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Kleine Pause!

Tom Lewis

Von Tim Southwell, Fotos: Mike Meyer & Getty Images

Eigentlich schien Tom Lewis' Weg von der Schulbank bis in die Weltspitze vorgezeichnet. Talent, Elternhaus und Trainingsfleiß - alles passte. Doch dann kam der erste Turniersieg und plötzlich war alles anders.

Tom Lewis' Name in der Unterhaltung zweier Golffans folgt das Wort "Enigma" meist unweigerlich. Nachdem Lewis 2009 die Boys Amateur Championships in Royal St. Georges gewonnen hatte, schnellten seine Aktien 2010 - er war immer noch Amateur - in ungeahnte Höhen, als er nach einer Rekordauftaktrunde von 65 Schlägen die Open Championship, ebenfalls in St. George's, über Nacht anführte. Er spielte damals an der Seite von Tom Watson. Dem Tom Watson, nach dem ihn seine Eltern einst benannten. Nachdem er Großbritannien und Irland im Walker Cup 2011 vertreten hatte, wechselte Lewis ins Profilager. Sein erstes Turnier beendete er mit einem beachtlichen geteilten elften Rang. Bei seinem nächsten Turnierstart, dem Portugal Masters, setzte Tom Lewis noch einen drauf und gewann. Ein neuer Golfstar war geboren.

Kleine Pause!: Vorausschauend: Maskenanprobe bei der Omega Dubai Desert (r.)Kleine Pause!: Vorausschauend: Maskenanprobe bei der Omega Dubai Desert (r.)
Vorausschauend: Maskenanprobe bei der Omega Dubai Desert (r.)

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Ich wollte den alten Tom Lewis loswerden.
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Nicht ganz. Nachdem er wie eine Rakete in die Profikarriere gestartet war, kühlte die Form des Tom Lewis schnell ab. Die langsam voranschreitende Formkrise verschärfte sich im Laufe der Jahre so sehr, dass Tom 2016 seine Tourkarte verlor, und darüber schien er noch nicht einmal besonders enttäuscht zu sein. "Ich denke heute, dass der Erfolg damals einfach zu schnell kam, und ich hatte keine Ahnung, wie ich damit umgehen sollte", erzählt Tom während einer Kaffeepause im Vorfeld der Omega Dubai Desert Classic. "Ich wollte die gleich Person sein, die ich immer schon war. Wollte mit Freunden rumhängen und all die Dinge tun, die man eben mit den Kumpels unternimmt. Was ich allerdings hätte tun sollen, wäre gewesen, die neue Situation, in der ich mich nun befand, zu akzeptieren und hart an meinem Spiel zu arbeiten. Konzentriert gearbeitet habe ich zwar, gleichzeitig war ich aber auch sehr gestresst und hatte keine Freude an meinem Beruf. Ich wollte den alten Tom Lewis loswerden, am absoluten Tiefpunkt ankommen und dann damit anfangen, mich selbst wieder aufzubauen. Unterbewusst war das damals sicherlich mit mein Handlungsmuster. In dem Jahr, in dem ich meine Tourkarte verlor, verpasste ich die letzten fünf Cuts der Saison in Folge und es fehlten nur ein paar Tausend Euro Preisgeld zum Erhalt der Karte. Wenn ich die Tourkarte wirklich hätte behalten wollen, dann hätte ich das sicher schaffen können, aber unterbewusst wollte ich wohl alles einreißen und neu beginnen."

Kleine Pause!:
Mit einem Golf-Pro als Vater wuchs er sprichwörtlich mit einem Eisen 7 in der Hand auf. "Seit ich denken kann, spiele ich bereits Golf. Ich war aber auch ein ziemlich guter Fußballer. Meine Familie kommt aus Liverpool und wir sind alle große FC-Supporter, was im Moment natürlich großartig ist. Klopps Philosophie funktioniert nicht nur im Fußball. Er ist in alles, was den Verein angeht, involviert, dabei immer freundlich und sorgt dafür, dass jeder Spaß daran hat, seinen Job zu erledigen. Diese Arbeitsauffassung ist ein Erfolgsgarant und ich versuche, sie auch auf mich zu übertragen." Zu Hause in Liverpool arbeitete Tom nach dem Verlust der Karte nicht nur an seinem Spiel, sondern seiner gesamten Herangehensweise an den Profigolfsport. Nicht nur Jürgen Klopp, auch der erfolgreichste Olympionike aller Zeiten half ihm dabei. "Ich habe mit Michael Phelps gesprochen und er erzählte, wie schwer es ihm gefallen sei, sich für die letzten Olympischen Spiele zu motivieren. Seine Lösung war, Freunde mit zum Training zu nehmen. Also den Spaß zur Arbeit zu bringen. Natürlich sind seine Buddys nicht mit ihm ins Becken gesprungen, aber er meinte, dass es ihm wirklich geholfen hat, über Motivationslöcher hinwegzukommen. Jeder Profisportler sieht sich irgendwann mit diesen Löchern konfrontiert. Ich stand vor demselben Problem."

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