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Schwinger Club Vol. 34

Robin Schulz

Von Jan Langenbein, Fotos: Mike Meyer

Auf den Fairways ist der Superstar-DJ aus Osnabrück noch Rookie, doch sein Style ist längst absolut majortitelverdächtig.

Vor die Wahl gestellt, was ihm lieber wäre, einen Grammy zu gewinnen oder ein Hole-in-One auf seinem Lieblings-Par-3 zu spielen, zögert Robin Schulz keine Sekunde mit der Antwort: "Da muss ich ganz klar sagen: einen Grammy gewinnen. Es gibt keine größere Auszeichnung in der Musikbranche und das wäre ein Traum." Klare Sache, Robin Schulz ist Realist. Schließlich stehen die Chancen auf ein Hole-in-One für einen Amateurgolfer bei etwa 12.500 zu 1, wohingegen Robin am Grammy bereits geschnuppert hat, als er 2015 mit seinem Remix von "Waves" für den begehrtesten aller Musikpreise nominiert war. Die Wahrscheinlichkeit, das begehrte goldene Grammofon irgendwann einmal überreicht zu bekommen, ist für den 31-Jährigen also tatsächlich besser, als ein Ass zu schießen. Vor allem wenn man Welt-Hits in einer derartigen Frequenz vom Stapel laufen lässt, wie Robin Schulz es vermag.

Seit Robin 2014 quasi über Nacht zum erfolgreichsten deutschen Musik-Act der letzten 20 Jahre wurde, fand sein Leben praktisch ausschließlich auf Tour statt. Mehrere Gigs pro Tag, Award-Shows und Videodrehs auf unterschiedlichen Kontinenten - da kam schnell ein Flugmeilenkonto zusammen, mit dem selbst Tiger Woods nicht mithalten kann. Kein Wunder, dass zwischen all der Hektik, den Terminen und den endlosen Nächten in Clubs und bei Festivals auch ein Ruhepol nötig wurde - und was würde sich dafür besser eignen, als zum Golfschläger zu greifen? "Das erste Mal einen Golfschläger in der Hand hatte ich vor ein paar Jahren auf Tour in den USA. Ich glaube, das war in Orlando. Wir waren für ein paar Tage in einem Resort untergebracht, das eine riesige Golfanlage hatte. Ich wollte zu der Zeit schon immer mal ausprobieren zu golfen, also dachten wir uns: wann wenn nicht jetzt?"

Sportlicher Ehrgeiz oder - noch schlimmer - soziales Prestige waren damals nicht der Antrieb, den Schritt aufs Grün zu versuchen, sondern die Suche nach Ausgleich: "Ich bin definitiv ein Entspannungsgolfer, wenn man das so sagen kann. Ich schalte dabei unheimlich gerne ab. Golf ist wirklich ein toller Sport, um den stressigen Alltag hinter sich zu lassen. Mein Können ist sehr verbesserungsfähig, um es vorsichtig auszudrücken. Ganz klar, ich muss Stunden nehmen."

Schwinger Club Vol. 34: Eindeutige Regel: Bälle spielen, wie sie liegen
Eindeutige Regel: Bälle spielen, wie sie liegen

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MEINE GOLF-OUTFITS SIND IMMER DABEI. WENN SICH EINE GELEGENHEIT ERGIBT, DANN BIN ICH BEREIT. SCHLÄGER KANN MAN SCHLIESSLICH IMMER IRGENDWIE AUFTREIBEN.
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Beim Golf wie auch in der Musik ist Robin absoluter Autodidakt. Ausgestattet mit rudimentärster Technik bastelte er bereits als Teenager an Tracks und hatte mit 17 den ersten Gig in seiner Heimatstadt Osnabrück - ohne irgendeine Gage, versteht sich. Diese Zeiten sind seit 2014 und sechsstelligen Beträgen für Headliner-Auftritte bei Baden größten Electronic-Festivals der Welt und einer Residency im "Ushuaïa" auf Ibiza längst vorbei. Doch weder an seiner Arbeitsweise noch an seiner unermüdlichen Arbeitsmoral hat er, seit er den Sprung vom DJ zum Popstar bereits vor Jahren geschafft hat, auch nur die kleinste Kleinigkeit geändert.

Wie Kraftwerk in den 70ern und 80ern und Sven Väth in den 90ern schaffte es auch Robin Schulz, mit Soundtüfteleien made in Germany seinen ganz eigenen Stil zu kreieren. Robins Kling-Klang-Studio hieß Fruity Loops und sein "Cocoon Club" war das längst geschlossene "Dekadenz" in Osnabrück. Als im positiven Sinne Musikbesessener schraubte er unermüdlich zunächst an einem antiquierten Pentium-3-PC und später an einem von seiner Freundin mitfinanzierten MacBook Pro an seinen Tracks und hatte seinen mittlerweile legendären Vorgängern aus Düsseldorf und Frankfurt gegenüber ein Ass im Ärmel: das Internet. Über Soundcloud schickte er seine ersten Hits "Same" und "Sunset" rund um den Globus und baute sich so schnell ohne die Hilfe einer Plattenfirma quasi aus der eigenen Bude eine nicht nur riesige, sondern auch unglaublich loyale internationale Fangemeinde auf. "Einen Plan B hatte ich nicht", verriet er dem "Stern" vor zwei Jahren. Doch der war zum Glück auch nicht nötig, denn Robin Schulz' Gespür für Melodien und die Wünsche des Publikums sind unerreicht. 2014 landete er mit "Prayer in C" den Sommerhit des Jahres und die Single hat sich mittlerweile zum erfolgreichsten internationalen Hit eines Künstlers aus Deutschland der Musikgeschichte entwickelt.

Schwinger Club Vol. 34: Dekadent: Golfcart mit integriertem Billardtisch
Dekadent: Golfcart mit integriertem Billardtisch
Während unseres Fotoshootings weicht die Sonnenbrille kein einziges Mal von seiner Nase, doch die Vermutung, das könnte ein geschicktes Kaschieren der Spuren langer Partynächte sein, wird schnell entkräftet. "Damit fühle ich mich wohler. Die Sonnenbrille ist so eine Art Schutzschild für mich." Interviews zu geben und Medienarbeit zählen nicht zu den Lieblingsdisziplinen des Robin Schulz. Auch wenn er alles andere als ein Einzelgänger ist, lässt er lieber seine Musik als Aussage im Raum stehen. Erklärungen seinerseits bedarf es dazu seiner Meinung nach nicht.

Bei einem gerade auf den Golfgeschmack gekommenen Musikverrückten liegt die Frage nahe, ob während einer Golfrunde mit Robin Schulz elektronische Beats aus dem Golfcart den Golfplatz beschallen. Doch danach besteht kein Bedarf. "Ehrlich gesagt ist Golf eine der wenigen Beschäftigungen, bei denen ich mal keine Musik höre. Ich unterhalte mich dann lieber mit meinem Golfpartner oder den Leuten, die uns während einer Runde begleiten. Ich habe auch keine festen Golfpartner, da mein Kalender das gar nicht zulassen würde, sondern ich spiele meistens, wenn auf Tour Zeit dafür ist. Mein Tourmanager muss deshalb oft als Partner herhalten und auch meine Freundin kommt ab und zu mit."

Während einer solchen Tour rund um den Globus reist ein DJ wie Robin Schulz im Gegensatz zu einer ähnlich erfolgreichen Rockband mit vergleichsweise leichtem Gepäck. Seinen Laptop, ein paar externe Festplatten und Klamotten - mehr benötigt Robin nicht, um weltweit Hallen zu füllen. Platz für Golfschläger? Fehlanzeige. "Meine Golf-Outfits sind aber immer dabei. Wenn sich eine Gelegenheit ergibt, dann bin ich bereit. Schläger kann man schließlich immer irgendwie auftreiben."

Schwinger Club Vol. 34: Knif
Knif
Bei unserem Fotoshooting bei ihm zu Hause wird es Zeit für den finalen Outfit-Wechsel und der petrolfarbene Anzug samt Gucci-Slipper wird gegen einen Versace-Bademantel getauscht. Unsere Behauptung, Golf sei die einzige Sportart, bei der man sich dem eigenen Geschmack entsprechend gut anziehen könne, während man sie ausübt, bringt Robin zum Grinsen und er nickt zustimmend. "Das stimmt jedoch. Ich mag den klassischen Golf-Look allgemein sehr gerne. Eine sportliche Eleganz, bei der man auch mal was ausprobieren kann. Persönlich bin ich da sehr offen und versuche, verschiedene Outfits zu tragen und auch mal was zu riskieren."

Als die Bilder im Kasten im Kasten sind lesen wir uns auf der Autobahn Richtung Heimat die Followerzahlen von Robins Social Media Seiten vor. 2,6 Millionen Abonnenten zählt sein Youtube-Kanal, mehr als 1,7 Millionen haben auf Robins Facebook- Seite auf "Gefällt mir" geklickt und bei Instagram folgen ihm 560.000 Fans. Das sind Zahlen auf Tiger Woods und Rickie Fowler Niveau. Robin ist währenddessen garantiert bereits wieder auf dem Weg nach Tokio, São Paulo oder Ibiza um zigtausende Feierwütige in Ekstase zu versetzen. Lange nach uns, aber irgendwann hat heute auch Superstar und Workaholic Robin Schulz Feierabend und zurück im Hotelzimmer wird dann durch die Kanäle gezappt bis sich etwas findet was das reizüberflutete Gehirn wieder auf Normalbetrieb herunterfährt. Das kann alles Mögliche sein, nur kein Profigolf wie er zum Abschied grinsend zugab. "Wenn Golf läuft wird eher weitergezappt! Ich bin nicht so der Golf-Beobachter, mir macht es viel mehr Spaß selber zu spielen." Jede Wette: ein Besuch beim Ryder Cup und die Sache würde ganz anders aussehen.

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