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Golfboom 2020 – Teil 2

Platz: voll, Lager: leer

Von Tim Southwell

Leer gefegte Lager


Das Luxusproblem ausverkaufter Schuhmodelle kennt auch Michael Waack, Chef der Golfsparte von Ecco: "Einige Modelle? Unsere Lager sind leer gefegt..." Damit war im April 2020 nun wirklich nicht zu rechnen. "Nahezu alle unserer Kunden weltweit stornierten ihre Bestellungen, was uns vor große logistische Probleme stellte, denn viele dieser Schuhe waren bereits produziert und im Container auf dem Weg nach Asien oder nach Amerika." Die Lieferungen der neuen Sommerkollektion strandeten vor verschlossenen Pro-Shops und Einkaufszentren, da während des Lockdowns niemand vor Ort war, um die Ware anzunehmen. Infolge all dieser Warenrückläufe saßen die Dänen zu Beginn der Golfsaison auf einem gigantischen Berg frisch produzierter Schuhe und mussten sogar zusätzliche Lagerflächen anmieten, um der Situation Herr zu werden.

"Doch zum Glück öffneten die Golfplätze in Dänemark und Schweden früher wieder als in Deutschland und es war schnell abzusehen, dass sich der Totalstillstand auch wieder ins Gegenteil umdrehen kann. Natürlich wurden zu Beginn des Lockdowns in der gesamten Golfindustrie weitreichende Entscheidungen getroffen, die viele heute gerne wieder rückgängig machen würden." Bei den Produktionsabläufen eines global agierenden Unternehmens mit seinen sechsmonatigen Fertigungsplänen und Millionen produzierter Schuhe eine Vollbremsung hinzulegen wäre ohnehin nicht möglich gewesen. "Wir hatten das Glück, dass viele unserer Modelle mehrere Jahre im Sortiment bleiben. Daher konnten wir die Produktion von Schuhen wie dem Biom H3, Cool Pro oder S-Three nahezu unverändert weiterlaufen lassen, da wir uns sicher sein konnten, diese Ware nach Ende der Quarantänezeit, wann immer sie auch kommen sollte, verkaufen zu können", erinnert sich Waack an den Beginn des Lockdowns im Ecco-Hauptquartier.

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Was den Verkauf angeht, haben wir unsere Ziele für 2020 erreicht. Im April schien das noch völlig utopisch. Die Lager sind leer, die Händler können zu einer vernünftigen Marge verkaufen - und die brauchen sie auch, schließlich haben sie im ersten Halbjahr 2020 so gut wie überhaupt kein Geld verdient.
Michael Waack
Ecco Golf
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Mehrverkäufe von 250 Prozent, wie sie TrendyGolf zu verzeichnen hat, können die Produzenten der Waren selbstverständlich nicht verzeichnen, schließlich wurde für diese Saison nicht mehr produziert als geplant, doch allein die Tatsache, dass bei vielen Schläger- und Equipment-Herstellern die Lager mittlerweile leer sind, ist ein Segen für die Golfindustrie, mit dem vor sechs Monaten niemand gerechnet hätte. "Was den Verkauf angeht, haben wir unsere Ziele für 2020 erreicht. Im April schien das noch völlig utopisch. Die Lager sind leer, die Händler können zu einer vernünftigen Marge verkaufen - und die brauchen sie auch, schließlich haben sie im ersten Halbjahr 2020 so gut wie überhaupt kein Geld verdient." Dass die Industrie den gesamten Rückstand der Lockdown-Phase im Sommer 2020 wieder aufgeholt hat, erklärt Michael Waack mit einem einzigen Satz: "Der Juli war sicher der erfolgreichste Monat, seit ich bei Ecco Golf bin, und das sind mittlerweile 20 Jahre."

Ob Golf die unerwartete Position in der Spitzengruppe der boomenden Freizeitbeschäftigungen 2020 auch im nächsten Jahr behaupten kann, wird sich zeigen. Insbesondere die jungen Spieler zwischen 18 und 25 erwiesen sich bisher als nur äußerst schwer zu gewinnende Zielgruppe, schließlich bieten sich Jugendlichen heute unendliche Alternativen, die allesamt weniger Zeit und vor allem weniger Taschengeld fressen. Doch all die neuen Gesichter, die im Moment die Fairways bevölkern, liefern der Golfindustrie einen mächtigen Schub. Die Herausforderung besteht nun darin, diese bei der Stange zu halten, besonders wenn wieder Normalität einkehrt.

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Während die Herbsttage nun immer kürzer wurden, rechnete ich täglich damit, dass mein Sohn und seine Buddys im Alter um die 20 beim Gedanken an eine Golfrunde in alles anderem als gemütlichen Wetter- und Platzbedingungen pikiert die Nase rümpfen würden. Doch weit gefehlt. Selbst bei Regenwetter spielten wir bisher mindestens zweimal die Woche, und wenn es einen Bremsklotz in unserer neuen Golfclique gab, dann war ich das. Heute Vormittag poppte die wohl hässlichste Nachricht auf den Bildschirmen unserer Smartphones auf, die man sich nur vorstellen kann: "Platz gesperrt wegen überfluteter Grüns. Nächstes Update Donnerstag 6:30 Uhr". Autsch! Eine Platzsperre ist so ziemlich das Einzige, was uns im Moment stoppen kann. Es wird Zeit, die 14-Tage-Wettervorhersage zu studieren.

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