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Next Gen Stars

The Kids Are Alright

Von Rüdiger Meyer, Fotos: USGA

Die Wachablösung im Golf ist perfekt: Scottie Scheffler, Rory McIlroy, Jon Rahm & Co. haben die Lücke geschlossen, die Tiger Woods hinterlassen hat. Doch im Hintergrund macht sich schon die nächste Generation bereit, um das neue Establishment vom Thron zu stoßen. Darunter auch der Nachwuchs von drei Golf-Weltstars.

Wer in diesem Jahr das Amateur-Golf verfolgt hat, dürfte sich verwundert die Augen gerieben haben. Immer wieder tauchten Nachrichtenmeldungen auf, bei denen man dachte, man sei in den DeLorean gestiegen und versehentlich in den 1990er-Jahren gelandet: "Poulter wird zum Angstgegner des amerikanischen Teams!", "Woods schlägt ein Hole-in-one!" und "John Daly versucht im Olympic Club, ein Par 4 mit seinem Drive zu erreichen!" Doch bei den Schlagzeilenproduzenten handelt es sich nicht etwa um die Golf-Legenden, sondern um ihre Söhne. Luke Poulter, Charlie Woods und John Daly II sind auf dem besten Weg, ihre eigenen Duftmarken in der Golfwelt zu hinterlassen - und sie sind nicht allein.

Während sich Scottie Scheffler und Rory McIlroy um Majors duellieren und Bryson DeChambeau zum Arnold Palmer der YouTube-Generation wird, legen im Hintergrund viele Jungstars die Grundlage, ihnen in einigen Jahren den Rang ablaufen zu können. Wir haben die Amateur-Weltranglisten, die College-Aufstellungen, die Junior-Bestenlisten und die Pathway-Rankings durchwühlt, die Amateuren Profikarrieren auf der Überholspur ermöglichen, um 24 Namen zu finden, die für die meisten von euch heute wohl noch böhmische Dörfer sind, in wenigen Jahren aber schon in aller Munde sein könnten. Dass es sich dabei nur um Sportler mit Y-Chromosomen handelt, hat einen einfachen Grund: Jungs sind notorische Spätentwickler! Um die gleiche Liste für Frauen unter 25 Jahren aufzustellen, müsste man theoretisch nur die Weltrangliste durchgehen. Während man bei den Herren im Official World Golf Ranking unter den Top 50 der Welt mit Akshay Bhatia gerade mal einen Spieler unter 25 findet, sind im Rolex Ranking der Damen neben der Weltbesten Atthaya Thitikul (22) noch weitere 20 Spielerinnen erst in diesem Jahrtausend geboren.

Dieser Umstand sollte allerdings auch eine Warnung sein, Nachwuchs-Golfer nicht mit zu hohen Erwartungen zu belasten. Dies gilt vor allen Dingen für Charlie Woods, der sein Golfer-Leben ebenso im Scheinwerferlicht der Medien verbringen muss wie einst Gary Nicklaus. Aber auch den 23 anderen sollte man eine gewisse Eingewöhnungszeit in die spätere Profikarriere geben. Der beste Beweis dafür ist Maverick McNealy, der zwischen 2015 und 2017 47 Wochen lang die Amateur-Weltrangliste anführte, lange Zeit als Profi keinen Fuß auf die Erde bekam und erst in diesem Jahr, mit 29 Jahren, die Top Ten des Official World Golf Ranking knacken konnte.

Next Gen Stars: Tim Wiedemeyer (l.), Filip Jakubcik (r.)Next Gen Stars: Tim Wiedemeyer (l.), Filip Jakubcik (r.)
Tim Wiedemeyer (l.), Filip Jakubcik (r.)

EURO FIGHTER


Keine Frage: Das Amateur-Golf wird von den amerikanischen Nachwuchstalenten dominiert. Im World Amateur Golf Ranking belegen Jungstars aus den USA die Top Five sowie sieben der ersten zehn Plätze. Doch dies liegt zum großen Teil daran, dass das Ranking College-Events in den USA stark bewertet. Auch Kontinentaleuropa hat Talente, mit denen in Zukunft zu rechnen ist.

TIM WIEDEMEYER

Der 20-Jährige studiert seit 2023 an der Texas Tech University und hat sich in der Weltrangliste der Amateure bis auf Platz 20 nach oben gearbeitet. Mitte September gewann er mit einem Birdie am letzten Loch das Fighting Illini Invitational und ließ dabei fünf der zehn weltbesten Amateure hinter sich. Obwohl der Münchner noch fast zwei ganze College-Jahre vor sich hat, bewies er bereits in diesem Jahr, dass er für die nächste Karrierestufe bereit ist. Bei der BMW International Open belegte er vor heimischer Kulisse den 17. Platz und war damit zweitbester Deutscher.

GUNNLAUGUR ÁRNI SVEINSSON

Mit Platz zwei beim Jackson T. Stephens Cup sprang der Isländer zum ersten Mal in seiner Karriere in die Top Ten des World Amateur Golf Ranking. In seinem ersten Jahr an der Louisiana State University war er mit einem Schlagdurchschnitt von 70,25 Drittbester der Schulgeschichte. Der Beste spielte dieses Jahr im Ryder Cup: Sam Burns. Als 18. qualifizierte sich der 20-Jährige in diesem Jahr zum ersten Mal für den Match-Play-Teil der US Amateur Championship, verlor aber in der ersten Runde.

FILIP JAKUBCIK

Spätestens mit dem Gewinn der European Amateur Championship 2024 hat sich der Tscheche einen Namen in der internationalen Golfszene gemacht. Der 21-Jährige macht im Frühjahr seinen Abschluss an der University of Arizona, wo er für die Wildcats zweimal in Folge das prestigeträchtige Western-Intercollegiate-Turnier gewann. Die aktuelle Nummer sieben des World Amateur Golf Ranking hofft, zum Abschluss der College-Karriere eine Platzierung in den Top Ten des PGA Tour University Ranking zu erreichen, um auf der Korn Ferry Tour starten zu können.

LEV GRINBERG

Der junge Ukrainer stammt nicht gerade aus einer Golfer-Nation, weshalb er schon in jungen Jahren mit seinem Vater nach Belgien zog. Mit 14 Jahren schaffte er dort bei der Soudal Open als jüngster Spieler aller Zeiten den Cut auf der DP World Tour. Zwei Jahre später gelang ihm in seiner aktuellen Heimat Frankreich der Sprung ins Wochenende der Open de France. Im November feiert er seinen 18. Geburtstag und will seinen Erfolgszug in den USA fortsetzen. Grinberg hat sich für das Golf-Team der University of Arkansas entschieden und bereits einen Sponsorenvertrag mit TaylorMade an Land gezogen.

Next Gen Stars: Luke Colton (l.), Tyler Watts (r.)Next Gen Stars: Luke Colton (l.), Tyler Watts (r.)
Luke Colton (l.), Tyler Watts (r.)

TEEN GOLF


Zugegeben, im Laufe der Jahre sind schon viele vielversprechende Teen-Talente auf der Strecke geblieben. Aber bei diesem Quartett sind die Hoffnungen groß, dass sie Pubertät und Ablenkungen abseits des Golfplatzes überwinden können und einer außergewöhnlichen Profikarriere nicht mehr viel entgegensteht.

LUKE COLTON

Die American Junior Golf Association führt den 18-jährigen Texaner aktuell als drittbesten US-Teenager. Bei der US Junior Amateur Championship besiegte der Linkshänder im Viertelfinale den weltbesten Junior Miles Russell, bevor er im Halbfinale gegen den späteren Sieger Hamilton Coleman den Kürzeren zog. Für Colton war es bereits der zweite prestigeträchtige Sieg gegen Russell, nachdem er diesen beim North & South Amateur erst nach 21 Löchern hatte niederringen können.

MILES RUSSELL

Der 16-Jährige ist das absolute Wunderkind des Golfsports. Einen Tag nach seinem 15. Geburtstag wurde er von der American Junior Golf Association zum "Boys' Player of the Year" gekürt und löste damit einen gewissen Tiger Woods als jüngsten Preisträger aller Zeiten ab. Fünf Monate später war Russell bereits 20. auf der Korn Ferry Tour. 2025 kam er bei der US Amateur Championship bis ins Viertelfinale - und als er nicht für das Walker Cup Team der USA nominiert wurde, regten sich Fanproteste. Keine Frage, Russell könnte jetzt schon Profi werden, will aber 2026 oder 2027 erst einmal für die Florida State University spielen.

TYLER WATTS

Bei den jüngsten Nachwuchs-Golfern zeichnet sich ein überraschender Trend ab: Wie Colton und Russell ist auch Tyler Watts Linkshänder. Erstmals für Furore sorgte der 17-Jährige 2024 bei der US Amateur Championship, als er die Zählspiel-Qualifikation als Zweiter beendete, sich souverän durch fünf Match-Play-Runden kämpfte und erst im Finale gegen Trevor Gutschewski das Nachsehen hatte. Obwohl er erst nächstes Jahr seinen High-School-Abschluss macht, hat Watts bereits einen Sponsorenvertrag mit Cobra Golf in der Tasche, deren Schläger er während seines Studiums an der University of Tennessee spielen wird.

MASON HOWELL

Viele träumen davon, einmal im Leben ihr Alter zu schießen. Howell gelang dies beinahe im Verhältnis zu Par. Als 14-Jähriger spielte er 13 unter Par im Glen Arven Country Club. 2025 erlebte der 18-Jährige dann ein nahezu perfektes Golf-Jahr. Er gewann einen Local Qualifier und qualifizierte sich für die US Open, zitterte sich bei der US Amateur Championship ins Match-Play-Feld, schaltete zwei der weltbesten Amateure und John Dalys Sohn aus, siegte im Finale überlegen mit 7&6 und blieb beim Walker-Cup-Sieg der USA in drei Matches ungeschlagen.

Next Gen Stars: José Luis Ballester (l.), Tom McKibbin (r.)Next Gen Stars: José Luis Ballester (l.), Tom McKibbin (r.)
José Luis Ballester (l.), Tom McKibbin (r.)

PRO NACHWUCHS


Der Sprung vom Amateur ins Profilager ist oft furchteinflößender als ein Hüpfer von Felsklippen. So manche Hoffnung ist dabei schon am Boden zerschellt. Cole Hammer, Ricky Castillo oder Braden Thornberry führten die Amateur-Weltrangliste an, kamen als Profis aber nicht vom Fleck. Diese vier Jungprofis sind allerdings bereits vielversprechend gestartet.

TOM MCKIBBIN

Der 22-Jährige aus dem Holywood Golf Club ist der Protegé seines Vereinskollegen Rory McIlroy. Doch auch der Weltranglisten-Zweite konnte McKibbin nicht davon abhalten, sich 2025 für das schnelle Geld bei LIV Golf zu entscheiden. Dabei hatte der bereits mit 18 Jahren Profi gewordene Nordire gerade auf der DP World Tour Fuß gefasst, 2023 in Green Eagle gewonnen und 2024 erst im Play-off gegen Marcel Siem die Italian Open verloren. Bei LIV belegte er im Debütjahr Platz 20. Ob der aktuell 134. der Weltrangliste den Sturz in die sportliche Bedeutungslosigkeit verhindert, kommt aber eher auf die Majors an.

JOSÉ LUIS BALLESTER

Er war jung und brauchte das Geld. Was man früher über Leute sagte, die sich auszogen, könnte bald als Entschuldigung für Spieler herhalten, die vom Amateurlager direkt zur LIV Tour wechseln. 2024 krönte "Josele" seine erfolgreiche Amateurkarriere mit dem Sieg bei der US Amateur und erspielte sich eine Karte für die Korn Ferry Tour, ließ sich aber von Landsmann Sergio García nach Saudi-Arabien abwerben. Beim LIV Chicago belegte Ballester 2025 Platz zwei, machte im gleichen Jahr aber mehr Schlagzeilen, weil er Rae's Creek als Toilette benutzte.

LUKE CLANTON

43 Wochen lang führte der 21-Jährige das World Amateur Ranking an. Doch damit nicht genug: Bei seinen Einladungen auf die PGA Tour sorgte er mit vier Top-Ten-Resultaten für so viel Furore, dass er als Amateur auch die Top 100 des Official World Golf Ranking knackte. Über das neue PGA Tour University Ranking sicherte er sich Anfang 2025 die Spielberechtigung auf der PGA Tour und wechselte im Juni offiziell ins Profilager, wo ihm die großen Preisgeldschecks bisher aber noch verwehrt blieben.

NEAL SHIPLEY

In der dritten Staffel der Netflix-Doku "Full Swing" war der sympathische 24-Jährige der heimliche Star. Die Kameras begleiteten ihn bei seinem Masters-Debüt 2024, das er ebenso wie die US Open als Low Amateur beendete. Auch nach seinem Wechsel ins Profilager ließ der Erfolg nicht lange auf sich warten. Im April 2025 gewann Shipley seinen ersten Titel auf der Korn Ferry Tour, zwei Monate später legte er einen weiteren nach. Die Siege legten die Grundlage dafür, dass er 2026 auf der PGA Tour aufteen darf.

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