Matt Kuchar - Ist der Ruf erst ruiniert

Matt Kuchar

Ist der Ruf erst ruiniert

09.05.2019 | Von Jan Langenbein, Foto(s): Getty Images, Taylormade

Mr. Nice Guy, Geizhals oder doch lieber Petze? Matt Kuchar zeigte in den vergangenen Monaten eine pathologische Form einer gespaltenen Persönlichkeit.

Joghurt mit 0,1 Prozent Fettanteil, das neue Album von Semino Rossi oder der Sturm von Hannover 96 - all diese Dinge zeigen in etwa so viel Biss wie Matt Kuchar. Und der Mann aus Florida lebte sehr gut mit dieser Tatsache, schließlich brachte ihm der öffentlich zur Schau gestellte Elan eines Versicherungssachbearbeiters Abteilung P-Z nicht nur lukrative Sketchers-Werbeverträge, neun Siege auf der PGA Tour, eine olympische Bronzemedaille und Fans, die akustisch von einer Kuhherde schwer zu unterscheiden sind. Doch in den letzten Monaten brannte der Mann aus Florida einen U-Turn seines öffentlichen Images in den Asphalt, der selbst Walter White mit offenem Mund zurückgelassen hätte.

Das persönliche "Breaking Bad" des Matt Kuchar begann, als er nach einer mehr als vier Jahre dauernden Durststrecke im vergangenen November mit dem Mayakoba Golf Classic in Mexiko endlich wieder ein PGA-Tour-Turnier gewinnen konnte. Als Ersatz-Caddie an seiner Tasche: ein Local namens "El Tucán", der hauptberuflich Golftouristen die Puttlinien liest. Von den 1,3 Millionen Dollar Preisgeld zweigte Kuchar 5.000 Dollar als Dankeschön für die hervorragende Arbeit seines Caddies ab und der PR-Albtraum nahm seinen Lauf.

Caddies auf der Tour sind meist mit zehn Prozent am Preisgeld ihres Bosses beteiligt, doch so hoch waren die Forderungen der Aushilfskraft nicht.

"50.000 Dollar hätte ich für angemessen empfunden", ließ "El Tucán" während einer öffentlichen Schlammschlacht mit Kuchar verlauten, der daraufhin mit äußerst unsensiblen Äußerungen noch mehr Öl ins Feuer der öffentlichen Entrüstung kippte und schließlich nach Mexiko flog, um seinem Ex-Angestellten ein Meaculpa samt 50.000-Dollar-Scheck zu überbringen. Das Bild des realitätsfremden Multimillionärs war da allerdings längs zementiert.

Die nächste Episode "Breaking Kuchar" wurde am 30. März im Rahmen des WGC-Match-Play-Viertelfinales ausgestrahlt, als Sergio García einen zehn Zentimeter vom Loch entfernten Ball frustriert mit der Rückseite seines Putters in Richtung Loch schubste, ohne darauf zu warten, dass sein Gegner "Der ist geschenkt!" sagen konnte. Kuchar hielt es für angebracht, diesen Regeldisput einem Platzrichter zu melden, was ihm den Lochgewinn einbrachte. Kein Zweifel, Kuchar handelte regelkonform, genauso zweifellos würde derartiges Verhalten bei einem Samstagvormittags-Match zweier Golf-Buddys, wenn nicht eine Schlägerei an Ort und Stelle, so doch zumindest die sofortige Aufkündigung der Freundschaft zur Folge haben.

Um dem sich bereits zusammenbrauenden Shitstorm entgegenzuwirken, posteten die beiden am 01. April ein Video, das an Unbehaglichkeit selbst so manches Geiselvideo in den Schatten stellte. Die Auflösung, dass es sich bei diesem Video um einen Aprilscherz handelte, folgte leider nie und Matt Kuchar ist dem Moment, ab dem ihn seine Tourkollegen nur noch mit Heisenberg ansprechen, wieder ein Stückchen näher gekommen.