Featured StoriesFeatured Stories

Bernhard Langer

Sein letztes Masters

Von Rüdiger Meyer, Fotos: Stefan von Stengel, Getty Images

Bernhard Langer teet heute zum 41. und letzten Mal beim Masters in Augusta National auf. Wir haben mit dem besten deutschen Golfer aller Zeiten exklusiv über seinen Abschied und seine besondere Beziehung zum Masters gesprochen: seine beiden Siege, seine Rekorde, seine Kleidungswahl, seine Champions Dinner, seine Probleme mit dem Grünen Jackett - und einen Fauxpas, der ihm eine Rüge von Augusta National eingebracht hat.

Golf Punk: Heutzutage hat man von Augusta National gefühlt jede Ecke schon mal auf Fotos und im TV gesehen. Als Sie damals zum Ersten mal dort gespielt haben, war das noch anders. Wussten Sie, was Sie erwartet?

Bernhard Langer: Ich hatte überhaupt keine Ahnung. Ich habe die Jahre davor ein bisschen was im Fernsehen gesehen und wusste, dass die Grünen schnell sind und onduliert. Aber wenn man es in Natur sieht, puttet es sich noch viel verrückter. Ich kann mich heute noch genau erinnern. Ich habe bei meinem ersten Masters den Cut um einen Schlag verpasst und ich hatte elf Drei-Putts auf 36 Löchern. Wahnsinn! Elf Drei-Putts und ich war nur elf Schläge hinter dem Führenden. Ich hatte solche Grüns noch nie erlebt, in Europa gab es das eigentlich nicht. Was ich toll fand, war, dass es kein Rough gab. Ganz anders wie bei der US Open, wo ja alles eng und überall Rough war. Beim Masters gab es in den 1980er Jahren ja nur breite Fairways und Bäume.

Golf Punk: Als Sie 1982 Ihr erstes Masters gespielt haben, war es für Europäer relativ schwierig reinzukommen…

Bernhard Langer: Es gab eine Einladung.

Golf Punk: Wie wurde die ausgesprochen?

Bernhard Langer: Es war eine automatische Einladung für den Sieger der European Money List, die habe ich 1981 gewonnen. 81. Und wenn man Zweiter wurde, wurde man meistens nicht eingeladen. Es ging immer nur um die erste Position.

Golf Punk: Die Nummer de Caddies richtet sich ja danach, wer sich wann vor Ort einschreibt. Haben Sie jemals versucht, eine spezielle Glücksnummer zu bekommen?

Bernhard Langer: Ich bin nicht abergläubisch und somit war mir das auch immer vollkommen egal.

Golf Punk: Ganz lustig ist die Zahl ist bei ihnen in den Jahren immer höher geworden. Das heißt am Anfang. Pete Coleman hatte meistens etwas um 9 oder 11, mit Russ Holden ging es in die 30er und mit Terry Holt in die 40er. Liegt es daran, dass sie mit der Zeit den Platz so gut kannten, dass sie nicht mehr so früh nach Augusta kommen mussten?

Bernhard Langer: Das denke ich mal. Mit den Jahren habe ich den Platz ja immer öfter gespielt und kannte mich natürlich besser aus. Und dann bin ich nicht mehr schon am Samstag sondern erst am Sonntag angereist und ab und zu sogar erst am Montag.

Golf Punk: Nachdem sie 1982 den Cut knapp verpasst haben, haben Sie es 1984 ins Wochenende geschafft und 1985 kam dann gleich der Sieg. Seit dem Zweiten Weltkrieg gibt es nur zehn Spieler, die in ihren ersten drei Versuchen das Masters gewonnen haben. Wie konnten Sie sich Augusta National so schnell anpassen?

Bernhard Langer: Nachdem ich den Cut verpasst hatte, habe ich mir Notizen gemacht und mir gesagt: "Wenn du das nächste Mal da bist, musst du dich mehr darauf konzentrieren, wo die zweiten Schläge auf den Grüns hinmüssen." Und natürlich mehr Putten und Chippen üben. Und das ging dann 1984 schon wesentlich besser. Aber insgesamt habe ich mich sehr wohl gefühlt in Augusta, das kam mir mehr entgegen wie ein US Open Platz. Auf denen habe ich immer schwergetan, aus dem Rough zu schlagen. Das habe ich nie gelernt, weil wir das in Europa zu dem Zeitpunkt nicht kannten. Aber in Augusta hatte ich immer das Gefühl, der Platz liegt mir. Bei vier bis fünf Abschlägen musste man den Ball von rechts nach links bewegen, also mit Hook oder Draw. Das konnte ich. Daher habe ich das Gefühl gehabt, ich ich kann da um den Sieg mitspielen. Ich muss nur gut putten.

Golf Punk:Das heißt dieses Gefühl, dass der Platz ihnen liegt, hatten Sie schon 1982 beim ersten Mal?

Bernhard Langer: Ja. Ich war auch ein guter Eisenspieler. Und Augusta ist, glaube ich, mehr ein Platz für die zweiten Schläge, nicht unbedingt den Abschlag.

Golf Punk: Als Sie 1985 in der Schlussrunde in die Amen Corner gegangen sind, hatte Curtis Strange vier Schläge Vorsprung. Waren Sie immer noch zuversichtlich, dass Sie das gewinnen können?

Bernhard Langer: Ja, ich wusste, dass es möglich ist, aber zuversichtlich ist vielleicht das falsche Wort. Ich habe versucht, die Leaderboards gar nicht anzuschauen. Ich wollte einfach eine tolle Runde spielen. Aber als ich nach den ersten neun Löchern vom neunten zum zehnten Abschlag ging, habe ich gesehen, dass ich vier Schläge hinter Curtis liege und mir vorgenommen, die zweiten Neun so aggressiv wie nur möglich zu spielen. Mir war klar, ich muss 4, 5 oder 6 unter Par spielen, um überhaupt eine Chance zu haben. Zumal ja auch noch Seve und Raymond Floyd mit dabei waren. Und das ist mir dann gelungen. Ich habe, glaube ich, fünf Birdies auf den nächsten acht Löchern gemacht und Curtis hat zweimal ins Wasser gehauen. Und als ich am 17. Grün das nächste Mal aufs Leaderboard schaute, war ich zwei Schläge in Führung. Ich hatte so etwas aber fast geahnt. Man hat ja so ein Gespür für die Zuschauer. Ich habe hinter mir so oft so "Hm" oder "Ah" hinter mir gehört, da wusste ich, da ist irgendwas passiert.

Golf Punk: Haben Sie sich die Schlussrunde jemals angeschaut?

Bernhard Langer: Ja, das habe ich. Wir haben ein Tape bekommen vom Club oder von CBS und das habe ich mir schon ein paar Mal angeschaut. Auch für die Zukunft, um eben zu sehen, was da alles passiert ist, wie der Putt rollt und so weiter. Man prägt sich das ja ein.

Golf Punk: Auf der 18 sind sie im Grünbunker gelandet und mit Bogey vom Loch gegangen. Als der Putt nicht reingegangen ist, haben Sie scherzhaft auf den Ball geschossen. Das wirkte fast so, als ob sie trotz des Bogeys relativ sicher waren, dass es reichen könnte.

Bernhard Langer: Sagen wir es mal so: Prozentuell hatte ich sehr hohe Chancen. Curtis Strange war der einzige, der es mir noch wegnehmen hätte können und er hätte dafür die 18 in Birdie spielen müssen. Das war nicht einfach mit der Fahnenposition. Ich glaube, er hat dann auch einen Bogey gemacht.

Golf Punk: Seve hat an der 18 den Arm um sie gelegt, als Sie vom Grün gegangen sind. Wahrscheinlich wissen Sie nicht mehr, was er gesagt hat, oder?

Bernhard Langer: Es ging los an der 17, wo ich das Birdie gemacht habe und zwei Schläge Vorsprung hatte. Von der 17 zum 18. Abschlag sind es 50 Meter und da klopfte er mir auf die Schulter und hat gesagt: "Bernhard, Congrats. This is your victory. Enjoy it." Und mein erster Gedanke war: "Noch habe ich nicht gewonnen. Ich muss noch eins der Schwersten Löcher spielen, weil die 18 ist ja furchtbar eng.

Golf Punk: Sie haben sich also auf der 18 noch keine Gedanken über den Sieg gemacht?.

Bernhard Langer: Nein, das sollte man nicht tun. Ich habe diesen Fehler am Anfang meiner Karriere schon ein, zweimal gemacht. Als ich 19 war habe ich bei der Irish Open geführt, das war ein Riesenturnier. Da habe ich gedacht: "Was machst du jetzt mit dem Preisgeld? Und was sagst du bei der Preisverteilung?" Drei Löcher später habe ich nicht mehr geführt, weil mein Kopf woanders war.

Golf Punk: Im Januar 1985 erschien in der Los Angeles Times ein Porträt über sie mit dem Titel "Red Baron Attacks US Golftour". Als sie im April dann das Masters gewonnen haben, trugen Sie komplett rot. War das Zufall? Oder auch ein bisschen diesem Artikel und dem damit verbundenen neuen Spitznamen geschuldet?

Bernhard Langer: Das war Zufall. Ich bekomme ja Kleidung von Bogner. Jedes Jahr so 20 oder 30 verschiedene Hemden und 10 oder 15 Hosen, die ich dann kombinieren kann. In dem Jahr waren es sehr grelle Farben, die Woche darauf hatte ich bei meinem Sieg in Hilton Head ein gelbes Outfit. Das Masters war halt ganz in Rot. Rot ist eine aggressive Farbe und ich wollte das Turnier gewinnen. Ich fand, das sah gut aus. Allerdings sah es natürlich mit dem grünen Jackett wiederum nicht so toll aus. Die Amerikaner sagten ich sehe aus wie ein Weihnachtsbaum.

Golf Punk: Haben Sie danach darauf geachtet, wenn Sie Siegchancen hatten, dass das Outfit zum grünen Jackett passt? Ich glaube, Fred Couples hat so etwas 1993 bei der Siegerehrung dann gesagt.

Bernhard Langer: Ja, das habe ich. 1993 als ich vier Schläge Vorsprung hatte, habe ich dann ein gelbes Hemd getragen und eine grüne Hose, was zu dem grünen Jackett besser passt. Wobei. Tiger Woods trägt ja auch dauernd rote Hemden am Sonntag.

Golf Punk: Wenn jemand das erste Mal das Grüne Jackett bekommt, wird eines aus dem Fundus genommen, das eine ähnliche Größe hat. Und anschließend bekommt man ein eigenes. Wie läuft das da ab? Hat Augusta da einen speziellen Schneider für wo sie hingehen müssen?

Bernhard Langer: Nein, das habe ich nie gemacht. Die haben auch nie richtig gepasst, muss Ich sagen. Einmal hatte ich drei Jacketts in meinem Spind, weil keines so richtig gepasst hat. Das Lustige war, Olazábal hat einen Locker neben mir und ich habe aus Spaß zu ihm gesagt lass mich mal dein Jackett probieren. Das passte viel besser wie meine.

Bernhard Langer:
Golf Punk: Ja. Sie haben damals beim ersten Masters ein Preisgeld von 126.000 $ gewonnen. Für den zweiten Platz im letzten September auf der Champions Tour, gab es 50 Prozent mehr. Hätten Sie damals gedacht, dass ich Preisgelder im Golf so entwickeln kann?

Bernhard Langer: Nein, niemals. Es ging ja damals noch sehr, sehr langsam vorwärts. Es war sehr wenig Geld zu verdienen. Das hat sich erst richtig entwickelt, als Tiger Woods kam. Dazu habe ich eine lustige Geschichte. Zwei Monate vorher, im März, habe ich das Australian Masters gewonnen. Da gibt es zwei Leute, die das Turnier organisieren und die haben dann immer beim US Masters eine Woche Urlaub gemacht. Die haben auf mich gewettet, dass ich das Masters gewinne und mehr Geld bekommen wie ich für den Turniersieg. Was haben Sie gesagt? 126.000 Dollar? Ich glaube, sie haben 150.000 gewonnen beim Wetten.

Golf Punk: Im Siegerinterview haben Sie damals gesagt, dass Sie die Back Nine lieber mögen als die Front Nine in Augusta. Hat sich das bis heute so gehalten?

Bernhard Langer: Ja, war immer so, früher noch mehr als heute. Ich fand die ersten Neun immer ein bisschen schwieriger. Auf den zweiten Neun hatte ich das Gefühl, man mehr Birdies machen und weniger Bogeys. Zum Beispiel die 1 finde ich relativ schwierig. Und auch die 3 ist nicht einfach obwohl sie kurz ist. 4 und 5 sind ganz schwer. Die 7 ist inzwischen brutal, seit sie 70 Meter länger ist und die 9 ist auch nicht einfach.

Golf Punk: Sie haben 1985 in Butler's Cabin auch gesagt, das soll nicht ihr einziges Major bleiben im Siegerinterview. 1993 kam dann tatsächlich das Zweite. Aber es klang in dem Interview, als ob Sie ein bisschen früher damit gerechnet hätten…

Bernhard Langer:Ja, das kann gut sein. Ich hatte auch einige Chancen. Die Open hätte ich gewinnen sollen. Da hatte ich fünf, sechs gute Chancen und beim Masters war ich auch ab und zu nah dran. Bei den US Open habe ich mich immer ein bisschen schwerer getan obwohl ich einmal Vierter war und einmal Achter. Und die PGA Championship war aus irgendeinem Grund sowieso nichts. Aber natürlich hatte ich das Gefühl. Ich war einer der besten Spieler der Welt und wollte natürlich auch ein paar Majors gewinnen, ganz klar.

Golf Punk: Bei der Open waren Sie zweimal Zweiter und viermal Dritter. Inwiefern ist es auch immer eine Frage des Glücks?

Bernhard Langer: Das gehört sicher ein bisschen dazu. Immer wenn man gewinnt, hat man irgendwo einen guten Break. Man trifft vielleicht einen Baum, und anstatt, dass der Ball in den Wald reinspringt, springt er raus. Oder man trifft einen Zuschauer und der Ball bleibt am Grünrand liegen. Ein anderes Mal trifft man einen und da geht er weiß Gott wohin. Kam alles schon vor. Was ganz krass war bei der British Open 1985 in Royal St. George's. Nach drei Runden lag ich gemeinsam mit David Graham in Führung und habe an der 4 ein super Eisen eins geschlagen, genau 5 Meter links von der Fahne. Aber dann traf der Ball den Fuß von einem Helfer, der da gar nicht hätte stehen dürfen. Und dann springt er nach links in eine furchtbare Lage mit hohem Rough und ich mache das Bogey, wo ich normal das Birdie oder das Par gemacht hätte. Solche Sachen passieren, wenn man Pech hat. Und genauso kann man Glück haben.

Golf Punk: Sie sind 1993 der letzte Spieler gewesen, der ei Major mit einem Persimmon Driver gewonnen hat. Was mich fast noch mehr erstaunt hat, als ich mir die Schlussrunde von 85 angeschaut habe war, dass Curtis Strange damals schon mit einem Metall Driver geschlagen hat. Wie kam es, dass Sie so lange noch an Persimmon festgehalten haben?

Bernhard Langer: Ich habe mir sehr schwergetan mit dem Metall-Drivern. Ich konnte keinen finden, mit dem ich gerade schlagen konnte oder gar einen Draw. Bei mir gingen die alle mit einem Slice 20 bis 40 Meter nach rechts. Beim Masters hatte ich eh das Gefühl, ich muss den Ball ein bisschen mit Draw schlagen. Ich wusste, ich verliere 10 bis 15 Meter gegenüber den anderen. Aber es hat ja keinen Sinn, wenn ich dauernd rechts im Wald ilege.

Golf Punk: Haben es die technischen Innovationen über die Jahre leichter oder schwerer gemacht, konkurrenzfähig mit den Jüngeren zu bleiben?

Bernhard Langer: Beides. Ich schlage den Ball auch weiter, aber die Jungs schlagen ihn halt noch weiter. Wenn ich damals mit Persimmmon Kopf und Ballata Ball eine Meile schneller war in der Ballgeschwindigkeit, hat das vielleicht einen Meter ausgemacht. Jetzt sind es 2,5 Meter im Durchschnitt. Also einer, der früher 20 Yards Zweiter geschlagen hat, schlägt jetzt 50 Yards weiter. Deswegen gibt es inzwischen Leute, die wahnsinnig weit hauen und andere, die nicht mehr mithalten können.

Golf Punk: 1993 haben sie am Samstag an der 11 zum Birdie eingechippt und an der 13 unter Druck ein Eisen 3 näher an die Fahne gelegt als Chip Beck. Waren das die beiden besten Schläge, die Sie vielleicht jemals beim Masters gemacht haben? Oder bleiben Ihnen noch andere in Erinnerung?

Bernhard Langer: Das an der 11 war ein ganz leichter Chip. Ich hatte gehofft, den einzuchippen, für mich war das kein besonderer Schlag. Aber der an der 13… Ich werde oft gefragt: "Was war Ihr bester Schlag in Ihrer Karriere?" Von der Wichtigkeit her waren das vielleicht die drei besten Schläge in Serie, die ich gemacht habe. Ich hatte einen super Abschlag mit einem Draw um Rae's Creek und dann ein Eisen 3 aus einer hängenden Lage näher ran als Chip Beck, dessen Ball 6 Meter neben der Fahne lag, glaube ich. Ich habe dann auf 5 Meter oder 4 Meter gehauen und den Putt gelocht. Das war wieder ein Lucky Break. Ich konnte bei Chip Beck sehen, wie der Putt läuft und dann meinen gemacht. Somit habe ich einen Schlag gut gemacht, wo ich eventuell einen Schlag hätte verlieren können.

Golf Punk: Ich habe gelesen, dass 1993 das Turnierkomitee die Fairways so gemäht hat, dass das Gras gegen die Spielrichtung stehet und dadurch natürlich die Länge noch mal reduziert worden ist. Macht das Ihren zweiten Mastersieg noch bemerkenswerter?

Bernhard Langer: Wissen Sie wie das mit den Fairways entstanden ist? Wir waren beim Champions Dinner und der Chairman sagte etwas in der Art: "Gentlemen, wenn Sie irgendetwas haben, was wir besser machen können, lassen Sie es mich wissen." Und Arnold Palmer steht sofort auf und sagt "Ja, Mr. Chairman, die Hälfte der Fairways steht so und die andere so. Wenn man mit der Mährichtung landet, rollt der Ball 50-60 Yards, gegen die Mährichtung stoppt er nach 10. Wir sind gut, aber nicht so gut, dass wir immer die Mährichtung treffen können." Der Chairman hat so ein bisschen genickt, sich eine kleine Notiz gemacht und von dem Tag an haben sie alles in Richtung Abschlag gemäht. Man glaubt gar nicht, was das für einen Unterschied macht. Der Ball rollt nicht mehr so, wie es früher war. Und auch mit den Eisen. Wenn das Gras gegen mich steht und ich meinen Eisenschlag nur ganz leicht fett treffe, steht das Gras zwischen Schläger und Ball und ich habe einen Flyer oder bekomme keinen Backspin.

Golf Punk: War das Ergebnis so gewünscht von Arnold Palmer?

Bernhard Langer: Ich weiß nicht, was er sich gewünscht hat, aber manchmal muss man aufpassen, was man sagt. Vielleicht hat er gehofft, dass alles in die andere Richtung geht oder dass man quer mäht.

Bernhard Langer: Bernhard Langer:
Golf Punk: Sie haben vieles erlebt, wie sich das Masters gegen zu niedrige Scores gewehrt hat. Wie haben Sie diese Entwicklung mit der Zeit erlebt und wie gefällt Ihnen Augusta 2024 im Vergleich zu Augusta 1982?

Bernhard Langer: Nicht alle Veränderungen finde ich gut. Mir hat der originale Platz ohne Rough besser gefallen. Denn es gibt auf der ganzen Welt kein Turnier ohne Rough, nur Augusta. Aber es ist halt mal so und sie haben auch 5000 Bäume gepflanzt und 600 Meter oder mehr dazugelegt. Sie mussten sich wehren, denn als Tiger Woods kam, hat er den Ball so weit geschlagen, dass er den zweiten Schlag auf einem Par 5 mit dem Eisen 9 machte. Nur man kann einen Platz nicht nur für Tiger Woods bauen. Das Lustige war, es hieß "We're gonna Tigerproof our course". Für mich war es genau das Gegenteil. Sie haben ihm mit der Länge mehr oder weniger in die Hände gespielt. Tiger Woods hat anstatt eines Eisen 9 ein Eisen 7 oder 6 genommen, aber es war immer noch einfach für ihn das Par f5 zu erreichen. Aber Leute wie Marc O'Meara, Curtis Strange oder ich, wir haben uns viel schwerer getan, weil der Platz so lang geworden ist.

Golf Punk: Sie sind ja auch Golfplatzdesigner. Wenn Augusta Ihnen erlauben würde, ein Loch zu ändern, was würden Sie machen?

Bernhard Langer: Oh, das ist eine gute Frage. Ich glaube, da gibt es gewisse Grüns, die ich vielleicht verändern würde. Zum Beispiel die 5 finde ich sehr extrem und für die Länge des Lochs auch die 7.

Golf Punk: Phil Mickelson hat kürzlich verraten, dass er ein Verbotsschild geklaut hat, um weiter seinen Towel Drill dort zu machen, wo eigentlich nur kurzes Spiel gemacht werden darf. Haben Sie auch schon mal was Verbotenes in Augusta gemacht?

Bernhard Langer: Ja, das habe ich. (Lacht) Jetzt wollen Sie sicher hören, was es war oder? Ich habe einmal am Sonntagabend das Grüne Jackett mitgenommen. Montag früh habe ich gleich einen Anruf bekommen: "Herr Langer, haben Sie eventuell ein grünes Jackett aus Versehen mitgenommen? Schicken Sie bitte es sofort zurück."

Golf Punk: 1986 haben Sie zum Champions Dinner Sauerbraten und Spätzle serviert. 1994 gab es Truthahn und Schwarzwälder Kirschtorte. Wie läuft die Organisation und Planung des Dinners für einen Champion ab?

Bernhard Langer: Ganz einfach. Man spricht mit einer Person, die für Catering oder fürs Essen zuständig ist. Sie sagen: "Wir können alles machen. Wenn Sie ein Rezept haben, schicken sie es uns. Wenn nicht, können Sie auch Ihren eigenen Koch mitbringen". Und ich war überrascht. Das ganze Essen war hervorragend, der Sauerbraten war drei Tage eingelegt, so wie sich's gehört. Und dazu schön Blaukraut und Knödel mir Sauce. Die Jungs fanden es auch sehr gut.

Golf Punk: Das war 1989 etwas anders als Sandy Lyle Haggis serviert hat und die meisten lieber zum à la Carte Menü gegriffen haben sollen. Haben Sie Haggis getestet?

Bernhard Langer: Ich hatte Haggis schon mal probiert und wusste, dass mir das nicht liegt. Es war aber auch mehr eine Vorspeise und da gibt es ja immer zwei oder drei andere Auswahlmöglichkeiten.

Golf Punk: Adam Scott hat jüngst erzählt, dass es beim Champions Dinner keine feste Sitzordnung gibt, aber alle sich doch irgendwie an den gleichen Plätzen einfinden. Wer sind Ihre traditionellen Nachbarn beim Champions Dinner?

Bernhard Langer: Es ist ja eine lange Tafel. An der Spitze sitzen der Chairman, der Titelverteidiger und Ben Crenshaw als unser Spielervertreter. Ich sitze meistens an einer Ecke mit Larry Mize an meiner Seite, weil wir sehr gut befreundet sind. Und dann setzt sich halt mal der Woosie dazu. Oder letztes Jahr war es Scottie Scheffler. Das war sehr interessant. Wir haben uns gut unterhalten und ich fand erstaunlich, wie weit er den Ball schlägt. Eisen vier mit 245 Yards im Flug. Verrückt.

Bernhard Langer:
Golf Punk: Wenn Sie dieses Jahr Ihr letztes Masters spielen haben Sie 41 Mal teilgenommen. Nur elf Menschen haben mehr Teilnahmen. Haben Sie irgendwann mal mit dem Gedanken gespielt, Gary Players 52 zu erreichen?

Bernhard Langer: Nein, das war nie auf meinem Radarschirm. 52 sagten Sie? Das könnte ich eh nicht schaffen. Da habe ich zu spät angefangen.

Golf Punk: Mit 27 geschafften Cuts, davon 19 in Folge, liegen sie in den Masters Rekordbüchern auf Platz fünf. Sind solche Zahlen auch was, worauf Sie mit Stolz blicken? Oder zählen für Sportler am Ende doch nur Siege?

Bernhard Langer: Ich glaube, dass es irgendwo schon zeigt, wie konstant man ist. Denn wie gesagt: Wenige haben es geschafft, so viele Cuts in Folge zu schaffen, das ist nicht einfach.

Golf Punk: Sind Sie jemand, der beim Masters immer in denAndenkenshop geht und sich Andenken mitnimmt oder Bestellungen von Freunden und Familie ausführt?

Bernhard Langer: Ich gehe meistens rein und kaufe mir ein paar Flaggen. Die lasse ich dann zum Teil unterschreiben von allen Siegern und gebe sie als Geschenke weiter. Oder sie werden für einen guten Zweck versteigert. Da habe ich schon 15.000 Dollar bekommen für so eine Flagge.

Golf Punk: Gibt es ein Loch oder vielleicht mehrere in Augusta, die Sie früher gar nicht mochten und heute lieben. Oder andersrum?

Bernhard Langer: Grundsätzlich habe ich keine Löcher, die ich nicht mag. Ich will nicht riskieren, dass ich Antisympathie gegen ein Loch bekomme, damit ich nicht auf einen Abschlag komme und dein Film in meinem Kopf abläuft. Aber ich habe ein Lieblingsloch, die 13 mit ihren Azaleen und Rae's Creek. Es ist ein super angelegtes Risk-Reward-Loch, wo man eine 2 oder 3 spielen kann, aber auch eine 7 oder 8.

Golf Punk: Ich habe zum Abschluss noch ein Bernhard Langer Quiz für Sie. Iher beste Runde wissen Sie sicherlich noch.

Bernhard Langer: Eine 66?

Golf Punk: Ja, genau. 1999 und 2009 jeweils in Runde zwei. Welches Loch in Augusta haben Sie im Turnier noch nie schlechter als Bogey gespielt?

Bernhard Langer: Gibt es da nur eins? Ich habe überall Doppel Bogeys gespielt? Das schockiert mich jetzt. Ich würde mal Tippen die Acht.

Golf Punk: Es war die 6.

Bernhard Langer: Das Par 3, interessant.

Golf Punk: Sie haben in 134 Turnierrunden an einem Loch mehr als 100 Pars gespielt. Haben Sie eine Idee welches?

Bernhard Langer: Wirklich keine Ahnung. Es muss wahrscheinlich ein Par 5 sein, oder?

Golf Punk: Nein, es ist die 16. 101 Pars.

Bernhard Langer: Die 16. Das hätte ich jetzt nie geschätzt.

Golf Punk: Ihre Lieblingsbahn, haben Sie schon selber gesagt, ist die 13, wo sie im Schnitt 0,38 unter Par spielen. Die schwierigste Bahn ist glaube ich auch relativ selbsterklärend.

Bernhard Langer: Ja, das ist die 11.

Golf Punk: Genau. Ganz interessant fand ich, dass die 11 aber nicht die Bahn war, wo sie die meisten Bogeys gespielt haben.

Bernhard Langer: Ja, das ist meistens eher ein Doppelbogey.

Golf Punk: Wissen Sie was das höchste Ergebnis, das Sie jemals an einem Loch gespielt habe?

Bernhard Langer: Ich schätze mal eine 7 oder 8 an Bahn 2.

Golf Punk:Eine bemerkenswerte Erinnerung. In der Schlussrunde 1992 eine 8 an der zwei.

Bernhard Langer: Ja, da war ich mal links da unten im Wald im Graben.

Golf Punk: Was ich am Erstaunlichsten finde ist: Sie haben ja jetzt auch im Senioren-Alter schon viele Runden gespielt. Trotzdem haben Sie relativ wenig Triplebogeys und noch nie ein Quadruple Bogey gespielt.

Bernhard Langer: Das habe ich auch nicht vor. (lacht). Die Triplebogeys waren an der 12, oder?.

Golf Punk: Nein, da noch nicht. Insgesamt waren es tatsächlich nur vier Stück, das fand ich erstaunlich.

Bernhard Langer: Es ist genug. Mehr braucht man nicht. (Lacht)

Golf Punk: Da passt zum Schluss das hier noch ganz gut dazu: Wie viele Löcher in Folge haben Sie ohne Bogey mal gespielt?

Bernhard Langer: Wieder überhaupt keine Ahnung. Ich möchte mal sagen 24.

Golf Punk: Das ist zu bescheiden. Es waren 35.

Bernhard Langer: 35? Fast zwei Runden.

Golf Punk: 1986 in der zweiten Runde von Loch 8 bis bis zur Schlussrunde auf Loch 7 mit sechs Birdies und 29 Pars, eine bemerkenswerte Zahl. Was ist das für ein Gefühl, dass zu diesen unglaublichen Zahlen nach diesem Jahr keine weiteren hinzukommen? Fällt der Abschied da besonders schwer?

Bernhard Langer: Das Gute ist, ich weiß, dass ich weiterhin hinkommen darf und werde. Ich werde weiterhin das Turnier genießen können, auch wenn ich nicht als Spieler dabei bin. Aber es macht schon einen Kloß im Hals. Man überlegt sich schon: "Ist das jetzt die richtige Entscheidung?" Aber ich glaube, es ist Zeit. Der Platz ist einfach sehr, sehr lang. Ich will ja auch nicht jemand sein, der nur spielt, um zu spielen, sondern um zu gewinnen.

Golf Punk: Also die Hoffnung ist, schon am Sonntag Abschied zu nehmen und nicht am Freitag.

Bernhard Langer: Das ist die Hoffnung. Aber es ist mir klar, dass es nicht einfach sein wird.

Featured Stories