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Interview – Teil 2

Auferstanden aus Ruinen

Von Jan Langenbein

Sizilien lag weitab der bekannten Golf-Hotspots und hatte keine Golfinfrastruktur zu bieten. Hat das die ursprünglichen Bauarbeiten sehr erschwert?
Das war eine echte Herausforderung. Zunächst einmal musste eine qualifizierte Crew auf Sizilien gefunden werden und einen großen Teil des nötigen Equipments brachte unsere französische Baufirma tatsächlich mit auf die Insel. Beim Redesign war das Fundament für einen Golfplatz schon gegeben, was es deutlich einfacher gestaltete. Unsere Shaper David Smith und Theo Travis sind wahre Künstler auf Baggern und Bulldozern, ein wichtiger Bestandteil im Prozess, unsere Designs von Zeichnungen in die Wirklichkeit zu übertragen.

Du hast Golfplätze in allen Ecken der Welt entworfen und gebaut. Unterscheidet sich die Arbeitsweise dabei von Kontinent zu Kontinent?
Selbstverständlich. Als Designfirma arbeiten wir international und kooperieren dabei natürlich auch mit den nationalen Golfverbänden und die Unterschiede sind, wie man sich vorstellen kann, immens. Auf Sizilien forderte der italienische Golfverband zum Beispiel, dass wir Bermudagras verwenden. Unsere Wahl fiel auf eine andere Grassorte, denn Sizilien ist zwar warm, aber das Klima dort nicht wirklich heiß. Dabei ging es um den Wasserverbrauch. Wir konnten allerdings das Argument vorbringen, dass wir lediglich das Wasser aus dem Fluss verwenden, bevor es ins Meer fließt und ohnehin zu Salzwasser wird. Wir nehmen mit diesem Golfplatz also niemandem die Wasserressourcen.

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Die anspruchsvollen Grüns und das elegante neue Bunker-Design erfordern jedoch, den Drive auf bestimmte Stellen der riesigen Fairways zu schlagen, um machbare Pitches zur Fahne zu haben.
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Wie oft spielst du selbst Golf?
Auf jeden Fall nicht genug. [lacht] Letzten Freitag haben wir als Firma am Turnier der amerikanischen Landschaftsarchitekten hier in Kalifornien teilgenommen und sogar gewonnen. Die Stimmung im Büro ist deshalb gerade blendend. Irgendwann hatte ich mal ein Handicap von 2. Besser ist es nie geworden und das ist auch schon eine ganze Weile her. [lacht]

Wie bist du damals überhaupt zum Golfplatzdesign gekommen?
Ich habe früh angefangen, Golf zu spielen, und schnell ein Interesse am Golfplatzdesign entwickelt. An der Kansas State University habe ich deshalb Kurse für Landschaftsarchitektur und Turf Management besucht. Alles Dinge, die nützlich waren, um es später ins Golfdesign-Business zu schaffen. Nach dem College bekam ich einen Job in Robert Trent Jones' jr. Firma in Palo Alto, was ursprünglich der Westküstenableger von Robert Trent Jones senior war. Ich hätte mir keinen besseren Start als Golfplatzarchitekt wünschen können.

Wann war das letzte Mal, dass dich ein Golfplatz, den du nicht kanntest, wirklich überrascht hat?
Oh, gute Frage. Es ist zwar schon lange her, aber dazu fällt mir ein, wie ich immer wieder von diesem kleinen Club in Paris nördlich des Charles de Gaulle Airport gehört hatte. Als ich dann irgendwann in Paris war, fuhr ich diese witzige Straße entlang, die an einem unscheinbaren Metalltor endete. Aus der Gegensprechanlage krächzte eine kaum zu verstehende Stimme, die natürlich ausschließlich Französisch sprach. Dann ging das Tor auf und ich stand am ersten Abschlag von Morfontaine. Das war großartig. Und noch besser war, dass wir Jahre später dieses sensationelle Originaldesign von Tom Simpson aus dem Jahre 1927 restaurieren durften.

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