt oder noch einmal Maß genommen werden muss. Für alle, die den Ball keine 200 Meter weit prügeln können, bieten Spielmodi wie "Angry Birds" oder "Jewel Jam" mindestens genauso viel Action, selbst für komplette Golflaien.
Der Bürgermeister ist längst auf dem Weg zum nächsten Termin, als der versammelten Presse die Möglichkeit gegeben wird, eines dieser Ziele einmal selbst zu besichtigen. "Schon bald wird man hier nicht mehr hinuntersteigen können", erklärt der Schweizer CEO, "denn dann sind diese Betonlöcher mit Technik vollgestopft, außerdem schlagen hier dann ständig Bälle ein." Interessant ist jedoch, dass die insgesamt 250.000 Bälle nicht etwa durch ein unterirdisches Rohrsystem zurück zu den Abschlagboxen befördert werden, sondern alle paar Stunden aus den Auffangbehältern geholt und in "Handarbeit" zurück zu den Golfern transportiert werden. "Die Gefahr einer Rohrverstopfung, die dann des gesamten Betrieb lahmlegen würde, ist einfach zu groß", gibt Speiser zu. "Daher vertrauen wir in dieser Hinsicht auf eine Lowtech-Lösung." Es ist die einzige Lowtech-Lösung auf dieser Hightech-Anlage.
Ende Oktober 2021 ist die Sommerhitze wie auch der Rohbau längst Geschichte. Die Fassade von Topgolf Oberhausen ist samt riesigem Neonlogo über dem Eingangsportal fertiggestellt und das Außenfeld mit grünem Teppich überzogen. Im Inneren wird fieberhaft an den Restaurants und Bars gearbeitet. Viele der insgesamt 350 in der gesamten Immobilie verteilten Flatscreens hängen bereits und die Elektriker erwarten fieberhaft die Anlieferung des 34 Quadratmeter großen Mega-Screens, der über mehrere Stockwerke hinweg der Blickfang der zentralen Sportsbar sein wird.
Nun gilt es, das knapp 400 Personen starke Team für Topgolf Oberhausen zu rekrutieren, was sich coronabedingt als nicht ganz einfach erweist. "Wie so vielen Betrieben im Gastronomiebereich fällt es uns nicht leicht, Personal zu finden. Aber wir sind guten Mutes, denn letzte Woche konnten wir an einem einzigen Tag 15 neue Mitarbeiter einstellen, unser bisheriger Rekord", freut sich David Speiser, "doch wir suchen immer noch knapp 300 Leute, um unseren Eröffnungstermin im Winter 2021/22 halten zu können."
Auf ein konkretes Datum für die Toröffnung in Oberhausen wollte sich der Schweizer noch nicht festlegen lassen, doch er ist sich sicher, dass im Ruhrpott bereits die Bälle fliegen werden, bevor in seiner Heimat die laufende Skisaison ihr Ende findet. Und während zwischen Rhein und Ruhr die letzten Arbeitsschritte vor der großen Eröffnung ihren Lauf nehmen, reist David Speiser längst durch die vier Länder, für die er die Topgolf- Exklusivlizenz besitzt, und übt sich auf die Frage nach weiteren geplanten Standorten in typisch schweizerischer Zurückhaltung: "Zu weiteren Städten als konkreten Standorten möchte noch nichts sagen. Nur so viel: Wir haben in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien jeweils Vorverträge für weitere Anlagen unterzeichnet. Die Genehmigungsverfahren wie auch Gespräche mit Investoren laufen." Falls die GolfPunk-Redaktion Wünsche äußern dürfte: Wir hätten nichts gegen Topgolf St. Pauli.