10
Knapp alle 30 Jahre verzaubert ein Albatross das Masters-Publikum. 1935 war es Gene Sarazen an Bahn 15, 1967 folgte Bruce Devlin an Loch 8 und 1994 gelang Jeff Maggert an der legendären 13 der Zauberschlag. Als einziges Par 5 hatte sich Bahn 2 noch dem Double Eagle widersetzt, dabei ist das nach hinten rechts ab fallende Grün eigentlich ideal, um einen Ball in Richtung Fahne rollen zu lassen. Genau das nutzte der Südafrikaner Louis Oosthuizen in seiner 2012er-Schlussrunde aus. Sein mit dem Eisen 4 geschlagener Ball kam auf dem vordersten Punkt runter und handgestoppte 15,3 Sekunden später hatte er seinen Weg in die entfernteste Ecke des Grüns gefunden, wo er erschöpft ins Loch fiel.LOUIS OOSTHUIZEN, 2012 MASTERS
EISEN 4, 231 METER
09
"Es hat sich angefühlt, als hätte ich gestern das Turnier gewonnen", scherzte Max Kieffer am Tag nach seinem Auftaktrunden-Albatross vor heimischem Publikum. Sein Zauberschlag an Loch 11 hatte nicht nur eine adrenalinbedingt unruhige Nacht, sondern auch Dutzende Textnachrichten und unzählige Gratulationen zur Folge. Es war schließlich ein ganz besonderer Schlag, was den Schwierigkeitsgrad anging. Zum einen lag Kieffer nicht auf dem Fairway, sondern im Semi-Rough, zum anderen trennten ihn und die Fahne neben 203 Metern ein Wasserhindernis, ein Bunker und kaum Grün. Doch irgendwie schaffte es der Bergisch Gladbacher, diese vier Meter zu treffen und den Ball mit drei Hüpfern im Loch zu versenken.MAX KIEFFER, 2022 BMW INTERNATIONAL OPEN
EISEN 4, 203 METER
08
Die Bahn 6 von Pebble Beach gehört zu den coolsten Par 5 der Welt, führt der Schlag ins Grün doch auf ein stark erhöhtes Plateau. Dies macht es nicht nur problematisch, die korrekte Richtung zur Fahne zu finden, es erschwert auch, die Qualität des eigenen Schlags einzuschätzen. Als Shaun Micheel in der Schlussrunde der US Open sein Eisen 3 aus 219 Metern schlug, war ihm bewusst, dass er den Schlag sauber und butterweich getroffen hatte, doch erst als er plötzlich hörte, wie Jubel aufbrandete, war ihm klar, dass ihm etwas Besonderes gelungen war: das zweite Albatross in der 115-jährigen Geschichte der US Open. Ein Schlag, der für ihn bis heute besonders ist, weil er den Ball seiner an Krebs sterbenden Mutter schenken konnte.SHAUN MICHEEL, 2010 US OPEN
EISEN 3, 219 METER
07
Es ist schwierig einzuschätzen, was das Beeindruckendste an Bubba Watsons Albatross war: dass es aus sage und schreibe 259 Metern geschah, dass er dafür nur ein Holz 4 brauchte oder dass er den Ball derart hoch schlug, dass er zwei Meter neben der Fahne aufkam und sanft ins Loch rollte? Der Schlag an Bahn 16 des Sherwood Country Club war eines der wenigen Highlights für Watson bei Tiger Woods' Einladungsturnier, das er am Ende als 14. unter 18 Teilnehmern abschloss.BUBBA WATSON, 2010 CHEVRON WORLD CHALLENGE
HOLZ 4, 259 METER
06
Beim Debüt der European Open in Green Eagle hinterließ Patrick Reed gleich mal eine Duftmarke auf dem Grünen Monster. Nach heftigen Regenfällen musste der Amerikaner am Samstag noch einige Löcher seiner zweiten Runde spielen und beendete sie mit einem echten Ausrufezeichen. Als sein Drive mit der letzten Umdrehung noch in den First Cut gerollt war, griff Reed zum Holz 5 und hoffte "auf ein Birdie, vielleicht sogar ein Eagle". Was er stattdessen bekam, war das zweite Albatross seines Lebens, das er mit Spielpartner Alexander Levy gebührend feierte.PATRICK REED, 2017 PORSCHE EUROPEAN OPEN
HOLZ 5, 209 METER
05
2016 war das Jahr der Hole-in-ones auf einem Par 4. Im Februar hatte Ha Na Jang eines erzielt, zwei Monate später war die Australierin Minjee Lee an der Reihe. In der dritten Runde der Kia Classic hatten die Veranstalter die Tees auf Loch 16 vorne gesteckt, um die Spielerinnen zu reizen, das Par 4 mit dem Abschlag anzugreifen. Lee ließ sich nicht lange bitten und pfefferte ihren Abschlag so knapp über das Rough, dass der Ball in der Senke einen kleinen Kick nach links nehmen konnte. Nach drei Hüpfern lief die Kugel wie an einer Leine gezogen auf das Loch zu, traf den Flaggenstock und verschwand im Loch. In der Pressekonferenz fasste die damals 19-Jährige die Aufregung des Moments in blumiger Prosa zusammen, auf die Friedrich Schiller stolz gewesen wäre: "Morgan Pressel meinte zu mir ,Ooh', und ich sagte ,Yay'."MINJEE LEE, 2016 KIA CLASSIC
HOLZ 5, 214 METER
04
Als sich 1870 insgesamt 20 Spieler zur elften Open Championship einfanden, gab es eigentlich noch kein Albatross, denn das Konzept von Par hatte sich noch nicht eingebürgert. Aus diesem Grund wurde der Schlag von Young Tom Morris auch erst im Nachhinein zum Albatross - und dabei zum einzig verbürgten auf einem Par 6. Das damalige Auftaktloch von Prestwick maß 529 Meter, was mit damaligen Materialien in etwa so unüberwindbar schien wie der Mount Everest: Der Abschlag musste vor Marschland abgelegt werden, wonach noch rund 370 Meter blieben. Nach zwei Schlägen hatte der junge Thomas noch 183 Meter ins Grün, griff zum Namensgeber von Martin Kaymers LIV-Team und hörte plötzlich lauten Jubel aufbranden. Die Open Championship war gerade mal ein Loch alt und Young Tom Morris lag gefühlt bereits drei unter Par. Der dritte Open-Sieg in Folge - und die damit verbundene Inbesitzname des Challenge Belt - war dem 19-Jährigen nicht mehr zu nehmen. Als Folge fiel die Open Championship im darauffolgenden Jahr aus: Es musste erst eine neue Trophäe gefunden werden.YOUNG TOM MORRIS, 1870 OPEN CHAMPIONSHIP
CLEEK, 183 METER
03
Es ist wahrscheinlich das irrste Hole-in-one der PGA-Tour-Geschichte, zugleich eines der erinnerungswürdigsten Albatrosse. In der Auftaktrunde der Phoenix Open 2001 stand Andrew Magee am Abschlag der 17, die Golf-Fans als spektakuläres, drivebares Par 4 kennen. Während die Vorgruppe die Putts auf dem Grün studierte, wischte Magee die Bedenken seines Spielpartners Jonathan Kaye zur Seite: "Ich kann das Grün nicht driven. Vielleicht rollt der Ball vorne auf das Grün, aber mehr auch nicht." Doch wie es so ist, schlug Magee den Drive seines Lebens, der 30 Meter vor dem Grün aufsprang und von der Rückseite eines Bunkers nach vorne katapultiert wurde. Tom Byrum war gerade dabei, seinen Putt aus drei Metern vorzubereiten, als Magees Ball aufs Grün rollte, Byrums Putter traf und ins Loch abgelenkt wurde. Nach einer kleinen Verwirrung ob der Golfregeln war klar, dass Magee das bis heute einzige Par-4-Ass in der Geschichte der PGA Tour erzielt hatte.ANDREW MAGEE, 2001 PHOENIX OPEN
DRIVER, 304 METER
02
1935 hieß das Masters noch Augusta National Invitation Tournament. Vier Löcher vor Schluss lag Sarazen drei Schläge hinter dem Clubhaus-Führenden Craig Wood und wusste, dass ihm nur noch ein Wunder helfen könnte. Das folgte prompt an der 15. Nach einem guten Drive griff er zu seinem Holz 4 und ließ seinen Ball in so hohem Bogen über den Teich fliegen, dass er sanft auf dem Grün aufsetzte und den Weg ins Loch fand. Der Schlag eliminierte den Rückstand und zwang Wood am nächsten Tag in ein Playoff, das Sarazen locker gewann. "Der Schlag, der auf der ganzen Welt zu hören war", wie er seither genannt wird, sorgte für so viel Publicity, dass das Augusta National Invitation Tournament aus seinem Dornröschenschlaf erwachte und kurz darauf als Masters zu einem der wichtigsten Golfturniere der Welt wurde.GENE SARAZEN, 1935 MASTERS
HOLZ 4, 215 METER
01
Mit einem Schlag Rückstand ging die Engländerin in die finale Runde der Women's British Open in Sunningdale. Eine Differenz, die auf dem Old Course leicht aufzuholen ist, schließlich spielen sich die ersten beiden Bahnen als Par 5. Stupples ließ sich nicht lange bitten und setzte sich mit einem Eagle an der 1 gleich mal an die Spitze. Ein Loch später befand sie sich erneut in bester Ausgangslage und hatte aus 201 Metern noch ein Eisen 5 ins Grün. Der Ball sprang vor dem Grün auf, hüpfte über einen Rough-Streifen und rollte unaufhörlich aufs Loch zu. Stupples selber bekam von dem Ganzen nichts mit, weil das Grün erhöht und vom Fairway nicht einsichtbar war. Erst als die Zuschauer jubelten, realisierte sie, was passiert war, und hüpfte auf dem Fairway herum wie eine australische Breakdancerin bei den Olympischen Spielen. Angespornt durch den Eagle-Albatross-Start kam Stupples mit fünf Schlägen Vorsprung zu ihrem ersten Major-Sieg.