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Quickinterview

Tiger Christensen

Von Jan Langenbein, Fotos: DGV / Strebl

Erst im Play-off musste sich Tiger Christensen beim ersten hervorragend besetzten Amateurturnier in Deutschland nach der Coronapause gegen Challenge-Tour-Pro Alexander Knappe geschlagen geben und bewies damit aufs neue, dass der 16 Jahre alte Hamburger eine der größten Nachwuchshoffnungen des Landes ist.

Wie sah deine Saisonplanung im Januar aus, als sich 2020 noch normal anfühlte?
Neben den Turnieren in Deutschland standen die French Boys oder die Fairhaven Trophies und die Lytham Trophy, das sind beides gut besetzte Amateurturniere in England, auf dem Plan. Dorthin reisen wir sonst mit dem Nationalkader. Die Team-EM hätte eigentlich bereits stattgefunden, wurde allerdings in den Oktober verschoben. Das war das Grundgerüst meiner Saison 2020. Dazu hätte ich noch einen Open-Championship-Qualifier gespielt, was richtig cool gewesen wäre, doch da die Open abgesagt wurden, fand das Qualifikationsturnier natürlich auch nicht statt.

Haben sich durch all die Turnierabsagen dein Trainingspensum und dein Golfalltag verändert?
Nein, das wurde vom Nationalkader sehr gut kompensiert. Ganz zu Beginn der Coronazeit wurden Lehrgänge für das Golf Team Germany in St. Leon-Rot veranstaltet und wir konnten als Kader fünf Wochen lang auf der Anlage bei Heidelberg trainieren. Das hat geholfen, zu Beginn der Saison im Rhythmus zu bleiben.

Du bist 16 Jahre alt, in der elften Klasse und hast somit das Abitur in Sichtweite. Ist die Entscheidung, an welches College du gehen wirst, bereits gefallen?
Ja. Ich bekam von mehreren Universitäten Golfstipendien angeboten wie Stanford, Florida State, Arizona State, Oklahoma State University und weiteren Colleges. Letztendlich habe ich mich für das College entschieden, das die beste Collegemannschaft hat, die im Golfsport je existierte. Ihre Golf Facilities, der Golf Course und auch die Universität haben mich überzeugt. Deshalb habe ich mich für die OSU entschieden. All die Erfolge und die ehemaligen Spieler dieser Mannschaft zu sehen ist eine große Motivation.

Was steht im Moment auf deiner Playlist?
Ziemlich viel Travis Scott und auch ein bisschen Deutsch-Rap.

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Ich habe großen Spaß daran, mich mit anderen zu messen, und deshalb ist Wettkampf das Wichtigste im Golf.
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Wie sieht dein Trainingspensum zurzeit aus und wie das Verhältnis von Driving Range zu Training auf dem Platz?
Ich bin täglich von etwa zehn bis 20 Uhr auf der Golfanlage. Das Training während einer Runde finde ich viel effektiver als die Driving Range, daher versuche ich, jeden Tag mindestens 18 Löcher zu spielen.

Gab es einen Moment, in dem dir bewusst wurde, dass du besser Golf spielst als die meisten anderen und vielleicht mehr daraus werden könnte?
2011 wechselte ich zur Mannschaft des Hamburger Golf-Clubs und war damals zumindest vom Handicap her der schwächste Spieler im Team. Dann habe ich mich aber relativ schnell im Team nach oben gespielt und angefangen, in Deutschland so gut wie alle Turniere meiner Altersklasse zu gewinnen. Als ich dann auch bei internationalen Turnieren oben mitspielen konnte, wusste ich, dass es was werden könnte mit der Golfkarriere. Der Fußballverein und die Klavierstunden wurden gecancelt. Ab da habe ich meistens sieben Tage in der Woche Golf gespielt. In den Ferien ging es immer zu internationalen Turnieren nach Schottland, Österreich oder auch in die USA.

Existiert Golf ohne Wettkampf für dich, zum Beispiele während Runden mit Freunden? Oder muss immer gezockt werden und ein Wettkampfelement vorhanden sein?
Wenn wie jetzt während der Coronazeit so viele Wochen kein Wettkampf stattfand, tue ich mich schwer damit, über längere Zeit konstant gut zu spielen, weil der Druck einfach fehlt. Ich habe großen Spaß daran, mich mit anderen zu messen, und deshalb ist der Wettkampf das Wichtigste im Golf.

Ist die Profikarriere nach dem College dein klar definiertes Ziel?
Ja. Die Zeit am College sehe ich wie einen Baustein auf dem Weg zur Profikarriere, denn dort kann man sich jeden Tag mit den besten Spielern aus den USA und aller Welt messen.

Wo siehst du selbst die Stärken in deinem Golfspiel?
Ich habe im Moment wirklich sehr viel Selbstvertrauen und großen Spaß, endlich wieder draußen zu sein und Turniere spielen zu können. Deswegen kann ich befreit Golf spielen. Es ist noch nicht lange her, da konnte ich bei einem Turnier am Finaltag zusammen mit dem Europameister der Einzelwertung im Leader-Flight spielen. Solche Spieler beobachten zu können, wie ruhig sie bleiben und wie sie ihr Spiel durchziehen, ist großartig. Dabei konnte ich mir eine Menge abschauen und es danach auch umsetzen.

Gibt es einen Athleten außerhalb des Golfsports, den du bewunderst oder als Idol bezeichnen würdest?
Ein Idol außerhalb des Golfsports? Eigentlich nicht. Tiger Woods ist ohne Wenn und Aber mein einziges Vorbild.

Du hast den Namen, den dir deine Eltern verpasst haben, also nie als Bürde, sondern immer als Ansporn gesehen?
Na klar, ich habe meinen Vornamen immer als Motivation gesehen und fand ihn immer schon sehr cool. Meine Eltern konnten ja nicht ahnen, dass ich mich am Ende für den Golfsport entscheide. Sie haben mich diese Entscheidung allein treffen lassen, mich immer und bis heute in allem unterstützt.

 

Tiger Christensen

Name: Tiger Christensen
Jahrgang: 2003
Wohnort: Hamburg
Handicap: +4,4
Lieblinngsteam: Hamburger GC
Erfolge (Auszug):
2018 2. Platz Fairhaven Trophies
2019 Vize-Europameister (Mannschaft)
2019 U16-Europameister (Mannschaft)
2020 GSM Schäfflertanz

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