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Schleswig-Holstein – Teil 2

Am Wasser gebaut

Von Fritz Lüders, Fotos: Kai Weise, Fritz Lüders

Planlos treibe ich das alte Gefährt von Dorf zu Dorf, fahre im Zickzackkurs übers Land. Restaurants mit Namen wie "Storchenschnabel" lasse ich links liegen, ein "Petit Bistro" kommt mir nicht französisch, sondern spanisch vor, und als die Sonne am Horizont unterzugehen droht, bleibt mir nur noch ein Imbiss hinter der wohl letzten Tankstelle des Landes. Allerdings warnt mich selbst die Tankwartin vor den kulinarischen Fähigkeiten der Bude und somit bleibt mir kaum eine andere Wahl, als in Dänemark auf Pølser-Jagd zu gehen.

WASSER MARSCH!
Die Stimmung ist auf dem Zenit, als ich am nächsten Morgen von der Sonne geweckt werde, die Bulli-Tür aufschiebe, aufs Meer blicke, das zwei Meter vor meinem Bett blaugrau glitzert, und mich eine Startzeit im Sønderjyllands Golfklub erwartet. Grinsend kommen mir meine GolfPunk-Kollegen in den Kopf, die gerade in irgendwelchen Staus vor Stuttgart feststecken und bei Temperaturen nahe des Siedepunkts mit dem Autositz verschmelzen. Doch rächt sich meine Schadenfreude schmerzhaft, aber dazu später mehr.

Schleswig-Holstein:

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GRINSEND DENKE ICH AN MEINE GOLFPUNKKOLLEGEN, DIE GERADE IN IRGENDWELCHEN STAUS VOR STUTTGART FESTSTECKEN.
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Nur kurz hinter der deutsch-dänischen Grenze liegt der Sønderjyllands Golfklub, doch ist er kein Hybrid aus diesen zwei Nationen. Er ist typisch skandinavisch, was eine Rundreise durch den Norden noch abwechslungsreicher macht. Typisch skandinavisch - das sind futuristische Clubhäuser, wenig pompöses Getue der Gäste und Mitglieder, extrem faire Greenfee-Preise und dieser einzigartige dichte Nadelwald, der die top gepflegten Bahnen begrenzt.

Obwohl der Club nur ein paar verzogene Drives von der deutschen Grenze entfernt liegt, komme ich weder mit Deutsch noch mit Englisch weiter, als ein dänischer Damen-Flight wild auf mich einredet. Nach minutenlangen Missverständnissen weiß ich mir nicht anders zu helfen, als die Frauen ungefragt zu überholen, da sie mich wohl entweder durchwinken oder aber beleidigen wollen. Beides hätte zur Gestik und Mimik der Golferinnen gepasst, so wie ihr Klatschen nach meinem Monster-Slice die Situation ebenfalls nicht auflöst.

Schleswig-Holstein:
Der Platz macht Lust auf mehr Golf in Dänemark, doch mein Reiseziel ist nun mal Schleswig-Holstein und dazu zählt natürlich auch die deutsche Ostseeküste. Also fahre ich zurück gen Süden, und kaum grüßen mich die Landesgrenze und "der echte Norden", fängt es auch schon wieder an zu pladdern.

Im Sommer geht in Schleswig-Holstein deutschlandweit als Letztes das Licht aus. Im Juli kann man problemlos um halb elf den 18. Putt lochen. Leider bringt dieses Alleinstellungsmerkmal herzlich wenig, wenn tiefschwarze Wolkendecken die Sonnenstrahlen daran hindern, bis zur Erde durchzudringen. In meinem VW Bus gibt es kein künstliches Licht und somit bleibt mir nichts anderes übrig, als einsam im Dunkeln zu sitzen und die Regentropfen zu zählen, die durch das marode Aufstelldach in den Innenraum tropfen. Was würde ich jetzt dafür geben, in einem der Luxushotels in Baden-Württemberg zu liegen - auf einer großen, weichen Matratze, vor mir ein Fernseher so gigantisch wie die Windschutzscheibe meines Busses. Koste es doch, was es wolle! Nur gibt es jetzt kein Zurück mehr und deshalb überstehe ich die Nacht ebenso heroisch wie die kalte Außendusche am nächsten Morgen.

Schleswig-Holstein: Sangria war alle: Strand ist menschenleer
Sangria war alle: Strand ist menschenleer
Zwischen Nord- und Ostsee liegen in Schleswig-Holstein keine 80 Kilometer. Trotzdem ist das Bundesland gespalten. Die einen meinen, die Nordsee sei das bessere Meer. Begründung: Die Strände seien schöner und die Ostsee sei nicht die, sondern der Ostsee. Die andere Hälfte ist überzeugt, sie hätten den schöneren Blick, schließlich werde im Westen ja nur im Watt gebuddelt und mit Flensburg, Kiel und Lübeck seien auch die drei großen Städte an der "richtigen" Küste. Landschaftlich hat für mich beides seinen Reiz, doch sind die Straßen an der Ostsee für Spazierfahrer paradiesischer. Große, alte Bäume zieren meinen Weg nach Fehmarn, links blitzt immer wieder das Meer auf und Gutshöfe sowie Schlösser stehen in malerischer Kulisse.

Mein vierter und letzter Platz ist der Golfpark Fehmarn. "Die Sonneninsel", sagen die Einheimischen. Doch selbst auf ihrer Insel scheint die Sonne nicht, was jedoch von Vorteil ist, schließlich können die ausgetrockneten norddeutschen Fairways jeden Regentropfen gut gebrauchen. Obwohl die Regentage während meiner Reise laut Einheimischen die einzigen seit Wochen gewesen seien, ist der Golfplatz in einem unglaublichen Zustand. Kein brauner Fleck ist zu sehen. "Das liegt an unserem nachhaltigen Bewässerungssystem", verrät mir einer der Betreiber. "Vom angrenzenden Campingplatz sammeln wir das Abwasser, bereiten es auf und befeuchten unsere Fairways. So werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen." Aber das ist nicht der einzige Vorteil: Der Platz liegt auf einer schmalen Landzunge, weshalb man von fast allen Grüns die Ostsee sieht. Des Weiteren steht auf der Driving Range ein Segelboot, als hätte Francesco Schettino das Steuer gehalten, und ist zum Abschießen mit Golfbällen freigegeben. Zu guter Letzt bietet der Golfpark Fehmarn gleich sechs Par 3 (!) auf seinem Par-72-Kurs.

Mit dem finalen gelochten Putt ist für mich die Zeit im "echten Norden" abgelaufen und ich mache mich auf den Weg zurück nach Hamburg. Oder wie jemand aus Schleswig- Holstein sagen würde: zurück nach Norditalien.

 

Golfplätze in der Region

NORDSEE-GOLFCLUB ST. PETER-ORDING

NORDSEE-GOLFCLUB ST. PETER-ORDING

9 Löcher, Par 36, 2.870 Meter

Adresse
Eiderweg 1
25826 St. Peter-Ording
Tel. +49 (0)4863.3545
www.ngc-spo.de

Greenfee
18 Loch: 45 Euro (Mo.- Fr.), 50 Euro (Sa.- So., Feiertage); 9 Loch: 35 Euro (Mo.- Fr.), 40 Euro (Sa.- So., Feiertage)

Ein Clubhaus, das aussieht wie ein Leuchtturm, die Nordsee in Sichtweite und Schafe in den Dünen: Wer in Deutschland echtes Links-Golf sucht, der wird in St. Peter-Ording fündig. Leider ist die Runde mit nur neun Löchern zu schnell beendet. Doch es gibt bereits Pläne, die Anlage auf einen 18-Loch-Kurs auszubauen. Wann es so weit sein wird, ist noch nicht bekannt. Solange gilt: abwarten und Scholle essen.

Killerloch
Die Bahnen 1 und 5 teilen sich die Teebox hoch oben in den Dünen. Allerdings ist der Blick, wenn man diese zum zweiten Mal betritt, am besten. Am Horizont zwischen den großen Dünen wartet das leuchtende Grün und bringt jede Menge Schottland-Feeling nach Norddeutschland.
www.ngc-spo.de

GOLF CLUB GUT APELDÖR BIG APPLE

GOLF CLUB GUT APELDÖR BIG APPLE

18 Löcher, Par 72, 6.002 Meter

Adresse
Apeldör 2
25779 Hennstedt
Tel. +49 (0)4836.99600
www.apeldoer.de

Greenfee
Hotelgäste: 59 Euro (Mo.- Fr.), 69 Euro (Sa.- So., Feiertage); Standard: 69 Euro (Mo.- Fr.), 79 Euro (Sa.- So., Feiertage)

"Von Valderrama nach Apeldör, das ist fast, als hätte Sir Norman Foster nach der gläsernen Reichstagskuppel in Berlin eine Sporthalle in Heide entworfen", schreiben die "Kieler Nachrichten" über den Platz kurz vor Nordfriesland. Doch hat Apeldör den großen Vorteil, dass man hier für einen Fünftel des Preises spielt und statt Tortilla anschließend einen grandiosen Apfelkuchen essen kann. Auch speziell: Die Bahnen 10 und 18 sind mit Flutlicht ausgestattet und leuchten selbst dann noch hell, wenn die Sonne hinter den letzten Baumkronen verschwunden ist.

Killerloch
Richtig Welle macht gleich die dritte Bahn, die aussieht wie die Nordsee bei Sturm. Große Wogen zieren das Fairway - ein optischer und spielerischer Leckerbissen. Wer hier jedoch immer wieder am Hang liegt, wird seekrank.
www.apeldoer.de

SØNDERJYLLANDS GOLFKLUB

SØNDERJYLLANDS GOLFKLUB

18 Löcher, Par 71, 5.822 Meter

Adresse
Golfbanevej 3
6360 Tinglev, Dänemark
Tel. +45 74.687525
www.sdj-golfklub.dk

Greenfee
Wochentage: 40 Euro, Wochenende und Feiertage: 54 Euro

Obwohl die deutsche Grenze nur einen Steinwurf entfernt liegt, ist dieser Golfplatz so skandinavisch wie Hot Dogs, Kreisverkehre und Holzhäuser. Ein modernes Clubhaus wie aus einem Science-Fiction-Film der 80er-Jahre, dichte Nadelwälder und harte, aber perfekt gepflegte Grüns und Fairways sorgen für den dänischen Charme. Hast du was zu Hause vergessen? Macht gar nichts! Der Pro-Shop im Sønderjyllands Golfklub ist besser ausgestattet als ein fünfstöckiger Karstadt.

Killerloch
Das Beste zum Schluss: Spielbahn 18 beginnt durch eine enge Waldschneise, verläuft vorbei an Gewässern bis zu einem Grün, das gefährlich nah am Hang liegt und von einem Miniatur-Stonehenge beendet wird.
www.sdj-golfklub.dk

SØNDERJYLLANDS GOLFKLUB

GOLFPARK FEHMARN

18 Löcher, Par 72, 5.770 Meter

Adresse
Wulfener Hals Weg 80
23769 Fehmarn
Tel. +49 (0)4371.6969
www.golfpark-fehmarn.de

Greenfee
Regulär: 60 Euro, vor 8:30 Uhr: 35 Euro, nach 15 Uhr: 40 Euro

Zwei Dinge faszinieren bei einer Runde Golf besonders: Par-3-Löcher und Meerblick. Im Golfpark Fehmarn gibt's beides satt. Fast von jeder Teebox und jedem Grün der 18 Bahnen sieht man die Ostsee. Schuld ist die Lage des Platzes auf einer schmalen Landzunge im Südosten der Insel. Obwohl der Platz eine Standardvorgabe von 72 Schlägen hat, stehen sechs Par 3 auf dem Speiseplan. Wohl bekomm's!

Killerloch
Schöne Par 3 gibt es auf Fehmarn zuhauf, doch stellt das zweite (Loch 4) alle seine Kollegen in den Schatten. Mit Blick auf die Fehmarnsundbrücke, die Ostsee sowie blühende Felder werden die 160 Meter zu den schönsten, die du die letzten Monate Hinter der Mauer gegangen bist. Versprochen!
www.golfpark-fehmarn.de

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