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Kann belastend sein: Gartenarbeit mit Zuschauern

Adrian Meronk – Teil 2

Jetzt erst recht!

Von Rudi Schaarschmidt, Fotos: Karolina Harz & Getty Images

In der Woche der Porsche European Open vor den Toren deiner Geburtsstadt Hamburg bist du 30 geworden. Hast du diesmal nicht mitgespielt, weil du an diesem besonderen Geburtstag nicht busy sein wolltest? Wie hast du gefeiert?
Nein, ich hatte einen sehr dichten Turnierplan und musste mich in der Woche einfach mal erholen. Es war sehr schade, dass ich das Turnier auslassen musste. Ich hatte es im Jahr davor gespielt und sehr genossen. Aber dieses Mal hat es einfach nicht in meinen Turnierplan gepasst. Ich habe auch nicht groß gefeiert, sondern einfach nur ein nettes Barbecue im Kreise meiner Familie und meiner Freunde organisiert.

Du hast mittlerweile drei Turniere auf der DP World Tour gewonnen - gibt es da für dich ein emotionales Ranking?
Der befriedigendste war sicherlich mein erster Turniersieg bei der Irish Open. Ich war vorher schon einige Male nah dran gewesen, konnte es allerdings nie zu Ende bringen. Endlich mal ein Turnier gewinnen zu können - und dazu gleich noch so ein großes und historisches wie die Irish Open - war ein Gefühl großer Erleichterung. Dieser Sieg ist für mich die klare Nummer eins. Die Italian Open in diesem Jahr folgt auf Platz zwei. Das war ebenfalls ein spezielles Turnier, weil mein Vater die ganze Woche mit dabei war und wir viel Zeit miteinander verbringen konnten. Aber auch der Sieg in Australien war toll. Ich hatte keine große Erwartungshaltung und dann vor dem fantastischen australischen Publikum gegen die all die guten australischen Spieler gewinnen zu können macht auch den Erfolg in Down Under zu etwas Besonderem.

Wenn du nur noch ein weiteres Turnier in deiner Karriere gewinnen könntest - welches sollte das sein?
Hm, ich denke, die Masters. Was ich daran so mag, ist die Tatsache, dass es das einzige Major ist, das immer an demselben Ort ausgetragen wird - an einem einzigartigen Ort mit all dem Drum und Dran. Und wenn du es einmal gewonnen hast, kannst du für den Rest deines Lebens daran teilnehmen. Ja, ich glaube, ich mag dieses Turnier am meisten.

Was sind deine Stärken und wo liegen deine Schwächen? Schaust du auf deine Statistiken und richtest dein Training danach aus?
Ich bin kein großer Statistik-Fan, aber natürlich bespreche ich meine Daten mit meinem Trainer. Aktuell verbringe ich viel Zeit im Training mit den Scoring-Schlägern, Wedges und kurzen Eisen. Ich sehe auch schon eine deutliche Verbesserung. Am kurzen Spiel und Putten arbeite ich ebenfalls viel, da gibt es immer Verbesserungspotenzial. Auf mein langes Spiel kann ich mich eigentlich immer verlassen, damit fühle ich mich sehr wohl.

Ein Golfprofi ist heutzutage schon lange kein Ein-Mann-Unternehmen mehr. Wie sieht dein Team aus?
Mein Trainer ist Matthew Tipper. Er ist Waliser. Mein Caddie ist seit zwei Jahren Stuart Beck aus Schottland. Ich arbeite noch mit einem Psychologen aus England zusammen, Bevis Moynan. Mein Manager ist Richard Rayment und für PR und Medien ist Monika Bondarowicz zuständig.

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Ärgerlich: keine Silberpolitur mehr im Haus
Hast du Kumpels oder sogar Freunde auf der Tour oder ist das gar nicht möglich?
Ich habe einige Freunde, mit denen ich viel Zeit verbringe, zu Abend essen gehe, chille oder Übungsrunden spiele. Und wann immer es möglich ist, verbringe ich natürlich Zeit mit meinem Landsmann Mateusz Gradecki. Er hat in diesem Jahr einige Turniere auf der DP World Tour gespielt. Ich hoffe, dass er die Tourkarte über die Q School behalten kann, sodass wir auch in der nächsten Saison wieder Zeit miteinander verbringen können.

Wenn man dann bei seinem ersten Sieg eine Million gewinnt, was macht das mit einem? Wann hast du realisiert, dass Geld nicht mehr das große Thema ist?
Um ehrlich zu sein, ist für mich das Wichtigste, immer besser zu werden und mich in der Weltrangliste weiter zu verbessern. Wenn ich das schaffe, klappt das mit dem Geldverdienen automatisch. Also hat der Sieg erst mal nichts verändert. Wenn du als Jungprofi Sponsoren hast und dir keine Sorgen darüber machen musst, ob du dir ein Flugticket oder Hotel leisten kannst, dann kannst du dich auf deine Arbeit konzentrieren, um dich zu verbessern und dich frei zu entwickeln. Das war bei mir der Fall, ich hatte immer diese Sicherheit in meinem Berufsleben, wofür ich sehr dankbar bin.

Wie verwöhnst du dich? Was machst du in deiner Freizeit?
Ich liebe Sport. Ich habe angefangen, Padel-Tennis zu spielen. Ich verbringe gerne Zeit mit meinen Freunden, mache Wassersport, fahre Gokart, spiele PlayStation, verbringe Zeit mit meiner Freundin Melania, mit der ich seit eineinhalb Jahren zusammen bin. Wir machen gerne Urlaub und machen all die ganz normalen Dinge, die ich während der Turnierwochen nicht tun kann.

Interessierst du dich für Fußball?
Klar, aber den polnischen Vereinsfußball mag ich nicht so sehr. Barcelona war schon immer mein Lieblingsclub, erst recht seit Robert Lewandowski dort spielt. Ich schaue sehr gerne Fußball im Fernsehen, vor allem die Champions League, aber auch andere Sportarten.

Was hast du dir für 2024 vorgenommen?
Es hängt ein bisschen davon ab, welche Turniere ich spielen kann. Ich will mich auf der PGA Tour etablieren. Vor allem bei den Majors möchte ich besser abschneiden und am Jahresende würde ich gerne in den Top 20 der Weltrangliste stehen.

Als erfolgreicher Golfprofi lebt man ein privilegiertes Leben. Wie sehr belastet dich das aktuelle Weltgeschehen - oder muss man das ausblenden, um gut Golf spielen zu können?
Es ist schwierig, das zu ignorieren. Um uns herum passiert so viel Schreckliches auf der Welt, so viel Unrecht. Wir verurteilen das natürlich und versuchen, unsere Unterstützung anzubieten, wo es nur geht. Wir haben eine Grenze in meiner Heimat, hinter der Krieg herrscht. Das ist hart. Ich erinnere mich, dass ich, als der Ukraine-Krieg begann, gerade ein Turnier in Kenia spielte und gemerkt habe, wie das auf dem Platz meine Gedanken beeinflusst hat. Als ich ein Triple-Bogey spielte, konnte ich mich darüber nicht ärgern, weil ich daran denken musste, dass in der Ukraine gerade Menschen ihr Leben verlieren. Ich kann es nicht ändern, ich kann nur wie viele andere Menschen auch versuchen, die Leidtragenden zu unterstützen.

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