Early Bird - Die Golf-News der Woche vom 2.9.

Early Bird

Die Golf-News der Woche vom 2.9.

02.09.2024 | Von Rüdiger Meyer

Scottie Schefflers unglaubliche Saison in Zahlen, Saahith Thegallas 2,5-Millionen-Dollar-Strafe und ein Tiger-Ticket unterm Hammer. Die Golf-News der Woche plus alle Ergebnisse der deutschen Golf-Stars

Sandy Star

In den letzten Monaten gab es sehr vieles im Profigolf, das einen an den hohen Werten des Sports zweifeln ließ. Gefühlt drehte sich alles nur noch darum, wer wo wann am meisten Geld scheffeln kann. Das fantastische Golfturnier bei den Olympischen Spiele ohne Preisgelder war bereits ein Beleg, dass es auch anders geht, und bei der Tour Championship bewies Sahith Theegala, dass Integrität immer noch ein hohes Gut im Golf ist. In der dritten Runde fand sich der Amerikaner in einer ungewöhnlichen Lage wieder: sein Ball war im Bunker zurück in das Einschlagloch des Balles gerollt. Als er ausholte, will er im Augenwinkel gesehen haben, wie sein Schläger etwas Sand berührte. Auf den Bildern der TV-Übertragung war nichts zu sehen, aber Theegala erzählte dem Offiziellen, er sei sich sehr sicher, dass sich Sand bewegt hätte, was nach den Golfregeln eine Verbesserung der Lage und zwei Strafschläge bedeutet. Am Ende des Turniers machten diese zwei Schläge den Unterschied zwischen seinem dritten Platz und einem geteilten zweiten Platz aus - und damit sage und schreibe 2,5 Millionen US-Dollar. Doch Seelenfrieden ist unbezahlbar: "Ich hätte nicht schlafen können, wenn ich den Regelverstoß nicht gemeldet hätte", erklärte Theegala nach seiner Runde.

Great Scott(y)

Beim Thema Geld kommt man natürlich nicht an Scottie Scheffler vorbei. Für seinen Sieg bei dem von ihm selbst "albern" genannten Playoff-Format sackte er 25 Millionen US-Dollar ein. Kombiniert mit den 8 Millionen Dollar für seine Führung bei der noch alberneren "Comcast Business Tour Top 10" und seinen regulären Preisgeldern summieren sich Schefflers Einkünfte auf dem Golfplatz auf sage und schreibe 62,2 Millionen Dollar. Doch abgesehen vom Finanziellen war auch das sportliche Jahr 2024 bemerkenswert. Bei 20 Weltranglisten-relevanten Start war Scheffler (je nachdem ob man die Tour Championship mitzählt) sieben oder acht Mal siegreich (35 bzw. 40 Prozent) und landete 17 Mal in den Top 10 (85%). Außer Tiger Woods konnten in den letzten 50 Jahren nur Tom Watson (1980) und Vijay Singh (2004) so viele Titel holen, allerdings bei deutlich mehr Starts.
Schefflers letzter verpasster Cut war bei der FedEx St. Jude Championship - vor 107 Wochen. Nur Xander Schauffele hat eine längere Serie. In der Weltrangliste ist Schefflers Vorsprung vor Schauffele, der in den letzten 15 Wochen zwei Majors gewann, größer als der Vorsprung von Schauffele auf den Weltranglistenzehnten Bryson DeChambeau. Alle anderen Spieler haben nicht einmal die Hälfte von Schefflers Durchschnitts-Punkten. Kurzum: alle Vergleiche von Scheffler mit den besten Saisons von Tiger Woods sind berechtigt.

Lex Lexi?

Nach dem europäischen Team (wir berichteten) haben jetzt auch die Amerikanerinnen ihr Team für den Solheim Cup komplett. Neben den fest qualifizieren Nelly Korda, Lilia Vu, Lauren Coughlin, Ally Ewing, Allisen Corpuz, Megan Khang, Andrea Lee, Rose Zhang und Alison Lee berief Kapitänin Stacy Lewis mit ihren Captain's Picks noch Sarah Schmelzel, Jennifer Kupcho und Lexi Thompson ins Team. Die Berufung von Thompson, die bereits ihren Ruhestand angekündigt hat, sorgte im Internet für ein wenig Stirnrunzeln, aber sowohl in der Weltrangliste als auch im Saison-Ranking der LPGA Tour gehört die 29-Jährige klar zu den besten Amerikanerinnen. Zudem ist sie mit sechs Solheim-Cup-Auftritten eine echte Veteranin, die als nur eine von vier Spielerinnen im Team auch eine positive Solheim-Bilanz aufweisen kann.

Make America Lose Again

Amerikanische Golfteams sind Niederlagen gegen Europäer mittlerweile ja gewohnt. Die letzten drei Solheim Cups gingen an Europa und acht der letzten elf Ryder Cups. Die letzte Bastion sind die Amateur-Wettbewerbe, wo die USA sich nur mit Großbritannien und Irland messen und schon aufgrund der potenziellen Spieler einen enormen Vorteil haben. Beim diesjährigen Curtis Cup hat den USA aber auch das nicht genützt. Angeführt von der Weltranglisten-Ersten Lottie Woad gewann GB&I im Sunningdale Golf Club zum ersten Mal seit 2016 wieder den Wettbewerb. Woad selber war in ihren vier Vierern ungeschlagen, verlor aber ihr Einzel gegen US-Jungstar Asterisk Talley. Den entscheidenden Punkt zum Sieg holte Lorna McClymont. Die 23-jährige Schottin besiegte Megan Schofill im vorletzten Match mit 3&2, fast zeitgleich sicherte sich die Engländerin Mimi Rhodes einen halben Punkt gegen Melanie Green.

Ticket-Master

1992 gab der damals 16-jährige Tiger Woods sein erstes Gastspiel bei den Profis. Bei der Nissan Open verpasste er mit Runden von 72 und 75 den Cut um 6 Schläge. Erfolgreicher war das Turnier für einen Unbekannten, der seine Eintrittskarte 32 Jahre aϊfbewahrte. Das für 25 Dollar gekaufte Wochenticket ging jetzt bei einer Auktion für 8674 Dollar und 51 Cent über den Tisch - eine Wertsteigerung um das 347-fache. Mit Apple-Aktien hätte der Verkäufer in der gleichen Zeit allerdings den doppelten Verdienst erzielt.

Wertanlage?

Wer immer schon mal davon geträumt hat, einen Golfplatz zu besitzen und in den Couchkissen gerade ein paar Millionen gefunden hat, kann sich Ende September diesen Traum erfüllen. Dann versteigert Makler Colliers den Blue Fox Run Golf Course in Connecticut. Die 27-Loch-Anlage aus den frühen 1970ern nimmt 89 Hektar Land ein und hat ein 1100 Quadratmeter großes Clubhaus.

Florida!!! (is one hell of a drug)

Seit über einer Woche gärt in Florida eine Kontroverse um Pläne, staatliche Parks in Golfplätze, Hotelanlagen und andere Vergnügungszentren umzuwandeln. Nachdem ein öffentlicher Aufschrei dafür sorgte, dass sich der Investor der geplanten Golfplätze im Jonathan Dickson State Park zurückzog, gab es für Gouverneur Ron DeSantis natürlich nur eine Gruppe, die er dafür verantwortlich machen konnte: die Linken! Hätte er seine Briefe gelesen, wüsste er allerdings, dass sich mehr als ein Dutzend Abgeordnete seiner eigenen Partei gegen die Pläne aussprachen. Jetzt sind aber auch noch zwei Golflegenden in die Kontroverse geraten, denn die Plätze sollten offenbar von Jack Nicklaus und Tiger Woods gebaut werden, wie MSN berichtet. Ein Sprecher von Nicklaus bestätigte die Pläne, hob aber hervor, dass Nicklaus alles kostenlos gemacht hätte.

Fearsome Foursome: Das Team der Woche


Driving: Niklas Norgaard

Der Däne ist vom Tee ein echtes Tier. Dass er auf der DP World Tour in den Top 3 der "Strokes Gained: Off the Tee" liegt, ist vor allem seiner Länge zu verdanken. 324 Yards haut er die Murmel, trifft dabei aber gerade Mal 51% der Fairways - Platz 139. Beim British Masters trafen jedoch gerade mal zwei Spieler mehr als die Hälfte der Fairways und Norgaard fand sich plötzlich sogar bei de Drive-Genauigkeit in den Top 5 wieder. Da er aber auch nicht konservativ spielte und sechs Drives über 310 Meter schlug, lag er natürlich auch bei den "Strokes Gained: Off the Tee" weit vorn. 8,8 Schläge gewann er gegen das Feld, mehr als zwei Schläge gegen den Zweitbesten.

Approach: Haeran Ryu

Mit einer desaströsen 78er-Runde ein Turnier zu gewinnen ist eine Seltenheit - aber genau das gelang der Südkoreanerin bei der FM Championship. Dies war vor allen Dingen ihrer sensationellen 62 in der zweiten Runde zu verdanken, wo sie alle 18 Grüns in Regulation trag. Doch nicht nur das: fünf davon landeten innerhalb von drei Metern an der Fahne, sieben weitere innerhalb von sechs Metern. Im gesamten Turnier traf sie 57 von 72 Grüns, in den Top 10 waren nur zwei Spielerinnen besser.

Short Game: Collin Morikawa

Auch wenn der Bonuspool am Ende an Scheffler ging: Separat gewertet war Collin Morikawa bei der Tour Championship der Beste. Das lag vor allen Dingen daran, dass seine Leistung in allen Bereichen ausgeglichen war: in keiner "Strokes Gained"-Kategorie landete er außerhalb der Top 7. Die meisten Schläge gewann er dabe im kurzen Spiel. 3,5 gewonnene Schläge wies "Strokes Gained: Around the Green" am Ende aus - auch, weil er mit 5 von 6 Sand Saves der zweitbeste im Feld war.

Putting: Scottie Scheffler

Wenn die Achillesferse eines Superstars plötzlich zur Stärke wird, ist er unaufhaltsam. So auch Scottie Scheffler. Dass er bei der Tour Championship bei den Schlägen ins Grün (Platz 3) und den Drives (Platz 1) Weltklasse war, dürfte niemanden überraschen. Aber mit 4,056 gewonnen Schlägen auf den Grüns fand sich der Weltranglisten-Erste plötzlich auch bei "Strokes Gained: Putting" auf Platz 3 wieder. Dabei war er in allen vier Runden besser als der Durchschnitt des (sehr kleinen) Feldes.

Schwarz-Rot-Golf: Die deutschen Stars der Woche

  1. Maximilian Rottluff

    9. British Masters (73-72-69-67) €64.035

  2. Nicolai von Dellinghausen

    5. Rosa Challenge (70-70-67-65) €8.820

  3. Marcel Siem

    31. British Masters (74-69-72-72) €26.699

  4. Maximilian Kieffer

    39. British Masters (74-70-70-75) €18.642

  5. Nicola Horder

    19. Rosa Challenge (68-71-69-66) €3.015

  6. Alexandra Försterling

    43. FM Championship (71-71-67-77) $15.886

  7. Caroline Masson

    52. FM Championship (71-70-71-76) $11.203

  8. Carolin Kaufmann

    33. KPMG Women's Irish Open (69-73-73-72) €3.280

  9. Hurly Long

    61. British Masters (69-73-78-72) €8.847

  10. Leonie Harm

    48. KPMG Women's Irish Open (70-76-72-72) €1.840

  11. Sandra Gal

    72. FM Championship (76-70-71-74) $7.404

  12. Freddy Schott

    77. British Masters (72-71-78-77) €4.721

  13. Jannik De Bruyn

    78. British Masters (77-67-82-75) €4.717

  14. Allen John

    45. Rosa Challenge (67-71-71-71) €1.323

  15. Tim Tillmanns

    53. Rosa Challenge (72-67-72-71) €999

Abgeschnitten


FM Championship

Polly Mack MC (76-71)
Sophia Popov MC (74-78)
Aline Krauter MC (82-73)
Olivian Cowan WD (84-xx)

British Masters

Nick Bachem MC (73-73)
Yannik Paul MC (78-70)
Alexander Knappe MC (79-72)

KPMG Women's Irish Open

Laura Fünfstück MC (73-76)
Patricia Isabel Schmidt MC (78-73)
Sophie Witt MC (77-75)
Verena Gimmy MC (79-76)

Rosa Challenge

Philipp Katich MC (76-66)
Timo Vahlenkamp MC (71-73)
Velten Meyer MC (71-74)

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