Der charismatische Niederländer feierte mit Feyenoord Rotterdam, der PSV Eindhoven, dem AC Mailand, Sampdoria Genua und dem Chelsea FC insgesamt drei Pokalsiege und sechs Meistertitel. Mit Milan gewann er je zweimal den Europapokal der Landesmeister und den Weltpokal und mit der Nationalelf wurde er 1988 in Deutschland Europameister. In 576 Profispielen erzielte er als offensiver Mittelfeldspieler sagenhafte 219 Tore. 1981, 1984 und 1986 war er niederländischer Fußballer des Jahres, 1987 gewann "The Black Tulip" sogar den Ballon d'Or. Um nur mal die wichtigsten Erfolge zu nennen.
Gullits einstiges Markenzeichen, der voluminöse Rasta-Schopf, ist mittlerweile einer grau melierten Kurzhaarfrisur gewichen. Der für die damalige Zeit obligatorische Schnauzer ist auch verschwunden. Doch selbst wenn die Fußballkarriere ihren Tribut gefordert und ihm vor einigen Jahren ein künstliches Knie beschert hat, ist er immer noch so rank und schlank wie zu seinen besten Zeiten. Inzwischen 62 Jahre alt agiert Gullit auf den Golfplätzen dieser Welt mit derselben Eleganz wie früher in den großen Stadien.


»SELBST WENN ICH NICHT GUT SPIELE, DENKE ICH MIR, DASS ICH IRGENDWO IN EINEM BÜRO SITZEN ODER ES ANDERWEITIG SCHLECHTER HABEN KÖNNTE.«
Selbstverständlich lässt es sich Gullit in dieser Funktion auch nicht nehmen, das ProAm beim heimischen Event auf der DP World Tour zu eröffnen. Schließlich wird seit 2024 und bis mindestens 2026 auf seinem Heimatplatz gespielt: "The International" ist ein exklusiver Members Club, von dessen Fairways man problemlos auf die Start- und Landebahn des Amsterdamer Flughafens Schiphol schlagen könnte. Es gab Zeiten, da hat Gullit deutlich über 200 Golfrunden im Jahr gespielt. Mit einem 5er-Handicap spielt er auch heute nicht viel weniger. "Ich versuche, dreimal pro Woche zu spielen. Da ich auch noch viele andere Dinge zu tun habe, reicht es nicht immer für 18 Löcher. Ich mag es jedoch auch, mal nur neun Löcher zu spielen." Neben seinem Heimatclub gehören der Royal Haagsche, Kingsbarns und der Old Course in St. Andrews ebenso zu seinen Lieblingsplätzen wie die spanischen Edelwiesen Aloha und Sotogrande.
Die Liebe zum Golf hat Gullit 1990 in Italien entdeckt. Als er in Mailand spielt, bekommt er ein Lederbag und Golfschläger geschenkt. "MacGregor-Jack-Nicklaus-Persimmonhölzer. Ich habe sie immer noch, auch wenn sie heute nur mehr museale Zwecke erfüllen. So hat alles angefangen." Allerdings stellt er schnell fest, dass er womöglich den falschen Stadtclub gewählt hat. "Wir waren immer ein bisschen neidisch auf Inter, weil zu deren Übungsanlagen ein Golfplatz gehörte." Seine beste Runde? "Even Par in Hilversum - von den weißen Abschlägen, wohlgemerkt." Auch wenn ihn sein Ehrgeiz auf dem Golfplatz oftmals dazu verleitet, zu viel zu wollen, genießt der einstige Topstar jede Sekunde. "Selbst wenn ich nicht gut spiele, denke ich mir, dass ich irgendwo in einem Büro sitzen oder es anderweitig schlechter haben könnte, und habe immer große Freude beim Spielen."

Ruuds Vater George war Nationalspieler in Suriname, einer ehemaligen niederländischen Kolonie (bis 1975) im Norden Südamerikas. Das nur 600.000 Einwohner zählende Land war und ist die größte Talentschmiede für den niederländischen Fußball: Neben Gullit hatten auch viele seiner Teamkollegen der damals goldenen Generation (u.a. Frank Rijkaard, Edgar Davids oder Clarence Seedorf ) Wurzeln in Suriname. Das gilt auch heute noch für internationale Topstars wie Virgil van Dijk, Xavi Simons, Denzel Dumfries, Donyell Malen oder Ryan Gravenberch.
Das Privatleben des Ruud Gullit verlief insgesamt recht turbulent. Aus letztlich drei gescheiterten Ehen sind insgesamt sechs Kinder hervorgegangen. Seit einigen Jahren hat er eine neue Lebensgefährtin und scheint damit sein finales Glück gefunden zu haben. In mehrfacher Hinsicht, denn Freundin Maggie ist noch golfverrückter als er. "Als ich sie kennengelernt habe, hat sie kein Golf gespielt. Aber ich habe sie geradezu angefixt. Sie spielt mittlerweile häufiger als ich." Wieder dieses breite Lachen. Als passionierter Golfspieler hat er eine ebenso interessante wie revolutionäre Vision: "Ich denke, man müsste Golfplätze künftig anders gestalten. Für viele sind neun Löcher zu wenig. Andere haben nicht genügend Zeit für 18 Löcher. Deshalb plädiere ich für drei Sechs-Loch-Schleifen, die alle am Clubhaus ankommen, sodass du wählen kannst, ob du sechs, zwölf oder 18 Löcher spielen willst."


Ob er 2026 erneut als "Director of Atmosphere" bei der KLM Open fungiert, steht in den Sternen. In der Zwischenzeit golft er fleißig weiter. "Ich spiele häufig mit Marco van Basten., aber auch mit Jamie Redknapp, Gianfranco Zola oder Andrij Schewtschenko und vielen anderen." Doch bevor ich jetzt für die Jüngeren wieder anfange, diese Topstars aus dem vergangenen Jahrtausend vorzustellen - es reicht fürs Erste, dass ihr wisst, wer Ruud Gullit ist.

Steckbrief
NameRuud Gullit
Jahrgang
1962
Wohnort
Amsterdam
HCP
5
Lieblingsgolfplatz
Royal Haagsche
Erfolge (Auszug)
1984, 1986 + 1987
Eredivisie
1987
Ballon d'Or
1988
Europameister
1989 + 1990
Europapokal der Landesmeister
Weltpokal
1997
FA Cup