Alles andere als amateurhaft

Mit gerade mal 18 Jahren hat Helen Briem bereits vieles geschafft, wovon die meisten Profi-Golfer nur träumen können. Europameisterin im Team? Check! Nicht nur ein oder zwei, sondern gleich drei Turniere in Folge gewonnen? Check! Die Karte für die größte europäische Tour so gut wie gesichert? Check! Augusta National gespielt? Check! Nummer eins der Weltrangliste? Check! Dass Briem diese Meilensteine nicht nur im Verlauf einer ganzen Karriere, sondern in gerade mal vier Monaten abgehakt hat, zeigt das ganze Potenzial des Shootingstars aus Nürtingen, der nun am 12. August 19 Jahre wurde.

Die 1,90 Meter große Bomberin der Nation, die mit ihrer durchschnittlichen Drive-Länge von 251 Metern selbst auf der LPGA Tour aktuell unter den drei Weitesten liegen würde, hat etwas erreicht, was vor ihr noch keinem Vertreter des deutschen Golfsports gelang: Am 17. Juli zog sie an der Engländerin Lottie Woad vorbei und übernahm die Spitze im World Amateur Golf Ranking - die Krönung eines Aufstiegs, der 2021 mit dem Gewinn des European Young Masters und dem Sieg beim Junior Solheim Cup begann. Anfang 2022 knackte sie die Top 100 des World Amateur Golf Ranking und kletterte danach weiter wie Tadej Pogacar, wenn er einen Alpenpass sieht. Indem sie im April 2022 die Italian Ladies Amateur Championship gewann, enterte Briem die Top 30; das beste Einzelergebnis bei der World Amateur Team Championship im August katapultierte sie in die Top 20. Und als sie ein Jahr später die Girls Amateur holte, war sie schon ein echter Top-Ten-Hit. Und dann kam 2024.

Wie eine Nelly Korda unter Amateurspielerinnen münzte Briem erst ihre Einladung zum Amundi German Masters in einen elften Platz um und ließ dann in drei Wochen bei drei Starts in der LET Access Series drei Siege folgen. Dass sie als Amateurin dabei auf 25.000 Euro Preisgeld verzichten musste, ist zu verschmerzen, denn die erspielten LET-Access-Punkte haben die letzten Jahre immer gereicht, um im Folgejahr auf die Ladies European Tour befördert zu werden. Der Wechsel ins Profilager ist daher auch mehr eine sportliche als eine monetäre Entscheidung. Wenn man alles erreicht hat, muss man sich neue Ziele stecken. Und im Rolex Ranking, der Weltrangliste der Profis, sind immerhin 275 Spielerinnen vor der frisch gebackenen Abiturientin. Noch.