Jahresbilanz 2024 - Helen Briem: Deutschlands Nelly Korda?

Jahresbilanz 2024

Helen Briem: Deutschlands Nelly Korda?

13.12.2024 | Von Rüdiger Meyer, Foto(s): Imago

Helen Briem gewann 2024 so oft wie alle anderen deutschen Golfprofis zusammen. Ihre sechs Siege, die kurzzeitige Übernahme der Spitze der Amateur-Weltrangliste und vor allen Dingen ihre statistische Dominanz machen die 19-Jährige zu Deutschlands erfolgreichstem Golfstar des Jahres.

Der deutsche Golfsport hat schon ein paar herausragende Karrieresaisons gesehen: Bernhard Langers 1985 als er u.a. sein erstes Masters gewann, Martin Kaymers 2014 mit dem US Open Sieg und dem Erfolg bei der Players Championship, oder Sophia Popovs 2020 als ein paar Mini-Tour-Erfolge sie zum Triumph bei der Women's British Open beflügelten. Helen Briem mag der Major-Erfolg fehlen - sie hatte nicht einmal die Chance dazu, weil sie nicht spielberechtigt war - dennoch gibt es gute Gründe, ihr 2024 in einem Atemzug mit diesen Karrierejahren zu nennen.

Die im August 19 Jahre alt gewordene Nürtingerin begann ihr Jahr als Amateurin und gewann gleich erst einmal die Portuguese Internacional Ladies Amateur Championship und sprang auf Platz 5 der Amateur-Weltrangliste. Ihre vielleicht einzige Enttäuschung des Jahres folgte zehn Wochen später als sie auch bei ihrer zweiten Teilnahme am Augusta National Women's Amateur den Cut und damit eine offizielle Turnierrunde auf Augusta National verpasste. Doch seither gehören verpasste Cuts der Vergangenheit an. Beim Amundi German Masters in Berlin wagte sich Briem erstmals auf die Ladies European Tour und ließ als 11. mehr als 100 professionelle Kolleginnen hinter sich. Der Beginn eines Laufs, der fast schon Scheffler-Korda-Sphären erreichte.

Zwei Wochen später schrammte sie bei der Dormy Open im schwedischen Helsingborg nur im Playoff an ihrem ersten LET-Sieg vorbei und dann folgten im Wochenrhythmus drei Siege auf der LET Access Series. Ihre Erfolge bei der Montauban Ladies Open, der Czech Ladies Challenge und der Santander Golf Tour brachten der Teeenagerin zwar kein Geld ein, sicherten ihr aber die LET-Karte für 2025 und katapultierten sie als ersten deutschen Golfprofi an die Spitze des World Amateur Golf Rankings. Auf dem Amateur-Gipfel angekommen, gab es für die Deutsche nur einen logischen nächsten Karriereschritt: den Wechsel ins Profilager.

Der zahlte sich für Briem gleich doppelt aus: Finanziell, weil sie nun endlich auch Preisgelder verdienen durfte, und sportlich, weil sie als Profi dort anknüpfte, wo sie als Amateurin aufhörte. Gleich in ihrem zweiten Start gewann sie das höchstdotierte Turnier der LET Access Series und nahm die Trophäe von keinem Geringeren als Justin Rose in Empfang. 14 Tage später trug sich Briem bei der La Sella Open dann auch erstmals in die Siegerliste der Ladies European Tour ein und verbesserte ihren Status für 2025. Und dass sie im traditionell top besetzten Tourfinale auch noch Vierte wurde und die Order of Merit als 27. beendete, obwohl sie gerade mal ein Fünftel der Starts der meisten Konkurrentinnen hatte, lässt auf ein historisches 2025 hoffen.

Die Frage ist nur, wie lange die europäischen Golf-Fans Briem noch genießen können, denn ihre Statistiken legen nahe, dass sie auch auf der LPGA Tour konkurrenzfähig sein sollte. Beim Strokes Gained Durchschnitt der LET liegt lediglich die Weltranglisten-Zehnte Charley Hull noch vor ihr und in "Strokes Gained: Off the Tee", das mittlerweile auch bei den Damen immer mehr zur wichtigsten Währung wird, liegt die Deutsche sogar ganz vorne. Da Briem auch bei den Schlägen ins Grün, die meist ein Indikator für langfristigen Erfolg sind, ganz vorne mitmischt, sollten ihr für die Zukunft alle Chancen offen stehen - ganz egal, wo sie diese sieht.

Jahresbilanz 2024:
Teilen: