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Die angenehmsten Orte der Welt

La Hacienda Alcaidesa

Von Jan Langenbein

Kurz bevor das Mittelmeer in den Atlantik übergeht, erstrahlt seit diesem Sommer ein bei Spanien-Veteranen altbekanntes Golf-Resort in neuem Glanz. Wer sich in Zukunft aufmacht in Richtung Sotogrande, muss nicht immer gleich an den Ryder-Cup-Austragungsort von 1997 denken.

Es gibt eine erlesene Handvoll Golfplätze auf diesem Planeten, die das Glück hatten, so nahe an einer Sehenswürdigkeit gebaut worden zu sein, dass diese Touristenattraktion als optisches Feature des Platzes oder sogar als Synonym für die 18 Löcher angesehen wird. Es gibt schließlich kaum ein Foto vom National Golf Links ohne die berühmte Windmühle, der Ailsa Craig thront so prominent vor Trumps Turnberry Resort, dass der einstige Open-Schauplatz natürlich Ailsa Course getauft wurde, und dank des spektakulären Blicks auf die Freiheitsstatue wurde im Falle des Liberty National gleich der gesamte Golfclub nach der Sehenswürdigkeit im Hintergrund getauft. All diese zugegebenermaßen imposanten Fotomotive verblassen jedoch allein schon aufgrund des Maßstabs gegenüber dem, was Golfern geboten wird, wenn sie vom vierten Grün des gerade frisch renovierten Links Course von La Hacienda Alcaidesa schleichen. Schleichen deshalb, weil die Chance auf einen Drei-Putt auf dem diabolischen Grün dieses kurzen Par 4 enorm hoch ist. Doch es bleibt keine Zeit, an diesen Schandfleck auf der Scorekarte auch nur einen Gedanken zu verschwenden. Schließlich eröffnet sich zum ersten Mal der unverbaute Blick auf den nur wenige Kilometer die Küstenlinie hinunter gelegenen Felsen von Gibraltar. Mit seinen 426 Metern Höhe wirkt dieser im Kontext seiner Umgebung wie ein aus dem Weltraum gefallener riesiger Klumpen Gestein und ragt mindestens genauso imposant über der mediterranen Landschaft auf wie das Matterhorn über dem hochalpinen Szenario von Zermatt.

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Ohne Golfcart lässt der Starter daher kaum einen Gast auf die Runde, es sei denn, eine überdurchschnittliche Kondition ist auf den ersten Blick ersichtlich.
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Die letzten Kilometer der spanischen Mittelmeerküste, bevor diese nach Gibraltar zur Atlantikküste wird, ist alles andere als arm an großartigen Golfanlagen. Allein auf der knapp 30-minütigen Autofahrt vom Flughafen in Málaga bis ins La Hacienda Alcaidesa Links Golf Resort passiert man Luxuswiesen wie den Real Club de Golf Sotogrande, den San Roque Club und natürlich Valderrama, Schauplatz des Ryder Cup von 1997 sowie eines der heftigsten Greenfees in ganz Europa. Doch keiner dieser Sehnsuchtsorte vieler Golfer kann mit einer Lage direkt am Mittelmeer, geschweige denn mit einem derartig spektakulären Hintergrund aufwarten wie das 36-Loch-Resort in Alcaidesa. Beides ist ab Loch 5, dem Signature Hole des Links Course, im Übermaß vorhanden. Die nun beginnenden zehn Spielbahnen sind eine wilde Golf-Achterbahnfahrt entlang eines meist spärlich besuchten Nudistenstrands, deren Mischung aus sattem Grün, unendlichem Blau und einem niemals aus dem Fokus verschwindenden Felsen alle paar Minuten dazu verleitet, nach dem Handy zu greifen, um Erinnerungsfotos zu schießen. Doch auch wer sich einzig auf seinen Golfschwung und die vom Platzarchitekten gestellten Aufgaben konzentriert, kommt voll auf seine Kosten. Der Links Course ist vom ersten Abschlag bis zum 18. Grün Resort-Golf nahe der Perfektion. Er bietet seinen Gästen vom Tee erstaunlich viel Raum für Fehler. Doch je näher es in Richtung Fahne geht, desto kniffliger werden auch die geforderten Schläge, und spätestens auf den nagelneuen Grüns ist dann Schluss mit lustig. Dank des selbst im tiefsten Winter angenehmen Klimas gelingt es Course Superintendent Raúl Tineo Brea und seinem Team, ihre Schätzchen das gesamte Jahr über in Turnierzustand sowie blitzschnell zu halten. Kein Wunder, schließlich trägt die Anlage seit diesem Jahr das Prädikat einer European-Tour-Destination.

Die angenehmsten Orte der Welt: Immer schön: Golfen vor der FototapeteDie angenehmsten Orte der Welt: Immer schön: Golfen vor der Fototapete
Immer schön: Golfen vor der Fototapete
Viele Millionen Euro sind während der letzten Jahre in die Renovierung der Anlage, allem voran des 1992 eröffneten Links Course, geflossen, der kaum wiederzuerkennen ist und in Sachen Design und Pflegezustand längst in einer Liga mit Tour-Austragungsorten wie der 25 Kilometer entfernten Finca Cortesin spielt. Bei all der Arbeit und den astronomischen Summen erstaunt es dann jedoch, dass die optimale Gelegenheit für ein Re-Branding des Golfplatzes nicht genutzt wurde. Eine Lage direkt am Meer und ein riesiges Doppelgrün machen schließlich noch keinen Links-Platz, und da es weltweit knapp 250 echte und noch viel mehr Möchtegern-Links-Plätze gibt, ist dieses Label weder exklusiv noch aussagekräftig. Mit einem einmaligen Feature direkt hinter den 18 Flaggenstöcken ist Links Course schlicht der falsche Name, der Platz sollte Gibraltar Course heißen - meint man als ignoranter Deutscher zumindest, dem es egal ist, dass das britische Überseegebiet für viele Spanier ein Schandfleck auf der Landkarte ist.

Wenigstens aber werden die fragwürdigen Platzbezeichnungen in Alcaidesa konsequent durchgezogen, dann natürlich hat auch der zweite 18-Loch-Platz der Anlage, der Heathland Course, mit einem echten Heidelandplatz nicht viel gemein. Auch dabei handelt es sich um einen - abgesehen vom Namen - äußerst schmucken Resort-Platz, an dem es als Golfurlauber wenig zu kritisieren gibt. Im Gegensatz zu seinem großen Bruder verläuft das Routing des Heathland Course nicht in Richtung Meer, sondern in die entgegengesetzte Richtung in die Hügel des Hinterlands, was sowohl zwischen den Abschlägen und Grüns als auch zwischen einzelnen Spielbahnen zu veritablen Trekkingtouren mit vielen Höhenmetern führt. Ohne Golfcart lässt der Starter daher kaum einen Gast auf die Runde, es sei denn, eine überdurchschnittliche Kondition ist auf den ersten Blick ersichtlich. Als einziges Element des La Hacienda Alcaidesa Links Golf Resort wurden die 18 Löcher des Heathland Course bisher noch nicht von den Renovierungsarbeiten berührt. Die sollen jedoch in den kommenden Jahren folgen.

Die angenehmsten Orte der Welt: Heimvorteil: Trainingsplatz der nepalesischen Fußballnationalmannschaft
Heimvorteil: Trainingsplatz der nepalesischen Fußballnationalmannschaft
Die nach dem Umbau des Links Course noch übrig geblieben Millionen wurden zum einen in die Driving Range, die nun ebenfalls Tourqualität aufweisen kann, zum anderen in die Modernisierung des riesigen Clubhauses gesteckt. Dieses schneeweiße Gebäude auf einem der höchsten Punkte der Anlage würde architektonisch mit seinem kreisrunden Innenhof auch einem Bond-Bösewicht gut zu Gesicht stehen und bietet einen famosen Blick über die ersten Links-Course-Bahnen sowie ein Restaurant, wie man es auf Golfanlagen nur äußerst selten findet. Kein bisschen prätentiös kommen im stilsicheren Interieur des "Sal Verde" neben Clubhausklassikern auch von Manuel Berganza, dem jüngsten Spanier, der sich je einem Michelin-Stern erkocht hat, erdachte kulinarische Leckerbissen wie Seeteufel mit Boulangère-Kartoffeln, Broccolini in Bilbaína-Sauce und Retinto-Filet-Tatar mit knusprigem Kartoffel-Millefeuille auf den Tisch. Wer auch nach der Runde noch nicht genug vom Gibraltar-Felsen gesehen hat, kann sich zur Außenstelle des "Sal Verde", einer Beach-Bar unterhalb des Doppelgrüns der Löcher 5 und 13, kutschieren lassen, wo das Essen nicht weniger lecker ist.

Oberhalb der Beach-Bar sind längst die Fundamente für ein Fairmont-Hotel gegossen, dessen Soft-Opening keine zwölf Monate mehr auf sich warten lässt. Spätestens wenn dieser Luxustempel zu Ostern 2024 vollständig seine Pforten öffnet, wird das La Hacienda Alcaidesa Links Resort zu den ersten Golfadressen am Mittelmeer zählen, und dann kräht auch kein Hahn mehr danach, ob die Bezeichnungen Links und Heathland nun die besten Namen sind oder nicht.

 
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LA HACIENDA RESORT

Direkt über dem Signature Hole des Links Course entsteht zurzeit das 323 Zimmer und Suiten umfassende Fairmont La Hacienda Alcaidesa Links Golf Resort, das nach seiner geplanten Eröffnung zu Ostern 2024 genau die Art von Fünfsterneluxus bieten wird, den man von Fairmont-Hotels gewohnt ist. Wer es gerne etwas bodenständiger und preiswerter hat, kommt im von Landsleuten stets gut besuchten Aldiana Club Costa del Sol auf seine Kosten, der ebenfalls mit den Golfplätzen kooperiert. www.lahaciendagolf.com

Golfplätze in der Region

LA HACIENDA ALCAIDESA

LA HACIENDA ALCAIDESA

LINKS COURSE
18 Löcher, Par 72, 5.931 Meter

Avda. del Golf
11360 San Roque, Cádiz, Spanien
Tel. +34 956.791.040
www.lahaciendagolf.com

Greenfee
180 Euro (inkl. Cart)

Nach gerade abgeschlossener exzessiver Renovierung der Bunker und kompletter Neumodellierung der Grüns hat die aktuelle Erscheinungsform des Links Course mit dem Platz, der hier einst 1992 eröffnet wurde, nur noch das Routing gemein. Vom Tee bis zum Grün erwartet Spieler aller Güteklassen ebenso exzellentes wie entgegenkommendes Resort-Golf. Kaum kommt jedoch der Putter zum Einsatz, so wandelt sich der Platz von einer Wellness-Massage zum US-Open-ähnlichen Härtetest. Aber keine Sorge, malerische Spielbahnen führen knapp zwei Kilometer an der Küste entlang und entschädigen mit spektakulären Ausblicken für all die Drei-Putts.

Killerloch
Selbst weit gereisten Golfern wird auf der fünften Teebox die Kinnlade herunterklappen. Mit dem Felsen von Gibraltar und Nordafrika als Hintergrund ist das 499 Meter lange Par 5, dessen Fairway mindestens so abschüssig ist wie die Landezone einer Skiflugschanze, GolfPorn vom Feinsten.

LA HACIENDA ALCAIDESA

LA HACIENDA ALCAIDESA

HEATHLAND COURSE
18 Löcher, Par 72, 6.373 Meter

Greenfee
ab 75 Euro (inkl. Cart)

Gemessen an Heideland-Klassikern wie Walton Heath, Sunningdale oder Wentworth ist der Heathland Course in Alcaidesa natürlich ein latenter Etikettenschwindel. Doch das Routing von Designer Dave Thomas schlängelt sich zu Beginn und am Ende der Runde tatsächlich über ein Plateau hoch über dem Mittelmeer, das leichte Heideanklänge bietet. Hier sind die Fairways flach und breit und verzeihen so gut wie alles. Auf den Löchern 6 bis 16 mutiert der Platz allerdings zur achterbahnähnlichen Berg-und-Tal-Fahrt, die dank beeindruckender Tee-Shots garantiert lange in Erinnerung bleibt.

Killerloch
Das schwierigste Par des Platzes gilt es definitiv auf Loch 4, einem nicht enden wollenden Par 4, zu spielen. Mental dürfte allerdings Loch 14 für die meisten Urlaubsgolfer hier die größte Herausforderung darstellen: ein 178 Meter langes Par 3 mit einem schiffbaren Fluss als frontalem Wasserhindernis? Wow!

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