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Algarve

Der mit dem Wolf golft

Von Rüdiger Meyer, Fotos: Rüdiger Meyer, PR

Anfang der 1970er entstanden an der Algarve mit Vale do Lobo und Quinta do Lago die ersten Golf-Resorts. 50 Jahre später haben sie nichts von ihrer Faszination verloren, nur das Drumherum ist besser geworden, wie das 'Domes Lake Algarve' zeigt.

Vor genau 60 Jahren, am 11. Juli 1965 eröffnete der Flughafen Faro mit der Landung einer Super Constellation von TAP. Für das Flugzeug war es der Höhepunkt der Karriere, wurde es anschließend doch angeblich für Waffenschmuggel benutzt bevor er für ein paar Jahre zum Restaurant umfunktioniert wurde. Für die Region war es aber nur der Anfang einer unglaublichen Blütezeit. 9,8 Millionen Passagiere landeten hier im vergangenen Jahr und ein Großteil von ihnen hat nur ein Ziel: Golf. Dabei glich die Region 1965 weniger einer grünen Oase als einem Schauplatz aus den "Mad Max"-Filmen durch den mehr iberische Wölfe als Golfer streiften.

Genau an diese wilde Vergangenheit erinnert Vale do Lobo. 1969 gestaltete der dreifache Open-Sieger Sir Henry Cotton im "Tal der Wölfe" einen 18-Loch-Platz, der neben dem Old Course von Vilamoura schnell eine magische Anziehungskraft für Golfer entwickelte, vor allem aus Großbritannien. Einen nicht unerheblichen Anteil daran trägt das 16. Loch des heutigen Royal Courses von Vale do Lobo. Das lange Par 3 über eine Schlucht wird gerne als meistfotografiertes Golfloch Europas bezeichnet - auch wenn der Auftakt des Old Courses in St. Andrews gerne noch mal eine Neu-Auszählung der Stimmen beantragen würde. Hoch über dem Atlantik thronend, sorgen die ocker- und rotfarbenen Sandklippen, gerade in das warme Licht der Abendsonne getaucht, für ein unvergleichliches Panorama. Und gleich nebenan, auf Loch 15 des Ocean Courses, kommt man dem Meer so nahe wie sonst auf keinem anderen Golfplatz der Algarve.

Algarve: Der Bildhauer ist mit dem Bryce Canyon noch nicht ganz fertig
Der Bildhauer ist mit dem Bryce Canyon noch nicht ganz fertig

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HIER EIN HOTEL, DAS ALLE ANSPRÜCHE DER MODERNEN ZEIT ERFÜLLT, DORT PLÄTZE, DIE DER KLASSISCHEN GOLFARCHITEKTUR ENTSPRINGEN.
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Seit diesen Anfangstagen haben sich sowohl Vale de Lobo als auch die Algarve stark verändert. Den iberischen Wolf sucht man heutzutage vergeblich: Der Tourismus-Boom hat dazu geführt, dass seit 1972 abgesehen von Finanzhaien kein Raubtier mehr an der Algarve gesichtet wurde. Die Popularität hat auch in Vale do Lobo in den letzten 50 Jahren für zahlreiche Umwälzungen gesorgt. 36 weitere Löcher wurden gebaut, um dem Bedarf gerecht zu werden und zwischen den Bahnen sind immer mehr Ferienwohnungen entstanden. Wie populär die Algarve gerade im Golf geworden ist, lässt sich auch an der Open de Portugal ablesen. Das seit 1953 ausgetragene Traditionsturnier der DP World Tour fand in den ersten 20 Jahren seiner Existenz im Westen Lissabons statt, doch seit die Algarve zu Portugals Golfdestination Nummer 1 geworden ist, teen auch die Profis hier gerne auf. Den Auftakt machte 1973 Penina, das erste Design von Sir Henry Cotton, aber auch Vale do Lobo hat 2002 und 2003 mit einem Composite Course der beiden Plätze Tour-Luft geschnuppert - und wurde durch Siege von Carl Pettersson und Freddie Jacobson quasi zur schwedischen Exklave.

Eine deutlich internationalere Siegerliste hat der South Course von Quinta do Lago hervorgebracht. Sechs verschiedene Nationen triumphierten bei den acht Austragungen, darunter Colin Montgomerie. der Waliser Phillip Price, Mark McNulty aus Zimbabwe oder der Australier Mike Harwood. Das 1971 gegründete Resort begann mit 27 Golfbahnen des Amerikaners William F. Mitchell und überstand auch die unruhigen politischen Zeiten im Portugal der 1970er Jahre. Heute umfasst Quinta do Lago insgesamt 54 Golfbahnen, die aus dem North Course, dem South Course und aus einem der jüngsten Plätze der Algarve bestehen, dem erst 2009 eröffneten Laranjal.

Algarve: Breakfast for Champions (l.).Algarve: Breakfast for Champions (l.).
Breakfast for Champions (l.).
Dass die Region immer noch boomt, sieht man daran, dass auch weiterhin expandiert wird - allen voran in Vilamoura, wo gerade der prestigeträchtige Old Course eine komplette Restauration durchlief, der einstige Victoria Platz zu einem von Ernie Els designten Privatplatz umgebaut wird und mit dem Domes Lake Algarve ein neues Luxushotel entstanden ist.

Die aus Griechenland langsam nach Westen expandierende Hotelkette hat nur wenige hundert Meter von Vilamouras berühmtem Yachthafen entfernt ein Fünf-Sterne-Paradies errichtet, das ein perfektes Basislager für einen Golftrip in Portugals Süden bildet. Ohne Bindung an bestimmte Plätze sind den golferischen Wünschen der Gäste keine Grenzen gesetzt. Die bequemste Wahl sind natürlich die fünf Golfplätze in Vilamoura zu denen ein kostenloser Shuttle-Service bereitgestellt wird. Aber auch Tee Times für die rund 25 Minuten Autofahrt entfernten Plätze von Vale de Lobo und Quinta do Lago können arrangiert werden, sodass man die perfekte Fusion aus Vergangenheit und Zukunft bekommt. Hier ein Hotel, das alle Ansprüche der modernen Zeit erfüllt, dort Plätze, die der klassischen Golfarchitektur entspringen.

Algarve:
William F. Mitchell, der den South Course als sein Vermächtnis hinterließ, da er während des Baus mit Krebs diagnostiziert wurde und noch im Jahr der Eröffnung verstarb, hat in Quinta do Lago beispielsweise mit nur wenigen, aber dafür effektiv eingesetzten Bunkern ein strategisch interessantes Design erschaffen, das in der Lage ist, die besten Spieler der Welt zu testen ohne dabei höhere Handicapper zu frustrieren.

Für Mitchell war Quinta do Lago sein einziges Design außerhalb der USA, Sir Henry Cotton hat dagegen an der Algarve zahlreiche Spuren hinterlassen. Mit Benavor erschloss er den Osten von Faro, und er blieb der Region bis zu seinem Tod im Jahr 1987 so verbunden, dass sein letztes Design Alto war. Aber seinen Ruf als geistiger Vater des Algarve-Golf verdankt er Vale de Lobo und Penina. Hier führte die Golf-Legende neben dem Platz-Design eine weitere Sache im Süden Portugals ein: Caddies. Oder besser gesagt einen Caddie. Der Exzentriker Cotton nutzte seinen treuen Esel Pasifico als Schlägerträger. Welch ein Glück für die beiden, dass im Vale de Lobo keine Wölfe mehr aktiv sind.

 
WOHNEN

WOHNEN

DOMES LAKE ALGARVE

Seit der Gründung im Jahr 2008 haben sich Domes Resorts mit Luxushotels auf den griechischen Inseln einen Namen gemacht. Das im April 2022 eröffnete "Domes Lake Algarve" ist allerdings aus gleich zwei Gründen ein Unikum. Zum einen bildet das in Vilamoura beheimatete Fünf-Sterne-Resort die erste Domes-Destination außerhalb Griechenlands, zum anderen ist es das erste Hotel der Gruppe, das ganzjährig geöffnet ist. Die perfekte Möglichkeit, die viel zu kurze Golfsaison in Deutschland zu verlängern. Das Hotel liegt nur 300 Meter vom Strand entfernt, doch wer es noch näher zum Wasser haben will, kann auf den Hotelpool mit Sandboden zurückgreifen. Den Namen hat das "Domes" von einem See, der den Bewohnern der 192 Suiten und Zimmer - hier Retreats genannt - vorbehalten ist und den pittoresken Hintergrund des schwimmenden "Estrella"-Restaurants bildet: eines von zahlreichen kulinarischen Angeboten des Hotels, die vom Foodtruck bis zur Champagner-Lounge reichen und ähnlich facettenreich wie die sportlichen Möglichkeiten in der Region von Kanu über Tauchen und Segeln bis hin zu Canyoning und Wasserski sind.

Golfplätze in der Region

VALE DE LOBO ROYAL

VALE DE LOBO ROYAL

18 Löcher, Par 72, 6.059 Meter

Adresse
Vale do Lobo Resort 8135-034,
Algarve, Portugal
+351 289 353 465
valedolobo.com

Greenfee
106 Euro (16.11.-28.02.), 133 Euro (März), 148 Euro (1.4.-20.5.)

Sir Henry Cotton baute Ende der 1960er einen der ersten Golfplätze der Algarve, doch die Popularität der Destination führte dazu, dass dieser bald nicht mehr ausreichte. Der Platz wurde gesplittet und Ende der 1990er fügte Rocky Roquemore dem Royal neun Inland-Löcher hinzu. Die sind abwechslungsreich und gut designt, können aber nicht mit Cottons Original-Bahnen mithalten.

Killerloch
Auch wenn es so originell ist, wie die Pointen zu Mario Barths Gags: an der16 führt kein Weg vorbei. Das Signature-Hole ist nicht nur der perfekte Fotospot: das bis zu 215 Meter lange Par 3 ist auch ein Test für das eigene Spiel und das eigene Ego. Schließlich muss man nicht auf Teufel komm raus das Grün angreifen, sondern kann auch vorlegen und die Schlucht aus dem Spiel nehmen.
www.valedolobo.com

VALE DO LOBO OCEAN

VALE DO LOBO OCEAN

18 Löcher, Par 73, 6.131 Meter

Adresse
Siehe Vale de Lobo Royal

Greenfee
106 Euro (16.11.-28.02.), 133 Euro (März), 148 Euro (1.4.-20.5.)

Das Wort Ocean ist ein klein wenig trügerisch, denn das Meer ist nur von der 11 bis zur 16 so richtig präsent. Sie sind Teil des alten Designs von Sir Henry Cotton, das 2003 ebenfalls durch neun Löcher von Rocky Roquemore ergänzt wurde. Anders als der Royal Platz, der sich in einer großen Schleife um und durch Wohngebiete hindurch zieht, ist der Ocean Course komprimierter und hat viele Bahnen, die sich parallel zueinander bewegen.

Killerloch
Die parallel zum Meer spielende 15, ein 195 Meter langes Par 3, ist sicher das schönste Loch, kommt aber nicht an die 16 des Royals heran.
Ein Unikat ist dagegen Bahn 11. Das von den Backtees 413 Meter lange Par 4 beginnt mit einem blinden Teeshot bergauf und endet mit einem Bergab-Schlag auf ein schmales, langgezogenes Grün, das rechtsseitig einen Bunker mit der nahezu doppelten Dimension hat. Erschwerend kommt hinzu, dass man bei dem Approach vom atemberaubenden Blick aufs Meer gnadenlos abgelenkt wird.
www.valedolobo.com

QUINTA DO LAGO SOUTH

QUINTA DO LAGO SOUTH

18 Löcher, Par 72, 6.488 Meter

Adresse
Av. Ayrton Senna da Silva,
8135-162 Almancil, Portugal
+351 289 390 700
quintadolago.com

Greenfee
214 Euro (6.9.-30.11., Februar + Juni), 178 Euro (Dez., Januar, Juli + August), 243 Euro (März)

Das Quinta do Lago Resort hat drei Golfplätze: den 2009 eröffneten Laranjal sowie den North und South Course, die 1974 als 27-Loch-Anlage begannen. Mitte der 1990er kamen neun Löcher hinzu, sodass der North nun als eigener Platz fungiert, aber das Kronjuwel ist und bleibt der South. Vom Amerikaner William F. Mitchell designt, trug der Platz zwischen 1976 und 2001 acht Mal die Portuguese Open aus. Mit recht großzügigen Landezonen ist er aber auch für Amateure gut spielbar. Das dank vieler Höhenwechsel reizvolle Layout ist seit einer Renovierung vor fünf Jahren visuell noch ansprechender und vom Pflegezustand fast immer top.

Killerloch
Die Renovierung hat die 16 zum Signature Hole werden lassen. Das 372 Meter lange Par 4 spielt sich länger, da der Drive bergauf führt. Danach führt das leichte Dogleg nach links herunter zu einem Grün, hinter dem sich majestätisch ein See erstreckt.
www.quintadolago.com

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