Wenn man eine Olympiamedaille gewinnt, kann man abheben und überlegen, wie man den größten Profit daraus schlagen kann. Oder man überlegt, wie man den überraschenden Ruhm nutzt, um die eigene Sportart mehr ins Rampenlicht zu rücken. Esther Henseleit hat sich für letzteres entschieden. Das bewies die 25-Jährige jetzt beim offiziellen Kick-off-Event für das Amundi German Masters 2025.
Nach drei Jahren im Berliner Golf & Country Club Seddiner See zieht das einzige deutsche Turnier auf der Ladies European Tour auf den Nordkurs von Green Eagle um und ersetzt das Herren-Turnier der European Open für das aktuell noch kein Sponsor gefunden werden konnte. Der Austragungsort im Süden von Hamburg bedeutet für die im Hamburger Golf Club Falkenstein sportlich groß gewordene Henseleit, dass das Turnier ein Heimspiel ist. Entsprechend setzten Turnierveranstalter U.Com und Sponsor Amundi alles daran, die Olympia-Silbermedaillengewinnerin im Golfwettbewerb der Damen für das Event zu gewinnen. So viel, dass U.Com-Chef Dirk Glittenberg dem ersten Terminvorschlag der Ladies European Tour eine Absage erteilte. Ein Event im Mai hätte nicht in den Turnierplan der hauptsächlich auf der amerikanischen LPGA Tour spielenden Henseleit gepasst. Stattdessen wurde es nun die Woche vom 26.-29. Juni 2025, die mit einem Wechsel des Damengolf-Fokus von den USA nach Europa einhergeht, denn zwei Wochen später findet mit dem Amundi Evian Masters in Frankreich eines der Damen-Majors statt. Die zarte Hoffnung von Dirk Glittenberg ist, dass man so auch ein paar internationale Stars nach Green Eagle locken kann.
Zumindest an deutschen Stars wird es nicht mangeln. Neben Henseleit haben bereits Titelverteidigerin Alexandra Försterling und Deutschlands große Zukunftshoffnung Helen Briem ihren Start zugesagt. Weitere große Namen befinden sich gerade noch in Verhandlungen. Und auch ein Jungtalent wird sich im Starterfeld des Amundi German Masters stattfinden. Auf Anregung von Esther Henseleit wird es an einem aktuell noch nicht ganz feststehenden Termin in Green Eagle eine offene Qualifikationsrunde für Mädchen unter 18 Jahren geben.
Die Handicapgrenze soll sich dabei an den Vorgaben der LET orientieren, damit die Siegerin anschließend auch wirklich am Turnier teilnehmen darf. (da auf der Seite der LET Access Series ein Maximalhandicap von 2,4 angegeben wird, ist anzunehmen, dass sich auch hier die Grenze in der Gegend bewegen wird). "Ich war auch mal ein kleines Mädchen, das eine Vision brauchte. Ich habe als Kind einen unterschrieben Golfball von Mel Reid bekommen, das hat mir viel bedeutet", erklärt Henseleit die Beweggründe für ihre Idee. Ihre Hoffnung ist es, auf diese Art noch mehr junge Mädchen für den Sport zu begeistern.
Für das Turnier selber hat Henseleit natürlich auch große Hoffnungen. Zwar steht noch nicht fest, von welchen Abschlägen sich die Damen mit dem Green Monster duellieren werden, doch der anspruchsvolle Nordkurs hat mit seinen vielen Wasserhindernissen auf jeden Fall Gemeinsamkeiten mit dem Olympiaplatz von Le Golf National. "Je schwerer der Platz ist, desto besser ist es für mich", bestätigt Henseleit. "Meine Stärke ist definitiv mein langes Spiel" Zudem wird sie mit einer guten Vorbereitung anreisen. In der Woche zuvor findet mit der PGA Championship in Texas das dritte Major des Jahres statt.
Die große Frage, die sich alle stellen, ist jedoch, wie das Turnier vom Publikum angenommen wird. Die Hoffnung von allen Beteiligten ist, dass das Zuschauerinteresse gegenüber den Austragungen in Berlin noch einmal gesteigert werden kann. Dass die Besucherzahlen der European Open erreicht werden können, ist trotz der stark aufspielenden Damen vielleicht nicht zu erwarten, aber wenigstens auf die Hälfte hofft Dirk Glittenberg schon. Obwohl das Budget der Veranstaltung deutlich geringer ist. "Ein Viertel von der European Open", beziffert er es. Dennoch soll beispielsweise auch hier wieder das Markenzeichen der Anlage vorhanden sein. "Das Riesenrad wird wieder hinter der 18 stehen", verspricht Glittenberg und fügt schmunzelnd hinzu, dass man es der Kieler Woche vor der Nase weggeschnappt hat.
Wer nicht persönlich vorbeikommen kann (Tickets sind ab heute käuflich erwerbbar; bis zum 28.12. gibt es mit dem Code AGMXMAS noch 15% Rabatt auf Tagestickets), hat die Chance das Turnier auf viele verschiedene Arten medial zu verfolgen. Sowohl auf sportschau.de als auch auf discovery.de und eurosport.de soll ein bis zu fünfstündiger Livestream stattfinden, zudem gibt es täglich eine Highlight-Sendung auf Eurosport und - falls die Verhandlungen erfolgreich sind - auch auf einem öffentlich-rechtlichen Sender.
Vielleicht sieht man dort auch wieder einen Erfolg von Esther Henseleit, der ein Lächeln über das Gesicht huscht, als noch einmal ein Zusammenschnitt ihres Olympia-Auftritts gezeigt wird. Auch, weil sie die Siegerehrung zum ersten Mal gesehen hat. Und sie war nicht die einzige aus der Olympia-Übertragung, die eine Aufwartung in Green Eagle machte. Henseleit hatte extra ihre Silbermedaille aus ihrer Wahlheimat Scottsdale mitgebracht. Vielleicht auch in der Hoffnung, dass sich ihre Strahlkraft 2025 auch auf das Amundi German Masters überträgt.
Esther Henseleit (M.) mit Daniel Reitz von Amundi, DGV-Vizepräsident Achim Battermann, Turnierdirektor Dirk Glittenberg un
Amundi German Masters 2025
Amundi German Masters 2025 mit Esther Henseleit
17.12.2024 | Von Rüdiger Meyer, Foto(s): Jan PemöllerMit Olympia-Silbermedaillengewinnerin Esther Henseleit als Zugpferd zieht das Amundi German Masters Ende Juni 2025 Richtung Hamburg um - und gibt einer deutschen Nachwuchsgolferin eine einmalige Qualifikations-Chance