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Interview

Rasmus Neergaard-Petersen

Von Rudi Schaarschmidt

Vor zwei Jahren ging der Däne noch zur Uni. Jetzt ist der 25-Jährige in den Top 100 der Welt und nach Platz zwölf bei der U.S. Open auf dem Sprung zur PGA Tour. Wir haben Europas neuestes Top-Talent zum Gespräch gebeten.

Du hast 2024 nach drei Siegen auf der HotelPlanner Tour von einer fast perfekten Saison gesprochen. Was muss passieren, damit du das Gleiche diese Saison sagst?
Das Hauptziel für dieses Jahr ist die PGA-Tourkarte für die nächste Saison - und mit einem Sieg auf der DP World Tour wäre es eine perfekte Saison.

Die Frage ist also nicht, ob du die PGA Tour spielst, sondern nur wann?
Ja. Mein Ziel ist es, die Karte am Ende dieses Jahres zu bekommen. Ich habe vor der PGA Championship schon zwei Turniere dort gespielt und fühle mich bereit. Dafür muss ich jetzt den Fokus auf jede Woche legen und gutes Golf spielen - dann kann es am Ende des Jahres klappen.

Hast du eine Erklärung, warum Dänemark so viele tolle Golfer produziert?
Ich glaube, es ist die Kombination unserer Nationalteams und der Danish Junior Golf Academy, die sehr eng zusammenarbeiten. Im Nationalteam wird schon von frühesten Jahren an gelehrt, immer mit einem Ziel zu trainieren. Sie bringen uns mit richtig guten Leuten zusammen, veranstalten zum Beispiel Camps, zu denen einige Profis dazustoßen und mit unseren Trainern zusammenarbeiten. So können die jungen Talente schon in jungen Jahren mit Profigolfern trainieren, zu denen sie aufschauen und von denen sie sich vieles abschauen können. Das hilft. Ich denke, dass die Trainingsbedingungen, die wir schon Kindern bieten, vielleicht besser sind als anderswo - das habe ich ja auch erfahren dürfen. So wie ich waren auch einige andere Jungs, die jetzt auf der Tour spielen, Teil der Danish Junior Golf Academy und des Nationalteams.

Hattest du Vorbilder?
Der Erste, den ich im TV, aber leider nie live sah, war Tiger. Er war immer der Größte für mich.

Was sind deine ersten Erinnerungen an Golf?
Mit zwei Jahren hatte ich schon Plastikschläger. Meine Eltern spielen Golf. Die Familie meines Vaters hat Golf gespielt und spielt größtenteils immer noch. Ich bin einfach mit Golf aufgewachsen.

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ZU WISSEN, DASS DIE JUNGS RAUSGEHEN UND GLEICH ERFOLG HABEN, HAT MIR DAS SELBSTVERTRAUEN GEGEBEN, UM MIR ZU SAGEN: ,WENN DIE DAS KÖNNEN, KANN ICH DAS AUCH.'
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Du hattest eine erfolgreiche Amateur-Karriere und an der Oklahoma States gespielt. Wann war dir klar, dass du Profi werden willst?
Das war mir schon klar, bevor ich in die USA ging. Ich entschied mich, dorthin zu gehen, um ein besserer Golfer werden. Die besten Amateure der Welt spielen am College. Das war schon immer ein gutes Sprungbrett, aber in den letzten fünf Jahren hat das noch mal ein höheres Level erreicht: Es gibt so viele Jungs, die direkt nach dem College Erfolg haben. Die Plätze, die du als College-Golfer spielst, das allgemeine Niveau, das alles hilft dir, um dich auf das Leben als Profi vorzubereiten.

In Oklahoma hast du mit einigen Topstars gespielt…
Mein erstes Jahr dort war Viktor Hovlands letztes Jahr am College und auch das letzte von Matthew Wolff. Selbst nach deren Abschluss war Viktor noch da und hat ein Haus in Stillwater gekauft. Ich habe viel Zeit mit diesen Jungs verbracht.

Bei deinem Profidebüt bist du 2023 in München auf Anhieb Siebter geworden. Hat das die Erwartungshaltung nicht ungesund steigen lassen?
Nein, ich wusste bereits vorher, dass ich mit den Jungs konkurrieren kann. Ich habe dann in München wirklich sehr gut gespielt, aber leider nicht den Samstag gehabt, den es für mehr gebraucht hätte. In den beiden Wochen davor fuhren die Jungs, mit denen ich am College spielte, zwei Siege auf der Korn Ferry Tour ein. Zu wissen, dass die Jungs rausgehen und gleich Erfolg haben, hat mir das Selbstvertrauen gegeben, um mir zu sagen: "Wenn die das können, kann ich das auch."

Wie sieht dein aktuelles Team aus?
Mein Caddie ist Brian Nilsson. Er hat über zehn Jahre für Nicolas Colsaerts gearbeitet. Mein Trainer ist seit elf oder zwölf Jahren Andreas Karli von der Danish Junior Golf Academy, der auch einige andere dänische Jungs betreut. Das ist eine super Basis: Wenn ich mal mehrere Wochen unterwegs bin, schicke ich ihm Videos und er sagt mir dann, was ich tun kann oder was ich korrigieren muss, um wieder zurück in die Spur zu finden. Als Agentur habe ich Laik Sports mit meinem Manager Ted Brady, der auch Richard Mansell und Todd Clements betreut. Im Bereich Sportpsychologie arbeite ich mit Jakob Hansen zusammen, der aus der dänischen Sportunion zwischen Akademie und Nationalteam stammt. Genau wie mein Physio Jakob Nees, mit dem ich zusammenarbeite, wenn ich zu Hause bin.

Die PGA Championship in Quail Hollow war deine erste Major-Erfahrung - wie war's?
Es war großartig. Ich habe es genossen. Auch wenn ich das Wochenende nicht erreicht habe, war es eine tolle Erfahrung. Ich hatte eine schlechte Woche auf den Grüns, das hat mich den Cut gekostet. Die Grüns gehören wohl zu den größten Unterschieden zwischen europäischen und PGA-Tour-Events: Sie sind schneller und ondulierter, als ich es gewohnt bin, und das ist definitiv etwas, was ich verbessern kann. Auch wenn ich den Cut verpasst habe, war ich bis zum Grün auf Augenhöhe und habe gemerkt, dass ich auf diesem Level mitspielen kann.

Du hast direkt danach die US-Open-Quali in Texas den Soudal Open in Belgien vorgezogen. Weshalb?
Nach den Erfahrungen in Quail Hollow hat es mich einfach mehr motiviert, schon in diesem Jahr zu einem weiteren Major zu kommen - insbesondere nachdem ich gemerkt habe, dass ich eigentlich nur eine anständige Woche auf den Grüns benötige, um auch auf diesem Niveau weiterzukommen. Und ich werde natürlich auch versuchen, zur British Open zu kommen. Aber grundsätzlich spiele ich ein Turnier deutlich lieber als eine Quali.

Die US Open waren mit Platz zwölf dann ein voller Erfolg für dich. Aber es kommt vor - wie zuletzt in Amsterdam -, dass du mal einen Cut verpasst. Wie lange nagt so etwas an dir?
Es ärgert mich lange. So lange, bis ich das nächste Turnier mit einem ordentlichen Ende spiele. Aber solche Wochen passieren einfach. Dafür reicht manchmal ein schlechter Tag aus. Allerdings ärgert mich das schon sehr und lange.

Wo siehst du deine Stärken und Schwächen?
Ich bin ein guter Allrounder. Ball-Striking gehört sicher zu meinen Stärken. Meine Schwäche ist, dass ich manchmal durchwachsen putte. An einigen Tagen putte ich richtig gut, aber es gibt auch Tage, an denen nicht viel geht. Man kann sich natürlich überall verbessern, aber ich glaube, der beste Bereich meines Spiels ist der mentale. Ich bin wirklich gut darin, Fehler abzuhaken und weiterzumachen. Einige der besten Wochen meiner Karriere hatte ich direkt nach einem verpassten Cut. Ich bin zwar verärgert darüber, aber es motiviert mich nur noch mehr, beim nächsten Turnier besser zu performen.

Und wie sieht es abseits des Golfplatzes aus? Was kannst du über den privaten Rasmus preisgeben?
Ich bin in der Nähe von Kopenhagen aufgewachsen. Ich bin eigentlich ziemlich locker und entspannt. An Tagen ohne Golf mag ich es, einfach aufzuwachen, ohne große Pläne abzuhängen und einfach mal komplett runterzukommen. Ich liebe Musik. Ich habe etwa 1.600 Songs auf meinem Handy. Alle Richtungen, aber das Hauptgenre ist EDM. Ich liebe Martin Garrix. Leider war ich noch nie auf einem Konzert von ihm. Aber das steht definitiv auf meiner Bucketlist. Meine Lieblingsserie ist "Game of Thrones". Und "Blacklist" mit James Spader; die habe ich schon fünf- oder sechsmal geschaut. Und ich bin Single.

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