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Quick-Interview

Der Spieler-Flüsterer

Von Fritz Lüders, Fotos: Getty Images

Andrew "Chubby" Chandler zählt zu den bedeutendsten Sportmanagern der Welt und brachte schon Profis wie Rory McIlroy und Darren Clarke groß raus. Im Interview gewährt Chandler einen Blick hinter die Fassaden der European und PGA Tour.

GolfPunk: Du hattest von Newcomern bis zu Major-Siegern schon zahlreiche Spieler unter Vertrag. Wonach suchst du sie dir aus?
Chubby Chandler: In erster Linie muss ich sie persönlich mögen. Natürlich schaue ich auch danach, wie gut sie sind, aber nicht jeder wird sportlichen Erfolg haben und ein Top-Spieler werden. Das Talent ist nicht so wichtig, schließlich haben alle Talent, die sich auf dieser Bühne präsentieren. Diejenigen, die Weltklasse-Spieler werden, haben was in der Rübe, zeigen Herz und haben Eier.

GP: Wie eng ist die Verbindung zwischen dir und den Spielern?
CC: Wir haben fast jeden Tag Kontakt. Auf jeden Fall an den Tagen, an denen sie spielen.

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DIE RICHTIG ERFOLGREICHEN SPIELER HABEN WAS IN DER RÜBE, ZEIGEN HERZ UND HABEN EIER.
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GP: Du hast Spieler sowohl auf der European als auch auf der PGA Tour. Nach welchen Kriterien entscheidet ihr, welche Tour in Angriff genommen wird?
CC: Um ehrlich zu sein, ist es für fast alle Spieler das große Ziel, nach Amerika zu kommen. Es gibt allerdings verschiedene Wege dorthin. Manche schaffen es über die Top 50 in Europa, andere über die Money List in Asien. Jeder Spieler ist anders und meine Aufgabe ist es herauszufinden, welcher Weg sich am besten eignet.

GP: Also immer der kürzeste Weg zur PGA Tour?
CC: Nicht der kürzeste, aber der einfachste. Meine Jungs müssen dann den Schritt gehen, wenn sie bereit sind. Beispiel Matthias Schwab: Ich hätte ihn auch zum US-Open-Qualifying nach London schicken können. Und hätte er einen Startplatz gewonnen, wäre er zum Major geflogen. Das hätte ihn die vier oder fünf Wochen von der European Tour ferngehalten. Aber sein Ziel sollte sein, am Ende der Saison in Dubai zu spielen und die Tourkarte zu halten. Da hilft ein kurzer Auftritt bei den US Open nicht weiter. Auch wenn die Spieler natürlich immer zu den großen Turnieren wollen, muss ich auf so etwas achten.

GP: Wird die wirtschaftliche Diskrepanz zwischen European und PGA Tour immer größer?
CC: Die Lücke wird nicht größer. Eher sehe ich ein Comeback der European Tour durch die Rolex-Events. Man wird die PGA Tour nie einholen können. Aber schaut man auf Spieler, die beide Touren mitnehmen, dann geht es bei denen fast immer um mindestens sieben Millionen Dollar. Man darf nur nicht erwarten, dass alle großen Namen antanzen, wenn man so ein Preisgeld ausschreibt. Spieler finden immer irgendeinen Grund, warum sie spielen oder nicht spielen wollen. Wir müssen nur darauf achten, dass immer ein paar gute auf beiden Touren antreten. So lange ist alles gut.

GP: Belgian Knockout, GolfSixes, Shot Clock Masters - die European Tour probiert vermehrt neue Formate aus. Was hältst du davon?
CC: Es ist ein mutiger Schritt von den Organisatoren. Beim Shot Clock Masters sehe ich es aber etwas komplizierter. Ich finde schade, dass es keine Austrian Open gibt. Es heißt nun Shot Clock Masters, gibt aber keinen Uhrensponsor. Hätte man einen großen Betrag von Rolex oder Omega erhalten, hätte der Name Sinn gemacht. Aber wie es jetzt ist, könnte das gleiche Konzept auch unter dem Namen der Austrian Open laufen. Schließlich will der Sieger am Ende garantiert lieber ein Austrian Open Champion als ein Shot-Clock-Masters-Sieger sein.

GP: Ziehen solche Formate denn neue Zuschauer an?
CC: Die GolfSixes haben junge Leute angezogen, von denen wahrscheinlich viele nicht häufig Golf spielen. Ich glaube aber, dass es noch mehr helfen würde, wenn man Unter-18-Jährigen einfach freien Eintritt gewährt.

GP: Es gibt Gerüchte über eine neue Weltliga, die World Golf Series. Weißt du mehr?
CC: Ich glaube nicht, dass die zustande kommt. Die besten Spieler der Welt brauchen nicht mehr Geld, sondern Weltranglistenpunkte. Und die wird es auf so einer Tour vorerst nicht geben. Man müsste einen gigantischen Betrag auf den Tisch legen, um die besten drei oder vier Spieler zu den Events zu locken. Darüber hinaus würde sich dann die PGA Tour querstellen und Spieler von eigenen Events verbannen. Wieso sollten sich Spieler von der PGA Tour lossagen, wenn sie dort jede Woche unter besten Bedingungen um fünf bis zehn Millionen Dollar spielen können, mit dem Privatjet von Turnier zu Turnier fliegen, ein Auto gestellt bekommen und in einem wunderbaren Hotel wohnen?

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