Gewinner: Gary Woodland, Camilo Villegas und Maria Ochoa
Es ist kaum in Worte zu fassen, was für Schicksalsschläge diese beiden verarbeiten mussten. Insbesondere das, was Villegas und seine Frau Maria erdulden mussten, wünscht man keinem Menschen. Wie die beiden es schaffen, über den Verlust ihrer Tochter zu sprechen sind Momente in denen jedem der Atem stockt. Übertroffen wird dies nur noch von der Szene, in der Woodland darüber spricht, wie er sich vor seiner Gehirn-OP in Briefen von seiner Ehefrau Gabby und seinen Kindern verabschiedete. Dass die Woodlands das Netflix-Team ins Krankenhaus zu seiner Nachkontroll-Untersuchung mitnahm wirkt erst einmal bizarr, aber vermutlich sind die Kameraleute bei viel mehr Momenten dabei als man es für möglich hält, die dann später auf Wunsch der Protagonisten nicht benutzt werden. Dass Woodland dies erlaubt hat, ist vermutlich dem glücklicherweise positiven Ausgang geschuldet. Es sorgt aber gleichzeitig auch für einen der beklemmendsten und spannendsten Momente der Staffel und wird dafür sorgen, dass Woodland 2025 auf der PGA Tour jede Menge neue Fans bekommen wird.
Verlierer: Rory McIlroy
Der Nordire ist in dieser Staffel der Golfer, der mit Abstand die größte Bildschirmpräsenz hat. Nahezu jede Folge findet einen Dreh, um wieder zu ihm zurückzukehren und auch sein Interview-Anteil ist unübertroffen (obwohl alle seine Statements angesichts der immer gleichen Klamotten wohl an einem Tag aufgenommen wurden). Das Problem ist leider nur, dass McIlroy zu professionell ist. Einblicke in den Menschen hinter dem Spieler gibt es eigentlich gar nicht und als gebranntes Kind, dem seine Aussagen zu LIV schon mehrfach vor die Füße gefallen sind, merkt man regelrecht wie er vor jedem Wort kalkuliert, ob ihm dies wieder Ärger bereiten könnte. Das haben wohl auch die Macher gemerkt, da sie durch Montagen mit Bildern aus McIlroys Kindheit versuchen, das Publikum emotional zu manipulieren und so zusätzliche Sympathien für Rory zu generieren.
Gewinner: Ted Scott und Carl Franklin
Die Caddies von Scottie Scheffler und Sahith Theegala sind so gut, dass es ein regelrechtes Ärgernis ist, dass die auf sie zugeschnittene Folge sich dann gegen Ende hin wieder mehr auf die Spieler konzentriert. Offenbar haben die Macher plötzlich Angst vor der eigenen Courage bekommen, sich auf die Männer an der Tasche zu fokussieren, dabei haben die beiden super interessante Geschichten zu erzählen und durch sie bekommt man auch Einblicke, die die zwei Staffeln vorher noch nicht geliefert hatten.
Verliererin: Paige Spiranac
Die dritte Staffel hat überraschend viele Influencer-Auftritte und Paige Spiranac ergänzt dabei sogar in mehreren Folgen als Talking Head die Journalisten. Nur leider ist es mit ihrer Expertise nicht ganz so weit. Spiranac begnügt sich mit Allgemeinplätzen und Plattitüden und beweist damit eindeutig, dass Reichweite im Internet nicht gleichbedeutend mit Kompetenz ist.
Gewinnerin: Henni Zuël
Die Engländerin ergänzt in diesem Jahr Dan Rapaport, Amanda Balionis und Dylan Dethier als journalistische Beobachterin und die Expertin für GolfTV hinterlässt sofort einen guten Eindruck. Während Balionis oft ein wenig gekünstelt wird, Rapaport zu sehr in den Fokus rückt (das US Open Duell zwischen McIlroy und DeChambeau wird aus einem nicht nachvollziehbaren Grund aus seiner Perspektive geschildert) und Dethier einfach alles sagt, was die Produzenten hören wollen (Der Presidents Cup sei "der ultimative globale Showdown" oder Australien das umkämpfteste Olympia-Ticket nach den USA), ist die Ex-Profigolferin Zuël immer fokussiert, auf den Punkt und kompetent. Definitiv das Highlight unter den Talking Heads dieser Staffel.
Verlierer: LIV Golf
Ja, Bryson DeChambeau wird ausführlich gewürdigt und kommt auch extrem sympathisch rüber, aber während LIV Golf in den ersten beiden Staffeln gefühlt hunderte Male erwähnt wurde, kann man die Erwähnungen in dieser Staffel fast an zwei Händen abzählen. Gut möglich, dass die PGA Tour für den Access der Kamerateams dies als Gegenleistung forderte. Für den Gelegenheits-Golffan ist die Message aber, dass die Saudi-Liga in der Bedeutungslosigkeit verschwunden ist, da Brooks Koepka nur am "Happy Gilmore"-Set zu sehen ist und Dustin Johnson sogar weniger zu sehen ist als Martin Kaymer, der in Pinehurst kurz mit McIlroy über dessen Ehefrau spricht.
Gewinner: Neal Shipley
Der Amateur ist vermutlich der sympathischste Charakter der gesamten Staffel. Wenn er das Kamerateam in seine College-WG lässt und sich niemand vorab die Mühe gemacht hat, den Messie-Lifestyle zu verschleiern ist dies eine erfrischende Abwechslung gegenüber den Luxushäusern in denen sonst gefilmt wird. Ohne irgendwelche Allüren, super natürlich und mit einer gesunden Portion Witz erzählt Shipley von seinem ersten Auftritt beim Masters. Hoffentlich kommt der 23-Jährige schnell auf die PGA Tour.
Verlierer: Der Bro Club
In den ersten beiden Staffeln waren Rickie Fowler, Justin Thomas und Jordan Spieth ein zentraler Fokus der Macher. Von ihren Wetten im Privatjet bis hin zu ihrer Bromance mit Zach Johnson, die zu den umstrittenen Captain's Picks im letzten Ryder Cup führte. Und auch die dritte Staffel erweckt den Eindruck als sei das Trio erneut ein großer Schwerpunkt der Staffel, schließlich ist Justin Thomas der erste Spieler im Bild und darf groß ankündigen "Yeah, Season 3 ,Full Swing'. Let's do it!" und auch Fowler stand für ein Interview bereit. Doch im Rest der Staffel spielen die drei so gut wie keine Rolle mehr, einzig in der Woodland-Episode wird Thomas noch einmal gefeatured. Und wenn er beim Gassi-Gehen zufällig dem Kamerateam über den Weg läuft, das Min Woo Lee und seine Freundin begleitet, wirkt es fast so als sei Thomas so verzweifelt nach Aufmerksamkeit, dass er den Netflix-Leuten aufgelauert hat.
Gewinner: Ludvig Åberg
Der schwedische Shooting Star ist nicht ohne Grund der Fokus der ersten Episode. Zwar machen die Aufnahmen deutlich, dass er ein Langweiler ist, aber es wird auch deutlich wie unglaublich sympathisch der 25-jährige ist. Ein Gewinner ist er aber vor allen Dingen, weil nach dieser Folge endlich alle wissen, wie man seinen Nachnamen ausspricht: Oh-berg. Hoffentlich hat der Starter beim Masters gut aufgepasst, der ihn in der ersten Runde noch als Ludvig Ey-berg ankündigte.
Gewinner: Luke Donald
Die allerletzte Szene der Staffel begleitet das Presidents Cup Team der USA bei ihren Siegesfeierlichkeiten. Als Keegan Bradley den Game Ball zugeworfen bekommt (bizarrerweise ein Football, kein Golfball), hält der Ryder-Cup-Kapitän eine Kampfesrede für den kommenden Kontinentalwettstreit in Bethpage Black: "Ich werde als Kapitän kritisiert werden. Sie werden mich unterschätzen. Sie werden an mir zweifeln. Ich wurde mein ganzes verdammtes Leben lang angezweifelt. Das ist genau das, wo ich am besten Bin. Wir werden nach Bethpage fahren und ihnen in ihren verdammten Arsch treten." Selten wurde es einem europäischen Ryder-Cup-Kapitän leichter gemacht, sein Team zu motivieren.