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Allgäu

Panorama Golf

Von Rüdiger Meyer, Fotos: PR

Die verlockende Bergwelt der Allgäuer Alpen bildet den Hintergrund für drei spannende Bergplätze und ein Wellness-Hotel der Extraklasse.

Als ich das erste Mal im Urlaub im Allgäu war, lief wenig nach Plan. Ich war etwa fünf Jahre alt und wir waren kaum von zu Hause losgefahren, als mein Vater etwas zu wild über eine Brücke fuhr und den Auspuff unseres Mercedes abriss. Nach einer unfreiwilligen Zwangspause konnten wir uns endlich auf die lange Fahrt aus dem hohen Norden in die Allgäuer Alpen machen, doch es sollte nicht der einzige Zwischenfall mit dem Auto bleiben. Als meine Eltern sich irgendeinen Hof anschauten, beschloss ich trotzig, im Auto zu bleiben, war aber schnell gelangweilt, stieg aus und schloss die Tür - und damit auch den Schlüssel im Auto ein. Die Standpauke höre ich noch bis heute. Was mir aber genauso in Erinnerung geblieben ist, ist die unfassbar schöne Landschaft der Region. Wie wir als Kinder Stöckchen hinterherjagten, die wir in klare Bäche geschmissen hatten, war nahezu das Klischee einer unbeschwerten Kindheit.

40 Jahre später mache ich mich zum zweiten Mal in meinem Leben ins Allgäu auf und in gewisser Weise stehen auch wieder Stöckchen im Mittelpunkt. Nur haben sie dieses Mal einen Metallkopf an einem Ende befestigt und das Ziel ist es explizit, allen Wasserhindernissen aus dem Weg zu gehen. Doch bevor ich mich zu meiner ersten Runde aufmache, muss ich noch einen kurzen Abstecher ins "Hubertus Mountain Refugio Allgäu" machen. 1951 als Gasthof von Karl Traubel senior gegründet ist es heute zu einem modernen Wellness-Hotel geworden. Doch im Moment interessieren mich weder der Infinitypool noch die hervorragende Küche.

Ich möchte nur schnell einchecken und den in der Buchung inkludierten AllgäuGolfPass nutzen, mit dem es auf 15 benachbarten Plätzen 15 Prozent Greenfee-Rabatt gibt.

Allgäu:
Weil der Tag schon angebrochen ist, entscheide ich mich für den Golfclub Oberstdorf, der gerade einmal 30 Minuten Autofahrt entfernt ist und als Neunlochplatz zu bewältigen sein sollte, bevor die Sonne gegen 21 Uhr untergeht. Es ist einer von zahlreichen Plätzen der Region, die ihre Existenz Donald Harradine verdanken. Der Stiefsohn eines Londoner Golf-Professionals erhielt 1929 den Auftrag, in Bad Ragaz einen Golfplatz zu bauen, verliebte sich in Land und Leute - insbesondere in seine spätere Ehefrau Babette - und wurde zur treibenden Kraft der Golfarchitektur im Dreiländereck Deutschland, Schweiz und Österreich. Seine Begabung, selbst das knappste Gelände in einen Golfplatz zu verwandeln, von dem man spielerisch herausgefordert wird, auf dem man sich aber nicht beengt fühlt, wird in Oberstdorf deutlich. Auf weniger als 3.000 Metern gelang ihm ein abwechslungsreicher Platz, der dennoch gut zu bewältigen ist.

In genau dieser Tradition ist auch der Golfplatz Oberstaufen-Steibis angelegt. 1989 baute der wohl profilierteste deutsche Golfplatzarchitekt Kurt Rossknecht hier neun Löcher, bei denen man sich fragt, wie er den Platz dafür fand. Umso erstaunlicher war es, dass Thomas Himmel sieben Jahre später dem Berg neun weitere Löcher abringen konnte. Zwar gehört das Layout mit einem Par 70 und weniger als 5.300 Metern Länge nicht gerade zu den klassischen Championship-Plätzen, wer ihn deshalb aber auf die leichte Schulter nimmt, wird ein böses Erwachen erleben.

Wie für einen Bergplatz typisch sind zwei bis drei starke Anstiege zu bewältigen, die Kondition erfordern. Hinzu kommt, dass die Längenangaben auf der Scorekarte trügerisch sind. Vermeintlich kurze Löcher können sich länger spielen, wenn sie bergauf führen, und vice versa. Eine ungewohnte Herausforderung ist dabei für Nordlichter wie mich, ständig aus Schräglagen zu spielen. Eine weitere Besonderheit in Steibis ist die große Längendifferenz zwischen den beiden Neunlochschleifen: Während die Front Nine ein Par 36 mit fast 3.000 Metern sind, kommt auf den Back Nine nur ein Par 34 mit 2.283 Metern zusammen - gekrönt von der 17, einem zwischen 66 und 89 Meter kurzen Par 3. Was beide Schleifen eint, ist der unglaubliche Blick über das Allgäu, der der Golfrunde die gleiche kindliche Freude verleiht wie einst das Stöckchenjagen im Bach.

Allgäu: Hubertus Mountain Refugio Allgäu
Hubertus Mountain Refugio Allgäu
Wer jetzt glaubt, dass nach 27 Löchern Golf das Soll an Bergpanorama aus Nebelhorn, Hochgrat und Co. erfüllt ist, irrt. Als ich mich auf den 35-minütigen Weg zurück nach Balderschwang begebe, lege ich kurz noch einen Zwischenstopp ein, um zu genießen, wie sich der Himmel hinter den Bergkuppen von der untergehenden Sonne rot färbt. Der vielleicht schönste Nebeneffekt: Als ich in der einsetzenden Dunkelheit das "Hubertus Mountain Refugio Allgäu" erreiche, ist es von außen in ein sanftes gelbes Licht getaucht, das mich willkommen heißt.

Das atemberaubende Panorama hat sich in den letzten 40 Jahren nicht verändert, aber auch im Allgäu ist vieles moderner geworden. Manchmal hat der Fortschritt eben auch Positives, besonders was die Autos angeht. Wenn der Schlüssel heute im Pkw liegen bleibt, kann man ihn nicht versehentlich abschließen. Meinem fünfjährigen Ich wäre so viel Ärger erspart geblieben.

 
Wohnen

Wohnen

HUBERTUS MOUNTAIN REFUGIO ALLGÄUDas auf 1.044 Metern Höhe im Herzen des Naturparks Nagelfluhkette gelegene Wellness-Hotel schafft die schwierige Balance zwischen Luxus und Nachhaltigkeit. Als 2024 eine Modernisierung von 50 der 66 Zimmer und Suiten anstand, setzte die Gastgeberfamilie Traubel bewusst auf Upcycling. Dass die auf der Webseite angepriesene Verbindung von Mensch und Natur nicht nur ein Marketingversprechen ist, wird bereits beim Blick von außen deutlich: Holz und Glas sind die dominierenden Materialen der spektakulären Architektur, während im Inneren klare Linien für ein modernes Flair sorgen. Bereits der Name Refugio macht deutlich, dass die Gäste in der 330-Seelen-Gemeinde Balderschwang hier einen Rückzugsort bekommen sollen, und nirgends wird dies deutlicher als im 4.500 Quadratmeter großen Mountain Spring Spa, dessen Infinitypool einen ungestörten Blick auf die Allgäuer Bergwelt ermöglicht. Die findet ihren Weg auch auf den Teller, denn das Hotelrestaurant setzt auf regionale Zutaten und verzichtet auf Convenience Food.

Golfplätze in der Region

Golfclub Oberstdorf

Golfclub Oberstdorf

9 Löcher, Par 35, 2.692 Meter

Adresse
Gebrgoibe 2
87561 Oberstdorf
Tel. +49 (0)8322.2895
www.golfclub-oberstdorf.de

Greenfee
48 Euro (18 Loch: 70 Euro)

In einer Zeit, in der sich noch niemand um Nachhaltigkeit scherte, verstand es Donald Harradine wie kein anderer, minimalistisch Golfplätze zu bauen. Ein Paradebeispiel ist der Golfclub Oberstdorf, den der in der Schweiz lebende Engländer 1961 mit geringem Budget auf beengtem Gelände baute. Harradine legte seine neun Golfbahnen in Etagen an, wodurch er erhöhte Abschläge bietet und der landschaftliche Reiz der Umgebung gleichzeitig erhalten blieb.

Killerloch
Das von den gelben Tees 421 Meter kurze Par 5 ist eine gute Birdie-Chance, auch wenn sich die Bahn bergauf spielt. Der Drive muss aus einer Schneise heraus über eine kleine Schlucht aufs Fairway platziert werden. Ist das gelungen, kann man angreifen - allerdings nicht ohne Risiko. Die zwei Grünbunker sind das geringste Problem, aber wer das Grün rechts verfehlt, kann schon mal nachladen, da der Ball viele Meter tiefer im Aus liegt.
www.golfclub-oberstdorf.de

Golfclub Oberstaufen-Steibis

Golfclub Oberstaufen-Steibis

18 Löcher, Par 70, 5.282 Meter

Adresse
In der Au 5
87534 Oberstaufen
Tel. +49 (0)8386.8529
www.golf-oberstaufen.de

Greenfee
95 Euro (ohne Ausweis mit R-Zeichen 105 Euro)

Auch wenn die Lage in einem Hochtal auf 900 Metern noch für keine Schwindelanfälle sorgt, hilft eine gute Kondition. Da der Platz recht kurz ist, sollte man auf jeden Fall von einem Trolley absehen, da die Anstiege mit geschultertem Bag einfacher zu bewältigen sind, als ein Push-Cart den Berg hochzuschieben. Für die Anstrengung wird man nicht nur mit tollen Ausblicken belohnt, gerade die Front Nine bieten zahlreiche Golfloch-Unikate, die man so auf kaum einem anderen Platz findet. Wer einen schlechten Tag hat, mag das Layout als zu gimmickhaft abtun, aber in gewisser Weise ist jedes Loch wie ein cleveres Puzzle, das man vom Tee zum Grün lösen muss. Wer das schafft, sollte eigentlich eine Mensa-Mitgliedschaft beantragen dürfen.

Killerloch
Loch 6 ist aus gutem Grund die schwierigste Bahn des Platzes. Das 441 Meter lange Par 5 beginnt mit einem Abschlag auf ein erhöhtes Fairway, der noch den einfachsten Teil des Lochs darstellt. Der zweite Schlag muss auf einen sehr schmalen Fairway-Streifen platziert werden, der rechts von Bäumen und Rough, links von einer Senke und in der Mitte (!) von einem fetten Felsen verteidigt wird. Dass das Grün dazu noch klein ist und links von einem großen Baum verteidigt wird, ist dagegen fast ein Kinderspiel.
www.golf-oberstaufen.de

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